Eine kürzlich breiter bekannt gewordene Studie führt laut dem österreichischen Batteriediagnoseanbieter Aviloo zu Fehlinterpretationen bezüglich des Zusammenhangs von sportlichem Fahren und verlängerter Lebensdauer von E-Auto-Batterien.
Der Analyse zufolge solle „dynamisches“ beziehungsweise sportliches Fahren die Lebensdauer von Elektroauto-Batterien verlängern, wurde berichtet. Grundlage war die im Dezember 2024 veröffentlichte Studie „Dynamic Cycling Enhances Battery Lifetime“. Diese Interpretation ist laut Aviloo irreführend – „sowohl fachlich falsch als auch praktisch nicht belegbar“.
Der Fachartikel vergleicht zwei Belastungsarten im Labor: Konstantstrom‑Zyklen, die ausschließlich in Laboren vorkommen, sowie dynamische Zyklen, also dynamische Lade‑ und Entladeprofile wie im realen Fahrbetrieb. Die Kernaussage lautet: Labortests mit konstantem Strom überschätzen die Alterung von Batterien, weil der Strom bei realer Nutzung dynamischer ist.
„Das ist essenziell für die Batterieforschung – aber irrelevant für die Praxis des Fahrverhaltens“, so Aviloo. Das könne man mit Daten aus der Praxis belegen. Aus diesem Grund habe man eine große Feldstudie zum Thema Fahrverhalten und Batteriealterung mit 402 Fahrzeugen gleicher Marke und gleichen Batterietyps durchgeführt, bei der der Energieverbrauch in kWh/100 km erfasst wurde.
Wichtigste Erkenntnisse aus der Auswertung der Feldstudie von Aviloo: Ein moderates Fahrverhalten führt zu einem Verbrauch von 16 bis 18 kWh/100 km und „Bleifuß“-Fahrstil zu einem doppelt so hohen Verbrauch (ca. 30 kWh/100 km). Und die SUV-Fahrzeugkategorie weise einen zusätzlichen Verbrauch von bis zu 9 kWh/100 km auf.
Aviloo-Technikchef Nikolaus Mayerhofer: „Wie unsere Studie zeigt, spart ein moderates Fahrverhalten im Lebenszyklus 10 Prozent Energieverbrauch. Das führt beispielsweise dazu, dass 100.000 gefahrene Kilometer bei einem sparsamen Fahrstil vergleichbar sind mit 110.000 Kilometern bei einem aggressiven.
In den Medien sei fälschlich abgeleitet worden, dass sportliches Fahren – „dynamisches Fahren“ – die Batterien schonen könnte. Diese Interpretation sei falsch. Aviloo-Forschungschef Peter Bednarik: „In der Studie ging es nicht um Fahrverhalten im Alltag, sondern um Testmethoden im Labor.“ Daher führe eine sportliche Fahrweise in der Praxis zu bis zu doppelt so hohem Energieverbrauch, deutlich mehr Ladezyklen und schnellerer Alterung der Batterie.
Aviloo empfiehlt: effizient statt aggressiv
Um den Energieverbrauch und die Ladezyklen deutlich zu reduzieren, sollten E-Auto-Fahrer laut Aviloo für eine nachhaltige Nutzung ihrer Akkus folgende Tipps beherzigen:
- Fahrstil: Gleichmäßiger, vorausschauender und sparsamer Stil
- Vorkonditionierung: Nur im angesteckten Zustand – Optimierung im Sommer wie auch im Winter
- Ladezustände: Lange Standzeiten bei hohen Ladezuständen (>80 %) vermeiden
- Schnellladen: Nur bei Bedarf nutzen
- Temperaturen: Hohe und auch sehr niedrige Fahrzeugtemperaturen beim Parken meiden
Die mediale Interpretation der Studie, dass sportliches Fahren gut für die Batterie ist, sei nicht haltbar, so Aviloo. Die Analyse lege nur nahe, dass Labormethoden die reale Batteriealterung überschätzen – nicht, dass sportliches Fahren die Batterie schützt. Im Gegenteil: Wer mehr verbraucht, strapaziere die Batterie schneller. „Fakt ist: Ein höherer Energieverbrauch belastet die Batterie stärker, das lässt sich nicht weginterpretieren“, erklärt Bednarik abschließend.
Sebastian meint
Wichtigste Erkenntnisse aus der Auswertung der Feldstudie von Aviloo: Ein moderates Fahrverhalten führt zu einem Verbrauch von 16 bis 18 kWh/100 km und „Bleifuß“-Fahrstil zu einem doppelt so hohen Verbrauch (ca. 30 kWh/100 km).
……….
Nein! Doch! OOOOhhh.
gott sei dank gibt es dieses Internetz, das uns menschen jeden Tag auf neues mit wichtigen Dingen erleuchtet.
Bestimmt kommt morgen eine Studie, das täglich Fertigprodukte essen dicker macht, als Gemüse.
Future meint
Das sind schlechte Nachrichten für elektrische Supersportwagen.
brainDotExe meint
Nicht wirklich, die werden in der Regel deutlich weniger bewegt. Gleicht sich also mehr als aus.
Futureman meint
Traue keiner Studie, die du nicht selbst gefälscht hast :-)
Ansonsten ist festzuhalten, das es insgesamt kaum relevant ist, wie der Akku behandelt wird, damit er ein Autoleben hält. Ob er nach vielen Jahren nun 82 oder 78% Restleistung hat ist da egal. Beim Verbrenner wusste man nach vielen Jahren auch nicht, wie lange er noch hält. Und ob nun Kapitän Bleifuß gefahren ist, oder Tante Käthe schleichend zum Supermarkt 3 Straßen weiter, lässt beides den Verbrenner mehr altern als jedes E-Auto in Zukunft.
M. meint
Wenn Tante Käthe immer nur 3 Straßen weiter fährt, dann muss die bestimmt nicht schnellladen. Dort wird bestimmt eher das Auto wegrosten und das „Autoleben“ bestimmen.
Wenn ein Auto aber (das gibt es) 50.000 km im Jahr fährt, sieht das mit Schnellladen, Anzahl Ladezyklen und „Autoleben“ aber ganz anders aus.
Da stehen am Ende auch garantiert keine 82 oder 78% SoH in der Auswertung.
Die 80% wird des Öfteren mal unterschritten – da muss man nicht viel forschen, mobile-de reicht. Und bei den dann noch immer aufgerufenen Preisen gehen die Verkäufer offensichtlich nicht vom Ende des Autolebens aus.
Sebastian meint
Keines meiner BEVs hat in 10 Jahren diese 80% Marke unterschritten. Nicht mal die 90%. Und da wir täglich 100% geladen, stehen gelassen oder im anderen Fall mit 140 km/h bis 1% gefahren, dann HPC geladen und wieder weiter. Und das im Hochsommer bei fast 39 Grad.
Aber sicher hast du mehr Informationen aus dem real life… oder?
Jörg2 meint
M
„Tante Käthe“ ist mit Verbrenner die Kurzstrecke gefahren (lt. Beitrag von Futureman). Nach meiner Erfahrung sichert das dem System „Verbrenner“ (von Motor bis Abgasanlage) keine lange Lebenszeit.
Pedalgummi ladenneu, Lenkrad unabgegriffen, alle Durchsichten im Heft… trotzdem ein möglicher Weise überdurchschnittlich verschlissener Antriebsstrang.
M. meint
Jörg, da kann ich dich beruhigen: der wird die 200.000 km oder mehr vermutlich wirklich nie erreichen, aber das muss er auch nicht.
Ich kenne so einen Fall, das Auto Bj. 2000 hatte 2005 ca. 50.000 km – heute hat es ca. 78.000. Rechne gerne mal die Jahresfahrleistung nach.
Jedenfalls, der Motor läuft einwandfrei, Wartung ist schon „minimiert“, TÜV ist neu.
Das wohl ärgerlichste „Problem“ ist, Reifen mit 6mm Restprofil wegen Überalterung wegzuwerfen.
Libertador meint
Das Problem war in diesem Fall wahrlich nicht die Studie, sondern irgendwelche Magazine, die meinten die Studie besonders interpretieren zu müssen. Das Ergebnis der Studie war eben, dass dynamisches Fahren, angelehnt an reale Fahrdaten, weniger Degradation als konstante Dauerlast verursacht. Dabei hat der Highwayzyklus weniger Degradation als der Stadtzyklus verursacht, allerdings normiert auf Durchschnittsleistung.
David meint
Ich vertraue den Leuten von Aviloo nicht. Die sind mir zu lautstark und was sie machen, ist billig. Der Test ist völlig easy zu machen und bei vielen Fahrzeugen liefert der Hersteller direkt oder indirekt über OBD eh schon Werte.
Und, ganz ehrlich, man hat ja bei ams Test Fahrzeuge gesehen, die nach 20tkm 104,5 % SoH im Aviloo-Test hatten. MEB Fahrzeuge, also keine Exoten. Anders als Tesla gibt der VW Konzern auch Batteriedaten konservativ an. So mag das entstanden sein.
Aber doch auch nur, weil sich diese Firma gar nicht richtig mit den einzelnen Autotypen befasst hat. Wenn sie nicht einmal für die Plattform, die in ihrem Verbreitungsgebiet 50 % Marktanteil hat, plausible Werte liefern können, weiß ich, was ich davon zu halten habe.
Durch was in welchem Maße und vor allem, in welchem Mix, ein Akku überproportional altert, ist, noch lange nicht erforscht. Übrigens ist vorher ja auch nicht gesagt worden, dass man permanent mit schwerem Gasfuß fahren soll, sondern eher, dass sich geringe mit höheren Lastfenstern abwechseln sollen.
M. meint
Dem Test – besonders dem Flashtest – traue ich auch nicht. Das kann man allenfalls als groben Hinweis verstehen: wenn da ein schlechter Wert rauskommt, ist Vorsicht angesagt.
Der große Test leidet in seiner Aussagekraft vor allem an nicht genormter Stromabgabe und nicht genormten Temperaturen. Mit wenig Strom bekommt man mehr Strom aus dem Akku als mit niedrigem Strom, bei winterlichen Temperaturen weniger als bei eher sommerlichen Temperaturen. Kann schon sein, dass Aviloo über tausende Datensätze da trotzdem Aussagen treffen kann, über den einen reinen Test mit konkreten Zahlen aber kaum.
Aber wenn man die Daten von Millionen von Tests sieht, und die Daten zur Ladehistorie dazu kennt, dann sieht man schon Tendenzen. Und gerade das Problem der Alterung bei Schnellladung ist chemisch gut begründet und auch von vielen Seiten so bestätigt. Das würde ich qualitativ durchaus so stehen lassen.
Die zuvor beschriebenen Verhaltensweisen beziehen sich sowieso nur auf das Labor. In der Praxis gibt es gleichbleibende Ströme sowieso nicht. Beim Laden nicht, und beim Fahren auch nicht.
BrainBug meint
Ich kenne mehrere Fälle, wo der SOH Wert den das Auto lieferte nicht der Realität entsprach und ein Aviloo Test den Beweis lieferte. Nur dadurch konnte ein Garantiefall eingeklagt werden. (KIA hat sich da bei frühen Modellen nicht gerade mit Ruhm bekleckert. wie es jetzt ist weiß ich nicht)
Der Aviloo Test misst die tatsächlich aus der Batterie „gelieferten“ kWh und kann so ganz genau sagen, wie hoch der SoH tatsächlich ist.
Mag sein dass das technisch nicht aufwendig ist, aber man muss es entwickeln und zertifizieren, damit das gerichtlich anerkannt wird.
Und DAS ist die unabhängige! Leistung, die man Aviloo anrechnen muss.
Brainbug meint
mein Kommentar bezieht sich auf den sogenannten Premium Test.
Den Flashtest würd ich auch nur als grobes Instrument sehen.
Schließlich basiert der auch wieder nur auf Indikatoren und Statistiken. Fehler/Abweichungen durchaus möglich.
Aber zumindest ist er Hersteller unabhängig.
Eine echte Messung (wie beim Premium Test) ist immer die bessere Wahl.
M. meint
Gut, eines ist ja klar: kein Hersteller wird freiwillig Anhaltspunkte liefern, die ihn in jedem fraglichen Einzelfall zig tausend Euro kosten. Das wird immer nur gehen, wenn man tatsächlich Fakten zur Hand hat. Wenn Aviloo da akzetiert wird, ist das gut. Aber wie gesagt, auch Aviloo hat die Grenzen, die beschrieben werden. Einen Test, der im Winter bei kalter Batterie durchgeführt wurde, wird ein gegnerischer Gutachten immer angreifen können. Daher ist es schon wichtig, für alle Tests vergleichbare Randbedingungen zu schaffen.
M. meint
„Wie unsere Studie zeigt, spart ein moderates Fahrverhalten im Lebenszyklus 10 Prozent Energieverbrauch. Das führt beispielsweise dazu, dass 100.000 gefahrene Kilometer bei einem sparsamen Fahrstil vergleichbar sind mit 110.000 Kilometern bei einem aggressiven.“
Das ist auch missverständlich ausgedrückt.
Wenn „verhalten“ 10% ggü. „moderat“ (nicht aggressiv!) spart, entsprechen 100.000 „moderat“ gefahrene km etwa 110.000 „verhalten“ gefahrenen km – nicht umgekehrt.
Darüber hinaus, „schön“ zu sehen, dass Aviloo auch mit dem Mythos aufräumt, dass Schnellladen keinen Einfluss auf die Batterielebensdauer hat. Auch wenn gelegentliches Schnellladen keinen großen Schaden anrichtet, zeigt es einmal mehr, dass urbanes Schnellladen alleine keine Lösung ist.
M. meint
Ok, ok.
„verhalten“ ist in dieser Studio „moderat“. Dann eben entsprechend „mittlere“ Fahrweise einsetzen!
Andre meint
Es geht nicht um die Bezeichnung, sondern die X und Y Werte müssen getauscht werden, damit es inhaltlich passt.
Du hattest mir deinem ersten Post vollkommen recht. Wollte gerade ähnliches nur kürzer schreiben:
110k muss mit 100k KM getauscht werden!
NeutralMatters meint
Dass Schnellladen keinen Einfluss hat, stimmt so nicht – es wird ja explizit darauf hingewiesen „Schnellladen: Nur bei Bedarf nutzen“.
Aus 2023 untersuchte Aviloo dies und kam zum Schluss, dass es eben doch einen nennenswerten Einfluss auf den SOH hat.
Der Artikel ist hier auf ecomento zu finden, vom 03.05.2023, mit dem Titel: „Experten zeigen Batterie-Alterung durch Schnellladen bei Elektroautos“
M. meint
Na eben.
Es gab aber auch schon Artikel, die davon sprachen, dass es keinen Einfluss haben sollte, was chemisch nun mal schwer zu vermitteln ist. Aber manche haben das für bare Münze genommen.
F. K. Fast meint
Dachte ich mir auch schon. Die Studie spricht von „idealen“ Leistungen in der Größenordnung von 0,3-0,5C, was bei meinem 38kWh-Ioniq ca. 1/10 der Maximalleistung entspricht. Damit sind wir weit von aggressivem Fahren entfernt.
EVrules meint
Danke vielmals für die Richtigstellung! Jeder rationale Gedanke dazu führt zur gleichen Schlussfolgerung – warum sollte eine hohe Dynamik (hohe Entladeraten) für eine Verlängerung der Batterielebensdauer führen?
Der Ionenfluss wird beschleunigt, die Integration im Gitter muss schneller stattfinden und durch die Widerstände entsteht Wärme, mit lokalen Spitzen, die sich negativ auswirken.
Wir haben es mich elektrochemischen Prozessen zu tun, die stets entropisch ablaufen, je schneller das stattfindet, desto größer ist die Alterung.
Das nur hinzufügend zur Erläuterung von Aviilo.
Mäx meint
Mist und ich hab mir so viel Mühe gegeben und meine Mitfahrer gequält indem ich immer voll Last gegeben habe und anschließend wieder volle Reku reingehauen um meine Batterie zu schonen.
Matthias meint
Mit so einem zuckenden Gasfuß hat ein Bekannter vor zwanzig Jahren seinen Benziner gefahren, auf der Autobahn. Habe dann auf dem Rest der Strecke das Steuer übernommen.
M. meint
Ein Loblied auf den Erfinder des Tempomaten! :-)