Eine Studie der Unternehmensberatung BearingPoint legt nahe, dass Mobilitätsentscheidungen im Jahr 2030 völlig anders getroffen werden, als wir es heute noch gewohnt sind. In der Studie „Destination 2030, Who’s in the driving seat for the future of mobility?“ wurden Trends ermittelt, die die Mobilität in den kommenden Jahren bestimmen werden.
„Es wird ein radikal anderes Mobilitätsökosystem sein, in dem die Karten nicht nur für Automobilhersteller und -zulieferer, sondern auch für Transportanbieter und Energieversorger sowie Technologie- und Versicherungsunternehmen neu gemischt werden“, so Stefan Penthin von BearingPoint. „Das Wachstum der individualisierten Mobilität, der Wandel hin zur Mobilität als Dienstleistung und der Vorstoß in Richtung Klimaneutralität werden sich tiefgreifend auf unsere Einstellung zum Reisen auswirken. Und das wird auch unsere Beziehung zu Automobilherstellern verändern – mit der Gefahr einer Schwächung der Bindung an uns als Kunden.“
Die Studie basiert auf einer Befragung in sechs europäischen Ländern, Aussagen von Kunden aus verschiedenen Branchen sowie Experteneinschätzungen von BearingPoint. Laut der Auswertung verändern neue Arbeitsweisen wie Smart Working, Energiekrisen, Klimawandel und Lieferkettenunterbrechungen die Nachfrage nach Mobilität sowie die Richtung und auch das Tempo des Wandels tiefgreifend.
87 Prozent der Umfrageteilnehmer glauben, dass sie weniger häufig zur Arbeit pendeln werden, und 81 Prozent gaben an, dass sie im Vergleich zu 2019 deutlich weniger Geschäftsreisen unternehmen werden. Setzt sich dieser Trend fort, wird sich das laut der Studie auch auf die Investitionen in die Infrastruktur auswirken. Die mit der Entwicklung neuer Mobilitätsinfrastrukturen verbundenen höheren Kosten können demnach nicht vollständig auf die Endverbraucher umgelegt werden. Möglicherweise müssen auch Gesetze erlassen werden, um die erforderliche Infrastruktur zur Unterstützung von Elektrofahrzeugen zu schaffen. Lizenzierung und Rechtsdurchsetzung werden den Fokus vom Einzelnen auf den Anbieter verlagern, resümieren die Studienautoren.
Zentrale Trends
Die Studie geht davon aus, dass jede Fahrt zu einem persönlichen Erlebnis wird. Im öffentlichen Personennahverkehr wird es eine Verlagerung hin zu individueller Mobilität geben, mit Fahrplänen, die von den Bedürfnissen der Kunden bestimmt werden, anstatt wie im traditionellen öffentlichen Verkehr vordefiniert zu sein. Dies wird zu nutzerorientierteren Angeboten führen und die Reisezeit produktiver machen.
Klimaneutralität wird nicht verhandelbar sein, so die Studie, die davon ausgeht, dass 80 Prozent der produzierten Motoren bis 2030 umweltfreundlich sein werden. Investitionen in umweltfreundliche Verkehrsmittel und dazugehörige Infrastruktur werden zunehmen, insbesondere in solche, die das Wohlbefinden fördern, wie Gehen und Radfahren. Außerdem gibt die Hälfte der Teilnehmenden (49 %) an, dass sie bis 2030 auf den Besitz eines Fahrzeugs zugunsten einer Verringerung ihres ökologischen Fußabdrucks verzichten würden.
Penthin: „Da die Menschen eher Dienstleistungen in Anspruch nehmen werden als eigene Fahrzeuge, werden sie lieber auf On-Demand-Dienste umsteigen, als ein nicht ausgelastetes Fahrzeug zu besitzen. Für die Nutzer:innen werden die Dienstleistungen und die Software wichtiger sein als das physische Fahrzeug und dessen Marke, da Softwareplattformen die gesamte Fahrt orchestrieren werden.“
Michael meint
Hat da nicht gerade eine Firma Pleite gemacht und zwei andere haben fusioniert, weil es sich nicht lohnt? Wenn man es ständig wiederholt wird es auch nicht realistischer.
Hans Meier meint
TCO bei Carsharing, jedenfalls bei mir, unschlagbar ggü einem eigenen Auto. Hoffen wir das Mobility Pricing bald Flächendeckend in Europa kommt um die Anzahl Autos zu reduzieren. Autofahren ist heute immer noch viel zu billig.
Eugen P. meint
Nimmt man den Artikel für bare Münze steht eher der herkömmliche ÖPNV zur Disposition:
„Im öffentlichen Personennahverkehr wird es eine Verlagerung hin zu individueller Mobilität geben, mit Fahrplänen, die von den Bedürfnissen der Kunden bestimmt werden, anstatt wie im traditionellen öffentlichen Verkehr vordefiniert zu sein. Dies wird zu nutzerorientierteren Angeboten führen und die Reisezeit produktiver machen.“
E.K meint
Solche Studien gab es schon vor 20 jahren, vor 10 Jahren und wird es in den nächsten 10 Jahren wieder geben!
David meint
Die Studien hätten das gerne. Tatsächlich sehe ich die Akzeptanz von MaaS erst mit dem autonomen Fahren kommen, weil hohe Anschaffungskosten bei quasi keinen Personalkosten das Teilen einer solchen Ressource preislich interessant machen. Dazu kommt der Charme, dass man nicht fahrtauglich sein muss. Ein billigeres und noch privateres Taxi. Wann das wirklich kommt, weiß aber keiner.
Carsharing funktioniert nicht, das haben alle drei deutschen Automobilkonzerne mit We Share, Car2Go und DriveNow lernen dürfen, es leitet allenfalls vorherige Mietwagenkunden um. Die Öffis werden sich nicht dynamisch an Ansprüche anpassen. Es sind nämlich keine dynamischen Firmen, sondern Apparate, die nicht über Ziele zu steuern sind, weil sie sich hinter ihren hoheitlichen Aufgaben verstecken können.
Shullbit meint
Carsharing funktioniert in Städten durchaus, aber in der Fläche eben nicht. Das gleiche gilt für ÖPNV. In Innenstadtbereichen großer Städte haben wir Bevölkerungsdichten von über 10.000 Einwohnern pro Quadratkilometer. Da funktionieren Carsharing und ÖPNV. Auf dem Land liegen wir bei 50-500 Einwohner pro Quadratkilometer (wohlgemerkt innerhalb von Gemeinden). Da ist es für niemanden rentabel, ein Carsharing-Mobil in die Nähe zu stellen oder alle 20 Minuten einen (Mini)Bus fahren zu lassen.
elbflorenz meint
So ist es.
Yoyo meint
David hat recht. Carsharing wird in der masse nie funktionieren. Ich selber habe vor
20 Jahren mit ShellDrive angefangen aber es schnell sein gelassen. Wenn das Auto dreckig ist, nicht betankt, nicht an der angebenen Szelle steht etc. wird das Carsharing sehr schnell zum Frust, vor allem wenn es um Verantwortung durch Schäden vom Vornutzer geht.
Bei Mietwagen ist das Procedere anders: Man bekommt das Auto, gibt es zurück, Schäden werden protokolliert und dem Verursacher in Rechnung gestellt.
Man solle nur mal versuchen, einen Wagen im Familien- oder Freundeskreis zu teilen oder zu verleihen. Dann ist schnell Schluss mit lustig.
Beim ÖPNV sehe ich Parallelen zum TV-Konsum. Wer wenig Geld hat oder bequem ist, MUSS den ÖPNV nutzen oder WILL sich beim linearen TV berieseln lassen.
Die jüngeren Leute machen das nicht mehr und wollen ihre Individualität in allesn Facetten des Lebens auskosten.
Draggy meint
Individualität gibt’s nicht mit dem Auto, da steht man wie unterm Führer in Reihe und Glied im Stau. Und dann kommen noch all die Pflichttermine fürs Auto dazu. Ne Autos sind was für China, Nordkorea und co. Nichts für freie Bürger.
Shullbit meint
Das die Transformation der Mobilität kommen wird, ist klar. MaaS wird sich breit durchsetzen, weil die Vorteile einfach zu groß sind. Im ersten Schritt wird MaaS dazu führne, dass in Stdäten noch mehr Menschen auf ein eigenes Auto verzichten und auf dem Land der Zweitwagen wegfällt. Völlig unklar ist aber weiter, wann das geschehen wird. Alles hängt davon ab, wann autonomes Fahren ausgereift ist. Das kann in 2 Jahren oder in 10 Jahren der Fall sein.