Der Chef des Renault-Konzerns und Präsident des europäischen Automobilherstellerverbands ACEA Luca de Meo betont die Gefahr neuer Wettbewerber für die europäische Automobilindustrie. Trends wie die Elektromobilität, Digitalisierung, steigende Sicherheitsanforderungen und Nachhaltigkeit setzten die etablierten Hersteller stark unter Druck. De Meo fordert daher mehr Zusammenarbeit innerhalb Europas.
„Unser Sektor steht heute vor dem tiefgreifendsten Wandel seit 150 Jahren“, so der Manager in einem Gastbeitrag für das Portal Autocar. „Der Zwang zur Verringerung der Umweltbelastung, die schrittweise Abschaffung des Verbrennungsmotors bis zum Jahr 2035 und die immer höheren Anforderungen an die Sicherheit und Cybersicherheit unserer Autos machen diese schwerer und teurer. All diese Zwänge summieren sich.“
Beim Verbrennungsmotor sei die Technologie, mit der die Branche arbeitet, ausgereift und die Innovation erfolge schrittweise. Bei Energiespeichern sei es ganz anders: Eine Milliardeninvestition in eine Batterie-„Gigafabrik“ könne über Nacht infrage gestellt werden, wenn eine neue Akkuchemie auftauche. Die Rohstoffpreise seien schwankend. Und schließlich seien auch die Vorschriften unbeständig, wie die jüngsten Debatten und Änderungen für die Euro-7-Abgasnorm zeigten.
„Für die Automobilindustrie war das uralte Mantra Größe und Effizienz. Jetzt hat sich ein neues Gebot herauskristallisiert: Innovation und strategische Agilität. Das ist es, was die Automobilhersteller jetzt in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen müssen“, glaubt De Meo.
Europa „in einer relativ schwachen Position“
Beim Verbrennungsmotor sei die Führungsposition der Europäer unbestritten. Heute befände sich die Region aber „in einer relativ schwachen Position“. Die Chinesen kontrollierten 75 Prozent der weltweiten Batterieproduktion und 90 Prozent der Lithiumraffination. Während die Amerikaner die Industrie massiv förderten und Anreize schafften und die Chinesen sie durch staatliche Planung organisierten, regulierten die Europäer „oft ohne Kohärenz und ohne eine ganzheitliche Sicht“ auf die Herausforderungen für die Automobilbranche.
„Natürlich geht es bei der Gestaltung unserer Zukunft als europäische Automobilhersteller in erster Linie um unternehmerische Innovation auf unserer Seite“, unterstreicht der Renault-Chef. „Wir müssen Geschäftsmodelle erfinden, die für das neue Spielfeld geeignet sind, in neue Technologien investieren und Produkte und Lösungen für eine bezahlbare und nachhaltige Mobilität anbieten.“
Er sei jedoch „zutiefst davon überzeugt“, dass Europa „eine kollektive Antwort und eine öffentliche Behörde“ braucht, die in der Lage ist, eine europäische Mobilisierung zu koordinieren. Nur so könnte die einheimische Automobilindustrie ihr volles Potenzial ausschöpfen. „Wir brauchen ein paar klare Grundsätze und Ziele, einen Plan und einen dynamischen Überprüfungsprozess, damit wir uns ständig anpassen können, denn das, was als Nächstes kommt, wird kein Spaziergang sein.“
„Eine zentrale Anlaufstelle für Mobilitäts- und Automobilvorschriften“
Es müsse „eine zentrale Anlaufstelle für Mobilitäts- und Automobilvorschriften“ geben, meint der Automanager. Es sollten europäische Champions in Schlüsseltechnologien entstehen. Europa habe das mit dem Gemeinschaftsunternehmen Airbus schon früher einmal geschafft. Die an der Mobilitätswende beteiligten Branchen, also Bergbau-, Chemie-, Energie- und Fertigungsindustrie sowie die Infrastruktur, sowie nationale und lokale Behörden sollten in Europa zusammenarbeiten.
„Ihre Bemühungen müssen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg orchestriert werden, von der vorgelagerten bis zur nachgelagerten Ebene“, so De Meo. „Wir müssen auch aufmerksam verfolgen, was unsere Konkurrenten tun, und uns ständig anpassen. Angesichts der Herausforderung durch China und die USA muss Europa sein eigenes Modell entwickeln.“
Europa sollte den Grundsatz der Technologieneutralität übernehmen, eine Harmonisierung der Mobilitätspolitik der 200 größten Städte anstreben und in jedem Land die Entstehung von lokalen Unternehmensclustern fördern. Weitere Aufgaben seien die Entwicklung von erschwinglichen Elektroautos, ein Wasserstoff-Ökosystem sowie die Softwareentwicklung. Die Behörden sollten zehn solche Bereiche identifizieren und mit einem Teamansatz eingreifen.
„Zwingen wir die betroffenen Akteure, sich zu koordinieren. Ich denke, das würde ausreichen, um den Ball ins Rollen zu bringen und uns auf das Niveau zu bringen, das wir verdienen. Diese Herausforderungen stellen sich uns allen: Politikern, Herstellern, Interessengruppen und Bürgern“, betont De Meo.
BEV meint
Wäre besser als dass sich jeder mit den Chinesen zusammen tut
wo am Ende klar ist worauf es raus läuft,
die Wertschöpfung geht irgendwann komplett nach China
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
VW hat das frühzeitig erkannt, ist bestimmt schon 20 Jahre her.
Wasco meint
Bei der Zusammenarbeit von VW und Renault geht es wohl um den Twingo und eventuell den ID. 1. Es sind aber auch andere Hersteller im Gespräch mit Renault.
Egon Meier meint
Dass Renault die Zusammenarbeit fordert ist logisch .. denen fehlt die Expertise und das Geld an allen Ecken und Kanten.
Renault möchte offenkundig beim Wettbewerb schmarotzen um seine Nachteile aufzuholen.
Die anderen europäischen Konzerne sind kapitalkräftig und technisch weit enteilt und sollten einen Teufel tun – nach schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit – sich den Klotz R. ans Bei zu binden.
Was in diesem Zusammenhang die Gerüchte um eine gemeinsame Produktion von VW und Renault sollen ist mir ein Rätsel.
Yoyo meint
Ach Egon, Deine Hetze gegen Renault ist fast schon pathologisch.
Lass es doch einfach.
Steve meint
Renault hat die Technik und die Plattform bei Kleinwagen die VW haben möchte, ganz einfach.
Das Hauptproblem von Renault ist, sie sind zu klein und werden daher nicht die Skalierungseffekte der Mitbewerber erzielen können. Kooperationen können hier teils Abhilfe schaffen, sind aber nur das zweitbeste Mittel.
Renault ist sicherlich der vulnerabelste europäische Hersteller und die Gefahr bis 2030 zu einem Übernahmekandidaten zu werden ist sehr hoch.
Tt07 meint
Ein Kommentar der einmal mehr beweist, dass Du weder etwas von Wirtschaft noch von Autos verstehst.
Tt07 meint
*mein obiger Kommentar galt Egon
Mr.Hu meint
Hallo? Renault hat seit über 10 Jahren ein E-Fahrzeug im Programm, denen die Expertise abzusprechen, ist schlicht arrogant. Aber was konstruktives hatte Egon zum Thema Renault noch nie beizutragen. Auf Edison nicht, auf Elektroauto-news.net nicht, und hier auf Ecomonto genauso wenig. Das muss irgendwie persönliche Gründe haben, womoglich hatte der firmeninterne Ricale, der vor ihm befördert wurde einen Renault oder so.
BEV meint
also bitte .. Zoe .. muss man sonst noch was sagen?
Der wird seit vielen Jahren gebaut
Selbst Mercedes hat die Renault-Technik für Citan und Smart verwendet.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Meine beiden Zoes haben zusammen 200.000 km auf dem Tacho und funktionieren gut und kostengünstig. In der Stadt und Mittelstrecke unschlagbar.
Wasco meint
Eine gute rede. Hab bei n-tv gelesen das VW und Renault ein gemeinsames Fahrzeug planen. Vielleicht wird auch Stellantis eingebunden.
Mehr europäische Zusammenarbeit im Automobil Sektor ist gut.
Vielleicht eine gemeinsame Plattform und Batterien (auch Natrium).
China arbeitet schon an der Einheitlichkeit im Automobilsektor.
Nur Wasserstoffautos sehe ich jetzt nicht so.
Andi EE meint
„China arbeitet schon an der Einheitlichkeit im Automobilsektor.“
Wo?
Wenn man nicht mehr mitkommt, ruft man nach dem Staat. Das wird natürlich nie so wie bei Airbus aufgehen, weil man damals in einen Sektor investiert hat, der ultrawenig Konkurrenz aufwies.
Software … sorry auf welchem Planeten lebt der, da tritt man gegen die mächtigsten Konzerne der Welt an, mit diesen gebündelten Nullen auf diesem Sektor. Das ist lachhaft im Quadrat, das kann nur in einem dreistelligen Milliardengrab enden, wenn der Staat hier Geld reinpumpen würde.
Ich sehe auch nicht wie 5x nicht konkurrenzfähig, bessere Konkurrenzfähigkeit ergeben soll. Man kauft schon lang Komponenten zu und jetzt ist das bei Batterie und Software ein Rückstand, der eine ganze Brache killen kann, weil das so wichtig im Gesamtkuchen ist.
Wahrscheinlich ist es einfach so, dass sie die Zulieferer bei Software und Batterie nicht mehr so wie früher in anderen Sektoren, knebeln können. Im Prinzip ist es denen doch egal, ob sie es einkaufen oder selber machen, hauptsache sie konnten ihre Marge draufhauen. Früher konnten die technologisch auch nicht viel mehr. Jetzt hat sich fundamental was verändert, sie könnten ja wie früher machen … Zulieferer entwickelt, sie verdienen. 😉 Offensichtlich funktioniert das nicht mehr.
Aber ja, wir werden es sehen wie der Mix aus Jammern und mit Arbeitsplatzabbau drohen vor sich gehen wird. Denke da wird nix ausgelassen.
Origami meint
@Andi,
Du solltest mal von deinem hohen Ross runterkommen, du erweist der Elektromobilität damit einen Bärendienst mit deinem ewigen Schlechtmachen von allem was nicht von deinem Lieblingshersteller kommt. Ich dachte es geht dir um Umweltschutz und CO2 Bilanz usw., aber das ist wohl nur ein Vorwand um hier ungehindert vom Leder ziehen zu können.
Leiste erst einmal selber was, und versteck dich nicht hinter deinem vermeintlichen Propheten. Das gebe ich dir als der Ältere mit auf den Weg. Kommt nicht gut an dein Verhalten, hoffe du bist im wirklichen Leben nicht auch so arrogant wie hier.
Stefan Redlin meint
Endlich Jemand der das analytisch und korrekt auf den Punkt bringt.
Das uneinheitliche Gewurschtel muss aufhören.
gradz meint
@Stefan Redlin ? Unsere Autoindustrie zieht den Start der Emobilität für die breite Masse extrem in die Länge. Wenn es schlecht läuft kippt das Verbrenneraus 2035!
Ben meint
Ist doch egal für Europa, die Absatzmärke sind China und USA.
Yoshi meint
Die Amis sind gerade dabei ihre ehrgeizigen E-Mobility Ziele wieder einzukassieren bzw zu verschieben.
Das wird unter Trump nicht anders. Die Chinesen setzen neben der E-Mobilität bis min. 2060 weiter auf Verbrenner. Beides aktuelle Meldungen der letzten Wochen.
Man kann eine Technologie, der ein Großteil der Käufer ablehnend gegenübersteht, eben nur bis zu einem gewissen Grad mit Subventionen in den Markt drücken
Wasco meint
Ist in den USA auch so.
eCar meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
Jensen meint
@gradz: Per Definition gibt es aktuell kein Verbrennerverbot ab 2035, sondern die Vereinbarung in der EU, dass ab 2035 zugelassene Fahrzeuge, kein CO2 mehr emittieren dürfen. Was durch sog. E-Fuels zumindest auf dem Papier funktionieren soll und somit Verbrennermotoren grundsätzlich weiter möglich wären. In 2026 wird die EU-Regelung überprüft und vielleicht läuft es ja gut und es gibt ein echtes Verbrenneraus bereits früher (was immer noch sehr spät ist, aber die Zwänge werde ja auch größer). In welcher Art und Weise die deutsche Automobilindustrie bei der Bedienung der breiten Käuferschichten mit „günstigen“ BEV’s mitmischen will und wird, bleibt abzuwarten. Für die Versorung mit solchen Fahrzeugen dürfte das aber im Gesamtmarkt eher nebensächlich sein, wenn es einmal genügend Angebot aus aller Herren Länder gibt.
Yoshi meint
Da es ab 2035 so gut wie unmöglich wird einen neuen Verbrenner zuzulassen und halbwegs bezahlbar zu betreiben, kann man schon von Verbot sprechen. Es heißt auch Schraubendreher, trotzdem sagen die Leute Schraubenzieher und alle wissen was gemeint ist.
Wie du schon sagt, 2026 kommt das ganze auf den Prüfstand. Unter einem guten Ergebnis verstehe ich aber das Gegenteil von dir.