Luca de Meo führt seit zwei Jahren den Renault-Konzern. In einem ausführlichen Interview mit der Welt hat er über die Umstellung auf Elektroautos, die Kosten und die Zukunft der Branche gesprochen.
Autos sind derzeit unabhängig der Antriebsart teuer, weil sich die Preise für Rohstoffe und Energie stark erhöht haben. Außerdem konnte Renault wie andere Hersteller wegen des Halbleitermangels nicht die Menge an Autos produzieren, die es hätte verkaufen können. Daher haben die Franzosen ihre Rabatte abgebaut. Die hohen Preisnachlässe von früher seien ohnehin nicht gesund für die Unternehmen, so de Meo.
Mit Dacia hat Renault eine Tochter, die möglichst günstige Autos verkaufen soll. Doch auch hier sind die Preise zuletzt gestiegen. Darauf angesprochen, ob es so Individualmobilität für alle noch geben könne, meinte der Konzernchef, dass diese Herausforderung noch größer werde, wenn die Leute elektrische Autos kaufen sollen. Denn Elektroautos seien teurer als Verbrenner.
„Wir erleben heute einen technologischen Durchbruch. Die Preise für Autos werden tendenziell steigen und dann wieder fallen, wenn sich diese neuen Produkte amortisieren. Batterien sind teuer, aber 80 Prozent des Preises hängen von knappen Rohstoffen ab, deren Preise steigen“, erklärte der Manager. Den Übergang zur Elektromobilität müssten Leute möglich machen, „die Geld haben, eine Garage besitzen und sich die Autos leisten können“. Wobei man nicht vergessen dürfe, dass ein Elektroauto bei den Betriebskosten „schon sehr konkurrenzfähig“ sei.
Mit dem ab 22.550 Euro kostenden kleinen SUV Spring habe Dacia derzeit das günstigste Elektroauto in Europa im Angebot. Mit den batteriebetriebenen Neuauflagen der Baureihen R4 und R5 kämen weitere Modelle in Preisregionen auf den Markt, die sich sehr viele Leute leisten können, so de Meo.
In einigen Ländern werden Elektroautos mit staatlichen Kaufprämien gefördert. In Deutschland gibt es aktuell bis zu 6000 Euro Zuschuss, im nächsten Jahr allerdings nur noch 4500 Euro. 2024 reduziert sich die Subvention auf 3000 Euro, 2025 soll die Förderung dann ganz enden. „Wenn die Regierungen wirklich wollen, dass die CO₂-Emissionen durch Elektroautos gesenkt werden, dann sollten sie den Kauf unterstützen“, sagte de Meo. In der aktuellen Lage sei es für das Unternehmen sehr schwer, die Kosten zu senken. 80 Prozent der Batteriekosten seien Rohstoffe wie Lithium, Nickel, Kobalt. Deren Preise bewegten sich gerade in die falsche Richtung.
2030 nur noch E-Autos in Europa
Renault stellt trotz der Herausforderungen auf Elektroautos um und will bis 2030 in Europa aus dem Verbrennungsmotor aussteigen. De Meo hätte einen langfristigeren Übergang bevorzugt, weil der Ausstieg zu schnell komme und der Ansatz „zu eindimensional“ sei – in Europa sei die Debatte aber in eine andere Richtung gegangen. Der Rest der Welt geht jedoch nicht in die gleiche Richtung, selbst die Chinesen nicht. Deshalb werde Dacia auch noch länger Verbrenner verkaufen als die Kernmarke.
Neben Hybriden, Gasantrieb und Brennstoffzellen kann sich de Meo auch E-Fuels für den Antrieb vorstellen. Auch Wasserstoff-Verbrennungsmotoren sehe sich das Unternehmen an. Das gilt seinen Worten nach für Dacia sowie außerhalb Europas auch für die Marke Renault, etwa in Indien oder Brasilien.
Für die Elektromobilität brauche es noch eine nachhaltige Stromproduktion und Zugang zu den Rohstoffen für die Batterien, sagte de Meo. Eigene Akkufabriken wie Volkswagen oder Stellantis würden die Franzosen nicht errichten, weil sich die Technologie sehr schnell entwickele und Investitionen in die falsche Lösung drohten. Renault werde andere Wege finden, um seinen Bedarf an Batterien zu sichern.
„Eine Metamorphose des Unternehmens“
Zu Berichten, dass der Konzern Renault in ein Verbrenner- und ein Elektrogeschäft spalten will, sagte de Meo, dass es sich vielmehr um „eine Metamorphose des Unternehmens und eine Neuerfindung unseres Geschäftsmodells“ handele. Zur Entwicklung, dem Verkauf und der Finanzierung von Autos kämen nun neue Wertschöpfungsketten hinzu: Elektroautos, Wasserstofftechnologie, Software, Mobilitätsdienste. Das sei wie der Übergang „vom Fußball zu den Olympischen Spielen mit vielen unterschiedlichen Disziplinen“.
Deswegen baue man mit einer Elektroauto-Einheit eine neue Art von Unternehmen auf, basierend auf der Verbindung von Elektromobilität und Software. Es solle mit den neuen Autoherstellern konkurrieren, „tech-orientierter sein“ und zu mehr als 30 Prozent aus Ingenieuren bestehen. Normalerweise hätten Autohersteller fünf bis sechs Prozent Ingenieure, „aber wir wollen in den neuen Sportarten mitspielen“. Die Verbrennermotoren würden abgetrennt. Die Mobilitätsmarke Mobilize, das Recyclinggeschäft, die Sportwagenmarke Alpine würden ebenso eigenständige Einheiten. Investoren könnten dann gezielt in Teile des Geschäfts einsteigen.
Dass im nächsten Schritt das Verbrennergeschäft an den chinesischen Autobauer Geely und den saudischen Ölriesen Aramco verkauft wird, bezeichnete de Meo als Spekulation. Man spreche mit „einer Menge von Interessenten“. Die Idee sei, ein „Referenzaktionär“ zu bleiben, aber eine Partnerschaft mit einem anderen Unternehmen einzugehen, um das Volumen zu erhöhen, die Kosten zu senken, weiter zu investieren und neue Märkte zu erschließen. Denn die Verbrenner-Technologie werde weltweit noch lange Zeit genutzt werden, zur Unterstützung der weltweiten Dekarbonisierung auch mit „sauberen“ Kraftstoffen.
Egon Meier meint
Oh je .. weit runter gekommen der Renault-Laden.
Keine wettbewerbsfähigen Fahrzeuge, das einzige, was läuft sind die von Wanderarbeitern zusammengedengelten Billig-Kisten mit rumänischem Aufkleber.
Und jetzt gegen BEV anstänkern .. ja .. das ist für Renault zu schnell. Für Renault.
Alle anderen schaffen das komischerweise aber die haben auch langfristige Verträge mit leistungsfähigen Zulieferern.
Wenn man kein Geld hat – wie Renault – dann sind eben die Umstände schuld.
MAik Müller meint
@Egon Meier Wilkommen in der von mir vorhergesgaten Realität!
Es wird halt noch viele viele Jahre dauern bis auch nur 20% der Leute ein Eauto fahren können.
Auch bei VW usw. zieht sich das ganze extrem hin.
Oliver Melhaff meint
Es hat eben nicht jeder das Format eines Carlos Ghosn.
David meint
Der passte ja zum Schluss in eine Kiste.
Schlumpf7 meint
Für einen Nichtschwimmer ist jeder Zeitpunkt für den Schwimmunterricht zu früh!
Erst mit der Praxis kommt das Fachwissen – und die fehlt Renaults Vorstand.
Luca de Meo ist fast so träge wie GMs Führungs-Etage.
Oje oje oje ….
OpaTesla meint
Sämtliche e-Modelle sind aktuell nicht bestellbar, nicht konfigurierbar und schon gar nicht lieferbar.
Und dann kommt wieder das Ammenmärchen mit Chips, Lieferketten…bla bla…blub blub…
Warum verkriecht sich Renault nicht einfach in die Schäm-Ecke.
bs meint
Man muss sich mal das Interview mit ihm und ein französische Zeitung lesen. Da redet er von Mileuaktivisten die den Verbrenner schlecht reden und das wäre alles Unsinn. Zudem wollen er ein Forum Möbilität für alle“ errichten weil das Elektroauto wäre zu teuer und dann könnte nicht jeder die volle Freiheit von freie Mobilität genießen. Das geht in der Richtung „freie Fahrt für freie Bürger“.
Mann könnte sehr wohl billigere Elektroautos bauen. Aberd as wollen die nicht. Sie haben bei der Batteribeschaffung nicht rechtzeitig vorgesorgt und wollen diese deswegen nur in teueren Autos einbauen. Aber in China werden sehr wohl elektroautos für rund 10 TE gebaut. Das geht schon wenn man auf Luxus verzichtet. Selbstverständlich nur mit kleineren LFP Batterien.
Dafür brauchen wir mehr Ladesäule, insbesondere in den Städte und Mehrfamilienhäuser. Das läuft nicht so ganz so schnell weil alle meinen ein 10 KW Walbox wäre der Minimalbedarf. Auch unsinn. Für sparsame Autos reicht eine Schukodose volkommen für nachtliches Laden. Ich lade mein Tesla M3 häufig von der Schukodose und das geht hervorragend.
R. D. meint
Luca de Meo… vor zwei Jahren verkündete er noch, der Mengane als Elektroversion werde günstiger als ein VW ID.3, geworden ist daraus nichts. Und nun weist er uns die Zukunft mit teuren BEV, noch teureren FCV und den Heilsbringer eFuells, ja sogar verbrennen von Wasserstoff im Verbrennungsmotor will er sich anschauen. Ich hoffe mal das bisschen Geld was im Konzern noch vorhanden ist reicht für alle Technologien aus. Oder aber Luca und seine Weitsicht scheidet frühzeitig aus, freiwillig oder unfreiwillig.
LOL meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
MAik Müller meint
Naja der Akku kostet dem Hersteller um die 70€/kWh fertiger Akku. Für 2025 sind 50€/kWh realistisch.
40er Akku : 2800€ —> 2000€
60er Akku : 4200€ —> 3000€
80er Akku : 5600€ —> 4000€
100er Akku : 7000€ —> 5000€
Ich denke die Akkukosten NUR für den Hersteller sind gering und in Summe deutlich günstiger als das ganze Verbrennergraffel :) :) :)
Dem einfachen Endkunden kann man natürlich alles mögliche erzählen und verkaufen.
ID.alist meint
„70€/kWh fertiger Akku“
Das ist, selbst ohne heutigen Rohstoffpreisen, mehr Wunschdenken als Wissen.
Wieso nicht 69€/kWh, man kann zumindest kichern beim lesen.
LOL meint
Klar, wer ID fährt kann von defekten Akkus bald ein Lied singen ;-)
Egon Meier meint
Ist das ein Traum? Schön dass du uns daran teilhaben lässt.
Ben meint
@Egon Meier, er bezieht sich auf den Rückruf der MEB Modelle mit dem LG Pack.
MAik Müller meint
@ID.alist was hast du den gedacht was die Akkus dem Hersteller kosten.
ACHTUNG ACHTUNG das gilt nicht für die Endkundenpreise.
LOL meint
du machst doch seine ganze Stammtischargumentationskette kaputt mit der Aussage, dass das gar nicht so teuer ist
Kokopelli meint
@ Maik
Ich wusste gar nicht, dass du im
Einkauf eines großen Automobilherstellers tätig bist, so dass du zuverlässige Zahlen für die Beschaffung von einbaufertigen Akkus hast.
Respekt, was du als Tragwerkplaner alles kannst! 👍🏻
MAik Müller meint
@Kokopelli na dann sagmal welche Zahlen liegen dir vor?
Ich rede von Zahlen die Tesla und VW selber genannt haben!
Kokopelli meint
Dann kannst du sicher seriöse eine Quelle nennen.
Kokopelli meint
@ Maik
Hätte mich auch gewundert, wenn du eine seriöse Quelle für deine Behauptung angegeben hättest.
hu.ms meint
Achtung !
Es ist ein erheblicher unterschied zwischen kosten für zellen und einbaufertige akkus.
Mir wurden von einem VW-MA aus Zwickau erst kürzlich 180 € / kwh für das fertige akku-pack genannt. Der 62er accu eines ID.3 kostet also rd. 11K.
Die zellen für die VW MEB kommen bekanntlich von LG-cem aus Polen (nähe Breslau) werden in Salzgitter bei VW zu 6,9kwh-akku-pacs zusammengefasst/verkabelt und diese dann in Zwickau zum einbau angeliefert.
MAik Müller meint
Bei so viel nicht Wissen wundern mich die Diskussionen nicht mehr.
Kokopelli meint
@ Maik
Dann nenne uns doch bitte eine seriöse Quelle für dein Wissen, ansonsten kannst du viel behaupten.
150kW meint
„werden in Salzgitter bei VW zu 6,9kwh-akku-pacs zusammengefasst“
Nein, die Packs bzw. Zellmodule kommen schon fertig von LG.