Stephan Winkelmann führt für den Volkswagen-Konzern die Luxus-Marken Lamborghini und Bugatti. Im Gespräch mit dem Handelsblatt hat der Manager erklärt, dass auch die Nischenhersteller vor einer elektrischen Zukunft stehen.
Lamborghini hat 2019 mit dem Sián sein erstes elektrifiziertes Modell vorgestellt, im Mittelpunkt steht bei dem hybriden Super-Sportwagen aber weiter der Verbrennungsmotor. In Zukunft soll der E-Antrieb stärker in den Fokus rücken: In diesem Jahr will Winkelmann eine grundlegende Neuorientierung der italienischen Marke präsentieren – samt Elektro-Strategie. „Sicherlich noch vor dem Sommer werden wir mit wichtigen Neuigkeiten aufwarten“, kündigt der 56-Jährige im Interview mit dem Handelsblatt an. „Das schließt auch die Elektrifizierung ein.“
Allerdings wird sich Lamborghini deutlich langsamer als etwa die Konzernschwester Porsche elektrifizieren: Die neuen E-Modelle sollen am Ende der laufenden Dekade auf den Markt kommen. Es soll sich dabei nicht nur um Hybride handeln, Winkelmann hält Teilzeit-Stromer ohnehin nur für eine Übergangslösung. „Auch für Supersportwagen wie Lamborghini wird es in weiterer Zukunft nur noch den Elektroantrieb geben“, so der Markenchef. Synthetische Kraftstoffe – auch E-Fuels genannt – sieht er nicht als Option: Das sei „keine klare Strategie“ für die Zukunft.
Mit Blick auf die Leistung stehen Elektroantriebe hochgezüchteten Verbrenner-Aggregaten in nichts nach, tatsächlich ermöglichen sie sogar potentere Sportwagen. Was fehlt, ist nach Meinung von Puristen die für leistungsstarke Benziner typische Geräuschkulisse. Lamborghini will sich hier etwas einfallen lassen: Elektroautos könnten nicht einfach wie Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor klingen, meinte Winkelmann. „Das muss etwas anderes sein.“
Lamborghini wird für seine Elektrifizierung auf Bauteile aus dem Volkswagen-Konzern zurückgreifen. „Aber nur dort, wo es mit unserer Marke vereinbar ist“, betonte Winkelmann. Konkretes zu den E-Plänen des Sportwagenbauers verriet er nicht. Wie Lamborghini einen rein elektrischen Sportwagen interpretieren könnte, haben die Entwickler schon 2017 mit der Studie Terzo Millennio gezeigt.
Die Zukunft von Bugatti ist noch offen. Berichten zufolge könnte die französische Luxusmarke an das kroatische E-Auto-Startup Rimac verkauft werden, an dem Porsche erst kürzlich seinen Anteil abermals erhöht hat. Zusammen könnten sie Bugatti auf E-Antriebe umstellen. Wenn es nach Winkelmann geht, steht die Elektrifizierung auf jeden Fall auf dem Programm: „Wir haben noch viele Ideen“, kündigte er an. „Ein zweites Modell für Bugatti sollte unbedingt vollelektrisch sein, das ist für mich klar.“
David meint
Spannend wird vor allen Dingen sein, was Platzhirsch Ferrari vorhat. Bisher glauben sie ja, bis 2030 mit Verbrennern durch die Tür zu kommen. Da wage ich mal zu sagen: Nein! Nicht etwa, weil die Kundschaft plötzlich ihr Gewissen entdeckt. Dann würde sie nicht mehr Ferrari fahren.
Nein, sie kommen irgendwann schlicht nicht mehr in ihre It-Places rein, weil Inseln, Bäder, Alpenparadise, aber auch die größten Großstädte vorzeitig laute Dreckschleudern aussperren werden. Und wenn es noch geht, wird man sich statt erwünschter Bewunderung Hass zuziehen. Wir kennen das von Nichtrauchern: am militantesten sind die, die vor kurzem noch selber geraucht haben.
StugiLife meint
Ich erinnere mich noch an ein Interview mit dem Solarworld Gründer Asbeck. Auf die Frage warum er Ferrari fährt war seine Antwort “ Irgendwer muss doch das eingesparte Erdöl verbrennen “ :-)
Andy meint
.. träumen sie weiter, da ist doch wohl eher der Neid der Vater des Gedanken….
Sebastian meint
Manche können sich nicht mal eine Wartung bei Ferrari leisten, zerreissen aber alles in Grund und Boden. Ferrari = böse / aber 12 Mio. Mutti Taxis mit Diesel Motor sind keinerlei Erwähnung wert.
David meint
Ich finde an dem Artikel interessant, dass hier seitens Winkelmann den e-fuels eine Absage erteilt wird. Immerhin vertritt er eine Konzerntochter aus dem VW Konzern und das Statement steht im Widerspruch zu Äußerungen von Porsche. Wobei ich glaube, Porsche muss das sagen, um seine 911-Opas zu versöhnen. Denn noch sind das zahlungskräftige Kunden bevor die Seniorenresidenz zuschlägt….
LiPo meint
Porsche hat nicht die älteste Kundschaft. Durchschnittsalter beträgt 53, der Anteil der Ü60 Kunden liegt bei 19%, bei den 20 – 29 Jährigen Kunden sogar 23%
David meint
Zu kurz gesprungen. Dann schau mal, welche Altersgruppe welches Modell kauft. Und vor allem musst du hinter die Firmenzulassungen schauen, sonst hast du kein Big Picture. Ich meine, wer kauft den privat einen Porsche, wenn man steuerlich besser wegkommen kann? Und ne Firma hat oder gründet die Zielgruppe schnell.
StugiLife meint
@David
Dann erzähl mal, welche Altersgruppe kauft welches Model und wer privat und wer gewerblich? Du weißt es nicht? Macht nix, ist auch egal.
In meiner Stadt ist die Porsche Dichte bekanntlich sehr hoch und ich kann daher meine eigene Erfahrung beitragen. Ich kenne zb. einen 21 Jährigen 911 Turbo Fahrer, privat und selbst gekauft. Ist nur ein Beispiel ohne Relevanz.
Jürgen Baumann meint
Die nächste Radau Marke fällt um. Gut so!
Andreas meint
Dieser Dinosaurier dürfte wohl einer der letzten und obsoletesten Marken sein..
‚Ach ja, da ist noch Bugatti. Noch so ein Pet-projekt von gelangweilten VW-Vorständen.
Rimac will Bugatti sicherlich nur als Geschenk mit Mitgift. Rimac hat in kW-geilen BEV Kreisen schon einen Ruf und kann hier nur Geld vernichten mit so einem Verbrenner-Dino.
Jeru meint
Geräusche sind einfach eine weitere Ebene der Sinneswahrnehmung. Ein Erlebnis, welches viele Sinne anspricht ist aus meiner Sicht einfach intensiver und die Verbindung „Geräusch zu Vorgang“ bleibt hängen.
Wenn ich einen beschleunigenden V8 höre, versetzt sich mein Kopf direkt an das Steuer und erzeugt so ein sehr positives Gefühl.
Auch bei E-Fahrzeugen kann durch den Einsatz von Geräuschen diese Verbindung hergestellt werden, siehe Porsche und Weitere. Unsere Köpfe werden diese Geräusche dann mit der entsprechenden Situation verbinden und uns Freude bescheren.
Es ist die Kombination aller Sinneseindrücke, die einen Beschleunigungsvorgang so intensiv erscheinen lassen. Ohne Vibrationen, Geräusche oder die Umgebung bleibt der Druck in den Sitz. Ist der selbe Druck in den heimischen Bürostuhl mit der Beschleunigung in einem Porsche Taycan zu vergleichen. Sicher nicht. Warum? Weil es eine Kombination vieler Sinne ist und auf das Geräusch zu verzichten, macht es eben weniger „umfangreich“.
Petzi meint
Wenn das künstliche Fahrgeräusch nur die Insassen beglückt, soll es mir recht sein.
Ich habe allerdings so meine Zweifel, dass die Geräusche das Sinneserlebnis so verschönern, wenn man weiß, dass sie aus dem Lautsprecher kommen.
Ich finde beim E-Auto gerade so beeindruckend, dass die Beschleunigung so lautlos, ruckfrei und spontan vonstatten geht.
Andreas meint
@Jeru, naja, wenn mal als Kind auf sowas geprägt wurde.
Ist sowas wie vergrabene Eier. Manche mögen es. Genauso wie Passivrauchen in der Bahn oder der Geruch von Napalm am Morgen.
Wächst sich aus der Gesellschaft raus und dann gibt es Opa-Klubs, die Sonntags mit Ausnahmegenehmigung auf dem Nürburgring ihre CO2-emissonskompensierte Runde drehen dürfen, bis sie irgendwann nicht mehr selbständig den Weg finden.
Jeru meint
Ich kann ihren Reflex nachvollziehen, denke aber, dass meine Beschreibung universeller ist und nicht nur für z.B. das „Erlebnis Beschleunigung“ gilt.
Das sind wirklich meine eigenen Gedanken und ich habe keinerlei Fachwissen in diesem Bereich. Ich denke dennoch, dass mein Beispiel plausibel ist. Wenn Sie aus einer bestimmten Situation, Schritt für Schritt einzelne Sinne entfernen, kann sich die Gestalt der Erfahrung massiv ändern. Der alleinige Druck in den Sitz kann den Eindruck beim Startvorgang in einem Flugzeug nicht beschreiben. Erst durch die Geräusche, Gerüche oder weitere visuelle Eindrücke wird die Erfahrung komplett.
Wie auch immer: Aus meiner Sicht werden auch beim BEV die Geräusche eine wichtige Rolle beim „Transport“ der Erfahrung spielen. Und mit Sicherheit reden wir dann nicht über ein „Brumm Brumm“. Das gehört zur VKM und sollte auch da bleiben.
Yoyo meint
1 +
Genauso wird es kommen. Ich gönne es denen sogar, weil dann noch etwas Leben in ihnen erwacht, denn „untenrum“ ist es ja dann schon lange still.
Kenne ich von Erzählungen meines Opas, so die immer in 8 Stunden (angeblich!) von Dortmund bis Rimini gerast waren.
Andi EE meint
Die Essenz von allem = der Laubbläser! Ohne dieses Gerät bekäme doch nicht Nachbarschaft nicht, dass man sich ums Allgemeinwohl kümmert.
Daniel S meint
Wenn Geräusche dann bitte mechanisch erzeugte. Z. B. Energica Elektro-Mororräder haben deshalb ein Untersetzungsgetriebe das Geräusche macht.
andi_nün meint
Wer will diesen langsamen Kübel noch, wird doch von einem Taycan Turbo komplett verblasen.
Peter W meint
Lärm ist für viele ein Ausdruck von Kraft. Ein brüllender Löwe wirkt viel potenter als ein lautlos lauerndes Krokodil. Dabei hält sich der Löwe vom träge wirkenden Reptil fern. Selbst die eigentlich unhörbaren Raumschiffe bei Star-Wars machen Geräusche. Lustig, aber eben typisch Mensch. Will man es eher „natürlich“ muss man Stanley Kubricks Odysee im Weltraum anschauen.
Aber sorry, das ist ein anderes Thema …
SantoDomingo meint
Krokodile sind alles andere als lautlos. Sie fauchen, brüllen, knurren, und das sogar in beträchtlicher Lautstärke. Im Krüger Nationalpark machen sich Löwen öfters einen Spass mit den großen Krokodilen und springen auf deren Rücken, schlagen mit den Tatzen auf die Schnauzen etc.
Andreas meint
Genauso lächerlich wie Potenzmittel aus Nashorn-Horn.
THeRacer meint
… oder ,Gravity‘ oder ,Interstellar‘ …
… die Wahrnehmung der echten Umgebungswelt auf einer einsamen Landstraße durch Wald und Flur und Berg und Tal, mit Vogelzwitschern, dem Wechsel zwischen kühlen und warmen Luftströmungen, könnte in einem strömungs-, und abrollgeräuschoptimierten BECabrio auch ein besonderes Vergnügen sein …
sozusagen ein terranischer Flächengleiter, angetrieben von der Energie der Sonne (Photovoltaik), wie ein Segelflugzeug von der Thermik oder ein Segelschiff vom Wind … ;-)
Tommi meint
Lustig, dass das mit der Geräuschkulisse so ein Problem ist. Wir sind so konditioniert, dass Leistung mit Lärm einher geht. Vielleicht ändert sich das irgendwann. Wenn dann einer mit seinem lärmenden V12 Verbrenner locker vom geräuschlosen Elektroauto abgehängt wird, könnte das ein erster Schritt sein, die Assoziation zu überdenken.
Längsdenker meint
Ich sehe das wie beide, Peter und Tommi.
Diese Lust am Lärm beobachtet man auch bei Garten- und Holzsäger. Auch die werden dazu lernen.
StugiLife meint
Wer wie ich über 40 Jahre in der Autobranche beschäftigt war, der hat schon lange keine Lust mehr auf Krach oder agressiven Motorenlärm jeglicher Art, ganz im Gegenteil. Wobei die Abroll und Windgeräusche eines bestimmten BEV für mein Empfinden störender waren als die Geräuschkullisse meines sehr leisen Verbrenners. Ich hoffe da tut sich noch was.
DerMond meint
„dass Leistung mit Lärm einher geht. Vielleicht ändert sich das irgendwann.“ Das wird nicht einfach, weil in zu vielen Bereichen Leistung mit Lärm einhergeht.
Aber es kommt eine wechselförderliche Imagesache hinzu. Motorlärm heißt nicht mehr dass ich mir ein schnelles Auto leisten kann, sondern das ich die arme Socke bin die daheim wohl keinen Stellplatz mit Wallbox hat.