Der Aachener Elektroautobauer Next.e.GO Mobile SE hat bekannt gegeben, dass ein Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim zuständigen Amtsgericht gestellt wurde. Das Gericht hat bereits einen vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Es ist die zweite Insolvenz in der Geschichte des 2015 gegründeten Unternehmens mit derzeit 320 Mitarbeitern.
Als Begründung gibt e.Go in einer Mitteilung an: „Die Entscheidung zur Eröffnung des Insolvenzverfahrens erfolgte vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklungen und Herausforderungen in der Elektrofahrzeugindustrie sowie der Volatilität der Kapitalmärkte, die durch die aktuelle Situation bei anderen Akteuren des Elektrofahrzeugsektors noch verschärft wurde.“
Angesichts des ungünstigen Marktumfelds hätten die von der Gesellschaft gesicherten eigenkapitalbasierten Finanzierungsinstrumente nicht in dem erwarteten Umfang und der erwarteten Geschwindigkeit eingesetzt werden können. Darüber hinaus hätten die vorherrschenden Marktbedingungen und die Unsicherheit in der Elektrofahrzeugbranche „trotz erheblicher Bemühungen des Unternehmens“ alternative Finanzierungen weiter erheblich beeinträchtigt.
„Wir beabsichtigen, die laufenden Investorengespräche und Verhandlungen fortzusetzen, um Lösungen für das Fortbestehen des Unternehmens zu finden. Vor dem Hintergrund des hochinnovativen Produkts sowie Produktionskonzeptes bin ich optimistisch, dass uns dies gelingen könnte“, sagt Insolvenzverwalter Claus-Peter Kruth.
Seit Oktober letzten Jahres ist e.Go an der US-Börse Nasdaq gelistet und hatte eigentlich große Pläne. Das Unternehmen wollte expandieren und plante dazu neue Fabriken in mehreren Ländern außerhalb Deutschlands. Damit solle die Produktion seiner Elektrofahrzeuge für den städtischen Bereich ausgeweitet werden, sagte der CEO vor dem Börsengang.
Das Angebot bestand ursprünglich aus dem Kleinwagen Life, aktuell bietet die Marke dessen Crossover-Variante e.wave X an. Das Unternehmen will laut früheren Angaben weitere, darunter größere E-Modelle einführen.
Schon 2020 drohte dem im Umfeld der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen entstandenen Start-up die Pleite. Seitdem gehört e.Go mehrheitlich dem niederländischen Investor ND Industrial Investments. Die neuen Werke sollten früheren Angaben nach ab 2024 jeweils bis zu 30.000 Fahrzeuge produzieren können. Vergangenen Sommer hatte sich das Unternehmen dafür noch Finanzierung von 75 Millionen Dollar (68,5 Mio. Euro) gesichert.
FrankyAC meint
Mal wieder…
Der e.Go sollte 2017 mal als günstiger E-Stadtflitzer bei knapp 16000€ starten.
Er verzögerte sich immer weiter, es folgten Pleiten und der Preis stieg ständig.
Nach der letzten Pleite pappte man viel schwarzes Plastik an die Karosserie, benannte ihn um und machte ihn NOCH teurer (ab 25000€). Welcher Investor glaubte denn tatsächlich, dass er mit diesen Maßnahmen endlich ein Erfolg wird?
Bonni Roger meint
So viel ich auf der Homepage von e-GO sehe gibt es nur Verkäufer in Deutschland. Einen Vertreter oder Importeur in Belgien ist mir nicht bekannt. Habe auch nie eine Werbung in Belgien gesehen. Die Fachpresse berichtet auch nicht über dieses Elektro Auto, ist auch nicht von einem Mitarbeiter kontaktiert worden. Wenn ich hier in Ostbelgien hundert Leute frage ob sie das Elektro Auto e.GO kennen , bekomme ich garantiert 95% NEIN.
Teilweise entfernt. Bitte verzichten Sie auf das Veröffentlichen privater Informationen. Danke, die Redaktion.
Klaus meint
Ich bin ja gespannt wie lange es diese elektronische Isetta aus der Schweiz noch gibt. Steigen sie da mal bei Regen aus. Da wäre mir der e-Go weit lieber.
Moritz meint
was ist denn bei regen? wird man da etwa nass?
ich bin mir ziemlich sicher, dass es der microlino schafft. ich glaube auch, dass er mittelfristig besser und günstiger wird, wenn die stückzahlen steigen und die ersten kinderkrankheiten in der nächsten serie behoben sind.
ein blick in die entsprechenden foren lässt aber schon darauf schließen, dass die meisten unterm strich sehr zufrieden sind.
ich war kürzlich in heidelberg bei einem händler, der verkauft die nach eigener aussage wie geschnitten brot.
mir ist er im moment noch zu teuer. 15k würde ich zahlen, 22k ist mir einfach noch zu viel.
schaut man sich an wie sich stückzahlen auf preise auswirken und was microlino vor hat, wären die 15k in zukunft durchaus realistisch.
Yoshi meint
Eigentlich ein schickes Auto und ein gutes Konzept für die Stadt. Der x wave geht laut Website aber bei 25k los. Ich frage mich nur bei diesem und ähnlichen Start-ups immer: wer rechnet das Ganze durch und kommt zu dem Schluss, damit könnte man langfristig überleben?
Genauso xbus, microlino usw – so absurd teuer fürs Gebotene, dass man nie auf relevante Stückzahl und damit verbundene Effekte kommt.
M. meint
Das Auto sieht ja knuffig aus, aber es taugt eben nichts. Es gibt überhaupt nichts, wo das Auto up to date ist. Weder Reichweite, Ladegeschwindigkeit, Komfort, Assistenzsysteme, Preis…. nichts. Außer Parkraum. Aber das konnte der Smart früher und besser.
Das wird man nicht mehr verkaufen können, nicht zu diesem Preis. Nicht umsonst sind die wenigen gebrauchten Exemplare ab 10.000 Euro zu bekommen. Und dann trotzdem eine Blackbox, falls mal was kaputt geht – und keine Fachverstatt weit und breit, keine Teile, nichts. Was für Bastler mit HV-Ausbildung. Seltene Spezies.
Das wird nix mehr. Die bräuchten ein überdeutliches Upgrade, und dafür hat niemand Geld.
LMdeB meint
R.I.P. Endgültig.
ShullBit meint
e.go hat das Problem, das so viele EV Startups haben: Das Produkt – ein Kleinwagen – adressiert den Massenmarkt. Im Massenmarkt kann man unmöglich ohne massive Skaleneffekte überleben. Ohne einen Absatz deutlich im Bereich von Hunderttausenden Autos ist man auf Dauer entweder bei den Features nicht wettbewerbsfähig oder bei den Kosten. Anders geht es nicht, gerade in Zeiten, in denen Autos zunehmen mehr Software-definiert sind. Geringe Stückzahlen funktionieren höchsten in Nischen. Deswegen stehen auch Fisker, HiPhi, Aiways, usw. auf der Kippe. Auch Nio hat längst noch keine Größe erreicht, mit der die überleben können. Rivian, Lucid usw. auch nicht. Nur Tesla und BYD sind safe.
Grundsätzlich haben die Legacy-OEMs wie VW, Toyota, Ford, Stellantis, GM, … genug Kapazitäten, um jeglichen PKW-Bedarf weltweit zu decken. Die haben null Interesse, Marktanteile an EV Startups zu verlieren und die haben den Vorteil, Milliarden in EVs investieren zu können, die sie mit ihrem derzeit noch hochprofitablen ICE-Geschäft erwirtschaften. Insofern werden wir in den nächsten 2-3 Jahren ein Blutbad unter den EV Startups erleben. Überleben werden nur die, bis 2025 Stückzahlen von 300.000-500.000 erreichen oder die ein entsprechendes finanzielles Backup haben.
Stromspender meint
Abgesehen von den Problemen eines Start-Ups im Kraftfahrzeugbau kommt bei e.go erschwerend hinzu, dass ihr Produkt nicht einmal ansatzweise konkurrenzfähig ist bzw. war.
Was soll der Kunde mit einem Kleinstwagen anfangen, dessen WLTP-Verbrauch mit 18,6 kWh/100 km und die (kombinierte) WLTP-Reichweite mit 163 km (!!!) angegeben wird und der Winzakku mit dem Argument „Die Antwort lautet:eine sinnvolle, nicht größere Batterie“ beworben wird? Vom Pillepalle-Laden mit maximal 11 kW AC ganz zu Schweigen.
Eugen P. meint
Der e.go war zu teuer, zu schlecht, zu wenig hipp und zu spät. Sowas oder der Sion hätte etwa mit dem ersten Leaf auf den Markt kommen müssen, dann hätten die Karren vll. ein paar Idealisten gekauft, überlebt hätten die Unternehmen vermutlich trotzdem nicht, der Zug für die Startups allgemein ist abgefahren.