Dem Aachener Elektroautobauer e.Go Mobile drohte vor zwei Jahren die Insolvenz. Seit 2020 gehört das Unternehmen mehrheitlich dem niederländischen Investor ND Industrial Investments. Dieser will mit dem Start-up nun weiter expandieren und plant dazu auch einen Börsengang in den USA.
Die Next.e.Go Mobile SE nutzt eine leere Unternehmenshülle, um es damit an die New Yorker Börse schaffen. Durch die Verschmelzung mit dem dort gelisteten Firmenmantel Athena Consumer Acquisition Corp sollen Next e.Go 285 Millionen Dollar zufließen, wie Athena am Donnerstag mitteilte.
Durch die Zusammenführung mit einer sogenannten Special Purpose Acquisition Company (SPAC) erspart sich der Autohersteller den eigentlich für den Gang an die Börse erforderlichen langwierigen Prozess. Anders als bei solchen Börsengängen üblich, sollen keine neuen Investoren beteiligt werden. Stattdessen werde Athena neben dem Geld der eigenen Anleger Kredite in Höhe von 50 Millionen Dollar für Next e.GO stellen. Die Eigentümer von Next e.GO blieben ebenfalls investiert, heißt es in einer Mitteilung.
Das im Umfeld der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen entstandene Start-up wird bei dem Börsengang mit 913 Millionen Dollar bewertet. Athena Consumer Acquisition ist das zweite von drei SPACs der Fintech-Unternehmerin Isabelle Freidheim. All diese Firmen seien ausschließlich von ihren weiblichen Gründern geführt, betont Athena.
e.Go Mobile will expandieren
e.Go Mobile hat seit der Gründung im Jahr 2015 eigenen Angaben nach mehr als 1000 seiner Fahrzeuge auf die Straße gebracht. Das Angebot besteht derzeit aus dem Kleinwagen Life sowie dessen in diesem Jahr startender Crossover-Variante e.wave X. e.GO Mobile will weitere, darunter größere Modelle einführen. Damit soll auch in andere Länder expandiert werden, dafür sind in Bulgarien, Griechenland und Mexiko Werke geplant. Jede der weiteren „Microfactories“ soll im Dreischichtbetrieb etwa 30.000 Fahrzeuge pro Jahr produzieren können.
„Diese Transaktion wird es uns ermöglichen, unser Wachstum zu beschleunigen, unsere globale Reichweite zu erweitern und unsere Erfolgsgeschichte von disruptiven Innovationen fortzusetzen“, so der Vorstandsvorsitzende von e.Go Mobile Ali Vezvaei. „e.Go hat sich in Europa bereits einen Namen gemacht, wo wir unsere erste Microfactory in Deutschland, im Herzen der Automobilindustrie, errichtet haben. Wir sind gut positioniert, um von den weltweit wachsenden Anforderungen an die Dekarbonisierung der urbanen Mobilität, insbesondere in überfüllten und verstopften Städten, zu profitieren und gleichzeitig unsere einzigartige dezentrale Produktionstechnologie zu nutzen und unseren Gastländern und Gemeinden einen wirtschaftlichen Mehrwert zu bieten.“
„Durch die Herstellung von Fahrzeugen mit Schwerpunkt auf Komfort, Zweckmäßigkeit und intelligenten Dienstleistungen macht e.Go die elektrische Transformation der städtischen Mobilität einfacher und kostengünstiger“, so Vezvaei weiter. „Unsere Fahrzeuge bieten den Kunden ein unterhaltsames, einzigartiges und technologiegestütztes Erlebnis und verändern gleichzeitig das Gesicht der urbanen Mobilität zum Besseren.“
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
„Diese Transaktion wird es uns ermöglichen, unser Wachstum zu beschleunigen, ….“
Wachstum? Wovon reden die? Oder ist Stagnation bzw. Schrumpfen das neue Wachstum? Oder meinen die etwa „negatives Wachstum“ (auch ein toller Begriff)?
Jimbo meint
Hey 1000 Fahrzeuge ist doch schon was. Ne Steigerung um 50% zum Absatz bis 2020 😁
Swissli meint
Man stecke max. 100 Mio in e.go und dank SPAC ist das Unternehmen plötzlich 913 Mio. $ Wert.
So nebenbei können die Eigentümer dann Anteile an der Börse verkaufen und müssen nicht mühsam einen Käufer suchen.
Mal schauen ob potentielle Aktienkäufer wirklich bereit sind, Anteile bei einer Bewertung von 913 Mio. zu kaufen. Ein Kursverlauf wie bei Sono Motors wäre nicht erstaunlich.
SPAC werden gerne durchgeführt, weil eben keine offizielle Prüfung der Finanzen usw. stattfindet. Man kauft die Katze im Sack. Das ist der Hauptgrund für SPAC, und nicht eine zeitliche Abkürzung.
Jimbo meint
Schon 1000 verkauft, wow! Da hat sich ja 2022 und 2021 leider nicht sehr viel getan. Damals 2020 waren es schon um die 650 laut BAFA liste. Ich bin sehr gespannt ob daraus wirklich noch was größeres wird, wage es aber zu bezweifeln. Hoffentlich ist das neue Management realistischer als unter Günther Schuh. Man braucht dringend ein konkurrenzfähige Fahrzeug, sonst kommt man nie auf wirtschaftliche Stückzahlen und irgendwann gibt es keinen weiteren Investor. Hört sich aber nach einem guten Deal für e.GO mit Athena zugunsten e.GO an. Warum man aber an die Börse will ohne weitere Investoren an Bord zu holen erklärt sich mir gerade nicht. Wahrscheinlich will man nur die Option haben später einfacher eine Kapitalerhöhung am Markt durchzuführen nur nicht jetzt.