Der Gründer und CEO des US-Elektroauto-Start-ups Rivian hat dem Handelsblatt sein erstes Interview mit einem deutschen Medium gewährt. Dabei bekräftigte RJ Scaringe den Plan, auch in Europa an den Start zu gehen.
In den USA liefert Rivian seit Ende 2021 Elektroautos aus. Das Angebot besteht zunächst aus dem SUV R1S und dem Pick-up-Truck R1T. Gebaut wird außerdem ein nach Vorgaben von Investor Amazon konzipierter Lieferwagen.
„Wir sind auf dem besten Weg, unsere Produktion im Vergleich zum Vorjahr mehr als zu verdoppeln“, sagte Scaringe. Mehr als 50.000 Fahrzeuge wolle Rivian in diesem Jahr produzieren. Dazu soll auf ein übernommenes altes Mitsubishi-Werk in Normal, Illinois, eine Fabrik in Georgia folgen – für fünf Milliarden Dollar, erklärte der CEO. Dann wolle er den globalen Markt ins Visier nehmen, mit einem neuen Kompakt-SUV – und neuen Fabriken: „Wir werden weitere Produktionskapazitäten hinzufügen, auch in Europa.“
Das Geld für die Pläne kam anfangs vor allem von Großinvestoren, zu denen neben Amazon unter anderem auch Ford und der US-Automobil-Dienstleister Cox Automotive gehören. Der Börsengang im Jahr 2021 brachte dem Start-up weiteres Kapital.
Zuletzt gab es von Rivian auch schlechte Nachrichten. Das Unternehmen macht noch hohe Verluste, sagte eine Kooperation mit Mercedes-Benz ab und strich Jobs. Ein Auto zu bauen, sei sehr komplex, sagte Scaringe im Gespräch mit dem Handelsblatt. „Es gibt zweieinhalbtausend Komponenten von 500 Zulieferern, die perfekt aufeinander abgestimmt sein müssen. Wenn auch nur eine fehlt, gibt es kein Fahrzeug.“ Diese Herausforderung sei Ende 2022 durch die weltweite Chip-Knappheit verstärkt worden, nun sei die Situation aber deutlich besser.
Mit Blick auf die hohen Anfangsinvestitionen für den Aufbau eigener Produktionskapazitäten sagte der CEO: „Sobald wir skalieren, sinkt der Anteil der Fixkosten rapide.“ Die Profitabilität habe sich von Quartal zu Quartal verbessert. Für dieses Jahre rechnet Rivian allerdings immer noch mit einem Verlust von 4,2 Milliarden Dollar. 2024 soll das Start-up erstmals einen Bruttogewinn erzielen.
Auf den europäischen Markt zielt Rivian mit dem kompakten SUV R2, das ab 40.000 Dollar (ca. 37.000 Euro) kosten soll. „Die Plattform ist so konzipiert, dass sie in mehreren Märkten produziert und verkauft werden kann“, so Scaringe. Beim Aufbau einer europäischen Produktionsstätte sei man „offen für Partnerschaften“ mit anderen Unternehmen aus der Autoindustrie. „Wir haben viele Ideen.“
Anti-Brumm meint
Wenn die Amerikaner von „kompakt“ sprechen, bekomme ich hier in Europa schon Angst :-)
Was dort kompakt ist, heißt hier X3/Q5/Kodiaq/Touareg.
CJuser meint
Ein europäisch konzipiertes Auto in Europa produzieren. Klingt gut. Vor allem, dass man endlich Autos rausbringen wird, die auch in Deutschland ohne Probleme bewegt werden können :D Rivian wird hier sicherlich auch einige nette Goodies verbauen und selbst bei einer Fahrzeuglänge von 5m (aktuell fast 5,5m), lässt sich sicherlich trotzdem eine ordentliche Ladefläche unterbringen.