Seat warnt im Zusammenhang mit den 2024 eingeführten EU-Sonderzöllen für in China gebaute Fahrzeuge vor dem Wegfall von 1500 europäischen Arbeitsplätzen. Seit Oktober erhebt die EU zusätzliche Zölle auf in der Volksrepublik entstandene Elektroautos – für das im chinesischen VW-Werk Anhui gefertigte Batterie-Modell Tavascan der Seat-Schwestermarke Cupra sind es 20,7 Prozent.
Bei einem Verkaufspreis von 50.000 bis 60.000 Euro werde dies die Volkswagen-Tochter im laufenden Jahr einen dreistelligen Millionenbetrag kosten, sagte Seat-Chef Wayne Griffiths der Nachrichtenagentur Reuters. Schon 2024 habe der spanische Konzern deshalb seine Finanzziele verfehlt. „Wir haben nicht viel Zeit“, so der Manager. „Wir müssen innerhalb des ersten Quartals zu einer Lösung kommen.“
Sollte der Zusatzzoll nicht gestrichen oder reduziert werden, werde Seat den Verlustbringer aus der Modellpalette streichen müssen. Griffiths betonte die Bedeutung der besonders bei jungen Kunden erfolgreichen Seat-Zweitmarke Cupra für den spanischen Hersteller: „Wenn Cupra in Gefahr ist, ist Seat in Gefahr.“
Neue EU-Vorgaben setzen Seat-Konzern unter Druck
Der neue Elektro-Cupra Tavascan kann dem Unternehmen auch dabei helfen, seit 2025 in der EU geltende strengere CO2-Flottengrenzwerte zu erfüllen. Hersteller, die diese verfehlen, müssen mit empfindlichen Geldstrafen rechnen. Während Cupra mit dem Born und neuerdings auch dem Tavascan zwei E-Autos im Angebot hat, gibt es bei Seat bislang maximal Plug-in-Hybride.
Neben mehr lokal emissionsfreien Fahrzeugen können Autobauer Emissionskredite von E-Auto-Herstellern kaufen oder die eigene Produktion von emissionsreichen Verbrennungsmotoren kürzen. „Wir können das nicht über Nacht reparieren“, sagte Griffiths. „Also was macht man? Weniger Verbrennungsmotoren produzieren und anfangen, Leute zu entlassen. Das wird passieren, wenn wir keine Lösung finden.“
Seat- und VW-Manager verhandeln Berichten zufolge mit EU-Vertretern über den Tavascan. Das letzte Treffen des Managements mit der EU-Kommission habe „in positiver Atmosphäre“ stattgefunden, aber keine Einigung gebracht, heißt es.
Die EU kritisiert die staatliche Unterstützung von Herstellern der Volksrepublik als zu umfangreich und sieht darin einen unfairen Wettbewerbsvorteil gegenüber europäischen Unternehmen. Brüssel hat daher Strafzölle auf in China gefertigte Elektroautos eingeführt, diese treffen allerdings auch in dem Land produzierende ausländische Hersteller wie Cupra. Tesla, BMW und Mercedes-Benz sind an der Seite chinesischer Hersteller gegen die Zölle vor Gericht gegangen. Auch Seat könne rechtliche Schritte nicht ausschließen, erklärte Griffiths.
M. meint
Wie schon gesagt: die Autos bauen, wo sie verkauft werden sollen.
Deutsche OEM bauen für China überwiegend in China und von dort exportieren kaum nach Europa.
Chinesen bauen in Europa Werke.
Amerikaner bauen in Europa Werke (ok, zumindest eins fällt mir spontal ein)
Das größte Werk von BMW ist in den USA und baut vor allem (nicht nur natürlich) für diesen Markt.
Globalisierung ist eine gute Sache, aber eben auch nicht unbegrenzt.
Der Tavascan kann für das Geld sicher in Spanien gebaut werden, wie andere MEB-Konstruktionen auch. Ein Sonderangebot ist das ja nicht.
F. K. Fast meint
Wenn das Geschäftsmodell darin besteht, billig in China (oder wo auch immer) Autos bauen zu lassen und dann teuer in Europa zu verkaufen, hält sich mein Mitleid in Grenzen. Sollen sie doch ihre Fahrzeuge in Europa bauen – es gibt genug Werke.
E.Korsar meint
Die könnten auch in China Autos bauen und dort verkaufen, aber das wäre für mich eine echte Überraschung, wenn da ein Modell aus der Schublade gezogen würde, das auf dem chinesischen Markt Erfolg hätte.
LOL meint
Autos aus China bedrohen Jobs in Europa
Envision meint
Bravo, so ists richtig herum, darum ja auch die Zölle, liebe Spin Doctors von Seat.
lanzu meint
Die Entscheidung den Tavascan in China zu bauen, ist durch die Zölle falsch gelaufen. Da muss man jetzt die Schuld eben nach außen abladen.