Der chinesische Autokonzern SAIC plant laut Medienberichten den Bau eines Werks für Elektrofahrzeuge in Europa, dafür werde aktuell die Standortsuche vorangetrieben. SAIC unterhält in der Volksrepublik Gemeinschaftsunternehmen mit Volkswagen und General Motors, die unter anderem Elektroautos produzieren.
SAIC – ein Autohersteller im staatlichen Besitz – schätzt, dass sein Absatz in Übersee im Jahr 2023 1,2 Millionen Einheiten übersteigen könnte. In den nächsten 18 Monaten sollen global mehr als zehn neue Modelle unter der Marke MG auf den Markt kommen. Fertigungsstätten betreibt der Konzern außerhalb des Heimatmarktes bereits in Thailand, Indonesien und Indien.
Den internationalen Markt erschließt SAIC derzeit vor allem mit der Pkw-Marke MG Motor und der Nutzfahrzeug-Marke Maxus. Auf MG Motor entfallen derzeit rund 70 Prozent aller von SAIC außerhalb Chinas verkauften Fahrzeuge. Der Konzern gibt an, im ersten Quartal dieses Jahres 530.000 Fahrzeuge in Übersee verkauft zu haben, was einem Anstieg von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Absatz von MG-Fahrzeugen in Europa hat sich laut SAIC in der ersten Jahreshälfte mit 115.000 Einheiten mehr als verdoppelt.
SAIC war nach Angaben der China Passenger Car Association in den ersten fünf Monaten der größte Exporteur unter allen chinesischen Automobilherstellern. Großbritannien, Mexiko, Australien und Indien gehörten zu den größten Überseemärkten des Unternehmens.
Steven B. meint
Ich hoffe diese Firmen werden keine Produktionsstättein D oder anderswo in Europa aufbauen. Es sollte jetzt auch schon in den meisten Köpfen angekommen sein, dass China mit seiner Expansionspolitik sich die Zukunft in Europa sichern möchte, um so vor Restriktionen geschützt zu sein. Um so wahrscheinlicher wird es sein, dass China mit seiner antiwesentlichen Politik am Ende als Sieger hervorgeht. Das muss unbedingt vermieden werden. Schmeisst die Chinesen aus den Europäischen Produktionen raus und kauft nicht noch mehr vom China-Müll auf Kosten von Menschenrechten und Ausbeutungen bei der eigenen Bevölkerung!
eCar meint
Alles ok? Schlecht geschlafen?
Torsten meint
Beuten die ihre eigene Bevölkerung dann von der EU aus aus? Verfolgen wir nicht auf dem asiatischen Markt das selbe Ziel? Gilt Globalisierung nur in eine Richtung?
Wasch mich, aber mach mich nicht nass?
derJim meint
Den Widerspruch hast du sehr schön dargestellt :)
Sandro meint
Globalisierung beschränkt sich nicht auf die rein wirtschaftliche Komponente, sondern bezieht auch Politik, Gesellschaft, Soziales mit ein. Da müssen wir schon gut aufpassen dass unsere freiheitliche Demokratie nicht unterwandert wird vom totalitären chin. System. Darin sehe ich die größte Gefahr.
derJim meint
@Sandro: Das klingt schon wieder so spätkolonialistisch wie „wir bringen denen mal was bei wie eine gute Gesellschaft, die Werte und auch Wirtschaft funktioniert“. Wir müssen aber endlich mal aufwachen: diese Zeiten sind vorbei. Der Ukraine-Krieg hat doch sichtbar gemacht, was unser Gewicht in der heutigen Welt noch wert ist. Wir haben genug eigene Probleme und müssen endlich mal von unserem hohen Ross runterkommen und auf Augenhöhe mit den Aufsteigern diskutieren. Nur so schaffen wir es ggf. Akzente zu setzen. Wir haben schon immer eine Interessengeleitete Außenpolitik und es war nie eine Wertegeleitete, wäre auch eigenartig. Das andere das als heuchlerisch bezeichnen, kann ich schon gut verstehen.
derJim meint
Aha, ich möchte gerne sehen wie blöd WIR dann aus der Wäsche gucken wenn die Chinesen dann auch die deutschen Unternehmen und JVs in China zumachen. Schau dir doch die Außenhandelsbilanzen mal an. Wir importierten 2022 am meisten aus China (192 Mrd) und die Außenhandelsbilanz ist negativ, weil wir im Gegenzug nur deutlich weniger dahin exportieren (85 Mrd Importüberschuss). Die Lieferketten sind so komplex, dass vor allem in Deutschland komplett ohne China nur wenig geht und es auch schnell sehr teuer wird. Mit dieser Tatsache müssen wir leider leben, weil das auch die offizielle Politik der letzten vielen Jahre war („Wandel durch Handel“ war Merkels Devise). Bei einem Handelskrieg verlieren immer beide, China seinen Absatzmarkt in Deutschland und wir unsere billigen Produkte und Lieferketten aus China.
Werner meint
…schmeißt du auch die Smartphone‘s weg?, die Fernseher und alle anderen Elektrischen Geräte die es in den Deutschen Haushalten gibt?
…..puh, dann viel Spaß.
Werner
M. meint
Das kann man so einfach natürlich nicht machen.
Man könnte allerdings – wenn man sich traut – ähnliche Bedingungen schaffen wie für deutsche/europäische Unternehmen in China.
Auf die Einhaltung der Rechte pochen, sowieso.
Den Datenschutz an die kurze Leine legen, mit einer aktiven Überwachung.
„Man könnte“ ist aber nicht „man wird“.
Jeff Healey meint
SAIC sucht, BYD sucht.
Der Transport aus China und die Einfuhrzölle scheinen doch einen großen Anteil am Endpreis chinesischer Fahrzeuge in Europa zu haben. Würde mich interessieren, wie sich die europäische Endmontage im Vergleich dazu schlägt, bzw. im Preis dann bemerkbar macht.
M. meint
Wird wohl entscheidend sein, wie lange man Gewerkschaften aus den Werken raushalten kann. Sind die erstmal drin, ist es vorbei mit der günstigen Produktion.
Nicht umsonst wehren sich Tesla und Amazon so heftig dagegen.
Ossisailor meint
Die Gehälter werden trotzdem deutsches Niveau haben. Sonst bekommt man keine Leute.
Wahrscheinlicher ist für mich aber eine Produktion in den östlichen Ländern der EU. Die EU wird es auf jeden Fall, d.h. nicht GB.
M. meint
Die Gehälter sind schon noch andere, siehe die genannten Beispiele. So lange es Arbeitslose gibt, gibt es auch billige Arbeitskräfte, solange die sich nicht organisieren können.
Aber ich halte es auch für unwahrscheinlich, dass in Deutschland gebaut wird. Ungarn ist ein mögliches Ziel, oder Polen. Hauptsache ist der zollfreie Zugang zum Markt, nicht der genaue Standort.
David meint
Das ist was Wahres dran.
Aber der größte Schwinger in die Magengrube ist für Chinesen und Amerikaner immer noch die Lohnfortzahlung und der Urlaubsanspruch zusammen mit den vielen Feiertagen. Tesla in Grünheide durfte schon erfahren, dass wenn man die Leute nicht korrekt behandelt, die Krankenquote schnell zweistellig wird. Wenn Menschen im Schnitt gute 50 Tage bezahlt nicht arbeiten, sind das alleine schon 20% mehr Personalkosten Produktion. Wenn die Bezüge gleich wären. Sind sie aber nicht.
Tesla-Fan meint
Dort hast du also auch Einblick in Personalunterlagen. Respekt!
Den meint
Entfernt. Bitte verfassen Sie konstruktive Kommentare. Danke, die Redaktion.
Powerwall Thorsten meint
Mensch David – arbeitest Du jetzt etwa undercover bei Tesla und hast Einblicke erlangt, die für uns normalen Fanboys verborgen bleiben?
Oder verbreitest Du für Deinen Arbeitgeber wieder nur FUD, um von deren Unzulänglichkeiten abzulenken, wie bisher?
derJim meint
Beim aktuellen Zoll (10%) und dem Versand ganzer Fahrzeuge (etwa 1000-2000€) kommt ein mittelgroßer, vierstelliger Betrag ontop. Das die Produktion in der EU den Kostennachteil komplett aufzehrt wage ich sehr stark zu bezweifeln. Zum Vergleich: Bei Dacia in Rumänien kostet ein Bandarbeiter im Schnitt 1200€ im Monat (btw. 50% über dem Mindestlohn in R.). Da produzierte man 2022 mit ca. 10000 Arbeitern genau 314.228 Autos. Das heißt die Lohnkosten für die Montage pro Auto liegen bei unter 500 € (10000 Arbeiter * 1200€ * 12 Monate / 314228 = 458,26€). Da kommt natürlich noch der CapEx dazu usw., aber eine Fertigungsstätte braucht man ja so oder so. Die Bau- und Betriebskosten sind natürlich auch unterschiedlich, klar. Aber die Message ist eindeutig denke ich.
In der EU kann man Geld sparen wenn man vor Ort produziert statt komplett importiert, und das nicht nur in Rumänien. Kleiner Hinweis: Sonst würden sie das ja eben auch nicht planen, wenn es sich nicht lohnt.
derJim meint
War ein Kommentar auf Jeff Healey.
btw noch die Quelle: https://www.auto-motor-und-sport.de/verkehr/daica-aus-rumaenien-erfolgreich-durch-renault/
M. meint
Das sind aber nur die reinen Lohnkosten – lassen wir das mal so stehen.
Zu Beginn muss aber noch die Fabrik gebaut werden, da sind schnell mal Milliardenbeträge verbaut – je nachdem, was man vor Ort alles machen will, oder wie viel mal mit dem Container bringt. Zumindest einen Teil des Karosseriebaus wird man vor Ort machen müssen, Lack ebenso. Je nachdem wie viele Modelle man dort bauen will, kann das schon aufwändig werden. Mit 500 Mio. ist da kein Blumentopf zu gewinnen.
Und das muss man in den nächsten Jahren eben auf die Fahrzeuge umlegen, wenn man in absehbarer Zeit das Geld wieder verdienen will.
derJim meint
Der Preis für chinesische Fabrikarbeiter ist mit rund 1260€ pro Monat für 2022 nur geringfügig höher als der aktuelle reale Lohn bei Dacia in Rumänien. Somit kann man ggf. sogar sparen wenn man in noch entlegeneren Winkeln der EU baut (Bulgarien, Albanien, etc.). Ich will das jetzt nicht schönreden aber so funktionieren Unternehmen halt in unserem System.
derJim meint
Zu CapEx hab ich ja auch schon was geschrieben. Irgendwo braucht man eine Fabrik, wenn man die Kapazitäten nicht sowieso schon verfügbar hat. Und dann sind nur noch die Differenzkosten interessant. Bei hohen Stückzahlen kann man das dann auch entsprechend umlegen. MG hat ja schon 35k autos verkauft dieses Jahr und wächst sehr ordentlich (akt. ca 40%). Da kann sich das in Zukunft gut lohnen.
Jeff Healey meint
Was garantiert auch eine Rolle spielt, sind staatliche Subventionen und Investitionshilfen oder besonders günstige Kredite.
Auf jeden Fall muss sich der ganze Aufwand am Ende rechnerisch für die chinesischen Hersteller lohnen, sonst würden sie es nicht planen (derJim sagte es schon). Voraussetzung dafür ist natürlich dann auch, dass der prognostizierte Absatz zustande kommt. Unternehmerisches Risiko ist immer da.
derJim meint
@Jeff Healey:
Hier noch die MG Verkaufszahlen für Europa der letzten Jahre (nicht vergessen das da Corona noch voll drin ist):
2020 17k
2021 52k +200%
2022 114k +119%
2023 115k bis Juni (aus dem Artikel, davon alleine 10k in D)
Ich denke das MG zurecht mit weiterem Wachstum kalkuliert. Mit 300k-500k kann man eine Fabrik in der EU auch gut auslasten und profitabel betreiben. Deshalb auch die Planung damit für die Zukunft. Dann geht es wie du gesagt hat natürlich auch um den Subventionswettlauf für den Standort…
Jeff Healey meint
@derJim,
das sind schon sehr interessante Zahlen von MG/SAIC….
Wenn man überlegt, das dieses Äquivalent an Fahrzeugen sehr wahrscheinlich vorher einmal von einem europäischen Hersteller hergestellt und verkauft wurde…,
dann kann man sich leicht ausrechnen, dass der neue Markteintritt von MG vor wenigen Jahren denen jetzt schon weh tun muss.
derJim meint
@Jeff Healey
Zumal die ja heute quasi nur BEV verkaufen (die Verbrenner ZS und Plug in gibt es nur in sehr kleiner Anzahl). Und das ist ja genau die Technologie wo unsere heimischen Hersteller bei den Absätzen kränkeln. Heißt MG wächst mit dem Markt und nimmt damit BEV-Stückzahlen von anderen in Europa weg (nicht nur VW, auch Stellantis, Renault, Koreaner,…). Wie ich oben schon geschrieben habe hat MG damit für dieses Jahr schon 50% der BEV Verkaufszahlen von der Marke VW erreicht. Wolfsburg muss echt aufpassen sonst wächst da ein gefährlicher Konkurrent heran (wenn er es nicht schon ist). Bei BYD sieht es noch anders aus, da sie ja gerade erst in der EU mit den günstigen Modellen starten und heute fast keine Stückzahlen haben. Aber die werden wahrscheinlich hier auch merklich Stückzahlen bekommen. Sie planen ja auch ein Werk in Europa.
Peter meint
Es können (neben wirtschaftlichen) auch politische Gründe sein. (Nicht nur) China hat gute Erfahrungen damit gemacht, sich irgendwo Stück für Stück „reinzukaufen“.