Chinesische Automarken expandieren verstärkt nach Übersee. Noch dominieren Benzinautos die Exporte, doch das wird sich laut einer Analyse rasch ändern. Die Chinesen werden demnach auch zunehmend den etablierten Herstellern Marktanteile in Europa abjagen.
Die chinesischen Marktforscher von TrendForce berichten, dass sogenannte NEV (New Energy Vehicle: reine E-, Hybrid- & Wasserstofffahrzeuge) im 1. Quartal dieses Jahres schon 25 Prozent der chinesischen Autoexporte ausmachten.
Die frühe und umfassende Entwicklung seiner NEV-Industrie in Kombination mit einer „konkurrenzlosen Lieferkette“ und umfangreichen Produktionskapazitäten der Branche hätten China einen gewaltigen Vorteil verschafft, so TrendForce. Darüber hinaus hätten sich die Batteriehersteller der Volksrepublik die kostengünstige LFP-Technologie (Lithium-Eisen-Phosphat) zunutze gemacht und sich den Zugang zu Lithium-Ressourcen weltweit gesichert. Das erlaube chinesischen Autobauern, die sich ins Ausland wagen, „eine optimale Kostenkontrolle und Komponentenstabilität“.
Die Analysten prognostizieren, dass der Marktanteil chinesischer Automarken auf dem westeuropäischen NEV-Markt von 6 Prozent im Jahr 2022 auf 9 Prozent im Jahr 2023 ansteigen wird. Das werde angeführt von der Flaggschiff-Marke MG des SAIC-Konzerns.
Der Vorstoß in einen neuen Markt erfordere erhebliche Investitionen, merkt TrendForce an. Die Einrichtung von Showrooms, Kundenservice und Ladeinfrastruktur sowie die Einhaltung lokaler Vorschriften seien mit Kosten verbunden. „Der Schlüssel zum Erfolg chinesischer Automarken auf der globalen Bühne liegt in ihrer Fähigkeit, einen Wettbewerbsvorteil zu wahren und gleichzeitig diese zusätzlichen Kosten zu tragen“, heißt es.
Renault-Präsident Jean-Dominique Senard hat kürzlich erklärt, den europäischen Elektroauto-Sektor durch einen „chinesischen Sturm“ bedroht zu sehen. Er warnte nicht nur vor den exportierten Stromern als Konkurrenz für die hiesigen Angebote, sondern vor möglichen Problemen bei der Versorgung mit Rohstoffen. Europa sei übermäßig abhängig von der Volksrepublik und müsse selbst mit hohen Kosten eine Lieferkette aufbauen.
„Wenn ich von einem chinesischen Sturm spreche, meine ich den starken Druck, der heute durch die Importe chinesischer Fahrzeuge auf Europa lastet“, so Senard. Europa könne Elektrofahrzeuge herstellen, kämpfe aber um die Sicherheit der Materialen dafür. Die chinesische E-Fahrzeug-Industrie und die Lieferkette für Rohstoffe seien das Ergebnis jahrelanger Investitionen, Ähnliches würde Europa Milliarden von Euro kosten.
one.second meint
Vielen Dank auch an die FDP!
Jeff Healey meint
Es fing schon vor zwanzig Jahren an, dass die deutsche Politik die alte Verbrenner-Industrie zu sehr geschützt und gefördert hat, trotz klarer Anzeichen für einen neuen Trend, jenen hin zur E-Mobilität. Der Fehler von Politik und Industrie entstand Hand in Hand, in gegenseitiger Bestärkung das Geschäftsmodell so lange wie möglich zu konservieren, in dem die alten OEM stark waren. Die Chancen sowie das disruptive Potenzial der E-Mobilität, wurden in unglaublicher Kurzsichtigkeit verkannt.
Steven B. meint
„chinesischen Marktforscher von TrendForce“ sagt meiner Meinung nach schon alles… Man diktiert sich wieder Ziele der Planwirtschaft und erreicht sie am Ende nicht. Und das Gefasel von VW wird den Bach runtergehen, lesen wir ja bekanntlich mindest genau so lang, wie das Tesla vor die Hunde geht. Alles nur heisse Luft. Ich sehe bekanntermassen nur Start-ups die wieder aufgeben müssen, weil es hinten und vorne nicht klappt die hochgesteckten Absatzzahlen zu erreichen und die braucht es nun mal um eine Produktion effizienter zu machen. Und mit Polestar und MG werden sie diese Marktanteile wohl kaum erreichen. Zu BYD und NIO muss man sich derzeit auch nicht wirklich kümmern, zu schwach sind deren Konzepte und damit einhergehenden Verkaufzahlen.
Jeff Healey meint
MG erobert erste Marktanteile in Europa, Ein günstigerer MG3 ist vermutlich aktuell in Arbeit. BYD ist mit dem Dolphin meines Erachtens ebenfalls bald auf dem Weg als ernsthafte Konkurrenz angesehen zu werden, weil für mehr Menschen als bisher bezahlbar.
Ja, viele kleine Anbieter werden in Europa scheitern, aber längst nicht alle.
Jan Nowitz meint
Wenn jemand nähere Informationen dazu hat, insb. ob die neue MG3-Generation vollelektrisch sein wird, bitte gerne teilen. Bin gespannt.
derJim meint
Richtig! MG möchte in den nächsten 18 Monaten 10 neue Modell für Europa und die restliche Welt vorstellen. Ich bin sehr gespannt! vielleicht ist da dann auch was für mich dabei :)
Powerwall Thorsten meint
Mensch Egon, was ist denn da schief gelaufen – Du erzählst uns doch immer MEB rules ???
Egon Meier meint
es geht hier um „die Chinesen“ .. und was irgendein Institut irgendwo und irgendwann verlautbart ist hier immer ein Clickbating wert aber ansonsten … ein bisschen warmer Wind.
Bislang sind „die Chinesen“ immer wieder als Retter der IchWillEsBillig-Foristen herbeigelobt worden aber was tatsächlich kam war dann nix und selbst wenn sie sich hinter uralten europäischen Markennahmen verstecken liefern sie maximal Dacia-Qualität.
derJim meint
Das ist einfach gelogen. Sowohl Ora als auch MG sind von der Anfassqualität und auch bei fast allen technischen Daten den Volumenherstellern ebenbürtig. Schau dir den MG4 doch mal an. Der braucht sich nicht vor nem ID.3 verstecken. Die Innenraumqualität vom Funky Cat hat mich besonders überrascht. Aber das Fahrzeug ist ja auch hoch eingepreist.
Jeff Healey meint
Ja, Ora Cat und MG4 brauchen sich nun wahrlich nicht zu verstecken. Und das ist erst der Anfang, der richtige Sturm kommt erst noch, so viel ist sicher.
Die europäischen OEM müssen sich gut anschnallen.
Tesla-Fan meint
Audi hat auch genau nichts!
Die Kleinen auf MEB, die älteren BEV auf umgefrickelten Verbrennerplattformen, den GT als Taycan im anderen Gewand.
Und jetzt verhandeln sie mit Chinesen um eine gescheite (große) Plattform zuzukaufen.
https://europe.autonews.com/automakers/audi-mulls-using-saic-unit-im-motors-premium-electric-platform
Ich glaube, die streckt es zuerst im VW-Konzern
South meint
„Die Zukunft der Marke VW steht auf dem Spiel“… ein Zitat vom Markenchef Thomas Schäfer…
Jörg2 meint
Die Marke wird schon jemand kaufen, da mach ich mir keine Sorgen.
Um das Unternehmen sollte sich der Unternehmensverwalter Sorgen machen.
;-))
Flo meint
VW wird schrumpfen – so what?
elbflorenz meint
Richtig 👍
Nur muss man immer daran erinnern: Herbert Diess wurde abgesägt, weil er ein – absolut dringendes – Sparprogramm durchboxen wollte. Ein Sparprogramm mit einem moderaten Personalabbau von 20-30tausend Arbeitsplätze.
Der ach so hochgelobte e-Fuel Olli wird wohl oder übel noch deutlich mehr abbauen müssen 😕
Ich rechne bis 2030 mit minus 100.000. Mindestens.
South meint
Weder wird auf die Schnelle VW Pleitegehen, noch Tesla den Markt übernehmen oder plötzlich alle chinesische Autos fahren. Extremszenarien sind meist eben auch extrem unwahrscheinlich. Auch die anderen Hersteller wie Mercedes, BMW, Toyota, Hyundai, Stellantis und Co. müssen bzw. stellen gerade auch die Weichen. Aber es gibts sicher keinen Grund für Freudengejohle der Groupies für ein paar zehntausend Stück mehr E Auto für den jew. Hersteller, während diese noch von H oder eFuels oder auf einen langsamen Umstieg oder gar Rebound hoffen. Der Zug fährt tatsächlich ab, langsam, aber stetig. Wer in wenigen Jahren, und das sind mittlerweile eher 5 als 10 Jahre sich nicht umstellt und zwar in dem Sinne, dass er relevante Stückzahlen und zwar profitabel liefern kann, wird tatsächlich auf der Strecke bleiben…. da helfen auch keine Groupies in den Foren hier…
Egon Meier meint
Es geht um die Marke und nicht den Konzern ..
und solche Sprüche sind „Innenpolitik“ – sollen den Druck erzeugen um Reformen im Konzern durchzusetzen.
Die Produkte passen schon .. es geht nur um Strukturen und Kosten, Kosten, Kosten .. äh .. Konzerngewinne.
Es ist allerdings so, dass deutsche Löhne niemals mit chinesischen Wanderarbeitern mithalten können. Selbst taiwanesische Konzerne lassen in der VR fertigen – wegen der Löhne eben.
South meint
Was ist daran intern, wenn VW fast keine ID Modelle mehr verkauft, weder in China noch in Europa (in Europa sind die Chinesen ja noch gar nicht so stark, also das Lohnniveau kann da noch nicht dran Schuld sein) ? Und wenn du dich in einen ID reinsetzt, ehrlich, passt diese billigste, schlampig verarbeitete Produkt tatsächlich zu VW? Mach mal die Haube vorne auf und schau mal rein…vergleich das mal mit anderen Modellen von VW oder besser mit einem Wettbewerber…. ;-)
South meint
… und von der Software wollen wir mal gar nicht erst anfangen…
Jeff Healey meint
Das wollen viele nicht hören. Weil es VW ist, wird viel zu viel Geld für ein Produkt gezahlt, an dem man in allen Bereichen den Kostendruck und die überhastete Entwicklung merkt.
Viele sind aber nicht Alle.
Die Mehrheit schaut eben doch mal nach links und rechts, was es sonst noch so gibt, und vor allem, zu welchem Preis es das gibt. Das derzeitige Preis- Leistungsverhältnis der europäischen Hersteller, passt für die meisten Menschen nicht.
Die Nachfrage-Delle, nicht nur in Emden, könnte ein erster Hinweis darauf sein, dass der (Preis-) Bogen von den Herstellern überspannt wurde.
Rüdiger Dielheim meint
„solche Sprüche sind „Innenpolitik“ – sollen den Druck erzeugen um Reformen im Konzern durchzusetzen.“
Stimmt schon.
Aber ist dem Chef natürlich klar, dass es sehr schnell nach außen durchgestochen wird – wie immer – und so war’s ja hier auch. Der Pressesturm und Krisentenor daraufhin ist sicher nicht erfreulich für VW und macht manche einschlägige Kaufinteressenten vielleicht noch zurückhaltender.