Medien haben im Dezember über eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO zu den Auswirkungen der E-Mobilität und Digitalisierung auf die Beschäftigung in Deutschland berichtet. Die Forscher kooperierten für ihre Untersuchung mit Volkswagen und erhielten tiefe Einblicke in die Produktions- und Planungszahlen des Konzerns. Mittlerweile wurde die Studie veröffentlicht.
Die Autoindustrie steht angesichts klimapolitischer Anforderungen, der Digitalisierung und neuer Geschäftsmodelle vor der tiefgreifendsten Transformation ihrer Geschichte. Technologisch und regulatorisch getriebene Trends wie alternative Antriebe, das autonome Fahren oder neue Mobilitätsdienstleistungen stellen die Branche vor große Herausforderungen, eröffnen aber auch neue Perspektiven für Wachstum und Beschäftigung.
Für aussagekräftige Analysen und Prognosen bedarf es konkreter produkt- und prozessbezogener Zahlen, Planungsdaten und fachlicher Einschätzungen aus dem Unternehmenskontext. Diese habe Volkswagen auf Initiative seines Nachhaltigkeitsbeirats erstmals zur Verfügung gestellt, erklärt das Fraunhofer IAO. Die neu erschienene Studie „Beschäftigung 2030: Auswirkungen von Elektromobilität und Digitalisierung auf die Qualität und Quantität der Beschäftigung bei Volkswagen“ ermögliche eine breite Übertragbarkeit der Befunde, da mit den zur Verfügung gestellten Daten eine umfassende Betrachtung vorgenommen werden konnte, die Rückschlüsse auf das gesamte automobile Ökosystem zulässt. Dazu seien in Deutschland zahlreiche Standorte analysiert worden.
Auswirkungen der E-Mobilität & Digitalisierung
Das zentrale Ergebnis der Studie: Das immer wieder befürchtete Szenario von massenhaft wegfallenden Arbeitsplätzen bewahrheitet sich aufgrund der Planungen und Szenarien bei Volkswagen nicht. So werden die Beschäftigungsverluste durch Elektromobilität in der Fahrzeugfertigung weitaus geringer ausfallen, als in bisherigen globalen Studien prognostiziert. Stärker betroffen ist der Bereich der Komponentenfertigung, da der Arbeitsaufwand für den elektrischen Antriebsstrang hier im Gegensatz zum herkömmlichen Antrieb sinkt.
Volkswagen hat bereits reagiert und Gegenmaßnahmen ergriffen, um die Beschäftigungseffekte infolge der Elektromobilität abzufedern, zum Beispiel durch das Erschließen neuer Kompetenzfelder wie der Batteriezellentwicklung und -fertigung. „Zudem zeigt sich, dass die Umstellung auf Elektromobilität als Katalysator für die Automatisierung von Tätigkeiten in der Produktion und Logistik fungieren kann, was insbesondere direkte Arbeitsplätze in diesen Bereichen betrifft“, so die Fraunhofer-Forscher.
Was den zweiten Treiber Digitalisierung angehe, sei mittelfristig sogar zunächst mit einem Jobzuwachs zu rechnen, da deren Umsetzung sehr komplex sei und entsprechende Ressourcen erfordere. Dies betreffe vor allem den Bereich der indirekten Beschäftigten.
Florian Herrmann, Projektleiter am Fraunhofer IAO, fasst die Erkenntnisse der Studie zusammen: „Die Auswertung der unternehmensspezifischen Daten von Volkswagen zeigt, dass es keinen einheitlichen Trend der Beschäftigungsentwicklung für die nächsten zehn Jahre gibt. Je nach Bereich können neue Arbeitsplätze entstehen, wegfallen oder sich inhaltlich stark verändern.“ Dabei müsse man zwischen den technologiegetriebenen qualitativen und den quantitativen Veränderungen der Arbeit unterscheiden. Während sich die quantitativen Veränderungen bei vorausschauender Planung auch aufgrund der demografischen Entwicklung im untersuchten Fall sozialverträglich gestalten lassen würden, verlangten die qualitativen Veränderungen einen „teils massiven“ Kompetenzaufbau.
„Das vielschichte Bild, das die Studienergebnisse zu Tage gefördert haben, zeigt: Der Wandel infolge der beiden großen Veränderungstreiber Elektromobilität und Digitalisierung ist beherrschbar, wenn er wie im Falle Volkswagens aktiv gestaltet wird“, sagt Michael Sommer, Mitglied des Nachhaltigkeitsbeirats des Konzerns. „Jetzt gilt es, die vorhandenen Transformationsinstrumente und -maßnahmen in einem weiteren Schritt näher zu untersuchen und weiter auszubauen.“
Hacky meint
In der Studie ging es um die Arbeitsplätze bei VW. Die erhöhen die Wertschöpfung und werden zu den Gewinnern der e-Mobilität gehören. Die Arbeitsplätze werden bei Bosch, Continental, Schäffler, ZF, etc. und vermutlich auch bei BMW, Mercedes, Opel, Aral, etc. wegfallen. Dafür entstehen neue in vielen anderen Bereichen.
toomi meint
Wenn die Verbenner Verkäufe spürbar zurückgehen, werde trotzdem jede Menge Arbeitsplätze wegfallen. Das ganze funktioniert nur noch weil sich genug Leute einen Verbrenner kaufen.
alupo meint
Nein, denn wenn Verbrenner weniger gebaut werden und dafür auspufflose Autos mehr, dann bleibt das meiste am Auto arbeitsmäßig gleich, einiges entfällt (Verbrenner, Abgasreinigung, AS(U) etc.) und anderes kommt hinzu (eMotor, Leistungselektronik, Batterie etc.).
Wenn man wie früher aber sagt, wir machen die hinzukommenden Teile nicht weil wir sie aus Asien beziehen, ja, dann ist ein Rückgang der Beschäftigung unausweichbar. Insbesondere weil mit dem eAuto langfristig auch viele Jobs bei Lungenärzten und Kliniken entfallen ;-).
Daher fand ich Aussagen wie die von Bosch, dass sie keine Akkus bauen „weil man damit nichts verdienen könne“, nicht nur geschäftsschädigend, sondern geradezu arbeitsplätzezerstörend. Wenn sie gesagt hätten, wir (Bosch) trauen uns das nicht zu wäre das für mich ok gewesen. Aber ihre Begründung zu verallgemeinern, und das auch noch falsch wie man anhand Panasonic in der GF1 sieht (ich denke LG, Samsung und CATL schreiben sicher auch keine Verluste), ist nur eine Ablenkung dafür dass man selbst nicht kann oder nicht will.
Ich war schon immer überzeugt dass dies kein Problem in der Herstellung sein wird. Und genau das ist nun das Ergebnis der Fraunhoferstudie mit den Daten von VW. Sehr schön.
Jörg2 meint
Das ist eine gute argumentative Hilfestellung von VW an die Politik, gehen das Argument: Die eMobilität würde erheblich Arbeitsplätze abschaffen und die Regierung fördert das….
Also, so die Studie: die Umstellung hat keine wesentlichen Auswirkungen auf die Arbeitsplatzmenge. Bitte den Fördergeldhahn weiter aufgedreht lassen…..
Reiter meint
Das ist mir alles zu unsicher….bauen wir doch eine Mauer um das Verbrennerparadies und erfreuen uns an den luftreinigenden Dieseln. Dann bleibt uns mehr von der brüchigen, verseuchenden, tötenden Druschba- pipeline, wenn andere da mitmachen. ????
stdwanze meint
Das mit den Luftreinigenden Dieseln habe ich am Anfang für Satire gehalten, bis ich merkte das ICE Verfechter das ernst meinen. Auf welche Schule muss man gegangen sein um sowas zu glauben?
T. Pietsch meint
Ich denke eine wo mein seinen Namen tanzt….
AlBundy meint
Wohl eher nicht.
Aber interessant wäre weichem diskriminierenden Vorurteil Sie da den Steigbügel halten
Übrigens. Ich kann tanzen. Auf Hochzeiten, Vulkanen und wenn ich mag auch meinen Namen. Nur glauben werde ixh der Verbrenner und Verbrecher Industrie nicht mehr
AlBundy meint
Ps. Und ich wähle grün und finde manchmal sogar den Söder und die Merkel gut
Richard meint
hast Du selber nachgemessen? Es geht darum, dass sich ein moderner Diesel in (hoch belasteten) Städten eher positiv auf die Feinstaubbelastung auswirkt. Es geht dabei nicht um CO2.
Reiter meint
Wieviel Prozent erzeugt der Diesel Bremsfeinstaub, wieviel Reifenabrieb und filtert er das direkt raus oder bilanziell?