Der von BMW, Daimler, den Volkswagen-Marken Audi und Porsche sowie Ford gegründete Betreiber von Schnellladesäulen Ionity hängt seinem Ziel von 400 Stationen bis Ende 2020 hinterher. Das Projekt schreitet aber weiter voran, mit frischem Kapital soll der Ausbau nun beschleunigt werden. Dazu könnten nach im letzten Jahr Hyundai und Kia weitere Gesellschafter hinzukommen. Aber auch die bestehenden Investoren wollen zusätzliche Mittel bereitstellen – darunter BMW.
„Wir haben die Ziele noch mal nach oben angepasst. Wir werden den Ausbau beschleunigen“, sagte BMW-Finanzchef Nicolas Peter. Die Bayern würden dafür mehr Mittel zur Verfügung stellen. Peter sei zudem zuversichtlich, dass weitere Investoren hinzustoßen. Im November hatte bereits Daimler-Chef Ola Källenius erklärt, die Konsortialpartner wollten das Ionity-Netz „drastisch erweitern“.
Ende Oktober hatte das Manager Magazin berichtet, dass der Investmentgigant Blackrock eine Kapitalerhöhung im Umfang von 750 Millionen Euro anführen werde. Blackrock selbst zeichne 500 Millionen Euro, das restliche Drittel übernähmen die Alteigentümer von Ionity. Ein kolportierter Einstieg von Renault und Shell realisierte sich bisher nicht, insbesondere Renault soll aber weiter Interesse haben. Für die weitere Expansion soll schon eine neue Finanzierungsrunde in Vorbereitung sein.
Ionity wurde 2017 ins Leben gerufen, um den Kunden der Gesellschafter nach dem Vorbild des „Supercharger“-Netzes von Elektroauto-Brachenprimus Tesla für Langstreckenfahrten in Europa Lademöglichkeiten bereitzustellen. Die Säulen können anders als bei Tesla von allen mit dem europäischen Schnellladestandard CCS kompatiblen Modellen genutzt werden, die Ionity-Eigentümer bieten ihren Kunden aber Sonderkonditionen an.
Ionity baut seine bis zu 350 Kilowatt (kW) Ladeleistung unterstützenden Schnellladesäulen vor allem entlang von wichtigen europäischen Fernstraßen auf. Vereinzelt werden auch Stationen in urbanen Bereichen errichtet, das könnte Unternehmensangaben nach in Zukunft intensiver verfolgt werden. Von den eigentlich bis Ende 2020 geplanten 400 „Ladeparks“ sind aktuell 385 in Betrieb und 36 im Bau.
Audi und Porsche treiben mittlerweile neben ihrem Engagement bei Ionity den Aufbau eigener Premium-Schnellladestationen voran. Bei BMW hält man davon nichts. Die Infrastruktur zum Laden von Elektroautos tauge nicht als Marketinginstrument, sondern sollte ein Gemeinschaftsprojekt sein, meinte Peter.
Yogi meint
Es wäre doch für alle Beteiligten schöner (in seiner reinform gemeint: ästhetischer), wenn BMWs irgendwo sonst technologieoffen was pressen oder tanken. Aber bitte nicht an Ionity Säulen.
Günter meint
Standorte gibt es genug… REWE, Aldi, Edeka, Ikea.. hunderttausende Möglichkeiten Ladesäulen zu installieren. Und diese Standorte müssen nicht zwangsläufig immerzu direkt an der AB sein. Eine kurze Pause zum laden kann immer unterschiedlich sein. Nach 240 KM Autobahn fährt jeder mal rechts ab und dann über Landstraße weiter ans Ziel oder Richtung homebase. Kann doch dort laden. Ich mag es 100x lieber, als im Gestank und Lärm der Autobahn zu pausieren… dann lieber gepflegt ins Einkaufszentrum. Ist angenehmer.
Mäx meint
Also auf Geschäftsreisen halte ich meistens an Autohöfen, weil der Sprit günstiger ist.
Wenn ich aber demnächst mit dem BEV gleich teuer/günstig an der Autobahn direkt laden kann, würde ich vermutlich nicht mehr extra abfahren.
Kommt aber dann auch bestimmt auf den Zeitdruck und das Wetter an.
Setze ich mich ins Auto weil es regnet, hab ich nichts davon dass ich einen Umweg ins Grüne oder sonst was gefahren bin. Scheint die Sonne und ich kann raussetzen während das Auto lädt, würde ich vermutlich nicht an der Autobahn nachladen.
Ionity direkt an der Autobahn und EnBW mit vielen Ladern an der Autobahn oder Autohöfen ist mir auf jeden Fall lieber als ein IKEA oder ähnliches auf Geschäftsreise.
Die 20-30 Min, gehe ich sowieso nicht einkaufen, sondern hole mir kurz was zu essen, pinkeln oder auch nur Mails/Anrufe.
Im Urlaub vielleicht ein wenig anders.
MichaelEV meint
„Wenn ich aber demnächst mit dem BEV gleich teuer/günstig an der Autobahn direkt laden kann“
Das wird doch aber nie passieren. Die Auslastung direkt an der AB wird sehr sehr viel schlechter sein. Und wenn man die ganzen fixen Kosten auf z.B. die Hälfte an abgesetzten kWh teilen muss, wird es erheblich teurer. Und so wird es immer bleiben. Der Unterschied wird mit Sicherheit auch deutlich größer sein als momentan bei Tankstellen an der AB.
Mäx meint
Also im Moment gibt es ja noch Tarife, welche starr einen Preis haben.
Und wenn der Anbieter (z.B. Ionity) dann an der Raststätte und am Autohof baut, habe ich an beiden den gleichen Preis zu zahlen…
Ich weiß, du gehst davon aus (also wenn ich das richtig in Erinnerung habe), dass der Preis langfristig flexibel sein wird, basierend auf Auslastung und Stromverfügbarkeit usw. aber das ist bisher noch nicht der Fall.
Swissli meint
Wenn man mit EnBw Kosten vergleicht (rund 1 Mio. pro Ladepark) müssten aus den 750 Mio. theoretisch etwa 750 zusätzliche Ladeparks resultieren.
Mit Blackrock hat Ionity auch für die Zukunft einen finanziell extrem potenten Teilhaber an Bord. Am Geld wirds nicht liegen, wenn der Ausbau stocken sollte.
Allstar meint
Wer soll die Ladesäulen aufstellen? Es gibt keine Arbeitskräfte dafür, nur Geld alleine reicht nicht.
Günter meint
H4 komplett streichen, dann gibt es zig Millionen neue Arbeitskräfte – allein in Deutschland.
ID.alist meint
Aus der IONITY- Seite:
„WIR SUCHEN STANDORTE
Wir bauen unser High Power Charging Netzwerk kontinuierlich aus. Wenn Sie uns ein passendes Grundstück entlang europäischer Autobahnen anbieten möchten, dann kontaktieren Sie uns hier.“
Ich glaube es hängt mehr mit der Verfügbarkeit von passende Standorte für einen vernünftigen Preis. Ich kann mir gut vorstellen, dass es bei den Grundstückseigentümer eine Goldgräber Stimmung herrscht.
Trotzdem, wenn man momentan „schnell“ und unkompliziert durch West-Europa fahren will, muss man ab und zu mal woanders laden, oder einen Umweg im Kauf nehmen.
MichaelEV meint
Vor allem sind diese Standorte aktuell einfach nicht sinnvoll. Ein Standort neben der Autobahn deckt beide Fahrtrichtungen und die Region ab. Der Standort an der AB aber nur eine Fahrtrichtung.
Insbesondere zu Zeitpunkten, wo der Verkehr hauptsächlich in eine Richtung geht (z.B. Reiseverkehr), fehlen Kapazitäten und die freien, die nur 100-200m entfernt sind, können nicht genutzt werden. Und baut man beidseitig jeweils genug, kommt man wirtschaftlich niemals auf einen grünen Zweig (nicht das Ionity das überhaupt jemals schaffen würde, weil man einfach alles falsch macht, insbesondere fehlende Leistungsteilung).
EdgarW meint
Geht bei Tankstellen, wird auch bei Ladeparks (bzw Ladestellen) gehen. Der Markt ist noch in den Kinderschuhen, in nicht allzu ferner Zeit fragt da keiner mehr nach. Die BAB-Tankstellen werden dann ebenfalls Ladestellen sein, mit noch 1-2 Zapfsäulen für den Restbedarf. Wird dann irgendwann sinnvoll, über Apps nach Tankstellen zu suchen und ob deren vielleicht nur noch eine Zapfsäule grad funktioniert.
Mäx meint
@EdgarW
Natürlich geht das…aber es geht ja um gerade. Mit gerade mal 1 Mio. BEVs auf den Straßen und die noch nicht mal alle ständig auf Langstrecke kommt eben nicht genug Traffic an der Säule an.
Da sind Standorte an Autohöfen für beide Richtungen doppelt so interessant wie die an der Raststätte für nur einer Richtung.
Dass es irgendwann mal nicht mehr so ist, dürfte klar sein…dauert aber bestimmt noch ein paar Jährchen.
MichaelEV meint
Irgendwie geht alles. Ich vermute, dass die teure Technik und das Vorhalten von hoher Anschlussleistung bei wenig Auslastung viel mehr auf die Kosten durchschlagen wird als bei Tankstellen. Würde mal grob schätzen, dass zukünftig der Ladepreis an Raststätten x2 im Vergleich zu anderen Lademöglichkeiten sein wird.
Wenn Kunden ein paar Minuten sparen wollen und dafür das doppelte zu zahlen bereit sind, ist ja alles gut. Wird aber wohl eher schwierig.
Mein Punkt ist aber: Wenn Ladeinfrastruktur aktuell wirtschaftlich noch schwer darstellbar ist, sind Raststätten eigentlich das letzte, was man angehen sollte. Die Standorte neben der Autobahn, die auch die Region mit abdecken, sind viel sinnvoller und sind sehr viel früher wirtschaftlich im grünen Bereich. Und damit kann man viel früher weiter ausbauen und läuft der Entwicklung nicht hoffnungslos hinterher.
Was wohl kaum einer versteht: Tesla hat nicht aus einer Laune heraus schon große Standorte mit bis zu 40 Ladepunkten in DE. Die werden gebraucht, zwar selten, aber dann sind sie Gold wert. An anderer Stelle 4 Ladepunkten für alle anderen Hersteller ist ein Garant für Chaos und massive Unzufriedenheit.
Eurostar meint
Bei aller Liebe zum Stromer ( bekomme im Dez. einen Spring fürs nahe Umfeld) Aber wenn ich „schnell“ und „unkompliziert“
durch West – Europa fahren will, dann setze ich mich völlig entspannt
in die S – Klasse…..
Egon Meier meint
Wenn man sich dIe Standorte einiger neuer Ionity-Parks ansieht wird klar wo das Problem liegt: Die kriegen zu akzeptablen Bedingungen keine geeigneten Flächen. Ionity sitzt traditionell direkt an der BAB – bei Wismar wird man demnächst 8 km Umweg fahren müssen.
Es haben jetzt diejenigen einen Vorteil, die schon über Flächen an BAB und anderen Fernstraßen verfügen: Tankstellenkonzerne wie Aral/Shell/total/usw.