Saudi-Arabien ist mit Öl reich geworden und hat sich in den vergangenen Jahrzehnten auf diese Industrie konzentriert. Angesichts der Endlichkeit der Ressource sowie des erwarteten Booms von Erneuerbaren Energien und Elektroautos ist das kein langfristiges Geschäftsmodell. Die Herrschenden des Königreichs sind sich dessen bewusst und treiben verstärkt alternative Einnahmequellen voran, dazu könnte auch eine eigene Produktion von E-Autos gehören.
Ein Autowerk in Saudi-Arabien war schon früher im Gespräch. Vor einigen Jahren überlegte etwa der britische Autokonzern Jaguar Land Rover, dort eine Fabrik hochzuziehen, die Pläne wurden aber nicht realisiert. Nun unternimmt das Land laut einem Bericht einen weiteren Anlauf. Wie die US-Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen schreibt, wurden bereits Berater angeheuert. Sie sollen den Aufbau einer Elektroauto-Marke in Saudi-Arabien prüfen.
Das Projekt sei verknüpft mit schon existierenden Plänen, eine Autozulieferer-Industrie aufzubauen und die lokale Fertigung zu forcieren. Bei dem Vorhaben dürfte wohl auch der saudische Staatsfonds PIF eine Rolle spielen. Dessen 400 Milliarden Dollar verwaltenden Manager hatten bereits in einen kleinen Anteil an Elektroauto-Pionier Tesla investiert, zwischenzeitlich stand sogar eine mögliche Privatisierung des US-Herstellers im Raum. Entsprechende Pläne von Tesla-Chef Elon Musk sorgten jedoch für Ärger mit der US-Börsenaufsicht SEC und wurden später abgeblasen. Die PIF-Manager gingen anschließend auf Abstand von Tesla.
Weiter beteiligt ist der saudi-arabische Staatsfonds am US-Elektroauto-Startup Lucid Motors. Eben dieses Unternehmen soll Bloomberg zufolge nun eine wichtige Rolle bei den Autoplänen des Königreichs bekommen: PIF und Lucid Motors sollen über den Bau eines Elektroauto-Werks nahe Jeddah am Roten Meer verhandeln, heißt es.
Lucid Motors hat vor, in diesem Jahr sein erstes Elektroauto auf den Markt zu bringen. Die Limousine Air soll später auch in anderen Märkten wie Europa starten. Die dazu entwickelte Plattform ist laut dem Lucid-Motors-Chef und früheren Tesla-Ingenieur Peter Rawlinson eine der fortschrittlichsten am Markt. Die Architektur könnte auch als Basis für ein saudisches Elektroauto dienen. Der Staatfonds PIF verfügt über ausreichend Kapital für ein solches Projekt.
Offiziell hält sich Saudi-Arabien zu seinen Plänen bedeckt. Im Januar erklärte PIF-Chef Yasir Al-Rumayyan laut Bloomberg immerhin, dass das Königreich in diesem oder im nächsten Jahr konkrete Schritte für den Ausbau der lokalen Fertigung beschließen wolle. Zunächst gehe es um Elektrogeräte. Was Autos betreffe, sehe man sich aktuell mehr als ein Projekt an. „Diese werden in diesem Jahr oder spätestens nächstes Jahr ausgeführt“, so Al-Rumayyan.
leotronik meint
Wie weit ist das türkische EV Projekt?
Sebastian meint
Und was soll dieser Vergleich jetzt bitte schön? Die türk. Lira ist im freien Fall, ebenso die türk. Wirtschaft und der Restfunken an Demokratie.
Was hat das mit dem Artikel zu tun? Wenn Araber einen 880 Meter hohen Tower möchte, bauen die den einfach. Wenn die eine Autofabrikation mit allem drum und dran wollen, bauen die das einfach.
Ebenso Wasserstofffabriken, Solarstrom und und und….
guck mal auf youtube „the line city“ an..
ShullBit meint
Der Public Investment Fund soll die gesamte Transformation der saudischen Wirtschaft stemmen. Er hat wohl mittlerweile Investitionszusagen im Billionenbereich gemacht. Professionelle Investoren schütteln nur noch den Kopf, weil das quasi ungedeckte Schecks sind. NEOM, Red Sea project etc. pp. Alles soll der PIF finanzieren. Nur hat er – zumindest bisher- das Geld gar nicht. Vor wenigen Wochen hat er gerade wider 15 Milliarden an Schulden aufgenommen.
Jörg2 meint
Ich dachte, der Fond wäre über 300 Mrd US$ schwer?
ShullBit meint
Er ist wohl 300-400 Mrd. USD schwer. Wie viel davon schon kreditfinanziert ist, weiß man nicht. Es gibt null Transparenz. Diese 300-400 Mrd. liegen nicht als Liquidität vor, sondern das sind die Buchwerte der Investments. In Deutschland werden die Saudis immer für steinreich gehalten, aber deren Staatsfinanzen sind eher prekär.
Bei rund 21 Mio. Saudis (Rest Expats) liegen im saudischen Staatsfond nur 15.000 bis 19.000 EUR pro Einwohner, was sich durch Kredite ggf. netto noch reduziert. Im katarischen Staatsfond liegen 1 Mio. USD pro Katari. Die werden auch ohne Öl und Gas nie mehr arm sein… Bei den Saudis ist das anders.
Stand jetzt kann der PIF all die Investitionszusagen der letzten Zeit nicht einlösen. Wenn die saudis bei der Transformation der Wirtschafts nicht bald voran kommen, haben sie in 5-10 Jahren Junk-Status.
Jörg2 meint
Danke für die Erläuterung!!!
Sebastian meint
wieso kommen mir spontan elektrische Kamele in den Sinn?
*gg
Spaß beiseite, die Araber sollte man nicht unterschätzen.
Andreas meint
Ich bezweifle, dass Zulieferer und Kunden den Saudis hier die Skills abnehmen. Es gibt genug Firmen, die dort Anlagen, Hotels etc. hinliefern und montieren, aber das ist eine Einbahnstraße. Aus Saudi-Arabien fließt letztlich nur Erdöl und Erdgas. Der Staat und die Kultur konnte es sich bislang leisten, wenig effizienz zu sein und dem sinnlosen Konsum zu fröhnen. Seid einiger Zeit versuchen Sie ihr Erdölgeld so zu streuen, dass sie die Post-Öl-Zeit wirtschaftlich überleben. Wieso Saudis gerade in die hartumkämpften, margenschwachen Autoindustrie einsteigen wollen, hat wohl doch eher mit dem Ego zu tun. So eine „fleißiges Bienchen“-Industrie erscheint wenig kompatibel zu der aktuellen Kultur im Lande.
Prognose: Wird scheitern.
Swissli meint
Ich denke auch, die dortige „Arbeitskultur“ ist dort nicht vorhanden. Die Hälfte der Bevölkerung ist mit dem Königshaus verbunden und hat gutbezahlte Papierjobs. „Niedrige“ Arbeiten werden von Ausländern (Indien usw.) ausgeführt. Da helfen auch all die Petrodollars nichts. Saudi-Arabien und ihrer Bevölkerung geht es noch zu gut, um sich für echte Arbeit die Hände schmutzig zu machen, oder Freizeit einzuschränken.
Tim Schnabel meint
ich dachte eben diese Firma wäre Lucid Motors?! ich bin davon ausgegangen dass die weitestgehend in Saudi Hand ist.
Steven B. meint
die Kompetenz werden sie selbst nicht aufbauen können, sie werden es wie immer machen, wie im Fussball auch – sie werden einfach Technologieträger kaufen. Selbst, sind und werden sie nie in der Lage sein, Hochtechnologie zur Verfügung stellen! Soll die Welt nachher wieder nach Vorderasien schauen, wenn sie Arbeiter ausbeuten Menschenrechte mit Füssen treten, Frauen jegliches rechte absprechen. Wer kauft solche Produkte? Keine S… sorry, aber da ist einfach mal was skizziert worden, um auf sich aufmerksam zumachen in einer Welt die langsam den Ölmultis zu entgleiten scheint… Zum Glück!
AMG Power meint
Ich würde heutzutage keinen mehr unterschätzen! Was haben wir damals im Westen über die „Chinesen“ gelacht, auch wir waren damals der Meinung das die wenn überhaupt nur kopieren können. Und heute, heute lacht keiner mehr über die Chinesen. Alles ist, wenn man nur will und fleißig ist, erreichbar. An Geld wird es bei den Saudis erstmal nicht scheitern, sie müssen es halt nur wollen. Der Rest kommt von selbst. Übrigens, die Menschenrechte werden auch in china getreten, Minderheiten unterdrückt usw.! Oder ist das wieder etwas ganz anderes?