Mercedes-Chef Ola Källenius schlägt intern Alarm: Bei einem Managementtreffen Anfang Juli in Stuttgart-Böblingen beschrieb er laut dem Handelsblatt die Lage auf dem chinesischen Automarkt als ruinös. Seiner Einschätzung nach könnten dort langfristig nur zehn von aktuell 130 Fahrzeugmarken überleben. Die verbleibenden Hersteller könnten sich zu „Produktivitäts-Champions“ entwickeln: schnell, effizient und aggressiv. Um dem standzuhalten, plant Mercedes umfassende Gegenmaßnahmen.
Ein zentrales Element der Strategie ist eine drastische Senkung der Produktionskosten in China. Laut Insidern sollen die Herstellungskosten pro Fahrzeug in den nächsten zwei bis drei Jahren um 3000 bis 4000 Euro sinken. Dazu will der Konzern nahezu alle Komponenten, insbesondere teure Bauteile wie Batterien, Antriebe oder Zentralrechner, künftig lokal entwickeln und fertigen lassen. „Wir werden noch chinesischer“, so ein Manager. Ziel sei es, bis zu 100 Prozent der Faktorkosten bei lokal gefertigten Modellen direkt in China anfallen zu lassen.
Källenius soll keine Alternative zu diesem Kurs sehen. Der Margenverfall, der wachsende Protektionismus sowie die anhaltend schwache Nachfrage vermögender Kunden, insbesondere in China, setzen den Konzern unter Druck. Im ersten Halbjahr 2025 ist der Konzerngewinn mehr als halbiert worden – mitverursacht durch US-Zölle und Einbrüche im China-Geschäft. Die operative Marge in der Autosparte liegt nur noch bei 5,3 Prozent, ein deutlicher Rückgang gegenüber früheren Spitzenwerten von fast 15 Prozent.
Auch die Konkurrenz macht Druck: BMW hat Mercedes in puncto Gewinn und Marge deutlich überholt. Von Januar bis Juni 2025 erwirtschafteten die Münchner unter dem Strich 1,3 Milliarden Euro mehr als die Schwaben, bei der Marge liegt BMW konzernweit rund zwei Prozentpunkte vorn. Angesichts dieser Zahlen wächst auch intern die Kritik an Källenius. Ihm werden strategische Fehler bei Modellen, Design und Investitionen vorgeworfen. Dennoch steht der Aufsichtsrat dem Bericht zufolge derzeit hinter ihm.
Luxusfokussierung wird abgeschwächt
Ein Teil der neuen Strategie ist die Abschwächung der Luxusfokussierung. Mercedes streicht zudem Tausende Stellen, schließt das traditionsreiche Stahlwerk in Untertürkheim und zieht den Marktstart der vollelektrischen E-Klasse auf 2027 vor. Diese soll nun auf der Mittelklasse-Plattform MB.EA-Medium statt auf der ursprünglichen Oberklasse-Plattform MB.EA-Large basieren. Letztere soll sich bis Ende des Jahrzehnts verzögern. „Mit dem Architektur-Switch forciert Mercedes eine beispiellose E-Offensive“, heißt es.
Parallel dazu vereinheitlicht Mercedes ab 2026 das Design seiner Fahrzeuge. E-Modelle und Verbrenner werden künftig optisch enger zusammengeführt – inklusive Rückkehr zu klassischen Markenelementen wie dem verchromten Bienenwaben-Kühlergrill. Zudem verschiebt der Hersteller die Fahrzeugsegmente nach oben: Künftige C-Klassen sollen die Dimensionen heutiger E-Klassen erreichen, um Premiumpreise durchzusetzen.
Trotz Rückschlägen gibt es erste Lichtblicke, so stößt der neue CLA stößt auf große Nachfrage. „Der Auftragseingang ist der Hammer“, zitiert das Handelsblatt einen Vertriebsmitarbeiter. Das auf der Plattform MMA (Mercedes Modular Architecture) vorrangig als Elektroauto, aber auch noch als Benziner erhältliche Modell sei in der ersten Produktionscharge bereits ausverkauft.
Noch kein Erfolg mit Elektroautos
Die bisherigen Elektroautos der Marke laufen nicht wie erhofft. Das 2018 eingeführte SUV EQC konnte technisch wie optisch nicht überzeugen. Auch die späteren EQS- und EQE-Modelle auf der EVA2-Plattform (Electric Vehicle Architecture 2) brachten trotz großer Reichweiten nicht den erhofften Durchbruch. Der Markt reagierte verhalten – besonders in China, wo sich die Verkäufe der EQS-Limousine auf monatlich durchschnittlich nur 47 Einheiten reduziert haben.
Neun von zehn Mercedes-Pkw werden weiterhin mit Verbrennungsmotor ausgeliefert. Der Absatz vollelektrischer Modelle fiel im ersten Halbjahr 2025 um fast 20 Prozent auf 76.000 Fahrzeuge. Weltweit verkaufen die Stuttgarter derzeit mehr Plug-in-Hybride als reine Stromer – ein Rückschritt zur ursprünglichen Strategie, bis Ende des Jahrzehnts weitgehend auf E-Mobilität umzusteigen.
Der Ressourcenverbrauch bleibt vorerst hoch: Auch 2025 investiere Mercedes rund 14 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung – trotz des ursprünglich geplanten Fokus auf drei Kernarchitekturen, berichtet das Handelsblatt. In der Praxis müssten viele Baureihen deutlich länger gepflegt und aktualisiert werden als geplant. „Wir geben das Geld zwei Mal aus“, bemängelt ein Manager.
Beim jüngsten Führungstreffen forderte Källenius dem Bericht zufolge seine Spitzenkräfte auf, eingefahrene Denkweisen zu überwinden. Es reiche nicht mehr, das Tagesgeschäft im Blick zu haben – es brauche jetzt eine „Siegermentalität“.
Moritz meint
Seit wann ist denn Böblingen eingemeindet? Das liest man doch sonst nur auf Datingplattformen. :D
EV1 meint
Umso erstaunlicher ist die Aussage von dem Autor Thomas Langenbucher, der nur 30 Kilometer entfernt von Böblingen in Nürtingen-Geislingen angeblich studiert hat.
So schlecht kann man doch garnicht in Geografie sein …
Gernot meint
Die Top-Manager sollen Sieger-Mentalität zeigen? Ist halt schwierig mit dem ultimativen Loser an der Spitze. Källenius hat keinerlei strategische Fähigkeiten und läuft immer nur aktuellen Trend her. Alle paar Monate macht er 180-Grad-Wenden.
Herbst 2020:
Källenius verkündet eine neue Geschäftsstrategie: Mercedes wird mehr Premium und 2030 soll die Mehrheit der Fahrzeuge noch mit Verbrennermotor ausgeliefert werden. Alle Welt wundert sich, denn BEV beginnen zu boomen.
Frühjahr 2021:
Källenius verkündet eine neue Geschäftsstrategie: Fast überall sollen 2030 nur noch Elektrofahrzeuge verkauft werden
2023:
Der BEV-Absatz ist eingebrochen. Källenius verkündet eine neue Geschäftsstrategie: 2030 soll die Mehrheit der Fahrzeuge noch mit Verbrennermotor ausgeliefert werden.
2025:
Källenius verkündet eine neue Geschäftsstrategie: Weniger Premium.
Zwischendurch kommen die EQE- und EQS-Modelle. Die Mercedes-Ingenieure stellen da gute Technik auf die Räder, aber die Autos werden unter der Führung von Källenius katastrophal an den Kunden vorbei designed. Das rundgelutsche Design kommt generell nicht an und fällt mit vielen unfassbar billigen Detaillösungen negativ auf, die alles andere als einen Premium-Eindruck erzeugen. Der CLA wird unter Källenius‘ Führung auf eine Mischplattform gesetzt. Bei smart betreibt Källenius null Risikodiversifikation und setzt zu 100% alles auf die Karte China, obwohl sich da zunehmende Risiken (Handelskonflikte) seit Jahren abzeichnen. Die Risiken materialisieren sich in Form von Strafzöllen und Källenius guckt dumm aus der Wäsche. Källenius verscherbel Daimler Trucks, obwohl die Synergieeffekte zukünftig stark steigen würden.
Man muss heute bei Mercedes einfach auf den BEV-Anteil an den Verkäufen schauen und dann wird klar, wie schlecht Mercedes aufgestellt ist.
Peter meint
Eine sehr gute Analyse, da ist der CEO schlichtweg in der alten Zeit „der Stern wird es schon richten“ hängengeblieben, ohne auch nur ein bisschen zu realisieren, in welchem Wandel sich der PKW-Markt befindet.
simon meint
Der EQE und EQS ist doch noch ein Projekt von seinem Vorgänger. Die Materialqualität der Innenräume von Mercedes sind echt billig, alle anderen EQ Modelle wirken wie lieblos umgebaute Verbrenner. Immerhin ist beim neuen CLA der Innenraum wieder hochwertiger. Aber chinesische Hersteller verbauen da immer noch clevere Lösungen und hochwertigere Innenräume. Ich glaub bei Mercedes segnet man eine Fancy Studie ab und schafft es dann nicht eine gute Serienversion zu bauen, auch wegen dem Spardruck. Beim EQS hat man das schon sehr gesehen. Der hätte einmal mit klassischem S Klasse Design auf dem Markt bringen müssen und dazu noch eine sportliche CLS Coupe Version, welche man auf dem weißen Blatt entwirft. Dann hätte man die konservativen und modernen Leute abgeholt. Das beste oder nichts. Jetzt setzt man lieber auf eine Mischplattform, wo andere mit reinen BEV Plattformen kommen, wenn da BMW deutlich mehr Platz bietet, dann kann das ein kaufentscheidendes Feature sein.
Till meint
…jetzt wird es spannend…
Welcher Autoname wird zuerst chinesisch?
Porsche; nachdem nun sogar Fam. Porsche/ Piech ihr Portfolio „breiter aufstellen“ möchten, abseits der Autoaktien? …die man ja an „Irgendwen“ (vielleicht in China) verkaufen muss, um für die neue Aktion liquide Mittel zu haben.
Mercedes; dass ja schon stark mit Geely verbandelt ist und die Verbrennermotoren nach Schließung der Motorenwerke in Berlin, seit Jahren aus China importiert?
Der Ola bereitet ja schon alles vor.
Future meint
Volvo ist auch eine chinesische Marke. Das hat aber keiner gemerkt bzw. es stört auch kaum keinen.
Hans Meier meint
Wenn Russland weiter Krieg gegen die EU führt und indirekt von China unterstützt wird (kann auch später mal in „Friedenszeiten“ so weitergehen) sollte man schon berücksichtigen ob die Ware aus China kommt. Wo ich es vermeiden kann kaufe ich (schon lange) nichts chinesisches. Sorry nur die dümmsten Kälber wählen ihren Metzger selber. Es darf einem nicht egal sein.
Tinto meint
Future, es stört tatsächlich sehr viele. Die Autokäufer hier im Land sind reflektierter und aufgeklärter als du uns ständig weismachen willst.
Jeff Healey meint
„Zudem verschiebt der Hersteller die Fahrzeugsegmente nach oben: Künftige C-Klassen sollen die Dimensionen heutiger E-Klassen erreichen, um Premiumpreise durchzusetzen.“
Der nächste Sargnagel für Mercedes, denn damit ist ein einstmals wichtiger Absatzbringer von Mercedes dem Siechtum geweiht.
@Mercedes, schickt den Herrn Källenius so wie möglich schnell nach Hause, bevor der noch mehr so „tolle“ Ideen hat.
Jeff Healey meint
Satzbau verdreht.
Ihr wisst schon was gemeint ist.
Sebastian meint
Naja, wenn Mercedes auch chinesisch wird, dann begraben wir den Laden doch gleich komplett. Und so dolle ist der Absatzmarkt China für den Laden nun auch wieder nicht. Schleierhaft, wie solche CEOs ausgewählt werden, ein Minimum an IQ sollte doch schon angestrebt werden.
EV1 meint
Stuttgart-Böblingen: Wo soll denn das sein?
Böblingen ist Kreisstadt mit eigenem Kennzeichen und hat mit Stuttgart, außer der geografischen Nähe, rein garnichts zu tun.
Bitte besser recherchieren.
Thorsten 0711 meint
Wer kennt ihn nicht, den Stuttgarter Stadtbezirk Böblingen 😂😂😂
M. meint
Das sind Schweizer (nicht zu verwechseln mit dem Handelsblatt). Die können sich so viele verschiedene Städte halt nicht vorstellen.
Außerdem weiß kein Schweizer, wo oder was „Böblingen“ ist, da macht man das lieber etwas einfacher.
Thorsten 0711 meint
Das mag alles sein. Richtig und üblich schreibt man das aber in der Form „Böblingen bei Stuttgart“.
Stuttgart-Böblingen ist einfach inhaltlich falsch.
E.Korsar meint
Was hältst du von
Flughafen Köln/Bonn,
Flughafen Frankfurt-Hahn,
FC Bayern München?
Thorsten 0711 meint
E.Korsar
Nix!
Sternthaler meint
Wenn die Schweizer aber ihre Autos sind die motorwelt bringen dann wissen Sie schon wo Böblingen liegt…. Ansonsten habe ich in den letzten 30 Jahren auch noch nicht Stuttgart Böblingen gesehen an der A81
MrBlueEyes meint
Mein Vorschlag, einfach mal wieder schönere (E)-Autos bauen… EGE und EQS sind total gefloppt… und selbst der neue CLA EQ mit seinem ultra mies gelaunten „Gesicht“, was durch die völlig überflüssige Leuchtenleiste über dem Grill zusätzlich völlig derangiert aussieht, ist keine Schönheit und ziemlich misslungen meines Erachtens…
Aber, ist nur meine persönliche Meinung…
MrBlueEyes meint
*EQE
Uli meint
Auch meine persönliche Meinung zum Design, die habe so was von einem Zäpfchen. Aber wenn Mercedes mit dem neuen CLA Erfolg hat, wie im Artikel beschrieben, dann machen sie alles richtig! Bei BMW haben auch viele sich nicht mit der Front des 4er anfreunden können und der ist auch weltweit ein Erfolg. Wenigstens trauen sich die beiden und auch die Franzosen noch etwas im Design, die chinesischen BEV und Tesla sehen für mich irgendwie alle sehr ähnlich und in meinen Augen langweilig aus.
M. meint
Optisch fände ich Peugeot stellenweise ganz gut, aber das Cockpit ist eine krasse Zumutung.
Ansonsten hätte ein „Peugeot e-308 SW Elektromotor 156 54-kWh-Batterie“ oder ein 408 vielleicht interessant sein können – wenn auch nicht zu DEM Preis.
tutnichtszursache meint
ich frage mich seit Jahren, warum ich ein überteuertes selbst ernanntes Premium-Produkt kaufen soll, dass mich dann jedes mal traurig mit herunter hängenden Mundwinkeln ansieht
Sven B. meint
Was bitte ist Siegermentalität? Bei Ola Källenius kann das nur bedeuten selbstverliebt Fehler zu ignorieren und sich selbst als unfehlbar darzustellen. Keiner hat vor Ihm so miserabel gemanaged. Normal müsste er was bezahlen für sein verpfuschtes oder zumindest zur Rechenschaft gezogen werden.
Gerhard Haraldd meint
Lustige Idee, aber Manager dieser Preisklasse sind leider unfehlbar.
eHannes meint
Edzard Reuter war noch schlimmer als O.K. – aber den kennen nur noch wir Oldies.
tobias meint
Die Innenraumqualität stimmt einfach nicht, immerhin stimmt mit der neuen Plattform die technischen Daten. In China gibt es sicher die Change auch ein paar Hersteller aufzukaufen. Da werden nicht alle überleben. Ich frage mich halt ob man in der Strategie bedacht hat das der Platz in den Städten oder Garagen nicht mitwächst. Wenn man die C Klasse in der Größe der E Klasse bauen will. Wer E Klasse will kauft dann die C Klasse und wer die C Klasse Größe will der kann nur zur Konkurrenz gehen. Verstehe solche Entscheidungen nicht.
Mäx meint
Vor allem aber das mit der Erklärung von höheren Preisen.
Wenn ich mir jahrelang eine C-Klasse gekauft habe, kenne ich ja das Preisgefüge was ich vor einem Kauf erwarte.
Jetzt werden auf einmal deutlich mehr fällig „für eine C-Klasse“.
Ja die bietet mehr Platz und bla bla aber es bleibt im Gedanken ja „nur eine C-Klasse“.
Also das verstehe ich nicht ganz.
Sieht man aber gut am CLA. Der ist nämlich fast so groß wie die jetzige C Klasse und hat auch entsprechende Preise.
tobias meint
Man kommt dann eine C Klassen Preise für die Qualität der A Klasse.
CJuser meint
Eine C-Klasse auf die Größe einer E-Klasse zu vergrößern ist ziemlich absurd, nur um einen höheren Preis zu rechtfertigen. Ein „richtiger“ Benz beginnt eh erst ab der E-Klasse. Damals war die C-Klasse der Baby-Benz. Wieso will man unbedingt die C-Klasse immer weiter nach oben ziehen? Man hätte sich eher den CLA sparen und dafür die C-Klasse wieder zu einem vertretbaren Preis anbieten sollen!
Thorsten 0711 meint
Aaaaaaaaber Preeeeemiuuuuum☝️
… sind zumindest die Gehälter der Benz-Mitarbeiter. Ja, Benz… nur Schwaben sagen Daimler 🤭