US-Elektroautobauer Fisker hat kürzlich davor gewarnt, dass er möglicherweise nicht in der Lage ist, den Betrieb fortzuführen. Damit ist das börsennotierte Start-up dem US-Aktienrecht gerecht geworden. Das Unternehmen glaubt weiter an seine Zukunft, diese könnte es mithilfe eines etablierten Autoherstellers vorantreiben.
Man stehe in ernsthaften Verhandlungen mit einem großen Automobilhersteller, sagte Gründer und CEO Henrik Fisker bei der Vorstellung der jüngsten Quartalszahlen. Dabei gehe es um eine Investition in das Start-up, aber auch um eine Entwicklungspartnerschaft, eine gemeinsame nordamerikanische Produktion und eine Nutzung des Händlernetzes. „Ich kann Ihnen keinen genauen Zeitplan nennen, aber aus geschäftlicher Sicht sollte das so bald wie möglich geschehen.“
Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete nun, dass es sich bei dem Partner um Nissan handeln könnte. Das Unternehmen befinde sich in fortgeschrittenen Gesprächen, um in Fisker zu investieren. Das könnte dem japanischen Autobauer Zugang zu einem elektrischen Pick-up-Truck verschaffen und gleichzeitig Fisker finanziell helfen. Das hätten zwei mit den Verhandlungen vertraute Personen verraten.
Fisker bietet derzeit das mittelgroße SUV Ocean an, das beim Auftragsfertiger und Partner Magna in Österreich entsteht. Darauf soll mit dem PEAR ein kompakteres SUV für den Massenmarkt folgen. Darüber hinaus plant Fisker weitere Baureihen, darunter den Pick-up Alaska. An der Basis für letzteren ist offenbar Nissan interessiert.
Das Geschäft könnte noch in diesem Monat abgeschlossen werden, heißt es. Zu den Bedingungen, die diskutiert werden, gehöre, dass Nissan mehr als 400 Millionen Dollar in die Truck-Plattform von Fisker investiert und den von Fisker geplanten Pick-up ab 2026 in einem seiner US-Werke baut. Nissan würde seinen eigenen elektrischen Pick-up auf der gleichen Plattform bauen.
Henrik Fisker führt die Probleme seines Start-ups unter anderem auf den „aktuell depressiven Markt für Elektrofahrzeuge“ zurück. Um kurzfristig zu sparen, will das Unternehmen 15 Prozent der Belegschaft abbauen. Im zurückliegenden Jahr produzierte die Marke mehr als 10.000 Exemplare des Ocean – rund ein Viertel der ursprünglichen Prognose. Ausgeliefert wurden nur etwa 4700 Stück. Für 2024 stellt Fisker nun eine Auslieferung von bis zu 22.000 Ocean in Aussicht. Ursprünglich hatte man bereits für das Vorjahr eine Produktion von 36.000 Einheiten angepeilt.
Die Gespräche von Nissan mit Fisker sind laut Reuters eine Folge der neu ausgerichteten Beziehung zum langjährigen Partner Renault. Die begrenztere Allianz beseitige Beschränkungen und habe Nissan die Tür geöffnet, um Wachstumspläne in Bereichen wie Elektroautos und Software unabhängig zu entwickeln.
Michael S. meint
Fisker wird es nicht schaffen und Nissan wird einen Teufel tun und die Firma vor der Insolvenz retten. Welchen substanziellen Wert soll Fisker haben? Keinerlei Produktionskapazitäten, die Software von Fahrzeug hat MAGNA programmiert, da die Steuergeräte auch von diesen zum größten Teil kommen. Es gibt nicht wirklich einen Sachwert und der Name ist schon verbrannt. Die Marke hat keinen Wert für eine strategische Investition. Der E-Pickup von Fisker steht noch in den Sternen, wieso sollte Nissan eine Vision kaufen? Produziert hätte doch eh ein anderer. Und warum sollte Nissan das Servicenetz von Fisker weiter ausbauen bzw. finanzieren? In DE fahren keine 250 Fisker Ocean one herum. Macht alles keinen Sinn, Henrik wollte einfach noch den letzten Strohhalm in die Luft halten…
David meint
Nissan ist nicht gut beraten, da einzusteigen. Denn Magna läßt sich mit seiner superteuren Produktion in Österreich auch die Entwicklungskosten bezahlen. Daher wird man nicht ohne weiteres aussteigen können, um in eigener Regie zu produzieren. Besser bei Renault gucken und auf deren Basis passende Nissan-Varianten kreieren.
Franz Mueller meint
Nissan und Fisker sind ja beide eher am unteren Ende der Zulassungen. Hat Nissan nach dem Leaf überhaupt noch ein Angebot?
Ich frag mich immer, warum zwei bei denen es nicht läuft zusammen besser laufen sollen.
Rene meint
Es zeigt sich wieder, dass der Einstieg in die Produktion von E-Autos unterschätzt wird – offenbar auch von Fisker.
Es wäre schade um die von Fisker gebauten bzw. geplanten Autos wie den Ocean und den Pear – das Design und einige andere Ideen überzeugen.
Das Problem ist die schlechte wirtschaftliche Lage von Fisker – ich würde mir derzeit keinen Ocean bestellen …
Jedenfalls beide Daumen für einen Fortbestand von Fisker …
ShullBit meint
Henrik Fisker ist ein guter Autodesigner. Er liebt es, Autos zu designen, Features zu präsentieren, Skizzen zu zeichnen, usw. Er und seine Frau Geeta sind als CEO und CFO von Fisker Inc. aber völlig inkompetent. Das bei Startups mal was schiefgeht, ist völlig normal. Wenn man innerhalb von 6 Monaten 3 mal seine Ziele drastisch zusammen streichen muss, dann hat man keine Ahnung, was in und mit der eigenen Firma passiert. Wenn man sich maximal abstrampelt, um eine Produktionsrate von 300 Autos am Tag zu erreichen, aber keine Strukturen aufbaut, um auch 300 Fahrzeuge am Tag verkaufen und ausliefern zu können, dann ist das Scheitern mit Ansage. Es gibt vieles mehr, was katastrophal gemanaged wurde.
Henrik und Geeta Fisker haben einfach jedes Vertrauen verspielt. Potenzielle Produktionsparten vertrauen Fisker nicht mehr. Lieferanten vertrauen Fisker nicht mehr. Und (potenzielle) Kunden vertrauen Fisker nicht mehr und kaufen deshalb keine Autos mehr von Fisker.
Nissan war mit dem Leaf einst Vorreiter bei Elektroautos, ist heute bei BEV aber nicht gut aufgestellt. Ein Derivat vom Alaska könnte durchaus interessant für Nissan sein. Für Fisker ist aber wichtiger, den PEAR in den Markt zu bekommen, weil das anders als der Alaska ein Massenmarktmodell mit globalem Absatzpotenzial ist. Da dürfte Nissan kaum Interesse haben, weil Nissan u.a. auch auf die E-Plattformen von Renault zugreifen kann, die gut für kleine Autos geeignet sind. Die 400 Mio., die Nissan angeblich zahlen würde, werden nicht reichen, um Fisker zu retten. Deshalb hat sich der Kurs nach der Meldung auch nicht signifikant nach oben bewegt.