Tesla will offenbar die Produktion seiner Mittelklasse-Elektroautos Model Y und Model 3 im vierten Quartal deutlich steigern und dieses Wachstum mit dem Hochfahren der Werke in Austin, Texas, und Grünheide bei Berlin bis 2023 fortsetzen. Das geht laut Reuters aus internen Plänen hervor, die die Nachrichtenagentur einsehen konnte.
Der US-Konzern plant den Informationen nach, im Schlussquartal des Jahres fast 495.000 Fahrzeuge der Baureihen Model Y und Model 3 auszuliefern. Die beiden Elektroautos sind die mit großem Abstand meistverkauften Modelle der Marke. Die von Reuters berichteten Ziele für das vierte Quartal 2022 wären rund 40 Prozent mehr als die durchschnittliche Analystenprognose. Tesla würde somit das für 2023 prognostizierte Wachstum des globalen Automobilmarktes mit einer Produktionssteigerung von mehr als 50 Prozent um fast das Zehnfache übertreffen.
Die Nachrichtenagentur verweist darauf, dass Tesla sich in der Vergangenheit mehrmals Ziele gesetzt hat, die es dann zurücknehmen musste. Das Unternehmen wollte sich zu den möglichen Zahlen im vierten Quartal nicht äußern. 2023 soll das Unternehmen laut Reuters weitere Steigerungen anstreben: In den ersten drei Quartalen des Jahres wolle Tesla insgesamt 1,59 Millionen Model 3 und Model Y bauen.
Offiziell peilt Tesla seit einiger Zeit 50 Prozent durchschnittliches jährliches Wachstum bei den Fahrzeugauslieferungen an. Im letzten Jahr wurden weltweit 930.422 Elektroautos produziert und 936.222 Fahrzeuge ausgeliefert.
Für das dritte Quartal meldete Tesla kürzlich 343.830 ausgelieferte Elektroautos, was weniger als von Analysten erwartet war. Der US-Elektroautobauer räumte Probleme mit der Logistik ein und erklärte, seine Fahrzeuge künftig regional und zeitlich besser verteilt auszuliefern. Bisher wurden vor allem zum Ende eines Quartals viele neue E-Autos von dem Unternehmen zu den Kunden geschickt.
Für sein angestrebtes weiteres Wachstum fährt Tesla derzeit seine neuen Werke in Brandenburg nahe Berlin sowie im US-Bundesstaat Texas hoch. In der deutschen Fabrik wurden im September erstmals 2000 Fahrzeuge pro Woche hergestellt. Das Ziel der ersten Ausbaustufe sind 500.000 E-Autos pro Jahr.
David meint
Tesla will so viel.
Ein kleines Beispiel für die arrogante Unbelehrbarkeit und das Scheitern an der Realität ist das just-in-time Konzept. Sie haben da keinesfalls deutsche Experten gefragt, sondern es so wie in den USA gemacht, wo man die Ankunftszeit eines LKW auf die Minute vorhersagen kann. In Europa ist aber immer irgendetwas – am Zoll, bei Pausen und Fahrverboten, auf der Autobahn.
Daher haben deutsche Unternehmen just-in-time in dem Sinne, dass sie kleine Lager on site haben. Das ist Tesla dann vor wenigen Wochen auch aufgefallen und jetzt möchten sie auch solche Lager auf dem Firmengelände errichten. Das wird natürlich dauern. Bauantrag ist gerade erst gestellt. Und so lange wird es immer wieder Produktionsausfälle geben, genauer gesagt sogar noch mehr, weil jetzt eine dritte Schicht eingerichtet wurde. Gegner von Tesla wittern Salamitaktik, sie überschätzen den Gegner, der ist einfach nur blöde.
Wer das Geschichtchen nicht glaubt, kann das alles im Internet nachlesen. Im März noch die große Reden im Habdelsblatt von JIT und Lean Management, dann im September zurückrudern, zurückrudern, zurückrudern…
Jürgen W. meint
Na die Ansage, dass ich das im Internet nachlesen kann ist schon verdammt naiv. Dort kann ich alles nachlesen was ich will und meine Meinung stützt. Allerdings finde ich auch immer das Gegenteil, wenn ich will. Das ist wirklich das schlechteste Argument ever.
David meint
Ich wende mich an die mit Internetführerschein. Da lassen sich seriöse Quellen finden. Also Aussagen des Wirtschaftsministers von Brandenburg zu den geplanten Bauten in Grünheide. Und natürlich die Trailer-Geschichte. Und als Gegensatz dazu die großen Töne vor sieben Monaten im Handelsblatt zu just-in-time.
Swissli meint
Die Produktionskapazitäten stehen bereit. Allerdings wird sich das gewünschte Wachstum von +50%/Jahr mit faktisch nur 2 Modellen nicht mehr lange halten können. So langsam müsste jetzt der Cybertruck auf den Markt kommen (der allerdings eher „nur“ für den US Markt geeignet ist). Der angedachte Tesla Kleinwagen ist ja sowieso noch Jahre entfernt.
Fra p. meint
Wenn man auf norwegen schaut kann tesla nur das model y in hoher stückzahlen verkaufen. Das model 3 wird bald aus der top 10 fallen. VWG sieht es spannender aus.
China hat mit BYD ein harter konkurrent der schneller wächst als tesla.
David meint
Die Modelle sind quasi nur 1,5, weil in derselben Klasse und Zielgruppe, kannibalisieren sich entsprechend. Den Kleinwagen ist abmoderiert. Der Cybertruck ist mehrfach delayed, erfuhr trotzdem schon massive Preiserhöhungen und kommt nur noch in Nordamerika auf den Markt. Aber wann? Mitte 2023, falls überhaupt. Gefundenes Fressen für die Presse. Die „Welt“ titelt heute: „Tesla – Musk prahlt mit seinem Cybertruck – doch wo bleibt er?“
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
„Tesla will Model-Y- und Model-3-Produktion offenbar deutlich hochfahren“
Was ist jetzt daran neu? Angesichts der ehrgeizigen Ziele muss das Tesla sogar. Aber das wissen wir spätestens schon seit dem Auslieferstart des Model 3. Daher kann man Reuters zu dieser detektivischen Meisterleistung nur gratulieren.
Schlumpf7 meint
Da die chinesische Regierung nach wie vor die Null-Covid Politik beibehält und so die
geplanten Produktionszahlen im lokalen Werk über den Haufen wirft, möchte Tesla
die Produktionszahlen außerhalb Chinas hochfahren.
Tesla-Fan meint
Unabhängig von China fahren sie die Werke in Texas und Grünheide (vielleicht langsamer als ursprünglich geplant) hoch. Das wird logischerweise Auswirkungen auf Q4 haben.
DIGITAL meint
Was dabei jetzt nicht steht ist, dass die Anzahl der produzierten Fahrzeuge den Erwartungen entspricht, man hat es nicht geschafft alle Fahrzeuge auszuliefern, das passiert dann eben in den nächsten Tagen.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Eine serienmäßige Nahezu-Vollausstattung hat geringen Steuerungs- und Logistikaufwand und Vermeidung von Fehlern in der Montage zur Folge. Damit gelingt das steile Hochfahren der Stückzahlen.
LOL meint
und jetzt ? das war der Plan ja und das funktioniert ganz gut
geht ja bei jedem anderen Krempel auch, Smartphone, Waschmaschine, Toilettenschüssel .. einwandfrei, eine Hand voll varianten zur Auswahl, da ist für jeden was dabei, das reicht. Ich identifiziere mich weder über die Ausstattung meines Autos noch über die der Toilettenschüssel, das eine ist zum Fahren, das andere zum Ka…
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
War als positives Gegenbeispiel zu dem VDA-Gehabe gedacht, wo die Ausstattungslisten sehr lang sind.
alupo meint
Das war auch nicht mehr das Ziel. Tesla verkündete vor einigen Quartalen, dass sie mit der stressigen und teuren Quartalsendrally aufhören wollen. Das haben sie in Q3 offensichtlich umgesetzt
Nur der Zeitpunkt war nachveinugen „Verschiebungen“ eben unklar und das hatten nur wenuge auf dem Schirm. Rob Maurer ging immerhin von zusätzlich 6.000 Fahrzeugen im Vorat aus, und das trotz geringer Vorratsaufstockung (~4.000) schon in Q2. Letztendlich wurden es aber 22.000. Der DIV wird steigen, aber dennoch niedrig sein im weltweiten Vergleich.
Matze meint
„Das haben sie in Q3 offensichtlich umgesetzt“
Das entspricht jetzt aber nicht wirklich den Meldungen in diversen Blogs in den Tagen vor dem Q-Ende, oder?
alupo meint
Das geht aus den gerade veröffentlichten Produktions- und Absatzzahlen in Verbindung mit Elon Musks Aussage sehr deutlich hervor.
Ob das schon genügt um den bisherigen Quartalspeak zu glätten, weiß ich nicht. Es könnte durchaus sein, dass auch in Q4 die Produktionszahlen nochmal höher sind als die Absatzzahlen. Andererseits werden zum Ende eines Berichtsjahres bei allen mir bekannten Unternehmen die Vorräte abgebaut. Aber dirsmal vermute ich nicht bei Tesla.
Andi EE meint
… entspricht aber der öffentlich gemachten Begründung von Tesla.
Aber ich weiss, in diesen Zeiten sind Blogs natürlich glaubwürdiger als die offizielle Darstellungen. Gut, wieso sollte man diesen Darstellungen glauben, wenn wir Boxer als Kreml-, Russland- und Embargoexperten haben, Metzger als Epidemiologen und Juristen als Virologen sich profilieren und das Volk der Regierung gefühlt jeden Tag auf der Strasse mit lieben Worten die Richtung weist.
David meint
Das Dumme ist nur, wenn man nach fünf Jahren Großserienbau, wo man von 20 Quartalszahlen geschätzt 13 nicht erreicht hat, plötzlich erklärt, man wolle die auch gar nicht mehr erreichen – wer glaubt einem dann? Börsianer jedenfalls nicht. Die kennen das.
LOL meint
die „Quartalsziele“ waren die Erwartungen von Analysen
Andi EE meint
@David
Das ist doch Schwachsinn was du erzählst, Tesla wächst im Schnitt mit 50% pro Jahr. Dass ein Quartal mal besser mal schlechter ausfällt, ist völlig normal. Oder produzieren / wachsen deine Lieblinge von VW/Porsche immer nachdem was Analysten voraussagen … nein natürlich nicht. Bei Tesla ist ja nicht das Problem dass es nicht extrem gut läuft, sondern die Bewertung von Tesla sehr hoch ist.
Hätte Tesla ein KGV von 25, wäre das keine Sache, das Wachstum ist in dieser schwierigen Phase, unglaublich hoch, die Nachfrage top. Deshalb die pronostzierten Geewinne in der Zukunft plausibel. Ob es ein forward KGV von ca. 70 (Bewertung = 70x der jährliche Gewinn) für dieses Jahr wirklich hergibt, das ist umstritten. Die Mehrheit sagt ja, weil sie die industriellen Produktionsvorteile und autonomes Fahren sehen, die anderen sagen nein, weil sie in Tesla einen reinen Autobauer sehen, die mit vielleicht KGV 8 bewertet werden sollten. Letzteres stimmt sowieso nicht, weil Tesla in Sachen Software auf Augenhöhe mit Microsoft / Google (die haben KGVs von 20+) performt. Aber ja, die Bewertung ist, wenn das Wachstum gehalten werden kann, dann nicht …