Sono Motors ist seit Kurzem an der US-Technologiebörse Nasdaq gelistet. Mit dem eingesammelten frischen Kapital will das Münchner Start-up die Fertigentwicklung seines Solar-Elektroautos Sion und dessen Markteinführung vorantreiben. Community-Beirat Sebastian Böttger stellte Finanzchef Torsten Kiedel einige Fragen, die die Community und Vorbesteller interessieren.
Auf den Anlass für den Börsengang angesprochen sagte Keidel: „Im Kern hat das einen ganz zentralen Grund: Wir haben mit dem Börsengang einen Bruttoerlös von 172,5 Millionen Euro eingesammelt, um die nächste Phase unseres Wachstums zu beschleunigen.“ Der Börsengang helfe Sono Moors dabei, den Sion auf die Straße zu bringen und den Weg für eine klimafreundliche Mobilität zu ebnen.
Für die USA und für Nasdaq habe sich das 2016 gegründete Start-up entschieden, da der amerikanische Kapitalmarkt eine hohe Flexibilität gewähre. Amerikanische Investoren seien offener gegenüber Unternehmen, die sich noch in der sogenannten Early Stage, befinden. „Zumindest im Bereich des Sions generieren wir noch keine Umsätze und da ist einfach mehr Risikofreude bei den US-Investoren da, also auch mehr Offenheit, Sono-Aktien zu kaufen oder in uns zu investieren“, erklärte der Manager.
Eine Übernahme von Sono Motors ist nach den Worten von Kiedel derzeit nicht geplant. Bei dem Börsengang seien zusätzliche Anteile ausgegeben worden, um so neues Geld einzusammeln. Es handele sich also um eine Kapitalerhöhung und nicht um den Verkauf der Anteile der Gründer oder anderer Gesellschafter. Die Gründer besäßen weiterhin die Mehrheit der Stimmrechte, wodurch eine Übernahme gegen ihren Willen aktuell ausgeschlossen sei.

Ohne den erfolgreichen Börsengang hätte Sono Motors im Dezember die Insolvenz gedroht. Ende 2019 stand das Unternehmen schon einmal vor der Pleite. Damals erhöhten zahlreiche Unterstützer ihre Anzahlungen oder reservierten neue Fahrzeuge. Dafür gab es sogenannte Sono Punkte – und damit die Möglichkeit, an den zukünftigen finanziellen Gewinnen der Gründer teilzuhaben. Je mehr Sono Punkte man besitzt, desto größer ist der Anteil am Gesamtkontingent und damit eine potenzielle Auszahlung.
Die Sono Punkte seien ein Versprechen von den Gründern Laurin Hahn, Jona Christians und Navina Pernsteiner an die Reservierer und die Community, sagte Kiedel. Das habe nichts direkt mit dem Unternehmen zu tun, sondern beziehe sich auf die Anteile der drei. Dass Sono Motors jetzt an der Börse sei, ändere daran nichts. Die Gewinnbezugsrechte, die die Gründer für die Sono Punkte vorgesehen haben, blieben weiterhin dafür reserviert. Da man nach einem erfolgreichen Börsengang öffentlich gelistet sei, sei es für die Gründer leichter möglich, eine bestimmte Anzahl von Anteilen zu verkaufen. Der Gewinn daraus könne dann auch anteilig – und nach Abzug von Steuern und Kosten – an Reservierer mit bestehenden Punkten ausgezahlt werden.
Sono Motors hatte sich bisher vorrangig via Crowdfunding finanziert, unter anderem 2017 mit einer Kampagne auf der Internet-Plattform Seedrs. Rund 4500 Personen haben hier Anteile erworben. Diese Anteile würden weiter von Seedrs verwaltet, erläuterte Kiedel „Prinzipiell“ könnten solche Anteile in Aktien umgewandelt werden, für weitere Details müsse man sich an Seedrs wenden.
„Wir sehen unser Projekt langfristig“
Der Börsengang soll bei Sono Motors keine große Änderungen bringen, der Fokus liegt laut Kiedel weiter auf dem Marktstart des Sion. „Wir sind an der Börse, um den Sion auf die Straße zu bringen. Ob ein zukünftiger Aktienkurs steigt oder fällt, beobachten wir – ich als CFO – natürlich besonders. Direkte Auswirkungen auf das operative Tagesgeschäft der Entwicklungsteams hat es jedoch nicht“, sagte der Finanzchef. „Und außerdem sehen wir unser Projekt langfristig – kurzfristige Kursschwankungen sind normal und werden wir auch nicht überbetonen.“
Produzieren soll den Sion der schwedische Auftragsfertiger NEVS. Allerdings besteht dazu noch keine konkrete Vereinbarung. Außerdem strukturiert sich das Unternehmen derzeit um und sucht aufgrund finanzieller Probleme seines chinesischen Mutterkonzerns nach neuen Eigentümern. Sono Motors habe mit NEVS einen Produktionspartner gefunden, der seine Vision „einer zukunftsweisenden und klimafreundlichen Mobilität“ teile, so Kiedel dazu. Die Produktionsbedingungen im ehemaligen Werk der Marke Saab mit den entsprechenden Kapazitäten, Experten und Ökostrom seien für das deutsche E-Auto-Start-up optimal. NEVS sei seit 2019 der Produktionspartner von Sono Motors und man stehe seitdem im engen Austausch, auch aktuell.
Die Produktion des Sion ist laut Kiedel von der Restrukturierung bei NEVS „zum gegenwärtigen“ Zeitpunkt nicht betroffen. Die Vorbereitungen der Produktionsanlagen für die Vorserienproduktion 2022 und die Serienproduktion im ersten Halbjahr 2023 liefen bereits. NEVS habe sich den aktuellen Entwicklungen angepasst, bei der Anpassung des Personalstands bei den Schweden seien die für Sono Motors notwendigen Kapazitäten bisher nicht betroffen.
Sono Motors habe immer noch einen langen Weg vor sich, betonte Kiedel abschließend. „Wir bleiben hier in München und arbeiten weiter daran, den Sion auf die Straße und Sono Motors weiter voranzubringen. Das machen wir so seit über fünf Jahren und das werden wir auch weiterhin tun.“
Günter meint
mit 170 Millionen kann man paar schicke Lackierstraßen und zwei Montagebänder bauen, super. Es geht richtig voran bei SonoMotors.
/Ironie off
C-Zero meint
Ich bin selber vor einiger Zeit beim SION ausgestiegen, weil mir alles zu lang dauert. Selbst für 2023 gibt’s ja noch keinerlei Liefergarantien. Ich verfolge Sono Motors weiterhin mit einem gewissen Wohlwollen, aber der aktuelle Börsen-Hype stimmt mich sehr skeptisch. Wo sollen 2,6 Mrd Unternehmenswert herkommen bei einer Firma, die noch kein einziges Auto auf die Straße gebracht hat?
Es würde mich nicht überraschen, wenn diese Blase bald platzt.
Martin Johais meint
Ohne Vertrauen geht’s nirgendwo voran. Die Sono-Crew gibt meiner Beobachtung alles, um den Sion zu realisieren und verdient für ehrliche Bemühungen Respekt und Wertschätzung. Alles andere ist Stimmungsmache und Kaffeesatz lesen.
Martin G meint
Ein weiterer guter Schritt in die richtige Richtung, um den Sion auf die Straße zu bringen. Kapitalinvestments und eine optimistische Einschätzung bzgl. des Erfolgs des Unternehmens ist in den USA stärker gegeben als in klein DE, die sich über Spaltmaße und pessimistische Einstellung selbst im Weg stehen.
Innovationen werden außerhalb von DE mehr wertgeschätzt und auch der Blick in die Zukunft hat einen höheren Stellenwert.
Ich drücke ich weiterhin die Daumen!
– Bin seit 2016 seit der ersten Crowdfunding Kampagne bei Kickstarter dabei :-)
Gerry meint
Nach den bisherigen haltlosen Ankündigungen von Sono können wir davon ausgehen, dass es auch 2023 keinen Sion geben wird.
2025 könnte klappen wenn sie ab sofort mit Hochdruck an der Realisierung arbeiten.
Zuletzt hatte man immer den Eindruck dass Marketing und Geld einsammeln die Hauptbeschäftigung bei Sono ist.
Andy meint
Stimmt nicht. Da kennst du somit die regelmässigen Fortschrittsberichte aus der Entwicklungsabteilung offensichtlich noch nicht.
Fredrik meint
Die erste Kampagne war nicht auf Kickstarter, sondern Indiegogo, deren Auslieferung 2018 versprochen wurde.
Batly meint
Ich wünsche Sono Motors nur das Beste, auf dem noch langen Weg!
tim Baczkiewicz meint
ich glaub nicht das dort etwas gutes herauskommt. ich saß vor ein paar Monaten im Sion und da ist ein „langer Weg“untertrieben.
Jeff Healey meint
Das sehen einige Tester der einschlägigen Medien anders, die bescheinigten dem Sion-Prototyp bei Testfahrten schon eine fortgeschrittene, gute Produkt-Reife.
Franz Mueller meint
Kein Mensch hat dem Sion eine fortgeschrittene Produktreife bestätigt. Du verwechselt da Journalismus mit dem abtippen von Pressemitteilungen.
NiLa meint
Einige Tester bescheinigen jedem Fahrzeug alles Positive, solang es nur elektrisch ist.
tim Baczkiewicz meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.