Der vietnamesische Autohersteller VinFast legt später als geplant in Europa los. Die Verzögerung der Expansion liegt an den anhaltenden Versorgungsschwierigkeiten bei Computerchips. Die ersten beiden Modelle der Marke für europäische Kunden können deshalb frühestens ab Anfang 2023 in der Region an Kunden ausgeliefert werden. Eigentlich sollten schon in der zweiten Hälfte dieses Jahres Fahrzeuge übergeben werden.
„Die Störung der globalen Chipsatz-Lieferkette hat VinFast und unseren Produktions- und Lieferplan in Europa beeinträchtigt“, erklärte der Automobilhersteller im Austausch mit Automotive News Europe. Das Unternehmen arbeite mit seinen Zulieferern daran, die Exporte nach Europa und Kanada „in den kommenden Monaten“ aufzunehmen. Die ersten Fahrzeuge für Kunden in den USA sind dagegen bereits verschifft.
In Europa will VinFast zuerst in Deutschland sowie Frankreich und den Niederlanden Kunden gewinnen. Hierzulande werden zunächst die im Mittelklasse- und Obere-Mittelklasse-Segment angesiedelten SUV VF 8 und VF 9 angeboten.
VinFast lässt seine Verbrenner auslaufen und wird künftig exklusiv Elektroautos vertreiben. Die 2017 gegründete Marke bietet aktuell in fünf Segmenten vollelektrische Modelle an: neben dem VF 8 und VF 9 den nur für Asien gedachten Stadtwagen VF 5 sowie den Kleinwagen VF 6 und den kompakten VF 7.
Diesen Monat hat VinFast seine ersten Flagship-Stores in Köln sowie in Paris eröffnet. Darauf sollen Standorte in Amsterdam sowie in Berlin, München, Frankfurt und Hamburg folgen. Das Unternehmen plant zudem bis Anfang 2023 Geschäfte in Oberhausen, Marseille, Rennes, Montpellier und Metz (Frankreich) sowie in Den Haag und Rotterdam (Niederlande).
Das Handels- und Dienstleistungssystem von VinFast wird von einem Netzwerk aus Technikern und mobilen Servicefahrzeugen unterstützt. Sie bieten den Kunden laut dem Unternehmen eine breite Palette flexibler Reparatur- und Wartungsoptionen. Servicetermine können über die VinFast-App gebucht und zu Hause oder am Arbeitsplatz sowie in jedem VinFast-Store mit Service-Support durchgeführt werden. Der mobile Service soll zunächst in Deutschland eingeführt und im ersten Quartal 2023 auf ganz Europa ausgeweitet werden.
Franz Mueller meint
In Realität wird wohl eher die zu erwartenden Marktchance der Grund für einen späteren (oder überhaupt keinen) Markteintritt sein. Die Fahrzeuge sind noch in der Erprobung, viel zu teuer angesetzt und auch nicht attraktiv. (jeder kann sich das mittleidige Lächeln des Nachbarns vorstellen, wenn du ihm von deinem neuen 60.000 € BEV aus Vietnam erzählst)
David meint
Als Begründung könnte man auch die Corioliskraft auf der Nordhalbkugel anführen, die alle Klospülungen rechts herum drehen läßt. Ansonsten blieben aus dem Ausredenkalender die beiden anderen Klassiker, also Corona oder Krieg.
Aber in der Tat scheitert die neue Offensive aus Fernost kläglich. Ob China oder Vietnam: die Autos sind mittelmäßig und die Preise nicht wirklich günstig. Und die Zukunft in Bezug auf Betreuung und Ersatzteilversorgung ist unsicher.
Swissli meint
Vinfast wäre an sich noch ein interessanter BEV Hersteller, z.B. ansprechendes Design.
Jedoch ist der Markt im Bereich von VF8 und 9 längst durch die etablierten Hersteller mehr als abgedeckt in Europa. Und da sie preislich in derselben Liga spielen wollen, wird das sehr schwer.
Eine Nobodymarke (Qualität unbekannt, Ansprechpartner, Ersatzteile, Marktrückzugrisiko usw.) in Europa müsste preislich allein schon wegen diesen Kundenrisiken 15-20% günstiger sein. Und als Markteinrittrabatt müssten nochmals 10-15% drin sein. Mal schauen wann, ob und wie VF5-7 in Europa Tritt fassen wollen. Auch fast alle neuen chinesischen Anbieter in Europa sollten nochmals in sich gehen, und verstehen wie man einen Europäer zum Kauf einer chinesischen Marke bringt. Premium Marken gibts in Europa mehr als genug.
Franz Mueller meint
Das sehe ich genauso. Die europäischen BEVs sind viel attraktiver als alles, was von China/Südostasien gerade angekündigt wird. Die Ober- und Mittelklasse Wagen sind viel zu teuer, die Kleinwagen nur mässig billiger. Im Gegenzug hat man enormen Wertverlust beim Wiederverkauf zu erwarten.
Das kann sich noch ändern, aber ich glaube nicht daran. Es wird zwar mehr im Ausland produzierte BEVs in Deutschland geben, aber hauptsächlich von europäischen Marken.
Tt07 meint
…wer zuletzt lacht…
Envision meint
Jup, sehen aus wie 10 Jahre alter Renault, der damals schon von vielen nicht als schön bezeichnet wurde.
Geht mit ganzen Restwert/Service/Ersatzteilproblematik nur über sehr aggressiven Preis aber davon IST GAR NICHTS bei all diesen Neuneinsteigern zu sehen, somit stoßen sie halt logischerweise auf breites Desinteresse bei der Kundschaft, diejenigen mit mehr Geld wollen dann doch auch nicht mit der belächelten – vermeintlichen – billig Bude aus Vietnam dastehen und nur Kopfschütteln ernten warum sie sich überhaupt so einen für den Preis! gekauft haben.