Das Akku-Start-up Northvolt hat ehrgeizige Pläne und braucht dafür reichlich Kapital. Für die Finanzierung seiner Großfabriken zur Produktion von Batteriezellen und Kathodenmaterial sowie Recyclingeinrichtungen peilt das Unternehmen einen Börsengang an. Eilig haben es die Schweden damit aber nicht.
Einige hatten damit gerechnet, dass es schon in diesem oder im nächsten Jahr so weit sein könnte. Aufsichtsratschef Carl-Erik Lagercrantz erklärte laut der Nachrichtenagentur Bloomberg nun, das Unternehmen „innerhalb der nächsten zwei Jahre“ an die Börse bringen zu wollen. Man befinde sich in einer „guten Ausgangslage“. Ein Börsengang bis 2024 sei „vernünftig“, auch wenn Northvolt eigentlich derzeit kein weiteres Fremdkapital benötige.
Gleichwohl hat das Start-up Anfang Juli bekannt gegeben, sich per Wandelanleihe weitere 1,1 Milliarden Dollar besorgt zu haben. Zu den 15 Geldgebern zählen unter anderem Goldman Sachs und Volkswagen. Zuvor hatte das 2016 gegründete Unternehmen bereits etwa 6,5 Milliarden Dollar eingesammelt, größter Anteilseigner war bisher Volkswagen mit 23,6 Prozent. Der Firmenwert wurde vor der jüngsten Finanzierungsrunde mit rund 12 Milliarden Dollar beziffert. Nach dem Börsengang hofft Northvolt laut Insidern auf eine Bewertung von mehr als 30 Milliarden Dollar.
Entscheidend sei, dass man Lieferverpflichtungen gegenüber seinen Kunden habe, sagte Lagercrantz. Um diese bedienen zu können, müsse man die Produktion hochfahren. Northvolt gibt Bestellungen aus der Automobilindustrie im Wert von mehr als 55 Milliarden Dollar an, damit sei man bis Ende der 2020er Jahre ausverkauft.
Northvolt produziert seit Ende 2021 in seiner ersten Fabrik im schwedischen Skellefteå Akkus. Seit Mai werden erste Autohersteller beliefert, zu den Kunden gehören Volkswagen, Scania, BMW und Volvo. Daneben fertigt das Start-up im polnischen Danzig Batteriemodule und betreibt ein „Lab“ für Forschung und Entwicklung in Västerås, 100 Kilometer westlich der Hauptstadt Schwedens Stockholm.
2025 sollen im schwedischen Göteborg in Kooperation mit Volvo sowie im schleswig-holsteinischen Heide weitere „Gigafactories“ den Betrieb aufnehmen. Nach dem Hochlauf will Northvolt Batterien mit einer Gesamtkapazität von 170 Gigawattstunden (GWh) herstellen und so zum größten europäischen Batteriezellen-Produzenten aufsteigen. Bisher wird der Markt von asiatischen Unternehmen dominiert. Ihnen will Northvolt mit nachhaltigeren, dabei aber kostengünstigen Akkus entgegentreten.