Die deutsche Automobilindustrie scheint vor einer Krise zu stehen. Das hat insbesondere auch mit der schwächelnden Nachfrage nach Elektroautos zu tun, auf die viele Hersteller verstärkt setzen wollten. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck stellt nun neue Fördermaßnahmen für Stromer in Aussicht.
Er fühle sich in der Verpflichtung zu sehen, dass der Markt wieder anziehe, sagte der Grünen-Politiker laut der Deutschen Presse-Agentur zu Beginn eines Werksbesuchs von VW Emden im Gespräch mit Arbeitnehmervertretern. Habeck verwies darauf, dass die Bundesregierung steuerliche Anreize für E-Autos als Dienstwagen plane. „Darüber hinaus werde man schauen, ob noch etwas geht“, hieß es.
Der Kauf eines Elektroautos wurde in Deutschland einige Jahre stark mit dem „Umweltbonus“ gefördert. Die mit der Autoindustrie gemeinsam finanzierte Kaufprämie betrug zuletzt bis zu 9000 Euro, wovon der Staat zwei Drittel übernahm. Ende 2023 wurde die Subvention abrupt eingestellt, seitdem geht der Absatz von E-Autos hierzulande nach längerem Anstieg zurück.
Bei den von Habeck angesprochenen Anreizen für E-Dienstwagen handelt es sich um Steuervorteile. Sie werden auf teurere Modelle ausgedehnt und sollen nun bis zum Wert von 95.000 Euro greifen statt wie bislang bis 70.000 Euro. Künftig sollen Besitzer solcher Autos bis zu diesem Preis von dem auf 0,25 Prozent reduzierten Steuersatz profitieren. Bei Benzinern muss monatlich ein Prozent des geldwerten Vorteils versteuert werden. Zudem will die Regierung eine Sonderabschreibung für Vollstromer einführen, die rückwirkend ab Juli bis 2028 gilt.
Habeck hat angesichts der Probleme in der Branche zu einem neuen „Autogipfel“ eingeladen. VW hat Werksschließungen nicht ausgeschlossen. Vor einer Werkshalle von VW in Emden, die der Bundeswirtschaftsminister besuchte, protestierten Arbeitnehmervertreter gegen die Schließungspläne.
Tim meint
Ja genau. Die sauteuren Luxus-Geschäftswagen sollen gefördert werden und die bezahlbaren Kleinwagen für jedermann sollen leer ausgehen? Klar sichert man sich so die Unterstützung der FDP und subventioniert BMW, VW und Mercedes, aber das ist im Hinblick auf das eigentliche Ziel in meinen Augen Schwachsinn.
Fördert Klein- und Kleinstwagen bis 20.000 Euro mit bis zu 50% und alle anderen gehen leer aus. Dann haben Hersteller eine Motivation solche Fahrzeug überhaupt zu bauen und anzubieten. Und von solchen Fahrzeugen haben dann nahezu alle sozialen Schichten was. Nicht nur die Klientel von Grünen und FDP!
Niels meint
Nur mal kurz eingeworfen. Es is mittlerweile deutlich teuerer sein E-Auto an einer Ladesäule zu laden, als einen Beziner zu betanken. Die Anreize beim Kauf sind weg, der Strom ist teuer und die Diskussion zu den Batterien möchte ich gar nicht aufmachen.
ABER, die Regierung und die EU haben den Autobauern auferlegt, dass sie bis 2035 CO2 neutrale Fahrzeuge bauen sollen. Dann muss dies auch für die Autobauer und den Konsumenten attraktiv sein. Momentan muss ich sagen, dass ich mein E-Auto wieder gegen einen Verbrenner tauschen werde.
Es sei denn, es wird in beiden Sektoren a) Förderung und b) Strompreis etwas kurz- und langfristig angepasst.
Schönes Wochenende
Matze meint
„ Es is mittlerweile deutlich teuerer sein E-Auto an einer Ladesäule zu laden, als einen Beziner zu betanken“
An EINER Säule oder beziehst du dich auf alle?
Bei meinem AG lade ich auf dem Parkplatz für 39ct (->8€/100km), bei EWE/Aral/EnBW/Tesla für 50-60ct (->10-12€/100km). Alles ohne GG.
Als ich noch Verbrenner gefahren bin, hatte ich iwo zwischen 6-7 Liter Verbrauch. Bei 1,7€ (?) liege ich bei gut 10€.
Wie definierst du „deutlich“ teurer?
McGybrush meint
Hätte man nicht letzten Dezember einfach mal nichts die Förderung so überstürzt beendet. Man hätte sie einfach Monat für Monat um jeweils 500Eur Gesenkt dann wäre sie ohne jede Panik über 18 Monate abgebaut und beendet worden. Also Sommer 2025. Dann hätte wir jetzt noch eine Förderung die jeden Monat 500Eur sinkt und bis 2025 gibt es ja hoffentlich mehr Angebote im Markt.
Und dann hätte man ja immer noch überlegen können die Förderung an zu passen.
Also ich lese hier raus das die Politik der Meinung ist das die Entscheidung im Dezember nicht sehr Klug war und doch wieder zurück gerudert wird.
Tadeky meint
Die Fördertöpfe waren schon im Mai 2023 aufgebraucht und wurden noch einmal bis Herbst neu gefüllt. Es gab kein spontanes Ende. Förderungen laufen immer bis das Budget ausgereizt ist. Wer zu spät kommt….
Yoshi meint
Warte Mal an, was mit den neuen Förderungen passiert, sollte dieses Jahr per Gericht der Soli für komplett verfassungswidrig entschieden werden. Dann fehlen weitere 11 Mrd, im idealfall mit rückwirkender Nachzahlung.
Tim meint
Kein Problem, dafür baut Intel ja keine Fabrik mehr in Deutschland. Die vielen freiwerdenden Milliarden müssen ja auch irgendwo hin… ;-)
Yoshi meint
Am besten schon mal fürs Bürgergeld Bereithalten, für den Fall dass noch weitere Unternehmen ihre Firmen lieber nicht hier bauen:) ist ja dann auch besser für unsere Klimaziele.
Stefan Redlin meint
Ich halte es für schlüssig und geboten über jedwede Förderung der E-Mobilität nachzudenken auf politischer Ebene. Was aber gar nicht geht ist das quasi zeitgleich Lobbyisten unterwegs sind und die Aufweichung der neuen CO2-Grenzwerte ab 2025 für Verbrenner verhandeln wollen.
Zudem schädlich sind die Strafzölle gegen China und das die Spritpreise so günstig sind wie nie.
All das ließe sich ebenfalls steuern, es müsste nur Jemand machen. Wir sollten uns zudem damit beeilen die Sache zugunsten der E-Autos gedreht zu kriegen, sonst geht uns noch vorher, wegen der Milliarden die als Hilfen für im Starkregen abgesoffene Staaten (ist auch Klimawandel und betrifft uns ebenfalls) aufzubringen sind aus.
Deine Mudder meint
Die niedrigen Spritspreise sind ein guter Indikator, dass wir in einer größeren Wirtschaftskrise stecken (man denke an die Preise während Corona zurück).
Die Preise werden schon von alleine wieder steigen und dann irgendwann auch wieder fallen.
Tadeky meint
Da beschließt die Nomenklatur der Grünen für ihre besserverdienende Hautevolee in den Vororten neue Fördermassnamen auf Kosten der Mittelschicht und arbeitenden Bevölkerung. Da zahlt die Krankenschwester, die sich mit schlechten ÖPNV rumärgern muss oder steigenden Ticketpreisen oder ihr 15 Jahre altes Auto weiter fahren muss, dann von ihren Steuern wieder die bessere Lederausstattung für 6000 euro der Mercedes E Limousinen oder SUV der grünen Klientel.
Steffen meint
Ich werde „nur“ einen VW fahren und (hoffentlich) von dem neuen Steuervorteil profitieren. Das Auto hat keine Lederausstattung und ich gehöre selbst zur Mittelschicht. Aber ich finanziere ebenfalls das Bürgergeld und Leute, die leider aufstocken müssen, ohne mich zu beschweren.
Steffen meint
Achja, und die Kindergärten und Schulen für die Kinder der Krankenschwester. Und noch ein paar andere Dinge, die ich als Kinderloser nie brauchen werde. Nennt sich Solidargemeinschaft. Und der Staat ist gut beraten für manche Dinge Anreize zu setzen.
Tadeky meint
Krankenschwester werden sie spätestens brauchen, wenn sie krank sind und ins Krankenhaus müssen oder später ein Pflegeheimbewohner.
Steffen meint
Die Krankenschwester ja. Aber nicht deren Kinder und deren Kindergarten und Schulen. Und wenn doch, dann kann man so verzweigt auch in die andere Richtung argumentieren. Die Krankenschwester und deren Kinder brauchen auch mich und meine Steuern. Sonst kein Job und keine Schule. Es hängt eben alles mit allem zusammen. Und genau das meine ich mit Solidargemeinschaft. Ein Teil der Gesellschaft hat Vorteile bei etwas, wovon ein anderer Teil nicht profitiert, dafür ist es andersrum genauso. Also alles okay und nicht über Steuererleichterungen meckern. Es trifft nicht nur Reiche.
Jeff Healey meint
Das ist leider nicht von der Hand zu weisen.
Es wird immer am falschen Ende gefördert.
Malus auf überproportional starke Verbrenner, Bonus für kleine und kompakte E-Autos bis 25K, um die Industrie zu deren beschleunigten Entwicklung zu bewegen.
Dort fördern, wo die große Lücke bei den E-Fahrzeugen besteht.
Das wäre mein Weg.
Andi EE meint
Es wird das gefördert, was die eigene Industrie zu bieten hat. Deshalb entstehen hier auch keine sinnvolle Regeln.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Und die deutsche Automobilindustrie hat einfach am Bedarf vorbei entwickelt und sitzt nun reihenweise auf ihren kaum verkäuflichen Produkten. Die Unfähigen werden in der Marktwirtschaft aussortiert – im Kommunismus „gerettet“.
Yogi meint
Ach das wird also gar nicht den Bandarbeitern zugute kommen? Können die gleich weg?
Deine Mudder meint
Die Besserverdiener zahlen auch mehr Steuern, was dann bei H4rtzern und 4sylanten landet.
Tudor Niki meint
Nein, zuletzt betrug die Förderung bis zu 9000 Euro. So viel Einkommensteuer zahlen sie als Single bei rund 60k Brutto. Die Krankenschwester wird knapp die Hälfte zahlen. Wenn sie jetzt 9000 Euro für ihr 60k E Mobil bekommen sind das 2 Jahre Einkommensteuer der Krankenschwester. Für was? Wenn sie ein Auto oder Wallbox wollen dann investieren von ihrem netto aber nicht durch Steuern.
Peter meint
Bla bla bla. Nicht nur die Krankenschwester zahlt Steuern. Nicht nur Grüne fahren eAutos. Nicht alle Grünen fahren eAutos.
David meint
So schlecht ist das nicht, was für die zu tun, die diesen ganzen Laden hier zahlen. Wer einen Dienstwagen für 95.000 € fährt, verdient meistens im Jahr an 300.000 €. Neben direkten Steuern wie der Lohnsteuer fallen auch jede Menge indirekte Steuern wie die Mehrwertsteuer oder die Kapitalertragssteuer an.
Da ist es nicht verwegen, von etwa 180.000 € an Steuern auszugehen. Das ist aber nur die Einzelperson, betrachtet man deren Haushalt ist es nicht vermessen, im Schnitt von 250.000 € an Steuern jährlich auszugehen. Denn zumeist lebt man in diesen Verhältnissen nicht alleine und hat einen Partner, der auch nicht den Hof fegt.
Und noch nicht betrachtet ist der Mehrwert, den diese Personen im Job darstellen und die Steuern, die daraufhin eingenommen werden. Eines ist sicher: Wenn wir nicht etwa 10 % Menschen dieses Kaliber hätten, könnten wir den Staat „schließen“. Also sollten wir ihnen auch mal etwas gönnen. Besonders, wenn es – wie in diesem Fall – eine WIN WIN Situation ist.
Gerry meint
Förderung für Dienstwagenfahrer bis 95.000 Euro ? 🙄
Doppelte Mehrwertsteuer für Verbrenner wär sinnvoller, und mit dem Geld könnte man bei elektrischen Fahrzeugen bis 35k Euro die Mehrwersteuer streichen.
Das wäre eine Förderung mit Wirkung 👍.
Yps meint
Das ist geballte Wirtschaftskompetenz, die hier zum Ausdruck gebracht wird. Respekt.
MichaelEV meint
Ist halt 1:1 im Sinne eines deutschen Premium-Herstellers:
Altgeschäft nicht negativ beeinflussen (ist ja noch der Teil des Unternehmens, welches die Party bezahlt), bei BEVs die Förderung genau da platzieren, wo deutsche Premium-Hersteller stark sind (teure Dienstwagen),
Steffen meint
Beides wäre gut. Aber dann schreien die Blaunen halt so rum…
Yoshi meint
Und die schwarzen und die gelben und die neuen violetten. Also die Parteien, von denen sich leider 2/3 der Wähler vertreten fühlen.
Steffen meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
MichaelEV meint
„Darüber hinaus werde man schauen, ob noch etwas geht“
Damit wird leider die Nachfrage bei Privaten bis zur Entscheidung zusätzlich abgewürgt.
Kasch meint
Ob man damit Dienstwagenfahrer lockt, die Fahrzeuge über 70k Euro in fünf Jahren runterschruppen, wage ich zu bezweifeln. Für derartige Geschäftsleute ist nur Zeit Geld. Dürften also nicht alle paar hundert km Zwangspausen an Ladesäulen akzeptieren. Wer das Fz absetzen kann, doch beruflich kaum benötigt, für den kanns durchaus ein kleiner Kaufanreiz sein.
Yoyo meint
Lex VW im Wirtschaftsministerium??
Und dabei wurde früher heftig auf dem Mövenpick-Steuergeschenk rumgehackt…
Dann brennt ja nicht nur der Dachstuhl und schwappt Wasser im VW-Keller, sondern dann hat anscheinend auch die Feuerwehr erkannt, dass wohl nix mehr zu retten ist.
Steffen meint
War die Abwrackprämie denn groß was anderes? Lex Autoindustrie. Und momentan ist ja nicht nur VW am hadern mit den Bedingungen, siehe CO2-Lobby aktuell.