Marco Zehe, Leiter der E-Mobilitäts-Sparte beim Autozulieferer Bosch, sieht in der zunehmenden Digitalisierung des Autos die größte Veränderung seiner 25-jährigen Tätigkeit. Er vergleicht im Gespräch mit dem ADAC den technischen Fortschritt mit dem Wandel vom Handy zum Smartphone. Die Umstellung auf den elektrischen Antrieb verläuft dagegen langsamer, was laut Zehe nicht am mangelnden Willen der Industrie liegt, sondern an Unsicherheiten auf Kundenseite – etwa zur Ladeinfrastruktur, Zuverlässigkeit oder zum Wiederverkaufswert von E-Autos.
Dennoch sieht Zehe positive Entwicklungen. Elektroautos könnten künftig auch als Stromspeicher fürs Haus dienen, was einen zusätzlichen Nutzen schaffe. Technologische Fortschritte, etwa durch den Einsatz von Siliziumkarbid-Chips oder 800-Volt-Technologien, ermöglichten effizienteres Fahren und schnelleres Laden. Bosch decke als Zulieferer die gesamte Bandbreite elektrischer Antriebe ab, vom E-Bike bis zum Lkw.
Im Hinblick auf niedrigere Einstiegspreise verweist Zehe auf Entwicklungen in China und Indien. Dort würden einfache, leistungsschwächere Fahrzeuge stark nachgefragt, was langfristig auch zu Preissenkungen in Europa führen könne. Auch der wachsende Gebrauchtwagenmarkt für E-Autos trage zur Akzeptanz bei.
„China ist aktuell eindeutig Leitmarkt bei der Elektromobilität“
Bosch sei global gut aufgestellt, in China etwa durch das Joint Venture UAES. Dort sei das Entwicklungstempo deutlich höher als in anderen Märkten. Zehe betont, dass China bei der Elektromobilität derzeit der Leitmarkt sei. Bosch versuche, von diesem Tempo zu lernen und sich weltweit daran anzupassen. In den USA sei der Markt verhaltener. Dann gebe es auch Hersteller, die sich bei der E-Mobilität noch zurückhalten und eher in Richtung Hybrid-Technologie gehen – auch da sei Bosch aktiv.
Zur wachsenden Präsenz chinesischer E-Autos in Europa äußert sich Zehe pragmatisch. Das Entwicklungstempo in der Volksrepublik sei höher als im Rest der Welt, die Technologie sei überzeugend und mit dem Aufbau lokaler Produktionsstätten werde die Akzeptanz steigen. Unabhängig vom Antrieb sieht er künftige Differenzierungsmerkmale der Fahrzeuge eher in Software, Vernetzung und Infotainment.
Mit Blick auf die Endverbraucher-Wünsche glaubt der Bosch-Manager, dass es im Endeffekt allen bei der Elektromobilität um das Gleiche gehe: „Bezahlbarkeit, sowohl was die Anschaffungskosten als auch die Betriebskosten – Stichwort Strompreis – angeht, steht an erster Stelle. Dann muss das Laden schnell gehen, es muss unkompliziert ablaufen, und es muss komfortabel sein.“ Die Reichweiten spielten in allen Regionen auch eine wichtige Rolle. „Es sei denn, Sie befinden sich in den großen Megacities, wo es viele Lademöglichkeiten gibt.“
Die ambitionierten politischen Ziele, etwa 15 Millionen E-Autos bis 2030 in Deutschland, hält Zehe nicht für realistisch. Statt auf ein festes Volumen-Szenario setze Bosch auf flexible Planungen. Politische Eingriffe, wie der plötzliche Förderstopp Ende 2023, zeigten, wie schnell sich Rahmenbedingungen ändern können. Zehe unterstreicht: „Bei Bosch werden wir uns auf alle möglichen Szenarien vorbereiten.“
South meint
Es fehlt ganz klar deutlich auf der Seite der Industrie. Die Modellpalette der E Autos ist aktuell viel zu dünn, um die Bedürfnisse der Kunden abzudecken, vom hohem Preis und betagter Technik ganz zu schweigen.
Sogar eine Umfrage unter den Zulieferern ergab, dass die Chinesen sogar so weit vorne sind, dass man von abgehängt reden kann, dass es nicht mehr um Übernahmen geht, sondern eher um das Herunterfahren des Geschäftes. Die Chinesen geben mittlerweile den Takt vor, sind innovativer, sind nicht nur an den alten Herstellern vorbeigezogen, sondern könnten den Abstand sogar vergrößern.
Die Kunden warten ab, ich übrigens auch, denn die aktuelle Modellpalette ist den Preis nicht wert… es hilft alles nichts. Entweder die heimischen Hersteller bleiben dran oder wir öffnen den Markt zum China…. sonst zahlt nur der Kunde die Zeche…
Future meint
Die Waschmaschinen und Geschirrspüler von Bosch sind doch auch schon eine Weile lang elektrisch. Bosch ist also gut aufgestellt. Oder kommt das alles auch bald von BYD, was Bosch kann?
Haubentaucher meint
Ich denke ja wenn ich meine Bosch/Buderus Wärmepumpe betrachte. Blechverarbeitung tiptop, die Software läuft auf einem Gameboy-Display, ist grottenschlecht und verdient den Namen „Touch“ nicht. Es gibt sogar eine App, die ist schicker aber ihr fehlen rund 50 Porzent der Funktionen.
Rüdiger meint
Ganz unrecht hat der Typ nicht, schließlich entscheidet der Kunde was gekauft wird. Und zusehens muss man die Machenschaften der EU auch in Frage stellen. Keine Frage, E-Autos sind der burner, gehen ab wie Sau und sind effizient, können vom eigenen Dach für 2 Euro je 100 KM geladen werden und blablabla noch was alles. Retten wir damit die Erde? *ggg
Den ganzen Ökostrom müssen wir auch irgendwie verwenden! Wir schalten heute schon an ganz normalen Werktagen PV und Wind ab, weil Abnehmer fehlen. Also müssen andere Techniken hier, Power2Gas, Wasserstoff etc.
und paar KM die die BEVs täglich runter reiten, dafür braucht es keine Energiewende! Wir müssen an die Wärme ran und das schaffen wir nicht ohne verlängerte Speicherung.
South meint
Hihihi, nachdem du ja denkst die Alpen wären durch den Klimawandel gekommen, puh, nicht dass sich durch dies Maßnahmen wieder verschwinden…
Rüdiger meint
Die Alpen sind durch Geologie entstanden. Genau wie die Westküste Amerikas durch Geologie vernichtet wird. Irgendwann. Eigentlich schon überfällig.
Aber Kalifornien wird durch e Autos und wo ke. Ness gerettet.
Dieseldieter meint
Nächste Woche sollen es über 30 Grad werden. Ich werde am Wochenende mal so um die 500 km elektrisch abreißen, dass müsste für 2-3 Grad weniger ausreichen.
PS: Danke an den Klimawandel für die schönen Alpen, jetzt noch ein tropischer Strand an der Nordsee und im Idealfalls 50 km weniger weit zu fahren. Dann kann man sich Fernreisen zukünftig sparen.
Und wenn’s zu warm wird: Klimaanlage am, grünen Strom dafür haben wir ja jetzt.
Jensen meint
Der Bosch-Mann bedient sich hier den üblichen Kommunikstionstechnken samt dem dem Bekannten Aufguß der auch immer wieder vom VDA bedienten Bedenkenfelder. Die deutsche Ladeinfrastruktur ist in einem guten Zustand, wird stetig ausgebaut. Günstigere Strompreise kann man immer fordern und wünschen. Da ist weiterhin (auch) die Politik gefragt. Die vorhandenen Ladegeschwindigkeiten an öffentlichen
Ladesäulen sind absolut ausreichend . Viel entscheidender ist, dass die großen Sammelplätze an denen die meisten Fahrzeuge tagsüber rumstehen, großzügig mit AC-Ladern ausgestattet werden, gerade auch in Hinblick auf die Netzdienlichkeit.
Die gern genutzte Begrifflichkeit der Technologieoffenheit dient in erster Linie nur dazu die alten Techniken, die ja die Suche und dringende Notwendigkeit nach besseren und deutlichen weniger schädlichen Technologien erst in Gang gesetzt haben, weiterhin an der technischen Herz-Lunge-Maschine angeschlossen zu halten. Technologiesicherheit schafft Sicherheit für die Branche.
Donald meint
Können damit aufhören. Riviankram wird jetzt gnadenlos ausgerollt.