Das Recycling von Batteriemetallen könnte ab 2030 bis zu ein Viertel der europäischen E-Auto-Produktion decken. Aber die EU und das Vereinigte Königreich liefen Gefahr, den Anschluss zu verpassen, da die Hälfte der lokalen Recyclingprojekte auf der Kippe stehe. Das berichtet Transport & Environment (T&E) mit Verweis auf eine neue Studie der Umweltorganisation.
Europa könnte demnach durch Recycling seine Abhängigkeit von importierten Batteriemineralien ab 2030 um bis zu einem Viertel verringern. Zum Ende des Jahrzehnts könnten mit Materialien aus Altbatterien und den Abfällen großer Fabriken Batterien für bis zu 2,4 Millionen E-Autos gebaut werden. Die EU und das Vereinigte Königreich könnten das Recycling-Potenzial jedoch nur nutzen, wenn sie Projekte sichern, die auf der Kippe stehen.
Laut der Studie könnte das Recycling von gebrauchten Batteriezellen und Produktionsabfällen 14 Prozent des Lithiums, 16 Prozent des Nickels, 17 Prozent des Mangans und 25 Prozent des Kobalts liefern, das Europa 2030 für elektrische Autos benötigen wird. Diese Werte könnten noch stark wachsen. Europa habe etwa das Potenzial, sich 2040 nahezu autark mit Kobalt für die Herstellung von E-Autos zu versorgen.
Sebastian Bock, Geschäftsführer von T&E Deutschland: „Die Krisen in der Automobilindustrie und bei Northvolt zeigen: die EU muss endlich handeln. Ein Europa mit einer geschlossenen Batterie-Wertschöpfungskette ist möglich. Durch Recycling können wir nicht nur unsere Abhängigkeit von kritischen Importen beenden, sondern auch eine Grundlage schaffen, um Millionen E-Autos nachhaltig in Europa zu bauen um so unsere Industrie sicher für die Zukunft aufzustellen.“
Die Rückgewinnung von Batteriematerialien soll auch den Bedarf an primären Erzen ersetzen. Laut Studie könnte das Recycling von Batterie-Mineralien in Europa den Bau von zwölf neuen Minen weltweit bis 2040 vermeiden: vier Lithium-, drei Nickel-, vier Kobalt- und eine Manganmine. Dadurch ließen sich auch potenziell negative Auswirkungen von Minen auf Wasser, Boden und Artenvielfalt verringern.
Das Recycling in Europa reduziere nicht nur den Abbau und die Einfuhr von Rohstoffen, sondern könnte auch den CO2-Fußabdruck der Beschaffung von Lithium um fast ein Fünftel (19 %) verringern – im Vergleich zum Extrahieren in Australien und Veredeln in China, erklären die Studienautoren. Das europäische Stromnetz sei nämlich sauberer. Europa müsse allerdings seine Recyclingindustrie ausbauen, um von den wirtschaftlichen und nachhaltigen Vorteilen profitieren zu können. Fast die Hälfte der angekündigten europäischen Recyclingkapazitäten sind laut Studie in der Warteschleife oder es ist ungewiss, ob sie realisiert werden.
T&E fordert die EU und das Vereinigte Königreich auf, Recyclingprojekte dringend durch bessere politische Rahmenbedingungen und Finanzierungsprogramme zu unterstützen. Der bevorstehende EU-Vorschlag für ein Gesetz für die Kreislaufwirtschaft sollte den Ausbau lokaler Recyclingfabriken unterstützen und gleichzeitig die Ausfuhr von Batterieabfällen einschränken. Darüber hinaus müsse die Wiederverwendung von Altbatteriematerialien innerhalb der EU vereinfacht werden, um den Aufbau einer wirklich europäischen Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen.
Bock: „Ohne entschlossene politische Unterstützung droht das Batterierecycling zur nächsten verpassten Chance für den Automobilstandort Europa zu werden. Es ist unverständlich, dass Batterierecycling nicht als Schlüsseltechnologie für die Zukunft der Branche behandelt wird. Stattdessen läuft die EU Gefahr, durch mangelnde Fördermaßnahmen und hohe Energiekosten, nicht nur eine ökologische, sondern auch eine wirtschaftliche Chance zu verspielen. Es braucht endlich eine klare Vision und gezielte Maßnahmen, um Europa hier an die Spitze zu bringen.“
Andi EE meint
Wieso wird T&E immer beim Staat vorstellig. Das find ich ein Fehler, den ich auch immer in der Schweiz sehe. Diese Vetbände sind ja politisch eher links angeordnet und sehen das Heil beim Staat. Das funktioniert aber nur, wenn der Staat von einer guten Konjunktur profitiert und viel Steuergeld ausgeben kann.
Wieso kooperiert T&E z.B. nicht mit z.B. Tesla oder CATL die sich für 100% der Elektromobilität verschrieben haben und das auch zu 100% umsetzen. Diese Firmen haben doch ein Interesse, dass sie in der Presse gut rüberkommen und somit könnte eine Kooperation mit so einem Verband der Einfluss in die Politik und Gesellschaft hat, von Vorteil sein. Wahrscheinlich wäre der Weg über die Firmen viel effizienter als über den Staat.
Es geht ja hier um etwas was sich im Moment aufgrund von fehlender Skalierung nicht rechnet. Jetzt muss man eine Logik finden, wie sich das schon früh lohnen könnnte. Oftmals ist es so, dass Werbung in solchen Geschichten ein sehr wichtiger Part ist, wie man etwas finanziell besser aufstellen kann. Ich denke bei Batterien gibt es massig Vorurteile die man so einfach abbauen könnte, wenn man das Recyling besser verkaufen / als Werbung nutzen und somit die Skalierung finanzieren könnte.
Vielleicht auch gepaart mit stationären Batterien, die man mit umliegenden Gemeinden und Städten gemeinsam zur Batteriepufferung der EE nutzen könnte. Das könnte die Umsetzung des erneuerbaren elektrischen Wegs viel populärer machen.
David meint
Das meinst du wohl nicht im Ernst? Tesla ist doch das miserabelste Unternehmen in Bezug auf Nachhaltigkeit überhaupt. Die Akkus sind so eingebaut, dass man mit sehr viel Mut eine einzelne, defekte Zelle ausbohren kann, aber wenn mehrere Zellen betroffen sind, was bei Anzahlen von bis zu 8000 Zellen pro Auto oft der Fall ist, kann man nur einen neuen Akku einsetzen. Zudem ist das Unternehmen evil und der Chef wahnsinnig.
Richtig ist dagegen, dass der Staat/die EU Leitplanken so setzt, dass viele Unternehmen Interesse haben, Recycling bei uns durchzuführen.
Steffen meint
Ich hab da einen ganz anderen Eindruck von Tesla und chinesischen Firmen – die schert es überhaupt nicht was für ne Außenwirkung sie haben.
Und wie konkret Werbung die viel teureren Rohstoffe über die nächsten Jahre finanzieren soll, bleibt in deinen Ausführungen auch völlig nebulös. Wenn das so einfach wäre, dann wäre Northvolt nicht pleite – denn die haben dasselbe Problem, dass sie mit chinesischen Batterien nicht mithalten können. Einfach viel zu teuer bei kleinen Stückzahlen. Dasselbe trifft auf die Verarbeitung recycelter Rohstoffe zu, das macht solche Batterien noch teurer.
Keine Ahnung ob das funktionieren würde und wie man es kontrollieren könnte, aber vielleicht sollte die EU Zollerleichterungen für chinesische importierte BEVs einführen, deren Batterie zu einem gewissen Prozentsatz X nachweislich mit recycelten Rohstoffen gebaut wurde. Das würde chinesische Batterien dann auch von sich aus verteuern, der Umwelt helfen und den einheimischen Recyclern, Batterie- und Autoherstellern. Und unsere Abhängigkeit reduzieren.