Für den insolventen schwedischen Batteriezellenhersteller Northvolt wird ein Käufer gesucht. Gerüchten zufolge haben zwei deutsche Konzerne Interesse. Vor kurzem haben demnach Vertreter des Zulieferers Bosch und des Autobauers Mercedes-Benz Northvolt in Schweden besucht.
Wie etwa der NDR berichtet, soll Ende März ein Flugzeug einer Bosch-Tochter auf dem Flughafen SFT in der schwedischen Stadt Skellefteå aus Stuttgart kommend gelandet sein. Am Abend ging es wieder zurück nach Baden-Württemberg. Ein Northvolt-Mitarbeiter sagte gegenüber der Lokalzeitung Norran, dass ein „sehr interessanter Akteur“ der Northvolt-Batteriefabrik einen „vertraulichen“ Besuch abgestattet habe. Bosch wollte sich dazu nicht äußern.
Laut Norran war es nicht der einzige Besuch aus Stuttgart: Auch Vertreter von Mercedes-Benz sollen die Fabrik im hohen Norden besucht haben. Mercedes wollte sich auf Nachfrage zu den Spekulationen ebenfalls nicht äußern. Norran bringt mit dem Elektronikkonzern Panasonic einen angeblichen weiteren Interessenten aus Japan ins Spiel.
Northvolt vor ungewisser Zukunft
Northvolt ist 2016 angetreten, um eine große europäische Produktion von Batteriezellen für E-Fahrzeuge zu etablieren. Derzeit dominieren Akkufertiger aus Asien den Markt. Das Unternehmen kämpfte zuletzt mit ausbleibenden Gewinnen, Qualitätsproblemen und Verzögerungen. Wegen wegbrechender Aufträge und Problemen beim Hochfahren der Produktion hatte Northvolt 2024 seine Ausbaupläne zurückgefahren, tausende Mitarbeiter entlassen und Tochtergesellschaften verkauft.
Im letzten Monat meldete Northvolt in seinem Heimatland Schweden Insolvenz an. Gleichzeitig verfolge man alle realistischen Optionen, um die Finanzierung des operativen Geschäfts im Insolvenzverfahren zu sichern, hieß es. Die US-Tochter und die Deutschland-Tochter stellten bisher keinen Insolvenzantrag. Im November hatte Northvolt in den USA bereits ein Sanierungsverfahren nach Kapitel 11 des US-Konkursrechts eingeleitet.
„Ein geschickter Schachzug“
Gegenüber dem NDR bezeichnet Steffen Link vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) die Northvolt-Produktion als „durchaus attraktiv für Tech-Akteure“. „Da steht eine fertige Fabrik mit Maschinen, Anlagen und Mitarbeitern bei Northvolt – das ist ja alles schon da.“ Ein Einstieg oder Kauf der Fabrik in Schweden zum aktuellen Zeitpunkt wäre aus Sicht von Link „ein geschickter Schachzug“.
Bosch hatte eigentlich 2018 ausgeschlossen, selbst in die Batterieproduktion einzusteigen. Mercedes-Benz montiert derweil im großen Stil Batteriepakete für seine Elektroautos. Die einzelnen Zellen darin stammen vor allem aus Asien, der schwäbische Autohersteller ist aber auch Teilhaber des europäischen Akkufertigers ACC.
Duesendaniel meint
Endlich! Es ist höchste Zeit für die deutschen Autobauer, sich von der Abhängigkeit aus China zu befreien.
Dieses Projekt darf nicht scheitern, egal wie groß die Anfangsschwierigkeiten sind!
Monica meint
„Da steht eine fertige Fabrik mit Maschinen, Anlagen und Mitarbeitern bei Northvolt – das ist ja alles schon da.“
………
ja stimmt. Rohstoffe braucht man nicht, nur die Fabrik reicht ja aus. Robert Bosch würde sich im Grabe umdrehen dem dem Unsinn der heute in seinem Namen getrieben wird.
Nameless meint
Ich war zwei Wochen lang bei ihnen, bis ich den Beratervertrag gekündigt habe. Es gibt zwar Gebäude und auch Anlagen vor Ort, aber die meisten sind noch nicht vollständig eingerichtet. Insgesamt läuft dort nicht viel. Die Sauberkeit lässt zu wünschen übrig, der Ausschuss ist viel zu hoch, und alles kommt aus China. Ein riesiger Fake!
Future meint
Auweia. So wird das wohl nix mit der unabhängigen europäischen Zellproduktion. Jetzt gucken wir uns mal an, was Powerco da in Sagunt in diesem Jahr so anstellt. In Salzgitter passiert ja auch eher wenig. Von ACC hört man auch nicht mehr viel.
Andres meint
Robert würde sich im Grabe drehen, wenn die chance nicht genutzt wird.
RainerLEV meint
Der Dunning-Kruger-Effekt besagt, dass gerade wenig kompetente Menschen dazu neigen, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zu überschätzen. Ich will dir nicht persönlich kommen, aber…. doch! In jeder deiner (vielen) Mails steckt die Abwertung anderer Meinungen und Standpunkte.
RainerLEV meint
(an Moni)
Duesendaniel meint
Ach Gottchen, da gibt es eine Aufgabe mit der Rohstoffbeschaffung. Na dann müssen wir natürlich alles fallen lassen und wieder ins fossile Zeitalter zurück.
An die Lithiumvorkommen im Rheingraben und dem Erzgebirge traut man sich natürlich auch nicht ran. Da könnte ja eine Gelbbauchunke wohnen, die damit nicht einverstanden ist.
Diese Zauder-Mentalität ist unser größtes Problem. ‚Think big‘ können leider nur die Chinesen und die Amerikaner.
Gernot meint
Vor 5 Jahren war noch keine chinesische Firma in den Top10 der weltgrößten Automobilzulieferer. Jetzt sind es mehrere und in Kürze wird Bosch von seinem Platz als weltgrößter Automobilzulieferer verdrängt. Von Batteriezulieferern. Es war katastrophales Missmanagement, dass Bosch sich damals gegen einen Einstieg in Batterien entschieden hat. Besser den Fehler spät korrigieren als nie.
Gleiches gilt beim autonomen Fahren. Da rudert Bosch auch zurück, entlässt 3.500 Mitarbeiter und überlässt auch dieses Zukunftsfeld den Chinesen. Viele schauen auf Tesla und Waymo. Aber Xiaomi und Huawei powern da total und machen sich breit. Alles keine klassischen Autozulieferer, von denen sich Bosch die Butter vom Brot nehmen lässt.
Wenn Bosch hier jetzt günstig und zügig in das Thema Batterien einsteigen kann, dann machen. Natürlich birgt das auch Risiken, aber viele Chancen werden sich nicht mehr auftun und das bisherige Geschäft wird sonst nur noch schrumpfen.
Mary Schmitt meint
„Gleiches gilt beim autonomen Fahren…Viele schauen auf Tesla und Waymo.“
Aber aus unterschiedlichen Gründen. Bei Waymo, um zu sehen, wie schnell sie skalieren können und bei Tesla, um den ersten Zeitpunkt nicht zu verpassen, an dem das Lu.egengeflecht zerbricht.
Future meint
Einen Waymo kann man sich allerdings immer noch nicht kaufen. Nicht einmal in Amerika. Aber das wird sicherlich auch noch kommen.
Andi EE meint
Wenn du den Fahrbahnrand, geschweige aufgemalte Spuren, nicht mit Lidar autonom erfassen kannst, dann kannst du nicht skalieren. Du kannst noch 100x deine Märchen verbreiten, du müsstest die Welt HD-mappen. Irgendwie geht das nicht in dieses Köpfchen rein.
Mary Schmitt meint
Tesla ist am Ende. Das ist gut so. Also scheinst du beim Sieger Waymo einen Neidkratzer anbringen zu wollen.
Aber Waymo hat auch Kameras. Gute Kameras und viele Kameras. Die Jaguar haben 29 Stück. Deshalb sehen sie deutlich besser als die Tesla.
Tesla hat bestimmte Bereiche wie L.A. und Austin auch mit HD-Karten eingelesen. Das weißt du, tu nicht so! Nur ist es nicht erfolgreich.
Denn das System von Waymo fährt zuverlässig jeden Tag tausende Male ohne Fahrer. Bei der Skalierung in immer mehr Städte lernt man, das dauert nicht lange, für Waymo ein neues Gebiet einzulesen und dann ist es für alle Zeiten drin. Denn Änderungen reporten die Autos und pflegen sie ein.
Future meint
Aber wann kann man sich privat endlich so einen Waymo kaufen und darin herumfahren lassen? Warum gibt es das nicht. Einen Tesla dagegen kann man sich immerhin kaufen.
Andi EE meint
@Mary David
Nicht die Anzahl von Sensoren (Hardware) ist entscheidend, die Software muss diesen Stream analysieren, das ist zehntausend Mal wichtiger. Je mehr Sensoren (Art und Anzahl) du benötigst, desto mehr Rechenleistung wird benötigt, desto mehr Kosten werden dann im Pkw verursacht. Und das Schlimmste, das Programmieren/Trainieren wird immer noch komplexer. Sobald du zwei verschiedene Arten von Sensoren hast, geben die doch keine idente Rückmeldung, der eine ist stärker bei den Farben-, der andere kann nur Geometrie-Rohdaten (Punktehülle aus der Sicht des Lidar-Sensors erfassen). Das grosse Problem ist dann die Zuordnung dieser Analyse, du musst quasi diese beiden grundverschieden Analysen wieder verbinden und der Supergau ist, wenn die sich widersprechen (bei der Sensorfusion).
Wenn du alles mit einer Sensorart erfassen kannst, hast du extreme Vorteile beim KI-Training. Du kannst den Parkplatz mit den Markierungen automatisch erfassen (aufgemalte Linien / Kameras), du kannst aber auch ein 3D-Objekt wie den Randstein einer Rampe zur Tiefgarage genau bestimmen (weil die KI diese Muster aus dem Stream erkennt). Du hast ein Schema nachdem du alles Trainieren kannst, die Programmierung ist viel effizienter weil man alles mit zeigen / filmen / markieren / labeln der Maschine visuell beibringen kann.
Das alles Entscheidende ist, wie schnell kann ich der Maschine etwas beibringen. Waymo hat den Ansatz, dass sie das Erkennen der Straßenbegrenzungen und Fahrbahnmarkierungen/Spuren gar nicht der Maschine beibringen können. Das geschieht nicht automatisch, das wird vorher in einer HD-Map händisch aufgenommen. Beim Fahren wird mittels GPS abgleich und virtueller Karte, dann in der realen Welt gefahren. Und es funktioniert nur dort, wo alle relevanten Straßenbegrenzungen und Regeln in dieser HD-Map zentimetergenau drin sind. Sonst geht es nirgends auf der Welt.
Mary Schmitt meint
Das stimmt nicht. Ich habe dir das schon einmal erklärt. In Städten gibt es plötzlich Baustellen, Absperrungen, Umleitungen über Grund, der vorher nicht befahren werden konnten. Da hat Waymo kein Problem mit. Die HD-Map ist nur ein weiteres System zur Plausibilisierung. Dass sie ohne HD-Karte nicht fahren, liegt daran, weil das System so zertifiziert ist. Denn sie fahren nicht nur autonom, sondern auch mit zur jeweiligen Location passendem Verhalten und Tempo und diese Verhaltensdaten sind ein wichtiger Teil der Kartierung.
LIDAR Systeme sind übrigens für jeden Rechner ein Segen, denn die generieren 3D Daten. Diese kurzen Datenblöcke senden sie nur, wenn auch ein Objekt vorhanden ist, aus einer Kamera dagegen kommt immer ein großer, unspezifischer Datenstrom. Den muss dann ein Rechner auswerten. Lidardaten muss man nicht auswerten. Sie sind die Auswertung. Eine Auswertung wird erst erforderlich, wenn aus mehreren Messungen Bewegungsrichtung und Geschwindigkeit ergänzt werden kann. Das ist allerdings eine simple Rechenoperation. Dann hat man 5D-Daten.
Der auf der Fahrbahn liegende Truck in Taiwan, in den der Tesla voll reingesemmelt ist, hätte also bei beiden letzten Daten 0 gehabt. Vor allem schreiten die Lidar-Systeme fort, es gibt bereits Doppler-Lidar, die direkt 5D messen können und es gibt Systeme, die per FPGA/SoC bereits vollständig auswerten und z.B. „Fußgänger“ melden.
Diese Systeme nutzt Waymo gar nicht, da sind also bereits aktuell viele Möglichkeiten vorhanden, die Fahrzeuge einfacher aufzubauen und trotzdem genauso sicher zu machen. Dass sie konservativ vorgehen, liegt nur daran, dass sie es geschafft haben, autonom zu fahren und sich das aktuelle System bewährt. Da hat man also viel zu verlieren und geht lieber vorsichtig vor.
Thyl Engelhardt meint
„Da steht eine fertige Fabrik…“, fragt sich bloß, für was. Die Northvolt-eigenen Zellen sind ja nicht gerade Weltmeister der Energiedichte, und ob man in der Fabrik Feststoffzellen fertigen kann? Wenn man da aufholen will, wird man die heutige Technologie überspringen und gleich in die Feststoffzellen einsteigen müssen. Siehe auch Volkswagen mit QuantumScape.
lanzu meint
Auch Volkswagen versucht sich mit der PowerCo an herkömmlichen Zellen.
Andi EE meint
Das Problem ist einfach, dass Batterien derart wichtig in der Zukunft sind, dementsprechend die Konkurrenz riesengroß ist. Es ist extrem schwierig für neue Player / das Risiko als Firma pleite zu gehen, würde ich mal mit 95%+ einschätzen.
Notfalls können dich die Grossen wegdumpen. So wie es VW oder Tesla macht, dass man unter einem funktionierenden Dach macht (durch die Pkw-Verkäufe), kann man die Durststrecke überstehen. Selbst mit Annahmegarantien und hohen Subventionen aus Europa wie bei Northvolt, ist die Pleite quasi vorprogrammiert.
Das Milliardengrab ist deshalb wahrscheinlich, weil erst in der Produktion die Penaltys auftauchen. Ich bin ein Laie, aber so wie man das liest, ist es in der Regel die Produktion, die einem das Genick bricht. Man muss viel Geld für diese Produktionstools in die Hand nehmen, weil man ja auch die Skaleneffekte braucht, damit man bei den Preisen mithalten kann. Zudem kämpft man ja gegen Konkurrenten die jeden Produktionsprozess im Griff haben / in der vielversprechenden LFP-Technologie auch über die Packdichte auch in der Peripherie so viele Fortschritte schon vollzogen hat.
Peter meint
Der Geladen-Podcast bei Youtube vom 16.03.2025 ist recht aufschlussreich, insbesondere die Folie zu den Ausschuss-Raten ca. bei Minute 20:30 und die Diskussion drumrum.
Alle Hersteller haben dort die gleichen Probleme, nur manche (die erfahrenenen Hersteller) wissen das und planen das ein, andere wissen es erst hinterher und sind davon überrascht und haben dann Finanzierungsprobleme.
Das ist wohl genau das, was Northvolt passiert ist (neben anderen Problemen, wie z.B. einem für global gesuchte Fachkräfte nicht sehr attraktiven Standort im schwedischen Nirwana).
Peter meint
Die Chipindustrie zeigt eigentlich recht anschaulich, dass auch Technologien unterhalb von „Top-Notch“ gefragt sein können.
Mary Schmitt meint
Tja, im Schnäppchenmarkt kauft man auch das, was man zum Listenpreis nicht gekauft hätte. Das Werk wird bestimmt in neue Hände kommen. Mehrere Bieter bedeutet, der Insolvenzverwalter kann besser verhandeln.
Mäx meint
Will Bosch jetzt doch in Batteriezellen machen?
Peter meint
Bei electrive ist der letzte Satz im Artikel dazu vermutlich recht zutreffend:
der Markt hat sich weiterwentwickelt und die Entscheider (Personen) sind inzwischen andere.
Ich denke, es ist relativ normal, dass Unternehmen immer mal wieder prüfen, ob Entscheidungen noch Bestand haben (sollten). Vielleicht gibt es Bosch-intern gerade so einen Prozess der Neubewertung. Das Ergebnis aus diesem Prozess kann ja das Gleiche bleiben, oder sich eben ändern.
Besser-BEV-Wisser meint
Wird von Mercedes dazu gedrängt. Mit irgendwas muss Bosch ja morgen Geld verdienen.
Mit Dieseleinspritzanlagen wird Bosch jedenfalls nie wieder was verdienen. Und Zündkerzen wird auch weniger.
Und dank SDV verliert Bosch auch den lukrativen Klein-Steuereinheitenmarkt. Die extra-box fürs ESP ist da überflüssig.
Mäx meint
Und Wasserstoff (zumindest auf der Straße) wird wohl auch nicht das große Ding von Morgen.
eCar meint
Wäre Toll, wenn Bosch nun wirklich in den Batteriemarkt für BEVs einsteigen würde.