Das im letzten Jahr durch neue Investoren gerettete deutsche Elektroauto-Start-up e.Go Mobile produziert seit Juli wieder seinen Kleinwagen Life. Der Gründer hat das Unternehmen mittlerweile verlassen, die neuen Verantwortlichen wollen nun wieder expandieren – auch international. Im Gespräch mit dem Magazin Edison sprach das aktuelle Management über seine Pläne.
„e.Go lebt“, versicherte Verwaltungsratschef Ali Vezvaei. Der Ingenieur vertritt im Unternehmen die Interessen der niederländischen nd.Group. Die hatte das von dem Aachener Professor Günther Schuh gegründete Start-up im vergangenen Herbst übernommen und stellt es seitdem neu auf. Schuh ist für die Nachfolgefirma Next e.Go Mobile nur noch beratend tätig.
Die Produktionsunterbrechung habe das Unternehmen zur Schaffung neuer Strukturen genutzt und die Fertigung, das Produkt und die internen Prozesse optimiert, berichtet Edison. In der Vergangenheit habe sich e.Go zu sehr mit technischen Detailfragen beschäftigt und darüber die Kosten aus den Augen verloren. „Es gab eine Überfokussierung auf Exzellenz. So wurde Perfektion zum Feind des Guten“, wird Vezvaei zitiert. E.Go sei in erster Linie ein Technologie-Projekt gewesen, dass die neuen Investoren jetzt mit Blick auf die Weltwirtschaft zu einem Geschäft machen wollen – mit klaren Führungsstrukturen und einem auf rasches Wachstum ausgerichteten Geschäftsplan.
„Wir haben ein tolles Produkt und weitere Ableger des Life für das kommende Jahr in der Planung“, erklärte Vezvaei. Geplant sei, Next e.Go breiter aufzustellen und innerhalb eines Jahres in den USA oder in Europa an die Börse zu bringen. Schon in Kürze, so Vezwaei, hoffe er den Bau einer weiteren „Mikro-Fabrik“ von Next e.Go an einem „kostenmäßig konkurrenzfähigen“ Standort in Europa verkünden zu können: „China ist ein Markt für sich. Aber Europa ist aktuell der Markt mit dem schnellsten und größten Wachstum.“ Auch die geplante Produktion in Mexiko soll weiter vorangetrieben werden, um von dort aus die Stromer der Marke in die Großstädte der USA zu exportieren.
„Lassen die Gründungsphase hinter uns“
„Wir lassen die Gründungsphase hinter uns und treten jetzt in die Wachstumsphase ein“, sagte Vezwaei. Dafür sei frisches Kapital von 600 Millionen Euro erforderlich, das über den Börsengang beschafft werden soll. Damit könne man schneller wachsen. Dazu muss nun die Produktion wieder zum Laufen gebracht und das Marketing für den e.Go Life reaktiviert werden. Die meisten Mitarbeiter sind laut dem Bericht noch an Bord: Von den ursprünglich 500 seien heute noch 350 für Next e.Go tätig, gut 100 in der Produktion. Neueinstellungen würden bereits laufen.
Derzeit würden drei weitere Modelle entwickelt, die im Sommer kommenden Jahres auf den Markt kommen sollen, schreibt Edison. Die neuen Elektroautos würden größer als der Life und „signifikant weiterentwickelt“. Es werde sich aber weiter um Kleinwagen handeln, hier sähen die neuen e.Go-Eigner die größten Chancen. „Wir bauen unsere Autos zu weniger als 70 Prozent der Kosten, die in den großen Fabriken der anderen Hersteller anfallen – und in der Hälfte der Zeit“, so Vezwaei.
Der e.Go Life verfügt nur über ein kleines Batteriepaket mit knapp 22 kWh Speicherkapazität für 125 Kilometer Reichweite gemäß WLTP-Norm. Demnächst könnte er laut Edison ein paar Zellen mehr bekommen, um den Aktionsradius etwas zu vergrößern. Große Batterien wie andere Hersteller sein aber nicht vorgesehen, dafür ein stärkeres Bordladegerät. Aktuell kann der Life nur mit 3,7 kW Energie ziehen, noch in diesem Jahr solle der Wert auf 11 kW steigen. Ein neues Infotainmentsystem und eine Einparkhilfe seien ebenfalls geplant. Darüber hinaus habe Next e.Go mit den Zulieferern die Produktqualität in vielen Punkten verbessert.
Der Verwaltungsratschefs hofft, künftig auch mit Volkswagen zusammenzuarbeiten. Man sei mit dem Konzern in Kontakt und diskutiere mögliche Kooperationen. „Die beiden Unternehmen ergänzen sich gut mit ihren Aktivitäten“, sagte Vezwaei. Trotz Neuanfang und ambitionierten Plänen hat das Start-up vorerst weiter überschaubare Ziele: Bis zum Jahresende sollen noch 500 Elektroautos fertiggestellt werden: Für 2022 ist – ohne die neuen Modelle – eine Produktion von 2500 Fahrzeugen geplant. Ausgelegt ist die Fabrik von e.Go Mobile in Aachen Rothe Erde für eine Jahresproduktion von 10.000 Fahrzeugen.
FahrradSchieber meint
Lt. Homepage hat dieses kleine Micro-BEV einen Verbrauch von 18,3 kWh/100 km nach WLTP.
Das finde ich echt viel…
tim Baczkiewicz meint
da kriegste die Tränen was so eine 1,8Tonnen Limousine verbraucht..
Bananarama meint
Nein, kriegste nicht.
Swissli meint
Eigentlich könnte der e.go in die neue Lücke des Smart springen.
Aber wenn ich das so lese, geht es eher darum, einen schnellen Börsengang ohne Checks via Spac in den USA zu machen.
Die nd.group kann dann ihr Investment (oder einen Teil davon) mit einem satten Gewinn verkaufen. Ob dann noch was aus dem eingenommenen Geld und dem e.go gemacht wird, ist zweitrangig.
Auch die Personalstruktur ist auf einen Spac ausgerichtet.
ego swiss meint
Mit mehr Reichweite (200 echte km im Winter) und einem akzeptablen Preis würde das Ding weggehen wie warme Semmeln!
Klaus meint
Alles schön und gut. Für mich ist die Nachhaltigkeit und das Konzept die Nummer 1. Preis hin und her , einmal weniger in Urlaub und das Smartphone … 2 Jahre..länger behalten und der Mehrpreis sieht anders aus. Wehr hat ein ,,echtes,, E- Auto in der Klasse ? Keiner! Sondern nur E- gewaschene Verbrenner.
Nils P. meint
Ich glaube das man die Reichweite mit ganz günstigen Massnahmen erheblich verbessern kann. Dazu müssten die Räder kleiner und leichter werden und Lenkradpaddel zur Rekuperation auch in den Segelmodus installiert werden. Das hat sich beim Hyundai Ioniq bewährt und auch Skoda bietet das jetzt als Option.
Sebastian meint
Grandiose Technik. Manches e bike kommt schon weiter.
So was hat Renault schon 2013 angeboten. Guten Morgen Herr Gesangsverein!
Franz Bauer meint
Ich finde die Reichweite vollkommen ausreichend, wenn der Preis stimmt. Das Problem nur, der Preis entspricht einem Auto das 300km Reichweite bieten müsste.
Ich finde es gut auch Autos anzubieten die eine geringere Reichweite bietet, allerdings muss das dann auch im Preis sichtbar werden.
Dass es sich hier um einen potentiellen Zweitwagen oder Rentnermobil handelt ist klar.
Alupo meint
Also ich kenne einige Rentner die fahren wie ich ein Model S.
Nur um mal etwas gegen die Vorurteile Rentnern gegenüber anzugehen. Schon merkwürdig was die „Jungspunte“ heutzutage schon für Vorurteile haben. Wie wird es erst bei ihnen aussehen wenn sie älter sind?
Und um noch einen draufzusetzten: sie haben ihr MS weder geleast, per Kredit bezahlt noch als Firmenwagen „gekauft“. Manche fahren damit gelegentlich sogar in der rot eingefärbten Tachodisplaybereich ;-).
Ratzeputz meint
Na die meisten Rentner habe wohl kaum das Geld ein Tessla zu kaufen (Super wagen übrigens).
Der Durchschnitts Rentner wird sich vielleicht…. Einen e-Go leisten können, wenn er eisern spart. Die Unterhaltskosten sind ja auch gering. Die Kilometer Reichweite im Winter sollte aber doch bei 200 KM liegen. Auch sollten die Sitze gut sein. Bei einigen Fahrzeugen anderer Hersteller sind die oft sehr Rückenunfreundlich. Also mir gefällt der kleine.
Es kommt aber langsam Konkurenz von Dacia usw.
Mike meint
Mein Eindruck aus dem e.Go Life-FB-Forum ist, dass mache bereits verkaufte Modelle immer noch rumzicken und die Käufer im Regen stehen gelassen werden. Das sollte höchste Priorität haben. Ein unzuverlässiges Produkt lässt sich nicht verkaufen.
Franz Bauer meint
Das Auto wird erst ab unter 12k€ wirklich interessant.
Aber wenn von insgesamt 350 Beschäftigen nur 100 zur Wertschöpfung beitragen (vermutlich 200 Manager und noch eine Hand voll Entwickler) dann kann das so nichts werden (Klassische Krankheit: Overmanagged).
Ich würde hier Eisenphosphatakkus verbauen und den Preis auf maximal 15k€ drücken zu versuchen (die große Version). Dann passt das auch ohne Schnellladung als gutes und günstiges Zweitauto oder Rentnervehikel.
Franz Bauer meint
PS. natürlich ist eine Produktion in DE auch nicht wirklich Zielführend um den Preis attraktiv zu machen.
tim Baczkiewicz meint
Sag das mal Tesla in Grünheide
Nils P. meint
Der Einbau eines 11 kW Ladegerätes ist ein großer Fortschritt. Dann kann man schnell beim Einkaufen den Akku auffrischen. Damit blockiert man auch nicht Stundenlang die öffentlichen Ladesäulen.
JürgenSchremps meint
Nein, es ist ein absolut unattraktives Produkt und das ist auch der Grund warum es keiner kauft. Die Übernahme durch eine niederländische Holding dient höchstwahrscheinlich ganz anderen Interessen als konkurrenzfähige Fahrzeuge zu bauen.
Andi EE meint
„In der Vergangenheit habe sich e.Go zu sehr mit technischen Detailfragen beschäftigt und darüber die Kosten aus den Augen verloren. „Es gab eine Überfokussierung auf Exzellenz. So wurde Perfektion zum Feind des Guten“, wird Vezvaei zitiert.“
Da kann man dem guten Herrn nur Recht geben. Dass man es einfach nicht rafft, dass so ein Auto einen guten Preis haben muss. Dass der Schuh als Professor nie sparen musste, war natürlich ein Riesenproblem. Hast du an der Spitze so eine Person, ist die Teilereduktion und Vereinfachung ein Riesenproblem. Die beste Vereinfachung ist das Weglassen. Thema UI: Mit dem einen grossen Bildschirm kann man alle Funktionen wertig zur Verfügung stellen. Es kommt nichts billig rüber und es generiert mit grossem Abstand die günstigste und zukunftfähigste Lösung.
Die Begeisterung von Schuh für Porsche und Hybride (Interview damals) konnte eigentlich nur in die Pleite führen. Für mich beides Schemen die im Massenmarkt gar nichts verloren haben. Das sind Leute die einfach die Produktion nicht wertschätzen. Die Logik wie man Kosten spart, ist die grosse Kunst in so einem Prozess. Ich schau mir auch gern einen Ferrari/Porsche an, aber aus so einer Konstruktion kann man eigentlich nichts Sinnvolles für die Masse ableiten, es sei denn möglichst alles so nicht zu bauen.
Stefan meint
Ein großes Display oder ein kleineres und ein paar Schalter ist kostenmäßig wenig relevant. Schalter sind als Massenware relativ günstig. Das ist eher eine Designfrage – und Sicherheitsfrage. Bei einem großen Display ohne Schalter muss aber mehr in die Software investiert werden.
Die Kosten kann e.Go nur über große Stückzahlen oder günstigen Akku-Einkauf reduzieren,
Andi EE meint
So ein Unsinn, die grosse Reduktion erhältst du nie mit dem einem Bauteil. Summe aller eingesparten Teile, gibt die Riesendifferenz zu den Schlaumeiern die meinen nur beim Akku wartet das grosse Sparpotenzial. Aber da bist du nicht alleine, die halbe Autoindustrie denkt so. Mittlerweile bin ich mir sicher, dass die viel schneller als gedacht, weg vom Fenster sind.
Im Moment ist das alles verdeckt, da der Verbrenneranteil bei den OEMs noch bei mindestens 90% liegt. Man wird noch 2 Jahre nichts von einer weniger effizienten Produktion hören, bis es dann für viele zu spät ist.
Allstar meint
@AndiEE
Warum ziehst du nicht selbst eine eigene Autoproduktion hoch wenn du angeblich alles besser weißt? Dann könntest du endlich mal zeigen was du drauf hast, anstatt nur leere Phrasen zu dreschen.
Andi EE meint
@Allstar
Du bist der Phrasendrescher. Wenn man bei Leuten wie dir die Tesla-Logik der Konstruktion als Vorbild nimmt, ist man ein Fanboy. Du bist doch dieser Typ der nur ein Resultat akzeptiert: Das ist das Vorbild Deutsche Autoproduktion, bei allem anderen mimmst du den Wadenbeisser.
Was ist dein Beitrag hier wieder. Nichts, wie immer keinerlei Sachargument, wie immer die dämliche persönliche Schiene. Zu nix anderem bist du fähig.
Thomas Claus meint
„Wir bauen unsere Autos zu weniger als 70 Prozent der Kosten, die in den großen Fabriken der anderen Hersteller anfallen – und in der Hälfte der Zeit“, so Vezwaei.“
Davon merkt man im Preis des Autos aber nichts.
Die Frage meint
Sollte nicht ein Werk in Griechenland gebaut werden?
Könnte mir jemand bestätigen ob es überhaupt eine Diskussion dafür gab?
Vielen Dank
Wasco meint
Heute hat der bulgarische Wirtschaftsminister mitgeteilt das ein europäischer Elektroautohersteller in Bulgarien eine Produktion aufbauen will. Mehr verkündet er in ca. 2 Wochen. Könnte sich hierbei um e.go handeln. Mal sehen.
Ansonsten finde ich die Preisleistung dieses Fahrzeugs auch nicht passend. Zu teuer.
Da kann man auch zum etwas besseren smart greifen. Produktionszahlen sind auch ziemlich gering mit insgesamt 3500 bis Ende 2022 bei einer Kapazität von 10.000.
Wasco meint
Es geht um eine Investition in Höhe von 140 Mio und der Investor kommt aus Deutschland.
Wasco meint
Ja, es ist e.go und wird wohl in der Stadt Lovech produzieren. In 1,5 Jahren kann die Produktion dort beginnen. 140 Mio. werden dort investiert.
Wasco meint
1000 Arbeitsplätze sind geplant.
Wasco meint
https://www.euractiv.de/section/finanzen-und-wirtschaft/news/deutsches-elektroauto-startup-moechte-in-bulgarien-investieren/
Wasco meint
Heute wurde der Vertrag unterschrieben. In ca. 2 Jahren kann die Produktion beginnen. Bis zu 30.000 Fahrzeuge werden dort produziert werden können.
Friedrich S. meint
Wird in Bulgarien gebaut.