Nach dem Kompakt-SUV #1 und dem etwas größeren Crossover #3 bringt Smart mit dem #5 im Mittelklassesegment bald ein drittes Modell in seiner rein elektrischen Palette. Weitere Karosserieformen sind geplant. Bei einer möglichen Neuauflage der in diesem Jahr eingestellten Batterieversion des Kleinstwagens ForTwo könnte ein Partner helfen.
„Wir arbeiten schon sehr lange an einem zweisitzigen Auto. Ich würde es nicht unbedingt als Nachfolger des ForTwo bezeichnen, sondern eher als ein Projekt für einen Zweisitzer“, sagte Europachef Dirk Adelmann im Gespräch mit der Automobilwoche. „Wie Sie sich vorstellen können, hat ein potenzielles zweisitziges Modell in Europa deutlich mehr Marktpotenzial als in China oder anderen kürzlich erschlossenen Märkten.“
Nachdem Mercedes-Benz fünfzig Prozent der Tochter an den chinesischen Geely-Konzern verkauft hat, wurden die zuletzt nur noch in den E-Versionen in Europa gebauten Modelle ForTwo und ForFour eingestellt. Die neuen Fahrzeuge der nun rein elektrischen Marke werden in China entwickelt und gefertigt, einzig das Design entsteht weiter hierzulande.
„Die Gründe, warum die Produktion nicht nur bei Smart, sondern generell aus Europa heraus verlagert wird, sind hohe Energiekosten und Bürokratie“, erklärte Adelmann. Smart besitze keine eigene Fabrik, sondern nutze Auftragsfertigung in China. Das könnte man auch in Europa, Südostasien und anderen Regionen tun. Er hoffe, in den nächsten Monaten etwas dazu verkünden zu können, so der Europachef.
„Keine Option, Barrieren zu errichten“
Das Ganze sei unabhängig von den Zolldiskussionen in Europa. Der Kontinent sei eine Option, aber die Entscheidungen würden nicht hier getroffen. Die Entscheidungen über die Produktionsstandorte von Smart treffe das Mutterunternehmen Smart Mobility International mit Sitz in Singapur. In der EU gelten seit diesem Jahr Strafzölle auf in China produzierte Autos. Davon sind neben den lokalen Unternehmen auch Produktionen in China europäischer Hersteller betroffen, darunter Smart.
„Bei Smart und bei unserem deutschen Mutterunternehmen Mercedes-Benz bedauern wir die Entscheidung der EU-Kommission. Als Vertreter von Smart, als Europäer und als Deutscher kann ich nicht genug betonen, dass Freihandel eine Grundvoraussetzung ist“, sagte Adelmann. In den letzten 30 bis 40 Jahren habe Europa von der Globalisierung und dem Freihandel profitiert, daher halte er es für keine Option, Barrieren zu errichten. „Wir hoffen immer noch, dass eine bessere Lösung ausgehandelt werden kann.“
Zu den bereits verfügbaren Modellen sagte Adelmann, dass der #1 hauptsächlich als Zweitwagen im Haushalt verkauft werde, der innen deutlich größere #3 werde ebenfalls an Familien verkauft. Der neue #5 ist das dritte neue Smart-Modell innerhalb von drei Jahren. Ein viertes Modell soll 2026 in Europa auf den Markt kommen, um das Wachstum voranzutreiben.
Beim #5 geht das Management geht davon aus, dass er das Hauptauto in der Familie sein wird, möglicherweise das einzige Auto, weil es mit der 800-Volt-Architektur in 15 Minuten von 10 auf 80 Prozent aufgeladen werden kann. Der #5 sei zudem der erste Smart, der speziell für Kunden entwickelt wurde, „die Outdoor-Abenteuer mögen, da das Auto leichte Offroad-Aufgaben bewältigen kann“, so Adelmann.
Plug-in-Hybride und Hybride im Allgemeinen seien Übergangstechnologien, meinte der Manager. Smart plane keine Teilzeitstromer, besonders nicht in Europa. Auch elektrische Autos mit Verbrenner als sogenanntem Range Extender seien für Europa keine vorgesehen.
Gernot meint
Es war ein strategisches Totalversagen bei Mercedes, für Smart zu 100% auf China zu setzen. Natürlich: Niemand kann die Zukunft mit absolut sicher vorhersagen, aber es war seit vielen Jahren ein realistisches Szenario, dass sich Handelskonflikte mit China verschärfen. Dann null Risikodiversifikation zu betreiben und zu 100% nur auf China zu setzen, ist Ausdruck strategischer Unfähigkeit und dafür zahlt Mercedes jetzt einen hohen Preis. Bei effektiv 30% Zoll dürft es unmöglich sein, mit Smart auch nur einen Cent zu verdienen.
Und durch die Wahl von Trump ist auch die grobe Marschrichtung für mindestens die nächsten 4 Jahre gesetzt. Trump wird noch weniger Importe aus China zulassen. Weil China eine horrende demografische Situation hat und der Binnenmarkt keine Wachstumsimpulse mehr geben kann, muss China mehr als in der Vergangenheit auf Export setzen. China wird verstärkt in die EU und nach Südamerika importieren wollen. Die haben aber auch kein Interesse an ständig wachsenden Handelsdefiziten mit China und daran, dass chinesische Anbieter die heimische Industrie zerstören. Entsprechend werden auch die weitere Handelsbarrieren hochziehen, wofür China sich revanchieren wird. Am Ende haben wir dann keine komplette, aber doch eine weit gehende Rückabwicklung der Globalisierung. Und einer der größten Verlierer wird dabei Deutschland sein. Unsere einzige Chance ist, mit Innovationen bei EE und BEV zu punkten, aber diese werden wir unter der kommenden Merz-Regierung wegwerfen.