Der US-Batterieentwickler Lyten hat Northvolt Dwa ESS im polnischen Danzig übernommen. Dabei handelt es sich um eine 25.000 Quadratmeter große Produktions-, Forschungs- und Entwicklungseinrichtung für stationäre Batterie-Energiespeichersysteme (BESS). Northvolt Dwa ESS war Teil von Northvolt Systems und sollte ursprünglich Batteriespeicher auf Basis von Northvolt-Akkus herstellen und vertreiben.
Lyten plant, die Produktion in Danzig „umgehend wieder aufzunehmen“ und den Verkauf bald wieder zu starten. Über die genauen Konditionen der Übernahme von Northvolt haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart. Die Produktionsanlage wurde 2023 eröffnet und bietet eine Kapazität von 6 Gigawattstunden mit der Möglichkeit zur Erweiterung auf 10 Gigawattstunden.
Der Käufer Lyten ist auf Lithium-Schwefel-Batterien spezialisiert. Mit der Übernahme will das Unternehmen sein Angebot um „das weltweit erste BESS, das mit Lithium-Schwefel-Batterien betrieben wird“, erweitern und so die Expansion seiner Technologie in Europa beschleunigen. Bis die Umstellung der Produktion in Danzig erfolgt ist, will Lyten die bestehenden Kundenaufträge bedienen, deren Laufzeiten bis 2026 reichen.
Lyten liefert seine Lithium-Schwefel-Batterien bereits kommerziell für Drohnen aus. Zudem hat der europäische Autokonzern Stellantis beim Chrysler Halcyon Concept Lithium-Schwefel-Batterien von Lyten verwendet. Dieses Projekt befindet sich jedoch noch im Studienstadium. Stellantis ist seit 2023 an Lyten beteiligt.
Lithium-Schwefel-Batterien zeichnen sich durch ihre hohe Energiedichte und geringeres Gewicht im Vergleich zu herkömmlichen Lithium-Ionen-Batterien aus. Aufgrund dieser Eigenschaften sind sie besonders für die Luftfahrt geeignet. Lyten hebt zudem die Verfügbarkeit günstiger Materialien und einen breiteren Betriebstemperaturbereich hervor, was die Technologie auch für stationäre Energiespeicher attraktiv macht.
„Northvolts BESS-Produktion ist Weltklasse und passt strategisch perfekt zu Lyten“
Dan Cook, CEO und Mitgründer von Lyten, sieht in der Übernahme einen strategisch wichtigen Schritt. Er betont die Unterstützung durch lokale Behörden und die Kombination von Silicon-Valley-Technologie mit polnischem Ingenieurwissen, um Energiespeichertechnologien der nächsten Generation weltweit zu exportieren.
Bereits im November 2024 hatte Lyten die kalifornischen Produktionsanlagen der Northvolt-Tochter Cuberg übernommen, nachdem Northvolt seine US-Dependance geschlossen hatte. Auch damals nutzte Lyten die Anlagen nicht zur Fortsetzung der ursprünglichen Projekte, sondern für die eigene Lithium-Schwefel-Technologie. Northvolt Systems in Danzig, zu dem Dwa ESS gehörte, hatte zudem sein Modulgeschäft im Februar an Scania verkauft.
Northvolt selbst steht nach jahrelangem Hoffen auf eine europäische Erfolgsgeschichte vor dem Aus. Seit März läuft ein Insolvenzverfahren, nun muss die Produktion im Stammwerk Skellefteå eingestellt werden. Laut dem zuständigen Insolvenzverwalter Michael Kubu gibt es inzwischen ein erstes unverbindliches Übernahmeangebot. Zwei weitere Interessenten seien ebenfalls im Spiel, bislang aber ohne konkreten Vorschlag. Auch der deutsche Standort in Heide gehört zur Konkursmasse, für das Projekt besteht aber noch Hoffnung.

Donald meint
Die Zellpreise sind am Boden. Wie wollen die mit den paar GW Geld verdienen?
Stationäre Speicher, betriebsbereit, aktuell 300 EUR / kWh. Zelle ca 40 EUR/ kWh.
M. meint
Lithium-Schwefel-Batterien. Aus Europa.
Ok, warten wir mal ab, was da wirklich rauskommt.
Aber grundsätzlich scheinen die das zu können.
Dann wird’s mal Zeit für eine Skalierung.
Mäx meint
Sind aber auch „nur“ 6GWh, umgerechnet auf 80kWh Packs für KFZ wären das ~75.000 Fahrzeuge.
Die Erweiterung auf 10GWh sind dann auch gerade mal ~125.000 Fahrzeuge.
Aber ja, alles besser als nichts.
Bin gespannt, wie für den stationären Einsatz die Zyklenfestigkeit gesteigert wurde.
M. meint
Muss ja nicht bei dieser einen Fabrik bleiben. Die ist ja winzig.
Muss auch nicht unbedingt für Kfz sein. Sie eignen sich auch für Stationärspeicher, die aktuell noch Materialien „wegnehmen“, die dann woanders knapp sind.
Wichtig ist mir die Diversifizierung der Rohstoffe, damit man Alternativen hat und nicht einfach auf eine Variante setzt, die einfach abgeschnitten wird, wenn jemand auf der anderen Seite der Erdkugel morgens mal schlechte Laune hat.