In Deutschland werden immer mehr Autos mit E-Antrieb zugelassen. Eine Sonderauswertung des KfW-Energiewendebarometers beleuchtet, was und wer hinter diesem Anstieg steht. Einer repräsentativen Befragung der staatlichen Förderbank zufolge besitzen zurzeit 1,3 Prozent der Haushalte in Deutschland ein batterieelektrisches Auto oder einen Plug-in-Hybrid. Weitere 1,1 Prozent planen die Nutzung binnen eines Jahres. Gegenwärtig sind es vor allem gut verdienende Haushalte in Ein- oder Zweifamilienhäusern. Auch in ländlichen Regionen sind Stromer deutlich überdurchschnittlich vertreten.
Haushalte mit überdurchschnittlichen Einkommen nutzen rund dreimal so häufig Elektrofahrzeuge wie unterdurchschnittlich verdienende Haushalte, so die KfW. Ähnliches gelte für Haushalte, die in Ein- oder Zweifamilienhäusern wohnen: Hier seien E-Pkw mehr als doppelt so häufig anzutreffen wie bei Objekten mit mehreren Parteien. Auch das Alter der Personen spiele eine Rolle: Bei jüngeren liege der Anteil etwa doppelt so hoch wie bei älteren Personen. Zudem zeigten sich Unterschiede je nach Wohnsitz des Haushalts: Im ländlichen Raum liege der Anteil rund 50 Prozent höher als in den Mittel- und Großstädten.
Zur Abschätzung der künftigen Nutzung hat die KfW diejenigen Haushalte gefragt, die noch kein E-Auto nutzen und dies auch nicht binnen eines Jahres planen, ob beziehungsweise wann sie sich für ein Elektrofahrzeug entscheiden könnten. Etwa die Hälfte geht davon aus, in der Zukunft ein Elektroauto im Alltag zu nutzen; 6 Prozent in den nächsten 2 bis 3 Jahren, 21 Prozent innerhalb von 4 bis 10 Jahren und weitere 22 Prozent im Zeitraum danach. Etwa ein Drittel (32 %) der Haushalte erwartet keinen Umstieg auf ein Elektroauto. Rund 15 Prozent sehen ebenfalls keine Nutzung, kommen allerdings generell ohne Auto aus. Diese Werte bewegen sich laut der KfW insgesamt auf dem Vorjahresniveau, sodass von einer unveränderten Dynamik bei der Nutzung von E-Mobilität ausgegangen werden könne.
Bei den Motiven für die Anschaffung eines E-Fahrzeugs überwiegen der Befragung nach Klimaschutzaspekte (78 %) und der innovative Charakter der Technik (62 %). Hauptgründe gegen eine Anschaffung sind neben dem hohen Preis (61 %) vor allem Bedenken hinsichtlich der Praktikabilität, zum Beispiel mit Blick auf Ladeinfrastruktur (69 %) und Reichweite (54 %). Zweifel an der Umweltbilanz von Elektroautos haben im Zeitverlauf zugenommen und wurden von fast jedem zweiten Haushalt (48 %) im Jahr 2020 gegenüber 36 % im Jahr 2017 geäußert.
In den Klimabilanz-Analysen wird häufig angenommen, dass das E-Auto Fahrten mit einem Verbrenner ersetzt und zudem nicht zusätzlich angeschafft wird. Das KfW-Energiewendebarometer zeigt, dass rund 30 Prozent der Haushalte in Deutschland, die ein Elektroauto besitzen oder die Anschaffung planen, aktuell nur ein Fahrzeug nutzen. Daneben zeigt sich, dass die E-Pkw gegenwärtig tatsächlich vor allem Verbrenner verdrängen: Die Haushalte gaben an, dass fast drei Viertel der mit dem Elektroauto zurückgelegten Strecken sonst mit einem Pkw mit Verbrennungsmotor zurückgelegt worden wären (74 %). Eine Kannibalisierung des öffentlichen Personennahverkehrs (5 %) und Fahrrad (2 %) hält sich in Grenzen.
Daniel meint
Die letzte Auswertung, die ich gelesen hatte (ca. 2 Jahre her) ging doch auch schon in die Richtung: Der durchschnittliche Elektroautofahrer ist über 50 Jahre alt und wohnt auf dem Land.
Das Problem ist doch, dass man Land und Land oft nicht vergleichen kann.
Es gibt wirkliche Pampa, in der weit und breit nichts los ist und es außer der heimischen Steckdose praktisch keine Lademöglichkeit gibt. Und dann gibt es Land, das zwar 90 km von der nächsten Großstadt entfernt liegt, aber einige Kleinstädte in der nähe liegen, ein oder zwei Autobahnen und Bundesstraßen verlaufen, Industrie angesiedelt ist, dann sieht die Sache ganz anders aus.
Ich wohne in einer Kleinstadt (ca. 20000 Einwohner), bin in 15 bis 25 Minuten in 3 weiteren Kleinstädten gleicher Größenordnung, in ca. 1h in der Großstadt. Mein Internetanschluss ist 10 mal schneller als der eines Kollegen in der Großstadt, neben der eigenen Wallbox gibt es 4 Supermärkte mit Ladestationen, zwei obligatorische Bürgermeistersäulen, an der Autobahn Tesla SuC und einen Tripple-Lader, Ladesäulen am Bahnhof und den Autohäusern. Auf allen Hauptfahrrouten vom Wohnort weg in alle Richtungen kommen irgendwann Schnellladesäulen. Egal, ob man hier arbeitet oder in die Großstadt pendelt, alles easy. Das Gleiche gilt auch für alle, die in den Dörfern und Weilern in der Umgebung leben. Auf dem Land finden sich oft die besten Möglichkeiten für Elektromobilität.
Der Diktator meint
Daraus folgt, daß man die wohlhabenden fördern soll. Denn diese Personn*innen bringen die E-Autowende voran.
Eugen P. meint
Natürlich kann man ein E-Auto auf dem Land besser laden als in der Stadt, sowas wie das Outback gibt es in Deutschland nicht. Die Probleme werden die Städter bekommen, nicht die Landeier. Aber da gerade die Städter grün wählen, trifft es die Richtigen.
MichaelEV meint
Echt? Ohne eigene Lademöglichkeit könnte ich in der Stadt viel besser laden als es auf dem Land möglich wäre. Liegt wohl daran, dass es eine Stadt ist, die sehr intensiv Grün wählt.
Hacky meint
Die Autoindustrie fokussiert sich mit Ihrem Angebot vorerst auf die Wohlhabenden. Die Kleinwagen (Unity, Microlino, …) kommen erst noch. Insofern wundert mich das nicht.
Peter W meint
Ist doch aber logisch. Mit Kleinwagen ist kaum was zu verdienen, und wenn man da nen Akku für 5000 Euro einbauen muss, kann man das unternehmerisch total vergessen.
Was liegt also näher, als zunächst mal teure Autos zu bauen. Oder hat etwa Tesla mit nem billigen Kleinwagen angefangen?
Was haben die ersten Flachbildschirm-Fernseher gekostet? Schon mal drüber nachgedacht?
Florian meint
Warum muss man sofort so aggressiv antworten?
Deine Erklärung ist zwar richtig, aber dennoch wird das wohl auch Hacky bewusst sein. Dennoch ist seine Feststellung richtig, dass aktuell kaum Autos zu niedrigeren Preisen verfügbar sind. Und höhere Preise zahlen nu einmal diejenigen die mehr Kohle haben.
Sebastian meint
Das ganze Thema um das E-Auto haben die Medien zu verantworten…. „böse Akkus“ Kobalt, Kinderarbeit im Kongo… und dann das tagelange laden um auf 80% zu kommen…. das hat die Gehirne ausgehöhlt… das wieder gerade zu rücken… dauert. Einen Bärendienst haben die der Nachfrage geliefert! Klar, so ein Taycan Turbo S plus haste nicht gesehen, Model S oder der Audi GT… nix für die Kassiererin vom netto Markt…. aber eine Zoe für schlanke 200 Euro im Monat ist nun wirklich nichts was sich nur Vorstandureinwohner mit Villa inkl. eigenem Kreisverkehr leisten können. Und ein Blick auf die Angebote von VW zum Thema E-Autos… die sind schon heute teils günstiger als Verbrennermotoren.
Gunnar meint
„Das ganze Thema um das E-Auto haben die Medien zu verantworten“
Naja, die Medien haben auch nur das nachgeplappert, was unsere tollen Autohersteller vorgeplappert haben getreu dem Motto: Ich beiße nicht die Hand, die mich füttert.
Jahrelang haben unsere Hersteller durch die Bank weg gegen das Elektroauto geschossen und vom tollen Diesel und später vom tollen Wasserstoffauto gesprochen.
Sebastian meint
Welche Hersteller sollten das gewesen sein? Das Gekeife kam ausschließlich seitens der Medien und von den Stammtischen
Die Akkus waren vor 5 Jahren auch alle samt Schrott… E Mobilität startet aktuell.
Tim Leiser meint
Witzig. Ich meine man wollte mir überall erklären (auch hier im Forum), dass eAutos nur als Zweitwagen in Ballungsgebieten was taugen.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Die Frage ist halt wie das ländlich aussieht. Ist der Speckgürtel auch schon ländlich. Ich könnte mir vorstellen (gefühlte Wahrnehmung), dass viele ein E-Auto zum täglichen Einpendeln in die Ballungsgebiete und Großstädte nutzen. Und in der Großstadt brauchst du prinzipiell kein Auto, wenn man nicht außerhalb arbeitet und wirklich ungünstig gelegen wohnt.
TM3 meint
Es spielt vor allem eine Rolle ob man Zuhause laden kann und wie das Fahrprofil aussieht, in den Großsstädten haben viele keine Lademöglichkeit Zuhause. Und ganz weit im Hinterland ist vermutlich immer noch die Mehrheit gegen BEVs, so zumindest meine bisherige Wahrnehmung, Ausnahmen gibt es natürlich immer. Also konzentriert es sich wahrscheinlich aufs Umland von Großstätden.
Deswegen hab ich auch nie verstanden warum BMW den i3 als „Mega City Vehicle“ konzipiert hat, es gibt nicht viele Mega Citys und wer kann dort schon laden? Ich bin zu der Zeit täglich 150km gefahren und hätte mir ein anständiges BEV gewünscht, das für solche Strecken geeignet ist und trotzdem alltagstauglich, das Model 3 ist genau das, der i3 ist ein Zweitwagen, mehr nicht.
CaptainPicard meint
Verstehe den ersten Satz nicht. Auch wenn man nicht im Speckgürtel einer Großstadt wohnt, also richtig „am Land“, ist ein Elektroauto gut einsetzbar. Wo soll da das Problem sein?
Manchmal hat man das Gefühl dass Leute glauben dass wenn man am Land wohnt man 500 km von der nächsten Zivilisation entfernt sei oder so…
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Einkommensunterschiede und nutzbare Infrastruktur lauten die Zauberworte. Wer richtig auf dem Land wohnt hat dann auch selten große Betriebe in der Nähe, wo er das notwendige Kleingeld „verdient“ (bekommt). Statistiken zu Unterschieden bei Kaufkraft und Einkommen zwischen Land und Stadt gibt es sicher genug. Und Einkommen ist ja ein wesentlicher Treiber beim E-Autokauf (verwunderlicher Weise), wie wir in mehren Studien dieser Tage erfahren durften. Gerade in den Speckgürteln schießen die Neubaugebiete ja seit ewigen Zeiten wie Pilze aus dem Boden und dort wohnen halt keine Geringverdiener. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen lebt es sich dort oft wie in der Stadt nur halt im Grünen. Von daher würde ich das auch nicht wirklich als Land bezeichnen obwohl es in der Statistik sicher da mit eingeht, sobald die Grenze zum angrenzenden Landkreis überschritten wurde.
MichaelEV meint
„Und Einkommen ist ja ein wesentlicher Treiber beim E-Autokauf (verwunderlicher Weise)“
Einkommen ist ein wesentlicher Treiber von Neuwagenkäufen im Allgemeinen. Damit sollte es wohl nicht verwundern, dass es beim Elektroauto genauso läuft.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Das „verwunderlicher Weise“ war auch ironisch gemeint. ;)
Tim Leiser meint
Naja. Meine Frau kommt aus Laupheim (das ist bei Ulm). Wir waren in Dörfern um Laupheim spazieren (praktisch Häuseransammlungen zwischen Kuhweiden. Ich war überrascht, wie viele Zoes da in den Einfahrten standen. Aber selbst, wenn die Leute jeden Tag nach Ulm zur Arbeit müssten, könnten die das mit einer Ladung (je nach Batterie) mindesten 1x hin und zurück schaffen. Und könnten dann noch ins Nachbardorf was essen und über Nacht wieder laden. Wer so weit außerhalb lebt, hat auch kein Stellplatzproblem mit Strom. Ich glaube Leute, die noch weiter auf dem Land leben, keinen Stellplatz haben und mehr als 100km täglich fahren müssen, sind sehr selten. Etagenwohnung gibt es wohl eher in Ballungsgebieten
Holger BSB meint
Das ist wohl war. Ich habe lange zentral in einer Großstadt gewohnt. Der 5er BMW Dienstwagen blieb meist in der Firma und ich habe lieber die Strassenbahn genommen. War doppelt so schnell
Axel P. meint
Meine Frau und ich wohnen in einer ETW im Speckgürtel einer Großstadt und wir gehören nicht zu den “Wohlhabenden”. Vor zwei Jahren haben wir den Mini meiner Frau zunächst aus Kostengründen gegen einen Zoe getauscht. So haben wir ca. 1.500 Euro/Jahr gespart.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Speckgürtel. Danke für die Bestätigung. Genau das was ich gesagt habe.
Tim Leiser meint
Wer noch weiter außerhalb lebt hat wahrscheinlich kein Problem einen Stellplatz mit Strom zu finden.
Marco1 meint
@ Tim Leiser
„Wer noch weiter außerhalb lebt hat wahrscheinlich kein Problem einen Stellplatz mit Strom zu finden.“
Das ist alles relativ bzw. lokal recht unterschiedlich. Ich wohne z. B. relativ in der Pampa. Der gesamte Landkreis hat nur 80.000 Einwohner. Die mit Abstand größte Gemeinde ist die Kreisstadt mit 15.000 Einwohnern. Das nächtsgrößere Industriestädtchen mit 50.000 Einwohnern und einer relevanten Anzahl an Arbeitsplätzen ist 50 km entfernt. Mein Wohnort hat (ohne Eingemeindungen) 4.000 Einwohner. Davon wohnen 2.000 recht eng zusammengepfercht im alten Kern der Gemeine (hatte früher mal eine Stadtmauer, daher eher hoch gebaute verschachtelte Gebäude). So wie ich auch. Davon haben höchstens die Hälfte (1.000) EINE eigene Garage bzw. Parkplatz mit möglichem Stromanschluss vor dem Haus. Weitere 1.000 Einwohner wohnen in 4-stöckigen Gebäuden, die in den 60er und 70er Jahren außerhalb der ehemaligen Stadtmauer gebaut wurden. Da ist ein eigener Stromanschluss (Ausnahme bestätigt die Regel) auch oft Fehlanzeige. Nur die restlichen 1.000 die seit den 80er Jahren in diversen Neubaugebieten am Rande der Gemeinde dazu gekommen sind, verfügen über eigene Garagen, Carports und Stromanschlüsse. D. h. trotz absoluter Pampa verfügen maximal 50 % über einen eigenen potentiellen Stromanschluss für ein Elektroauto. Mit dem Umstieg auf E-Autos ist das vermutlich so wie mit den Impfungen: Die ersten 50 % sind nicht wirklich das Problem (wenn Preise und gewünschte Reichweite passen) – erst danach wird es richtig zäh. Ich beschäftige mich schon seit 20 Jahren mit dem Thema E-Auto und fahre immer noch einen Benziner. Ich wohne in einer denkmalgeschützten Eigentumswohnung im ersten Stock im Zentrum der Gemeinde. Auf meiner Straßenseite ist Parkverbot. D. h. ich parke irgendwo in der Straße auf der anderen Straßenseite. Laden ist da auf absehbare Zeit nicht möglich. Auch bei meinem Arbeitgeber in der 50 km entfernten Stadt habe ich nur einen Parkplatz am Straßenrand. Mein Wohnort hat seit etlichen Jahren zwar zwei Ladesäulen – die werden aber von der Gemeinde betrieben und können bisher nur während der Öffnungszeiten des Rathauses (!) mit einer vorher auf dem Rathaus abgeholten Karte betrieben werden. So lange sich an diesen Konstellationen nichts ändert werden vermutlich Leute wie ich auch weiterhin vor dem Kauf eines E-Autos zurückschrecken.
Marco1 meint
Nachtrag zu meinem Kommentar von eben:
Kaum motzt man mal, dass sich nichts verändert und schon hat sich was verändert :-)
Die örtliche Sparkasse hat heute (gerade online in der Regionalzeitung gelesen) in meiner Gemeinde eine 22 KW-Ladesäule mit zwei Anschlüssen in Betrieb genommen. Hier kann jeder mit einer x-beliebigen Geldkarte für 30 Cent pro KWh laden. Es geht doch langsam was voran… :-)
Ebi meint
Hihi, die Argumentation, dass e-Autos nur für die Stadt taugen, habe ich auch schon reichlich oft gehört.