Auf EU-Ebene zeichnet sich ab, dass es auf Druck der Autolobby zu einem Aufweichen der Vorgaben für Neuzulassungen ab 2035 kommen könnte. So ist es etwa denkbar, dass auch Plug-in-Hybride nach diesem Jahr weiter zugelassen werden könnten. Der Bundesverband Beratung neue Mobilität e.V. (BBNM) ist davon überzeugt, dass dies erhebliche negative Folgen haben könnte – „allerdings für die europäische Automobilindustrie und nicht für die Elektromobilität“.
Derzeit sehen die geltenden Regelungen vor, dass ab 2035 nur noch Autos ohne direkten Emissionsausstoß am Fahrzeug neu zugelassen werden dürfen. Das gilt als faktisches als „Verbrennerverbot“. Der BBNM ist indes überzeugt, dass es einer solchen Regelung für den Erfolg der Elektromobilität gar nicht bedarf. „Warum? Weil E-Fahrzeuge noch vor 2030 günstiger und besser sein werden als Verbrenner und schon gar als Plug-in-Hybride, die ja zwei komplexe, völlig unterschiedliche Technologien mit sich rumschleppen“, sagt BBNM-Vorstand Andreas Varesi.
„Aus Sicht der Autobauer sieht das jetzt erst mal nach einem Lobbyisten-Sieg aus, den sie aber mit einem relativ baldigen Tod noch in diesem Jahrzehnt bezahlen werden, denn die Konkurrenz aus Fernost und in den USA schläft nicht“, so Varesi. BYD, Nio und Co werden sich seiner Meinung nach „die Hände reiben“. Schließlich herrsche in China bereits heute Preisparität zwischen Verbrennern und Elektroautos.
„Das können die deutschen Autobauer nicht dadurch bekämpfen, dass sie den Kopf in den Sand stecken und weitermachen wie bisher. Während sie sich nämlich krampfhaft an einer sterbenden Technik festklammern, werden sie – wie einst Siemens und Nokia – von billigen und besseren Produkten aus Fernost und der USA vom Markt gefegt“, befürchtet Varesi.
Dem Hochlauf der Elektromobilität wird aus Sicht des BBNM auch ein Zurückrudern der EU keinen Abbruch bringen. Dies liege schon alleine daran, dass durch eine Vielzahl weiterer EU-Regelungen die Elektrifizierung des Fuhrparks für Unternehmen in den kommenden Jahren unausweichlich werde und der gewerbliche Automarkt zwei Drittel aller Neuzulassungen ausmache.
„Am Ende wird sich die Elektromobilität in nahezu ganzer Breite durchsetzen – und dafür ist es völlig egal, ob dann noch ein paar Autobauer einen bis dahin sehr kleinen Nischenmarkt mit fragwürdigen Plug-in-Hybriden bedienen werden“, sagt Varesi.
F. K. Fast meint
Abkehr vom „Verbrennerverbot“ 2035 wäre das Todesurteil der europäischen Automobilindustrie, weil sie dann a) keine Planungssicherheit mehr haben und b) von den Chinesen vollständig abgehängt werden.
brainDotExe meint
Begründung?
Glaubst du ernsthaft sie würden dann die Elektromodelle einstellen?
Hans Meier meint
Nein, aber die Industrie würde auf efuels und H2 gehen und die Kosten darf die Allgemeinheit schultern.
Jeff Healey meint
„Am Ende wird sich die Elektromobilität in nahezu ganzer Breite durchsetzen – und dafür ist es völlig egal, ob dann noch ein paar Autobauer einen bis dahin sehr kleinen Nischenmarkt mit fragwürdigen Plug-in-Hybriden bedienen werden“, sagt Varesi.
Ich teile diese Einschätzung zu hundert Prozent 💯
EselAusWesel meint
Die Abkehr von technologieoffene Vorgaben, in die Automobilhersteller viel gesteckt haben, ist kontraproduktiv. Es braucht Planungssicherheit und politische Zeichen, dass die Elektromobilität die Zukunft ist, um Ängste bei der Bevölkerung zu lösen. Der Innovationsdruck muss aufrechterhalten werden, damit die europäischen Hersteller auf ihre vorbildlichen Investitionen in Forschung&Entwicklung auch angemessene Mehrwerte generieren können.
Das sind so Argumente, die ich hier aus den wöchentlich neuen Stellungspapieren so lese. Meistens mit einer anderen Forderung verknüpft. Aber so herum machen die Argumente mehr Sinn.
David meint
Dieser Verband lebt im gestern. Narrative, mit denen man vielleicht vor fünf Jahren noch Eindruck hatte schinden können. Allerdings braucht man auch diesen Verband nicht mehr, wenn sich die Elektromobilität durchgesetzt hat. Das scheint ihm jetzt aufgefallen zu sein.
Future meint
Der Vorstand des Vereins ist nicht nur Lobbyist, sondern halt auch Unternehmensberater mit eigener Firma. Er muss halt auch sehen, dass Aufträge reinkommen und braucht dafür die PR durch den Verein.
FahrradSchieber meint
„Abkehr vom „Verbrennerverbot“ der EU wäre für E-Mobilität „komplett egal““
Sehe ich anders:
Ein Wegfall des Verbotes würde das „ideologische Lagerdenken“ aufbrechen. Will man Menschen etwas vebieten/wegnehmen, gibt es Gegenwehr. Aus Prinzip.
Ich kenne nicht nur eine Person, die sagt, dass sie sich schon aus Prinzip noch kurz vorher einen der letzten Verbrenner kaufen wird.
BEVs sind da der Feind, der einem aufgedrückt werden soll. Da findet gar keine rationale Betrachtung mehr statt.
Von daher vermute ich, dass eine Abschaffung des Verbotes den BEV-Absatz eher ankurbeln würde.
Stromspender meint
Anscheinend befinden sich Millionen von Mitbürgern seit Jahren in der Kindergartentrotzphase – und wollen da auch gar nicht raus.
Wie sagt „der Held der Steine“ so schön: Wir werden einige zurücklassen müssen.
Andreas meint
Stimmt……der Frankfurter hats verstanden……
Dieseldieter meint
Leute zurücklassen die das falsche Auto fahren? Aha.
South meint
„erhebliche negative Folgen haben könnte – „allerdings für die europäische Automobilindustrie und nicht für die Elektromobilität“.“
Yoa, aber sowas von meine Rede. Das Verbrennerzulassungsverbot ist im Grunde nur ne Guideline für die Industrie, dass es ernst wird. Die Verbraucher werden so oder so in 10 Jahren ein E Auto kaufen, weil es deutlich günstiger sein wird als ein Verbrenner… wer dann kein marktgängiges BEV im Angebot hat, kann wirklich einpacken… und da wird auch kein Staat der Welt mehr helfen können… genau wie beim Trabbi…
Haubentaucher meint
Wrap up:
„Das können die deutschen Autobauer nicht dadurch bekämpfen, dass sie den Kopf in den Sand stecken und weitermachen wie bisher. Während sie sich nämlich krampfhaft an einer sterbenden Technik festklammern, werden sie – wie einst Siemens und Nokia – von billigen und besseren Produkten aus Fernost und der USA vom Markt gefegt“, befürchtet Varesi“
Spiritogre meint
Was völliger Blödsinn ist. Die deutschen Autobauer sind bei BEVs mit absolute Weltspitze. Wer arg zurückhängt sind eher die USA. Und China kocht ohnehin auch nur mit Wasser.
EV1 meint
Ein gute Beispiel ist, wie oben geschrieben der Telekommunikationsmarkt.
Klar, die Nokiakriese und die Hintergründe kennt Jeder.
Technologiesprünge bieten immer Chancen für Neueinsteiger.
Mit der Änderung der Leitungsvermittlung zur Paketvermittlung in den Vermittlungsstellen brachte Huawei auf den Plan. Mit den Preisen konnten Siemens und Alactel SEL nicht mehr mithalten. Eine Verlagerung der Entwicklung nach Indien hat dann auch nichts mehr geholfen. Heißt: Selbst wenn europäische Herstelller entsprechende Produkte anbieten, haben sie trotzdem keine Chance, wenn sie nicht bei Preisen und Features mitgehen können. Nicht im heimischen Markt und erst recht keine Chancen außerhalb Europas.