Produktionsrückgang, geopolitische Herausforderungen wie Strafzölle und wachsende Konkurrenz aus China – nur ein Teil der Faktoren, die die schlechte Lage der deutschen Automobilbranche verschärfen. „Jede sechste Großinsolvenz in diesem Jahr ist ein Automobilzulieferer“, sagt Dietmar Gerke vom internationalen Kreditversicherer Atradius. Die Folge: Die Automobilindustrie führe die Liste der insolvenzgefährdeten Branchen an.
In den vergangenen 25 Jahren ist die Automobilproduktion in Deutschland um 25 Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig blieb die Zahl der Beschäftigten seit 2005 auf einem konstanten Wert von etwa 800.000 Arbeitnehmern. „Rein rechnerisch gibt es in Deutschland in Relation zur Produktion 200.000 Arbeitsplätze zu viel“, erläutert Gerke. Viele Produktionsschritte könnten durch Innovationen wie Robotertechniken geleistet werden. Gleichzeitig sei die Automobilproduktion in China seit 2000 um etwa 1400 Prozent gestiegen.
„Früher wurde in Deutschland entwickelt und Teile aus China zugekauft. Heute hat China die eigene Expertise und produziert günstiger als Deutschland“, sagt Gerke. China überschwemme nun Deutschland und Europa mit günstigen E-Fahrzeugen und stärke gleichzeitig den Verkauf der eigenen Hersteller im Land.
Zahl der Insolvenzen steigt
Die Zahl der Insolvenzen bei Automobilzulieferern ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum im ersten Halbjahr 2024 um 66 Prozent gestiegen. Dabei entfällt jede sechste Großinsolvenz auf die Automobilindustrie. Damit führt sie noch vor der Metall- oder Textilbranche die Liste der größten Insolvenzbranchen an. Mit einer Entspannung ist in Zukunft nicht zu rechnen.
„Die letzten Jahre sind die Insolvenzzahlen der Automobilbranche auf einem konstant hohen Niveau gewesen. Wir rechnen damit, dass sie auch im nächsten Jahr weiter im niedrigen bis mittleren zweistelligen Bereich wachsen“, so Gerke. Die Branche müsse sich transformieren, um sich dem Markt anzupassen – häufig führe dieser Wandel auch zu Insolvenzen. Besonders betroffen seien kleinere Zulieferer, die den Wechsel zur E-Mobilität nicht schaffen.
Aktuell würden viele Unternehmen trotz Insolvenz weitergeführt. Automobilhersteller unterstützten selektiert ihre Zulieferer, die für die Produktion unbedingt gebraucht werden. „Die Zukunftsaussichten sind jedoch eher schlecht. Es fehlt an Liquidität in der Wirtschaft, um solche Übernahmen finanzieren zu können“, erklärt Gerke. Investitionen in die Restrukturierung von insolventen Automobilzulieferern seien in der aktuellen Situation unattraktiv.
Deutschland verpasst Anschluss
Bis 2040 bestimmen laut Atradius vier Trends die Entwicklung des Automobilmarktes: Kontinentalisierung statt Globalisierung, Automatisierung, Software-definierte Fahrzeuge oder auch Konnektivität und E-Mobilität. Alle Trends lassen schon jetzt erste Anzeichen sehen.
„Am stärksten sieht man aktuell den Trend zur Kontinentalisierung“, sagt Gerke. „Europa erlässt Zölle, USA spricht von Abwehrzöllen gegen China, China subventioniert stark im eigenen Land. Alles Anzeichen dafür, dass die Globalisierung auf dem Automobilmarkt zurückgeht“. Dabei ist Deutschland auf die Exporte nach China und die USA angewiesen, welche 20 Prozent der gesamten Exporte ausmachen. Diese bestehen, im Gegensatz zu den Exporten in Europa (60 %), zu 96 Prozent aus hochpreisigen Premiumfahrzeugen.
Und auch bei den anderen Trends liege Deutschland in der Entwicklung weit abgeschlagen hinter Ländern wie China. Grund dafür sei auch die fehlende Förderung durch die Regierung. „Es ist allerdings fraglich, ob weitere Subventionen die deutschen Automobilhersteller retten würden, wenn diese ihre eigenen Kosten, zum Beispiel Personalkosten, nicht stabilisieren können“, meint Gerke. Vielmehr bedarf es rechtlicher Regelungen in Bezug auf Datenschutz, der für die Konnektivität der Elektrifizierung von Fahrzeugen nötig sei.
Darüber hinaus müsse die gesamte Infrastruktur für E-Mobilität gestärkt, Kosten reduziert und Innovationen mehr gefördert werden. Gleichzeitig liege die Verantwortung nicht nur bei der Regierung, sondern auch in der Strategieentwicklung der Automobilhersteller. „Wenn in Deutschland jetzt nicht gehandelt und angefangen wird, mittel- bis langfristig zu denken, werden die Folgen und Nachteile für die gesamte Branche noch deutlich größer ausfallen, als es aktuell zu erkennen ist“, mahnt Gerke.
Haubentaucher meint
Man hat eben Speck angesetzt. An den geht´s jetzt ran.
South meint
Absolut. Selbst ohne E Autos war die Branche am Anschlag. Überkapazitäten, keine großen Innovationen mehr, dafür zu große Preissprünge und immer weiter weg vom Kundenbedürfnis … kurz. Keine Preis Leistung mehr und das fast in der ganzen Branche. Jetzt ist man halt unter Zugzwang, weil man nicht nur die Hausaufgaben machen muss, die schon seit den Nullerjahren absehbar waren, jetzt muss man neben der Effizienz auch noch die anderen Gebieter wie Software, E Autos, autonomes fahren ernsthaft angehen.
Dachte ich am Anfang noch, dass die meisten heimischen Hersteller mit genügend Druck den Bogen kriegen, bin ich mir mittlerweile nicht mehr so sicher. Die Chinesen liefern KnowHow und günstige Modelle und wir hecheln hinterher. Der naive, ja ehrlicherweise eher dum me Irrglaube, dass man mit einer Rolle rückwärts zum Verbrenner Problem lösen kann oder dass einfach nur mit Geld zukleistert würde den Brand nur anheizen. Wenn wir bald in die Gänge kommen, kaufen wir E Autos aus Ungarn, die im Grunde ein Chinese baut, und das wird uns schlicht auf Dauer das Genick brechen…
Ralf meint
Deutschland liegt in der Entwicklung weit hinter China, weil der deutsche Staat die Wirtschaft zu wenig subventioniert …… Aha.
Wird die Autoindustrie jetzt endgültig zu den „Bauern 3.0“?
Dann bitte auch die Aktien unter den Bürgern verteilen, damit die Gewinne sozialisiert werden. Bei den Bauern wird ja auch verteilt: Glyphosat, Antibiotika, Gülle, Futtermais…… Ironie off
Peter Wulf meint
Welch ein Quatsch. Seit 2012 hätte Deutschland die Chance gehabt die Autoindustrie mit E Autos zu modernisieren. Das persönlich für die Nutzer teuer hergestellte Auto mit langen teuren Zubehör war etwas für die Nachkriegsgener
rationen. Seit dem Computer und Smartphone sind die Wünsche neuer Autokäufer andere. E AUTOS die nach Kauf nicht innerhalb weniger Wochen zu alten gebrauchten. Tesla und die Asiaten bauen fahrende Computer die mit „Updates over the air“ immer neueste Funktionen erhalten.
Den Bürgern wurde eingeredet sie brauchen grosse SUV als Verbrenner. Jedoch wären kleine und Mittelklassefahrzeuge für die Ballungscentren Innenstädte wie Berlin mit 4000 bis zu 10.000 EW /Quadratkilometer wegen fehlenden Parkplätzen besser. Bei den teuren Wohnungsmieten verzichten viele auf eigenes Auto und teure Betriebskosten.
South meint
Gut Ironie hin oder her. Nur mal angemerkt, es gibt wirklich innovative, verantwortungsvolle Landwirte, nicht jeder haut da ohne Sinn und Verstand Dünger, Spritzmittel oder Antibiotika raus. Und man hat das mit BIO und Haltungsform durchaus in der Hand. Wer sich das billigste Schnitzel reinzieht, kriegt oft gleich noch ne Antibiotika Kur mit… das zählt übrigens für nahezu jedes Produkt. Wer nur viel und das billigste kauft, hat im Endeffekt nur Gerümpel und Ärger und oft was gesundheitlichbelastendes in der Nutzung ….
F. K. Fast meint
„Grund dafür sei auch die fehlende Förderung durch die Regierung.“
Sicher nicht. Grund ist die zunehmende Bräsigkeit. Man hat sich auf den Lorbeeren ausgeruht („wie sind führend; uns kann nichts“) und Innovation verschlafen. Wo sind die Leute, die sonst immer nach dem Markt rufen?
Andreas meint
Fordern und Fördern hängen zusammen.
Freier Markt? Okay, dann weg mit Flottengrenzwerten, Einschränkungen in der Antriebsform usw.
Owl meint
Scheint mir eine sehr zutreffende Analyse zu sein. Früher fehlte die Bereitschaft zur Veränderung, heute fehlen die Fähigkeiten. Aber das Kind musste ja erst in den Brunnen fallen.
Werner Mauss meint
Eher beides
E.Korsar meint
„China überschwemme nun Deutschland und Europa mit günstigen E-Fahrzeugen und stärke gleichzeitig den Verkauf der eigenen Hersteller im Land.“
Na, da übertreibt der Herr Gerke doch ein wenig. So günstig sind die chinesischen Autos in Europa nicht und der Marktanteil spricht auch nicht von einer Schwemme.
David meint
Hier malt jemand schwarz, um höhere Prämien zu verkaufen.
Gurke meint
Und du bist blind, oder tust zumindest so. Vielleicht überspielst du auch deine null Ahnung einfach durch endlos lange Tiraden. Genau, das wird es sein, bin ich mir ganz sicher.
David meint
Du musst doch nicht vor Hilflosigkeit persönlich werden. Mach dir doch einfach wieder einen neuen Namen und geh mal ein bisschen geschickter vor, dann hast du einen echten Neustart. Ich sorge mich um dich. Denn ich brauche Euch noch, wir müssen ja noch die Jahresresultate von Tesla besprechen. Und nächstes Jahr wird es garantiert lustig, wenn alle Elektroautos verkaufen, nur Tesla nicht.
South meint
Nö, Gurke hat da schon recht. Der Markteinstieg beginnt doch nicht mit Stückzahlen. Wenn bereits Stückzahlen verkauft werden redet man von einem erfolgreichen abgeschlossenen Markteinstieg. Man kann schon viel weiter vorher sehen, wo die Reise hingeht. Wenn man dann noch bedenkt, dass die deutschen und nicht nur die, übrigens auch Stellantis, fast nur noch in der Lage sind marktgängige Autos mit chinesischer Zusammenarbeit, also sprich chinesischer Hilfe zu bauen, von Mini, bis Smart bis sogar eigenen Marken wie Leapmotor, dann reden wir nicht mehr von einer theoretischen Möglichkeit, sondern von einer nahen Zukunft die feststeht…