Die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA) Hildegard Müller hat mit dem Schweizer Tagesanzeiger über die Herausforderungen der Branche gesprochen. Allen voran stehe die Transformation hin zur Elektromobilität.
Allein in den nächsten vier Jahren investierten die deutschen Autobauer 320 Milliarden Euro in Forschung, Entwicklung und Innovation, erklärte die Lobbyistin. 220 Milliarden würden in den Umbau von Werken fließen. „Der Hochlauf der digitalen und klimaschonenden Mobilität wird überwiegend elektrisch sein.“ Damit dieses Geld auch nach Deutschland und Europa fließe, müssten sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes schnell verbessern.
Die hohen Preise der Fahrzeuge haben laut Müller auch mit den schlechten Standortbedingungen in Deutschland zu tun. Mit Energiekosten, die bis zu dreimal so hoch seien wie die der Wettbewerber, könne man keine billigen Autos bauen. Hinzu kämen die hohen Lohnkosten und die Belastungen durch die ausufernde Bürokratie. Auch die Steuern und Abgaben seien international nicht mehr wettbewerbsfähig.
VDA fordert „einen politischen Kurswechsel“
Mit Blick auf die noch in der Bildung befindliche neue Bundesregierung forderte die VDA-Chefin „einen politischen Kurswechsel. Wir brauchen jetzt eine Regierung, die alles dem Wirtschaftswachstum unterordnet“. Konkret brauche es eine andere Energiepolitik, der hohe Strompreis belaste die Unternehmen. Die Ladestrompreise müssten runter, um die Menschen zum Umstieg aufs Elektroauto zu bewegen. Möglich wäre etwa eine Reduktion der Netzentgelte. Deutschland müsse aber auch mehr Strom erzeugen. Außerdem brauche es zur Absicherung mehr Energiepartnerschaften mit anderen Ländern.
US-Präsident Trump hat angekündigt, Zölle von 25 Prozent auf Güter aus der EU zu verhängen. „Wenn die Amerikaner Zölle erheben, zieht die EU nach. Am Ende müssen die Kunden dafür mit höheren Preisen bezahlen“, so Müller.
Die EU wird wohl die Vorgaben für die CO2-Flottengrenzwerte von Autoherstellern anpassen, durch die der Branche Milliardenstrafen drohen. Das wäre ganz im Sinne des VDA – Müller: „Die Frage ist doch, ob Autobauer, die neben E-Autos auch Verbrenner bauen, gegenüber reinen Elektroautoherstellern aus China und den USA benachteiligt werden sollen. Wir finden: nein. Schliesslich braucht es weiterhin auch Verbrennerfahrzeuge. Kein Land verfügt über die Infrastruktur, um komplett elektrisch zu fahren. Im Übrigen finanzieren wir mit dem Verkauf von Verbrennern die Transformation.“
Der Ausbau der Ladeinfrastruktur halte nicht Schritt, merkte die Lobbyistin an. Stromnetze könnten die Autohersteller nicht selbst bauen. Allein die Planung des Ausbaus von Hochspannungsnetzen dauere in Deutschland oft zehn Jahre. Wenn die Elektromobilität das neue Normal sein solle, dann müssten auch Menschen ohne Eigenheim und Solaranlage auf dem Dach ihr Auto jederzeit laden können.
South meint
Naja, was ein Schmarrn. Es wird ja auch noch zehn, fünfzehn Jahre dauern, bis wirklich der größte Teil der Bestandsflotte E Autos sind, und selbst da sind wir noch von 100% weit entfernt. Bis dahin wird weder Strom noch die Verteilung, noch das Netz ein Problem sein. Aber in zehn Jahren Verbrenner neu bauen und zulassen, die dann nochmal 15 Jahre fahren würden, wäre ein Schildbürgerstreich. Denn die würden sehr wahrscheinlich abgewrackt werden müssen.
Und sollte es wider Erwarten tatsächlich ein Problem werden (was an sich schon quatsch ist, Verbrenner kann jeder), dann treten wir halt ein paar Jahre auf die Bremse.
E Autos sind je nach Konstellation schon heute und werden in naher Zukunft noch viel deutlicher dem Verbrenner überlegen sein. Wir reden immer von den letzten 10% „Laternenparker“ bei denen die Konstellation noch nicht passt, aber für gut die Hälfte der Bevölkerung ist sogar schon die aktuelle Technik schon ausreichend. Manchmal frage ich micht echt, wie es eine Personen an die Spitze von Organisationen geschafft haben… aber aus eigener Erfahrung, es gibt Fehlbesetzungen, auch in den obersten Etagen…
Jensen meint
@ South: Eine präzise Zusmmenfassung!
Es wird aus diversen Ecken immer wieder mit altbekannten Phrasen gearbeitet: Zu wenig Strom, zu wenige Ladesäulen usw. usf. Die öffentliche Ladeinfestruktur war in der Tat ein Problem – der geneigte Marktbeobachter kann aber sicher bestätigen, dass dieses Problem seit gut 10 Jahren mit Hochdruck bearbeitet wird und schon lange kein Problem mehr darstellt.
Die VDA-Schuladen bringen schon seit vielen ähnliche Pressemitteilungen hervor.
Besonders niedlich sind die 3-stelligen Milliarden-Investiert in die Elektromobilität.
Diese dienen in erster Linie dem Fortbestand der eigenen Unternehmen
SEDE meint
Der Strom bei der öffentlichen Ladeinfrastruktur ist deshalb so teuer, weil die Auslastung der Ladesäulen so gering ist. Wir haben viel zu viele Ladesäulen für die 1,65 Milionen PKW mit Stecker.
Till meint
…können Sie diese Aussage verifizieren?