Mercedes-Benz hat Anfang des Jahres den Vision EQXX präsentiert. Das Forschungsfahrzeug soll mit seiner kompakten Batterie im realen Betrieb über 1000 Kilometer ohne Nachladen zurücklegen können. Aktuelle Elektroautos schaffen höchstens die Hälfte. Eine Serienfertigung des EQXX ist nicht vorgesehen, die für ihn realisierten Technologie sollen aber in wenigen Jahren in Kundenfahrzeuge von Mercedes-Benz Einzug halten.
„Hinter dem Kürzel verbirgt sich ein Technologieprogramm, das uns hilft, die Firma noch schneller zu transformieren“, sagte der Daimler-AG-Technologiechef Markus Schäfer dem Handelsblatt zum EQXX. Das übergeordnete Ziel des Projekts laute, eine agilere Arbeitskultur zu etablieren und die Entwicklungszeit drastisch zu reduzieren. „Wir reden hier durchaus über eineinhalb Jahre an Entwicklungszeit, die wir uns sparen können“, erklärte Schäfer. In der Vergangenheit konnten vom Entwurf bis zum fertigen Fahrzeug zwischen vier und fünf Jahre vergehen.
Mercedes-Benz strebt kürzere Innovationszyklen an, um Kosten zu sparen und es mit agileren Unternehmen wie Tesla oder auch aufstrebenden Elektroautobauern aus China aufnehmen zu können. Daimler-Chef Ola Källenius hat beschlossen, die Kernmarke bis Ende des Jahrzehnts auf eine vollelektrische Zukunft vorzubereiten. Dazu werden ab der Batterie-Luxuslimousine EQS exklusiv für Elektroautos entwickelte Plattformen genutzt. Die anderen E-Modelle von Mercedes-Benz basieren noch auf für Verbrenner konzipierten Architekturen.
Dass die Mercedes-Ingenieure schneller arbeiten können, zeigt der EQXX. „Wir haben binnen 18 Monaten ein Fahrzeug gebaut, das Grenzen sprengt und neue Dimensionen eröffnet“, so Schäfer. Nie zuvor sei ein Mercedes so schnell entwickelt worden. „Wir haben dabei den gesamten Produktentstehungsprozess auf den Kopf gestellt und die Kollegen von Formel 1 und Formel E eng mit einbezogen.“ Anders als klassische Showcars wurde der EQXX laut Mercedes-Benz nicht überwiegend von den Designern gestaltet, sondern direkt in den Fachabteilungen. „Das heißt: Dieses Auto wird eine Straßenzulassung erhalten. Das ist kein Prototyp, der nur auf eine Messebühne rollt, er wird sein Potenzial auf echten Straßen zeigen“, betonte Schäfer.
Effizienz & Nachhaltigkeit im Fokus
Der EQXX soll nicht nur bei der Entwicklungszeit eine neue Ära der Effizienz einleiten. Auch der Energieverbrauch ist mit weniger als 10 Kilowattstunden (kWh) pro 100 Kilometer sehr gering. Dazu tragen neben dem kompakten, aber energiedichten Batteriepaket und dem Antrieb mit einem hohen Wirkungsgrad insbesondere eine sehr gute Aerodynamik, Gewichtsreduktion und modernste Software bei.
Ein weiterer Schwerpunkt beim EQXX ist Nachhaltigkeit bei den eingesetzten Ressourcen. „Bei vielen Bauteilen haben wir uns die Natur zum Vorbild genommen und ganz neue Formen genutzt“, erläuterte Schäfer. So kämen beim EQXX im Heckboden, bei den Dämpferdomen sowie bei den Trägern von Scheibenwischern und Motor bionische Strukturen zum Einsatz. Und alles, was nicht zwingend benötigt werde, lasse man weg. Im Innenraum kämen unter anderem Bauteile aus synthetischer Seide und schnell nachwachsenden Bambusfasern, Oberflächen auf Kaktusbasis sowie vegane und recycelte Materiale zum Einsatz.
Auf der Außenseite des Dachs finden sich beim EQXX hauchdünne Solarpaneele, die das Batteriesystem mit Energie versorgen. Der Stahl für die Karosserie stammt zu hundert Prozent aus Schrott. Auch dadurch könne der CO2-Fußabdruck des Fahrzeugs erheblich reduziert werden, betont Daimler.
„Der Vision EQXX wird enorme Abstrahleffekte auf den gesamten Autobau bei Mercedes-Benz entfalten“, versicherte Technikchef Schäfer. Eine ganze Reihe der für das Elektroauto entwickelten Komponenten seien Vorläufer für Serienanwendungen. Die Batterie und das Antriebskonzept im EQXX zeigten bereits in einem frühen Stadium Technik, die bei der für Mitte des Jahrzehnts geplanten MMA-Plattform für Kompakt- und Mittelklassewagen verbaut werden.
Releit meint
Das kommt raus, wenn man einen Porsche 911 mit eine Kia EV6 kreuzt ????
Priusfahrer meint
Hurra, ein neuer CLS! Erfrischendes Gegenstück zu den gäääääähnend langweiligen
SUVs. Wenn alle Mercedes Modelle eine solche E-Evolution vollziehen, dann erhebt
sich Mercedes wieder zur wirklichen Prämium-Marke. Weiter so!
Daniel S meint
Der EQXX zeigt auch, dass Lightyear nicht so falsch liegt.
wiesmaim meint
Wer braucht schon Solarpanele. BMW hat eine Folie mit der sich die Lackfarbe ändern lässt, ist doch viel cooler…
andi_nün meint
Die Solarpanele werden bei Daimler enden, so wie vieles andere, in einem Rückruf.
Denke Hyundai hat sowas besser im Griff, den Ioniq 5 gibts ja bereits mit PV Panelen.
Jan meint
braucht kein Mensch
THeRacer meint
Doch. Ich will das haben und brauche das um Standbyverluste auszugleichen und zur verlustneutralen Standlüftung im Sommer. ;-)
wiesmaim meint
Man sieht, wenn sie müssen dann geht auch was. Bei BMW scheint der Handlungsdruck noch immer nicht groß genug zu sein.
Aber die Wette auf das autonome Fahren ist auch für meine Begriffe verfrüht, zumal der innere Widerspruch ja lautet, dass man dann keinen Individualverkehr mehr bräuchte.
andi_nün meint
Ich hate (englisch von hassen;-) BMW auch sehr gerne, fahre keinen, werde nie einen fahren.
Den nackten Zahlen nach, schaut es aber für BMW nicht schlecht aus. Den i3 gibts schon länger, der iX3 verkauft sich mittlerweile gut. Das scheußliche Monster Namens iX und die Limo i4 laufen in der Produktion hoch und werden sich 2022 und die folgenden Jahre sehr gut verkaufen.
BMW hat sich als Premiumhersteller gerade 2021 wesentlich besser geschlagen, als Daimler. Natürlich liegt BMW bei den BEV Zahlen etwas zurück, aber ist das ein Problem? Kommt mir nicht so vor, BMW hat ja nicht den Anspruch 5 Mio oder 10 Mio Fahrzeuge zu bauen. Man ist etablierter Premiumhersteller mit einer großen Kundenbindung aka Fanboys. Der BEV Anteil wird sich auch bei BMW jährlich sukzessive steigern, das ist sicher.
wiesmaim meint
Ich fahre seit 20 Jahren BMW, aber momentan verspielen sie ohne Not ihre gute Position (erinnert ein bisschen an die CDU mit Laschet). Wer hat diese Monsterniere durchgewunken?, 1er der totale Schrott. Ein Bandmitarbeiter hat mir erzählt, die Minute dauert bei BMW nur noch 59 Sekunden, entsprechend schneller muss die Produktion laufen, alles auf Kosten der Qualität. Schiefe Schrauben bleiben schief weil keine Zeit zur Korrektur, dann kann ich mir gleich ein Model 3 bestellen
Justin Case meint
Lange habe ich mich gefragt, warum ich dieses Auto im Gegensatz zu allen anderen aktuellen Mercedes-Fahrzeugen schön finde.
Der Grund: Bei allen anderen Mercedes liegt der untere Rand der Windschutzscheibe deutlich höher als die Schulterlinie, also der untere Rand der Seitenscheiben, was zu einem Z-förmigen Versprung in der Seitenlinie am unteren Ende der A-Säule führt. In meinen Augen ein übler Makel.
Hoffentlich führt die schnellere Entwicklungszeit und die mit dem EQXX gefundene Designsprache dazu, dass dieser Makel bei künftigen Modellen verschwindet.