Das deutsche Start-up Deepdrive treibt elektrische Radnabenantriebe voran, bei denen die Motoren in die Felge der Räder statt auf dem Fahrgestellt eingebaut sind. Das unterstützen nun auch zwei bekannte Unternehmen der hiesigen Automobilindustrie: Die Venture-Capital-Ableger von BMW und des Zulieferers Continental beteiligten sich im Rahmen der jüngsten 15-Millionen-Euro-Finanzierungsrunde an der Münchner Firma.
Deepdrive hat einen Doppelrotormotor entwickelt. Bei herkömmlichen Elektromotoren ist der Rotor meist innen, in selteneren Fällen außen. „Die Idee eines Doppelrotors, der beides vereint, ist eigentlich schon 100 Jahre alt“, sagte Mitgründer Stefan Ender laut dem Handelsblatt. Doch erst jetzt sei es Deepdrive gelungen, das Prinzip für die Serie fit zu machen. Die Motoren des Unternehmens hätten eine deutlich höhere Drehmoment- und Leistungsdichte als herkömmliche Elektromotoren.
Das Start-up stellt mit seiner Technologie in Aussicht, dass Elektroautos damit bei gleich großer Batterie 20 Prozent mehr Reichweite haben als bisher üblich. Zudem sei der Motor leichter und brauche somit weniger Ressourcen wie seltene Erden. Da die Doppelrotormotoren weniger Platz benötigen, können sie auch in der Radnabe ohne Getriebe eingesetzt werden. „Das wird ein interessantes Marktsegment werden“, so Deepdrive-Gründer Felix Pörnbacher.
Mitgründer Ender sieht für Deepdrive derzeit keine Konkurrenz, die auch nur annähernd so weit sei. Seine Entwicklung habe das Start-up mit einer Reihe von Patenten gut geschützt. Man befinde sich mit acht der zehn größten Autobauer der Welt im Gespräch. Die Großserienproduktion der Antriebe soll 2026 starten.
„Die hocheffizienten E-Motoren bringen große Vorteile bei Gewicht, Kosten und Platzausnutzung“, sagte Marcus Behrendt von BMW i Ventures. Ziel sei jetzt die Skalierung zur Großserie. „Wir freuen uns, dass wir mit unserer Beteiligung dieser neuen Technologie zum Durchbruch verhelfen können.“
„Nach Beurteilung des Gesamtkonzeptes sowie der Effizienz des Motors, sind wir davon überzeugt, dass DeepDrive die Marktdurchdringung der Elektromobilität entscheidend vorantreiben kann. Diese Technologie in Kombination mit dem exzellenten Team von DeepDrive hat uns überzeugt, in das Unternehmen zu investieren”, so Jürgen Bilo, Managing Director der Continental Corporate Venture Capital Unit.
Neben den Venture-Capital-Einheiten von BMW und Continental investierten auch wieder UVC Partners und Wachstumsfonds Bayern, die bereits in früheren Finanzierungsrunden beteiligt waren. Hinzu kommt der ehemalige Audi-Entwicklungsvorstand Mertens. Er glaubt: Deepdrive habe „das Zeug dazu, einen neuen Standard in der Branche zu setzen“.
Mike meint
Als bekennender Fan von Deep Dive Corp. finde ich den Firmennamen schon mal cool gewählt.
alupo meint
Es wäre toll wenn die beiden das hinbekommen. Ich bin zwar skeptisch wegen der bereits genannten Gründe und wegen der Langfristhaltbarkeit, wäre aber froh in 2030 zu lesen, dass meine bisherigen Zweifel unbegründet waren.
Jürgen W. meint
Letztes Jahr erwartete man die Serienreife in 2030. Jetzt spricht man schon von 2026. Da scheint sich ja etwas zu tun. Mein Elektroroller hat bereits einen Radnabenmotor. Funktioniert seit 3 Jahren abolut zuverlässig. Kein Verschleiß, keine Wartung. Selbst der TÜV war begeistert.
Bin echt gespannt auf die ersten BEV’s mit dieser Technik.
Tim Leiser meint
Mein eRoller hat jetzt 9-Jähriges. Problemlos (was den Motor angeht). Allerdings sind da naturgemäß viiiile weniger km drauf
BEV meint
Verstehe nicht was an Radnabenmotoren so toll sein soll, wie schwer sind die Motoren?
Ich sag nur ungefederte Massen …
Man baut die Motoren nicht ohne Grund nicht in die Nabe. Und die Größe und das Gewicht der Räder ist nicht ohne Grund möglichst gering zu halten.
Kann mir nicht vorstellen, dass für einen typischen BMW der Radnabenmotor so sinnvoll ist. Aber ich lasse mich gern überzeugen, wenn das Konzept aus besonders leichten Motoren besteht.
MAik Müller meint
@BEV haben Sie gewußt das SUVs besonders GROßE und SCHWERE Räder haben?
Und warum werden die Räder bei allen PKWs immer GRÖßER?
Tim Leiser meint
Am Ende werden die noch größer als deine BUCHSTABEN!!!
Anti-Brumm meint
Wie im Artikel zitiert wird, geht es um ein Marktsegment, keine generelle neue Lösung. Das können auch Leichtfahrzeuge bzw. Mobilitätslösungen im niedrigen/urbanen Geschwindigkeitsbereich sein.
BEV meint
also typischer BMW-Einsatzzweck
250 auf der Autobahn, schnelle Runden auf der Nordschleife usw.
Anti-Brumm meint
Nur weil BMW involviert ist, heißt das nicht, dass man diese Technologie in einem Fahrzeug des derzeitigen Modellspektrums finden wird.
BEV meint
Ok, auf der Webseite stehen die Daten.
z.B.
1.250Nm, 125kW, 32kg
2.400Nm, 250kW, 37kg
Also pro Rad, das angetrieben werden soll, sind es ca. 35kg nur für den Motor.
Gibt es noch eine Reibbremse?
Ossisailor meint
Zu den ungefederten Massen zählt ja nicht nur das Rad. Die Antriebswellen u.a. gehören auch dazu.
BEV meint
35kg !
selbst die SUV Räder von Maik Müller haben keine 35kg
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Allein anhand des Textes habe ich die Funktion des Motors nicht wirklich erfassen können, aber für mich klingt das, als sei der Motor nicht zwangsläufig eine Radnabenmotor. Auf der Webseite von deepdrive unter CSD 700 zu finden und als „Central Drive“ bezeichnet. „Central Drive“ als Bezeichnung schließt es für mich aus, dass in jedes Rad zu packen. Im Gegensatz zum Radnabenmotor (In Wheel Drive) auf der Webseite, welcher eine anderes Produkt ist.
David meint
Das ist richtig. Es ist ja auch im Text gesagt, der Motor kann „auch“ als Radnabenantrieb eingesetzt werden. Allerdings sei das ein interessantes Marktsegment.
Ossisailor meint
Es handelt sich um einen Außenläufermotor. Das Rad wird also zum Läufer des Motors, im Gegensatz zu „normalen“ Motoren, wo der Stator außen ist und der Läufer innen.
123xyz meint
Der Rotor läuft außen und innen. Der Stator ist als Ring in der Mitte dazwischen angeordnet.
eBiker meint
naja Radnabenmotoren gibts schon – nur nicht im Auto.
Ich denke dass ist etwas für Motorräder – für Fahrräder gibts die zum Nachrüsten.
Also warum nicht in groß für ein Motorrad?