Der Gebrauchtwagenmarkt geht laut dem Portal AutoScout24 mit einer gemischten Bilanz in die traditionell nachfrageschwachen Sommermonate. So sind Angebot und Nachfrage im zweiten Quartal dieses Jahres zwar insgesamt rückläufig. Im Juni zeichnet sich aber eine Marktbelebung ab, die auch die Durchschnittspreise für Gebrauchte wieder leicht nach oben treibt.
Unter dem Strich verkaufen Händler im zweiten Quartal 2024 mehr Gebrauchtwagen als in den ersten drei Monaten dieses Jahres. Das geht aus dem AutoScout24 MarktReport hervor, der die aktuellen Entwicklungen auf dem Gebrauchtwagenmarkt auf Quartals- und Monatsbasis abbildet. Demnach verzeichnen E-Autos erstmals seit Oktober 2023 wieder Wertzuwächse. Auf die Nachfrage könnte sich das allerdings kontraproduktiv auswirken: Schon jetzt liegen die Preise für gebrauchte Stromer deutlich über dem Kundenbudget.
Das Kraftfahrtbundesamt meldet im zweiten Quartal 9 Prozent mehr zugelassene Neuwagen als in den ersten drei Monaten dieses Jahres. Auch bei Gebrauchtwagen fällt die Bilanz positiv aus – mit 1 Prozent mehr Umschreibungen im Quartalsvergleich allerdings nicht ganz so gut wie bei den Neuwagen. Insgesamt wechseln allein im Juni 536.000 Gebrauchte den Besitzer.
Grund für die gute Entwicklung dürfte vor allem die stabile Nachfrage im Juni sein – laut dem AGNI legt diese im Vergleich zum Vormonat um 1 Prozent und im Vergleich zum Vorjahresmonat um 6 Prozent zu. Beim Blick auf das gesamte Quartal zeigt sich aber ein Nachfrageminus von 7 Prozent im Vergleich zu den ersten drei Monaten dieses Jahres.
Gebrauchtwagen finden Angebot-Nachfrage-Balance
Auch das Angebot entwickelt sich uneinheitlich. Zwar stellen die Händler im Juni mehr Fahrzeuge in die digitalen Schaufenster ein als im Mai (+1 %). Doch ist das Angebot im zweiten Quartal insgesamt um 5 Prozent rückläufig, wenn man es mit den ersten drei Monaten dieses Jahres vergleicht.
„Nach dem Nachfrageüberhang zum Jahresstart bewegt sich der Markt im zweiten Quartal verstärkt in Richtung einer Angebot-Nachfrage-Balance“, resümiert Stefan Schneck, Deutschland Vertriebschef bei AutoScout24, die Entwicklung. „Dass die Neuwagenzulassungen im zweiten Quartal prozentual stärker ausfallen als die Gebrauchtwagenzulassungen, dürfte vor allem auf vermehrte Tageszulassungen im Juni zurückzuführen sein. Diese sind durch die neue EU-Verordnung über verpflichtende Sicherheitssysteme in Neuwagen bedingt, die Anfang Juli in Kraft getreten ist.“ Denn einige Baureihen seien zum Stichtag ausgelaufen und entsprechende Fahrzeuge mussten noch vor Inkrafttreten der neuen Verordnung zugelassen werden – in Form von Tageszulassungen.
Standzeiten reduzieren sich
Eine positive Entwicklung verzeichnen die Händler bei den durchschnittlichen Standzeiten ihrer Fahrzeuge: Diese verringern sich im zweiten Quartal um 4 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2024. Das bedeutet: Ein Gebrauchter steht im Schnitt 5 Tage weniger auf dem Hof des Händlers, bis er den Besitzer oder die Besitzerin wechselt. Insgesamt liegt die durchschnittliche Standzeit damit bei 97 Tagen. Das ist weiterhin ein vergleichsweise hohes Niveau, wenn man bedenkt, dass Händler vor der Corona-Pandemie nur rund 83 Tage benötigt haben, um einen Gebrauchten zu verkaufen.
Preise rückläufig im Quartal
Die Gebrauchtwagenpreise sind im zweiten Quartal erneut gefallen – um 2 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal dieses Jahres und sogar um 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Im Juni kostet ein Gebrauchtwagen im Schnitt 26.657 Euro und damit rund 2.500 Euro weniger als im März 2023, als die Preise ihr Allzeithoch erreichten.
„Die Abwärtsspirale hat sich aber in den vergangenen Monaten bereits merklich verlangsamt, so dass wir im Juni sogar wieder einen leichten Preisanstieg von 0,2 Prozent bei den Durchschnittspreisen sehen“, so AutoScout24-Vertriebschef Schneck. Ob es sich hierbei um eine allgemeine Trendumkehr bei der Preisentwicklung handelt, lasse sich zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht bewerten. „Es ist aber bemerkenswert, dass die Preise gerade zum Beginn der Sommerferien zulegen, da sie in den nachfrageschwachen Sommermonaten traditionell eher rückläufig sind.“
Leasingmarkt zeigt sich stabil
Der Leasingmarkt zeigt sich auf Basis der Zahlen von LeasingMarkt.de, eigenen Angaben nach Deutschlands größter Online-Automarkt für Leasing-Angebote, im zurückliegenden Quartal stabil und nahezu unverändert. So legt die durchschnittliche Leasingrate innerhalb von drei Monaten von 281 Euro im März auf 291 Euro im Juni zu. Die Höhe der Leasingrate schwankt aber aufgrund einzelner Herstelleraktionen stark – das betrifft auch hochpreisige Fahrzeuge wie zuletzt die Elektroautos ID. Buzz oder Ioniq 5.
Der Angebotsindex von LeasingMarkt.de verliert im gleichen Zeitraum leicht von 132 auf 130 Punkte. Die Nachfrage nach E-Autos hat sich nach starken Rückgängen durch das Ende der staatlichen Förderungen wieder erholt. Grund seien auch hier oft Herstelleraktionen und damit verbundene bessere Leasingraten, heißt es.
E-Autos im Fokus: Angebot verfünffacht sich in zwei Jahren
Wie der Marktreport zeigt, haben E-Autos in den vergangenen Jahren stark an Relevanz auf dem Gebrauchtwagenmarkt gewonnen. Machte diese Fahrzeugkategorie noch im zweiten Quartal 2022 nur einen Anteil von 1,4 Prozent am gesamten Gebrauchtwagenmarkt aus, beläuft sich der Anteil an E-Autos im zweiten Quartal 2024 bereits auf 6 Prozent am Gesamtmarkt. Damit hat sich der Bestand an Stromern innerhalb von zwei Jahren nahezu verfünffacht. Der noch zur letzten Bundestagswahl von der Politik geforderte Gebrauchtwagenmarkt für E-Fahrzeuge ist damit in kürzester Zeit Realität geworden.
Während sich das Angebot innerhalb von zwei Jahren verfünffacht hat, ist die Nachfrage jedoch fast unverändert geblieben, wie die aktuelle Analyse von AutoScout24 zeigt. Ein Grund dafür dürften die hohen Preise sein, die nach wie vor für E-Autos aufgerufen werden. So kostet ein Gebrauchtwagen im Juni durchschnittlich 26.657 Euro. Für ein E-Auto sind aber im Schnitt 30.077 Euro fällig – damit liegen die E-Auto-Preise um 13 Prozent über dem Gesamtmarkt. Das ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass die Preise für gebrauchte Stromer seit Oktober 2023 kontinuierlich gesunken sind. Erst seit zwei Monaten verzeichnen die Fahrzeuge auf AutoScout24 wieder leichte Wertsteigerungen, bedingt durch eine veränderte Angebotszusammensetzung: Junge und damit teurere Leasing-Rückläufer sind in den Markt geströmt und heben die Durchschnittspreise wieder leicht an.
Gebrauchte Stromern für viele zu teuer
Trotz der Preiserosion bei gebrauchten Stromern – die angebotenen Fahrzeuge übersteigen das Budget der Kunden weiterhin deutlich. Ermittelt hat AutoScout24 das Kundenbudget durch eine Auswertung der Suchanfragen für E-Autos. Hierbei geben die Nutzer oft auch eine Preisobergrenze für ihre Wunschfahrzeuge an. Das Analyseergebnis zeigt, dass das zur Verfügung stehende Budget im Schnitt 7.700 Euro niedriger ausfällt, als ein gebrauchtes E-Auto im Durchschnitt kostet.
„Aus Sicht der Kundinnen und Kunden sind die gebrauchten Stromer damit nach wie vor zu teuer“, sagt Gebrauchtwagenexperte Schneck. „Aufgrund des Wertverlusts bei den Elektrischen hat sich das Preis-Gap zwar ein Stück weit geschlossen. Was ein fairer Preis für einen gebrauchten Elektrischen ist, muss von Käufern und Verkäufern aber weiterhin ausgehandelt werden.“
Marcel Gleissner meint
Wieder Mal ein Äpfel- Birnenvergleich.
Typisch….
Allerdings stimmt es zu 100%, das E-Auto’s zu teuer sind, egal ob es ein Neu oder Gebrauchtwagen ist. Ich bin keiner von den „Privilegierten“ wo sich ein teures Auto leisten kann. Ich habe bisher immer Gebrauchtwagen gekauft und die waren immer unter 8.000€, mehr als 10.000€ gebe ich nicht aus für ein Gebrauchtes Auto, auch weil ich es nicht kann…
Ich habe einen Kleinen Skoda Fabia mit 60PS und 10 Jahre alt, der läuft gut und ist komplett bezahlt, ich habe nur die reinen Unterhaltskosten und Benzin zu bezahlen und sonst nichts, insgesamt ist es viel günstiger als ein E-Auto…. da kein Kredit oder Leasingvertrag dranhängt.
South meint
Klar, man vergleicht einfach den Durchschnittswert von 7.700€ des Gesamtmarktes mit E Autos. Gibt es E Autos die richtig alt sind, so 15 Jahre oder wieviele Kleinstwagen gibt es bei E Autos? No, deshalb ist das schlicht ein Äpfel-Birnenvergleich mit Null Aussage….
Noticed meint
Artikel nicht gelesen, setzen, sechs.
South meint
Eine Datenvergleich ohne Nachdenken ist einfach schlicht ein Schmarrn. Man kann doch nicht im Ernst das Budget von 7.700 für alle Fahrzeuge allen Alters einfach auf E Autos umlegen, die erst seit ein paar Jahren im Markt sind und sogar heute noch nicht einmal alle Klassen abdeckt.
Plakativ ausgedrückt, ein Verbrenner mit 20 Jahren und 2T€ kannst du dir kaufen oder ein ein Kleinstwagen, aber ein E Auto gibts in dem Segment ja noch gar nicht.
Peter Wulf meint
Was soll ich dann mit einer so alten Karre die 2ü Jahre alt ist?
Mag etwas für “ Schrauber auf dem Land sein“ als Hobby und Freizeitbeschäftigung gegen Langeweile. Wenn man nicht selbst reparieren kann und in einer größeren Stadt wohnt keine Alternative.
Werkstätten sind für Reperaturen alter Fahrzeuge viel zu teuer.
Wir haben in unser Jugend nach 1964 noch beim VW Käfer Motor und getriebe auf der Straße wechseln können. Danach 1968 be meinem Renault R4 Antriebswellen
oder beim Lada1200 von 1975 in Westberlin selber Bremsbeläge etc.
Damals gab es noch „Do it your self “ Werkstätten. Nachteil der damaligen Autos Rost und in ca 8 Jahren hat man fast soviel Geld für Reperaturen ausgegeben wie der Wagen neu gekostet hat.
Kasch meint
Müßige Spekulationen – es gibt Nichts, was westlicher Bevölkerung mittelfristig nicht zu teuer werden wird.
Kaiser meint
Und für die östliche Bevölkerung wird alles billiger? Natürlich …. ;-)
Frank von Thun meint
Mir ist alles zu teuer!
Die Frage ist doch, ist das Auto bzw Produkt den Preis wert.
Als vielfach gebranntes Kind liebe ich die Neuwagen-Garantie.
Und abgeregelte Auto kommen mir nicht ins Haus, da hätte ich bei jeder Fahrt Angst,
dass mir der Motor bzw das Fahrgestell um die Ohren fliegt.
Dies schränkt die Auswahl enorm ein.