In Deutschland entsteht rund ein Viertel der klimaschädlichen Treibhausgase im Verkehrssektor. Allein im Jahr 2022 wurden dort 148 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente ausgestoßen, 60 Prozent davon durch Pkw und 40 Prozent durch Nutzfahrzeuge. Für die Elektrifizierung des Straßenverkehrs und das Erreichen der Verkehrs-Emissionsziele ist der Fuhrpark von Unternehmen ein wichtiger Hebel: Zum einen entfallen mehr als zwei Drittel aller Pkw-Neuzulassungen auf gewerbliche Halter, zum anderen befinden sich die meisten Nutzfahrzeuge in Unternehmensbesitz.
Vor diesem Hintergrund hat KfW Research Daten zum Fahrzeugbestand in den Unternehmen ausgewertet: Demnach befinden sich diese bei der Elektrifizierung ihrer Pkw-Flotten auf einem guten Weg. Immerhin jeder siebte Pkw in den Unternehmensfuhrparken war im Jahr 2022 voll elektrisiert (7 %) oder ein Plug-in-Hybrid (8 %). Bei privaten Haltern liegt die entsprechende Quote bei lediglich 2,3 % (0,9 % bzw. 1,4 %).
Bei den reinen Elektroautos gehen vor allem kleinere Unternehmen voran. Während bei den Großunternehmen 5 Prozent aller Pkw voll elektrifiziert laufen, sind es bei den kleineren Unternehmen 7 Prozent. Bei den Plug-in-Hybriden hingegen haben die Großunternehmen mit 9 Prozent die Nase leicht vor den Kleinstunternehmen (8 %). In Summe sind somit kleine und große Unternehmen in ihrer Flottenelektrifizierung in etwa gleich auf.
In der Branchenbetrachtung zeigen sich geringfügige Unterschiede: Die Nase vorn haben Unternehmen im Dienstleistungsbereich, bei denen 7 Prozent (bzw. 9 %) der Pkw-Flotte rein elektrisch (bzw. plug-in-hybrid) betrieben werden. Dementgegen laufen Pkw von Bauunternehmen und Unternehmen aus dem Sektor Verkehr und Lagerei nur zu jeweils 5 Prozent (bzw. 4 und 7 %) rein elektrisch (bzw. plug-in-hybrid). Gerade letztere könnten mit der Elektrifizierung ihrer Flotten einen wesentlichen Beitrag für eine schnellere und nachhaltigere Verkehrstransformation leisten, so KfW Research. Denn Transport- und Logistikunternehmen hätten nicht nur einen überdurchschnittlich großen Fuhrpark, ihre Fahrzeuge würden in der Regel deutlich intensiver genutzt.
Bei den Nutzfahrzeugen sind zurzeit Verbrenner der vorherrschende Fahrzeugtyp. Elektrische Fahrzeuge werden noch sehr selten genutzt und machen laut der Auswertung 2,4 Prozent des Bestands aus. Die Gründe hierfür dürften vor allem in der späteren technischen Verfügbarkeit von E-Nutzfahrzeugen, hohen Anschaffungskosten sowie einer kaum vorhandenen Hochleistungs-Ladeinfrastruktur für den schweren Straßengüterverkehr liegen.
„Bei der Dekarbonisierung des Verkehrs spielen die Unternehmen mit ihren Fuhrparks eine Schlüsselrolle“, erklärt die Chefvolkswirtin der KfW Dr. Fritzi Köhler-Geib. „Im Pkw-Bereich geht die Entwicklung in die richtige Richtung: Hier ist bereits jedes siebte Firmenfahrzeug ganz oder teilweise elektrifiziert. Bei Unternehmen, die Klimaschutz in ihrer Unternehmensstrategie verankert haben, ist es sogar jeder fünfte Pkw. Bei den Nutzfahrzeugen spielen batterieelektrische Fahrzeuge aber bisher nur eine Nebenrolle. Hier gibt es noch einen größeren Aufholbedarf.“
Bei Entscheidungen für oder gegen den Kauf klimafreundlicher Fahrzeuge spielten für die Unternehmen vor allem die Kosten eine wesentliche Rolle. „Unternehmen ziehen die Anschaffung eines energieeffizienten und klimafreundlichen Fahrzeuges in Betracht, wenn dessen Wirtschaftlichkeit gegenüber anderen Antriebsarten langfristig gegeben ist. Mit geeigneten Maßnahmen kann die Politik hier entsprechende Anreize schaffen und Fortschritte bei der Dekarbonisierung des Straßenverkehrs erzielen“, so Köhler-Geib.
Jeff Healey meint
„KfW-Studie: Fuhrparks wichtiger Hebel für Erreichen der Klimaschutzziele im Verkehr„
EIN wichtiger Hebel, korrekt.
Ein noch wichtigerer Hebel wäre meines Erachtens die Inverkehr-Bringung günstiger E-Fahrzeuge bis 20.000,-€, mit fortschrittlichen und deutlich langlebigeren Zellchemien wie LFP.
Die meisten Menschen geben darüber hinaus kein Geld aus, zum Beispiel im Bereich der Zweitfahrzeuge.
Mäx meint
Wie viele Leute kaufen denn tatsächlich für 20k€ Neufahrzeuge.
Kaufen die meisten in dem Bereich nicht eher junge Gebrauchte, z.B. Jahreswagen oder ähnliches, die über Fuhrparks in der Erstzulassung waren?
Das einzige was ich dazu auf die Schnelle finden konnte war:
2021 durchschnittliche Gebrauchtwagenpreis
Markenhandel 21.250 Euro
Alle Vertriebswege 15.740 Euro
Sieht für mich genau nach dem angestrebten Pricepoint aus.
Wir bräuchten also Fahrzeuge mit ca. 30-35k Neupreis und einen gesunden Gebrauchtwagenmarkt, in dem Angebot und Nachfrage sich ungefähr gleichen.
Wenn es natürlich eine überzogene Nachfrage nach Elektroautos gibt, wird es schwer günstige gebrauchte Elektroautos zu finden.
Jeff Healey meint
„Wie viele Leute kaufen denn tatsächlich für 20k€ Neufahrzeuge.“
Es ist noch gar nicht so lange her, da kaufte eine große Anzahl der Privatleute in diesem Preissegment.
Es gibt im wichtigen Segment der preisgünstigen Pendler- und Einkaufs-Zweitwägen derzeit kein bezahlbares (E-)Angebot.
MAik Müller meint
@Jeff Healey warum sollten die Hersteller auf die Gewinnträchtigen Firmenwagen verzichten? Diese werden doch vom Steuerzahler ungefragt mit bezahlt.
MAik Müller meint
@Mäx hier ich habe sogar zwei Neuwagen gekauft (16000€ und 24000€).
Die waren dank der Rabatte genauso teuer wie ein Jahreswagen.
Yoyo meint
Es wird weiter der Hybrid-Mist als Dienstwagen verkauft, weil die sich für so wichtig haltenden Dienstwagenfahrer mit ihren Skoda-Kombis und Audi-SUVs mit Auspufflklapen auf den Autobahnen mit Tempo 200 austoben müssen, weil zuhause nach vielen Ehejahren tote Hose ist.
Sehr überspitzt, aber trifft bei vielen leider zu.
Tempo 120 auf allen Autobahnen, Steuervorteile für Hybrids und Verbrenner weg und dann geht der Umstieg auf E-Mobilität noch um einiges flotter vonstatten.
nie wieder Opel meint
Ich hole uns doch für die Firma keine 500 PS-BEVs, um dann mit 120 hinter den Spritkanusern bummeln zu müssen. Neee, Freiflug muß schon sein.
Jeff Healey meint
Was könnten wir Ressourcen und Nerven sparen, wenn auf Deutschlands Autobahnen endlich Vernunft einkehren würde (Geschwindigkeitsbegrenzungen).
MAik Müller meint
Entfernt. Bitte verfassen Sie konstruktive Kommentare. Danke, die Redaktion.
Theodor Pankraz meint
Der weit Führende hinsichtlich redaktionell gelöschter Kommentare. Dürfte mittlerweile vierstellige Zahl sein.
Warum lässt man den Burschen weiter hier kommentieren??
David meint
Das ist so und Unternehmen und Behörden haben Druck. Behörden durch Gesetze und Unternehmen durch ESG.
Viele neue Hersteller haben nicht im Blick, wie viele Fahrzeuge in nicht-privater Hand fahren. Das spielt klassischen OEM in die Karten, die reichlich Erfahrungen im Bereich Firmenkunden haben und vor allen Dingen bereits einen Bestand an Firmenkunden haben. Es geht nicht alleine um den Preis, sondern es geht darum, ein geeignetes Fahrzeug im Portfolio zu haben und einen Service anzubieten. Damit tun sich sehr viele neue Spieler auf dem Feld extrem schwer. Das ist einer der Gründe, warum die Elektromobilität keinesfalls dafür sorgt, dass die klassischen OEM aussterben.
Eugen P. meint
Die Firmenwagenpraxis ist ja eher eine deutsche Eigenheit, die neuen Hersteller aus China verlangen einfach überzogene Preise. Wenn die Chinesen in Europa durchstarten, dann die großen etablierten chinesischen Hersteller.
MAik Müller meint
@Eugen P. sag bescheid wenn die chinesischen Hersteller durchstraten und bezahlbare Eautos in hohen Stückzahlen LIEFERN.