Das 2021 gegründete deutsche Unternehmen LIGHTstern hat aus den gewonnenen Erkenntnissen mit zwei kleinen Prototypen einen größeren, ausgereiften vollelektrischen Campervan konstruiert. LIGHTstern setzt dabei auf einen individuellen Ausbau im Gegensatz zu herausnehmbaren Modulmöbeln. Der E-Camper namens Polaris kommt nun in die Vermietung.
Das Fahrzeug bietet Platz für bis zu drei Personen. Durch die größere Fahrzeugplattform auf Basis des Ford E-Transit bleibt auch bei ausgezogenem Bett Raum, um die umweltfreundliche Trocken-Trenn-Toilette nutzen zu können. „Mit zusätzlichem Stauraum und einer großzügigen Küche, die sowohl von innen als auch von außen zugänglich ist, eignet sich der ‚Polaris‘ nun auch uneingeschränkt für längere Touren“, wirbt der Anbieter.
Eine Besonderheit ist die Schuko-Steckdose im Innenraum, die auf die Antriebsbatterie zugreift. Durch die Möglichkeit, auch Geräte bis 2,3 kW an der großen Energiequelle anzuschließen, ist der Polaris komplett gasfrei. Gekocht wird auf einem Induktionsfeld und auch die Standheizung arbeitet elektrisch.
Der Polaris nutzt den bekannten Antriebsstrang des Ford E-Transit L2H2. Das bedeutet 135 kW (184 PS) Antriebsleistung und eine 68 kWh große Batterie (netto). Für den E-Transit nennt Ford eine WLTP-Reichweite von bis zu 316 Kilometern. LIGHTstern gibt für seinen Camper-Umbau mit höherem Leergewicht aufgrund der Ausrüstung eine „realistische Sommerreichweite“ von 200 Kilometern bei Tempo 100 auf der Autobahn an.
„Die aktuelle Reichweite von Elektrofahrzeugen im Nutzfahrzeugbereich liegt immer noch unter der eines Dieselfahrzeugs. Das ist unbestreitbar“,so LIGHTstern-Geschäftsführer Achim Trumpfheller. „Die vermeintlich unausweichliche Schlussfolgerung, dass ein Elektro-Kastenwagen deshalb kein Campervan sein kann, ist jedoch nicht zu Ende gedacht.“ Es erscheine fehl am Platz, „in Zeiten der Klimakatastrophe hauptsächlich darüber zu diskutieren, ob man sich vorstellen kann, weniger als 750 Kilometer am Tag zurückzulegen oder alle zwei bis drei Stunden eine Ladepause einzulegen“. Gerade im Urlaub gebe es Wichtigeres, als möglichst viel Zeit auf der Straße zu verbringen.
Die Polaris-Exemplare für die Vermietung sind komplett ausgerüstet, inklusive der Küchenausstattung, Bettwäsche, der Trocken-Trenn-Toilette und auch Ladekarten für öffentliche Ladestationen. Laut Trumpfheller müssen die Mieter „nur ihre Kleidung und Lebensmittel mitbringen“.
LIGHTstern setzt sich für „Slow Travel“ ein. „Viele Leute haben verlernt, einfach eine Weile ohne Plan an einem Ort zu sein. Stattdessen haken sie Sehenswürdigkeiten auf einer viel zu langen Liste ab und machen Fotos für Instagram, um andere Leute zu beeindrucken. Das wird weder dem Reiseland und dessen Bewohnern, noch ihnen selbst gerecht”, so Trumpfheller. „Wenn wir diesen ‚Freizeitstress‘ jedoch einmal hinterfragen, erkennen wir plötzlich, dass es nur wenig gibt, was gegen einen Elektro-Camper spricht, aber sehr viel dafür. Und das wollen wir den Menschen beweisen!“
Das Unternehmen hat vorgefertigte „Elektro-Touren“ entwickelt, um es Einsteigern leichter zu machen. Diese enthalten Tagesziele, an denen der Camper über Nacht aufgeladen werden kann.
Dieselfahrer weils gut ist meint
Ah ja, man ist jetzt gleich böse auf die ach so bösen Dieselstinker🤡 die ihre Arbeit einfach schon bewiesen haben… und man hat jetzt ein allheilmittel gefunden, einen e camper mit dem ich dauernd beim Laden stehe…
Solariseur meint
Ein Camper kann sogar stehen, ohne zu laden. Unglaublich.
ShullBit meint
Also bei normalen PKWs ist die Reichweitenangst angesichts der realen täglichen Fahrstrecken ja in der Regel völlig absurd. Aber mit so einem Vehikel für den Urlaub will man in der Regel schon etwas Strecke machen. Man holt sich so etwas ja nicht, um sich dann 30km von zu Hause entfernt auf einen Campingplatz zu stellen. Bei kälteren Temperaturen sind wir angesichts des großen zu beheizenden Volumens und der hohen Wärmeverluste dann bei 80 km Reichweite? 40 Minuten fahren. 40 Minuten laden. 40 Minuten fahren…
Ich bin absolut pro EV, aber die Konfiguration macht für mich leider noch nicht so richtig Sinn.
Stefan meint
Du bist einfach nicht die Zielgruppe.
Oben steht 68 kWh und eine Sommerreichweite von 200 km bei Tempo 100. Wieso dann nur 40 Minuten fahren bei kühleren Temperaturen? Selbst bei gutem Heizbedarf kann man sicher über eine Stunde fahren.
Am Campingplatz gibt es Stromanschluss, ggf. auch Gasflaschen zum Heizen.
Mit diesem Auto wird man realistisch höchstens 400-500 km am Tag fahren.
Yoshi meint
Wie steht’s eigentlich um die Lademöglichkeiten auf den Campingplätzen, normalerweise zahlt man ja pauschal pro Tag den Strom. Weiß das jemand? Wäre ja für ne Woche mal intetessant.
LIGHTstern Elektro-Camper meint
@Yoshi:
Das ist tatsächlich ein Thema. Manche moderne Plätze haben ihre Leitungen ertüchtigt. Da kann man dann problemlos über Nacht am blauen CEE-Stecker laden. Aber dann sollte auch per kWh abgerechnet werden. Da, wo es noch Pauschalen gibt, ist meist auch die Leitung nicht dick genug. Und selbst wenn, dann wäre das einfach unfair dem Platzbetreiber gegenüber, da 50 kWh für 5 EUR abzuzocken.
Wir fragen deshalb immer, und wenn das nicht möglich oder nicht erwünscht ist, dann laden wir halt kurz vorher nochmals am Schnelllader.
Ebikethoemmel meint
Stimme voll zu und kann dies als E-Transit-Camper auch bestätigen. Das Konzept taugt für alle, die reisen statt rasen wollen. Bisher waren wir (Start jeweils in Basel) schon an der Westküste Frankreichs und zweimal am Mittelmeer. Autobahnen lassen wir wenn möglich aus. Ladestationen haben wir sowohl in Frankreich als auch in Italien zum Teil mitten in der Pampa gefunden. Die Ladehalte nutzen wir jeweils zum Frühstücken, Kochen, chillen. Übrigens: Laden auf Campingplätzen geht mit einem Ladegerät, das nicht zu viel Strom zieht, gut. Dauert halt, aber pro nacht kommen gerne mal 70 km Reichweite hinzu. Wichtig, mit den Platzwarten reden und auch bereit sein, den Strom zu bezahlen.
ShullBit meint
«Die Ladehalte nutzen wir jeweils zum Frühstücken, Kochen, chillen.»
Sorry, aber in meinen Augen redest Du Dir das schön. Wenn ich campend unterwegs bin, dann möchte ich irgendwo „Frühstücken, Kochen, Chillen“, wo es schön ist, wo ich einen schönen Blick und Ruhe habe und doch nicht an einer Ladesäule, die sich meist in Gewerbegebieten, an Tankstellen o.ä. finden.
LIGHTstern Elektro-Camper meint
@Stefan: Genau so ist es.
Am sinnvollsten ist es, einen Tag zur Anreise primär zum Fahren zu nutzen. Dann schafft man locker 600 Kilometer. Und dann in sinnvollen kleineren Etappen das Reiseland zu erkunden.
Übrigens: Der Heizbedarf ist gar nicht so wild. Wenn’s wirklich kalt ist, dann macht man einfach den Vorhang hinter sich zu; dann ist das wie im originalen Kastenwagen …
PS: Heute habe ich gelesen, dass der e-Transit demnächst eine 89 kWh- batterie bekommt. Damit sind dann locker 250 km drin. Und mehr als zweieinhalb Stunden am Stück will ich jedenfalls ohnehin nicht fahren.
ShullBit meint
Sich einen Elektro-Camper mieten und dann mit Gasflaschen heizen.
Finde den Fehler.
Solariseur meint
Ich habe ihn, ich habe ihn!
Er hat sich keinen Diesel-Camper gemietet mit Dieselheizung und Gasherd mit Gaskühlschrank.
Richtig?
LIGHTstern Elektro-Camper meint
Die Polemik mal außer Acht gelassen:
Bei Frost und 30 km/h Gegenwind habe ich mit dem Ding immer noch 150 km pro Ladung gemacht. Klar, wer in zwei Wochen vom Bodensee zum Nordkapp und wieder zurück „muss“, für den ist das nichts. Behauptet aber auch keiner.
Jörg2 meint
ShullBit
Ja, für den 3-Wochen-5.000km-Sommerurlaub passt das wohl nicht so ganz.
Um Freitag Nachmittag, übers Wochenende, 50…70km aus Berlin raus und an einen See ran zufahren, da passt es schon eher.
Jakob Sperling meint
Ein 80’000-Vehikel kaufen um am Wochenende 50-70km aus Berlin raus zu fahren? Das gibt teure Wochenenden. Da wäre es dutzendfach billiger und ökologischer, die 50-70km mit dem PKW oder Fahrrad zu erledigen und einen Bungalow zu mieten. Wobei, es wäre wohl selbst mit dem Rolls-Royce-Taxi billiger.
Ich hatte ein paar Jahre einen Campster. Der fuhr mit seinem 120PS-Dieselmotor über 1’000 km mit einem Tank voll (unter 7 Liter/km). Den habe ich dann wieder verkauft und werde erst wieder sowas kaufen, wenn ich damit grün von der Schweiz aus an die Nordsee, Ostsee, die Adria und nach Spanien fahren kann. Das wird dann wohl ein FCEV-Camper sein. Es gibt sie ja an sich von Stellantis schon in 2 Grössen und von Renault bei den grösseren. Jetzt sind die Camper-Umbauer dran.
C.c. ein 25/25/5-FCEV ist nützlicher und ökologischer als ein 100kWh-BEV.
Solariseur meint
Du hast schon mitbekommen, das es im Artikel um Vermietung geht, nicht um Kauf?
Jörg2 meint
Solariseur
Danke!
gradz meint
@ShullBit das gilt auch für den „normalen PKW“ nicht jeder kann sich ein zusätzliches Urlaubsauto leisten.
Solariseur meint
Wer nichts leistet, kann sich nichts leisten. Ganz einfach.
eBiker meint
“ Gerade im Urlaub gebe es Wichtigeres, als möglichst viel Zeit auf der Straße zu verbringen.“
Korrekt – und darum möchte ich eben nicht auf dem Weg alle 1,5 Stunden eine Zwangspause auf einem Autobahnparkplatz machen, sondern ankommen und entspannen.
Übrigens – für den brauchen jüngere Leute nen extra Führerschein, wir alten dürfen den mit dem alten „3er“ fahren ;-)
Ebikethoemmel meint
Allein die Fahrt im E-Transit entspannt schon 😉
LIGHTstern Elektro-Camper meint
Wenn du wo „ankommen“ willst, dann brauchst du ja keinen Camper. Dann fährst du mit dem PKW in ein Ferienhaus. Aber du: Jeder wie er mag.
Was den Führerschein angeht: Den Polaris kann man mit der Klasse B fahren. Und die EU hat sich ja auch endlich dazu durchgerungen, Wohnmobile (auch Dieselstinker) alsbald bis 4,25 Tonnen für den B-Führerschein zuzulassen. Dann sind auch größere Akkus kein Problem für die jüngere Kundschaft mehr.
eBiker meint
Schön dass du zu wissen scheinst was ich brauche. Ich habe jahrelang Urlaub mit dem Wohnmobil gemacht. Aber wenn ein angeblicher Campervermieter den Unterschied zwischen einem Ferienhaus und einem Campingplatz nicht kennst, sollte er vielleicht sein Geschäft überdenken.