Mit seinem batterieelektrischen Fernverkehrs-Lkw eActros 600 fertigt Mercedes-Benz Trucks seit Ende 2024 eine Alternative zu Diesel-Lkw in Serie. Der Hersteller hat nun im Rahmen einer Fahrveranstaltung für Journalisten den eActros 400 als neue Variante auf Basis der Technologie des eActros 600 vorgestellt.
Mit neuen Kombinationsmöglichkeiten auf Basis beider Modelle erweitert Mercedes-Benz Trucks sein Angebot an batterieelektrischen Lkw, um mehr Logistikanforderungen im schweren Fern- und Verteilerverkehr elektrisch erfüllen zu können. So bietet man den eActros künftig als eActros 400 mit zwei und als eActros 600 mit drei Batteriepaketen an – jeweils wahlweise als Sattelzugmaschine oder Pritschenfahrgestell, passend zu den individuellen Anforderungen an Einsatzzweck, Reichweite und Nutzlast.
Zudem können die Kunden zukünftig zwischen zwei Fahrerhäusern wählen: dem bewährten L-Fahrerhaus mit niedrigerem Einstieg oder der aerodynamisch verbesserten, größeren ProCabin für hohen Kabinenkomfort. Außerdem wird es neue Radstandsvarianten sowie weitere Achsformeln für die Pritschenfahrgestelle geben, um noch mehr Anwendungsgebiete abzudecken.
Die ersten neuen Modelle sind ab Oktober in den EU30-Märkten und in ausgewählten Nicht-EU-Märkten bestellbar. Sie sollen zum Teil noch im Jahr 2025 im Werk in Wörth am Rhein vom Band rollen.
Die neuen Fahrzeugvarianten der zweiten Modellgeneration eActros tragen weiterhin die wesentlichen technologischen Merkmale des eActros 600, der sich laut dem Hersteller insbesondere durch sein technologisches Gesamtkonzept aus moderner Antriebstechnologie und hoher Energieeffizienz auszeichnet. Dazu gehörten neben der selbstentwickelten elektrischen Antriebsachse, der für ihre lange Lebensdauer und über 95 Prozent nutzbare Batteriekapazität bekannten Lithium-Eisenphosphat (LFP)-Zelltechnologie und der 800 Volt Bordspannung auch das neue Multimedia Cockpit Interactive 2 sowie umfassende Assistenzsysteme für mehr Sicherheit.
Mit dem Ausbau der zweiten Modellgeneration des eActros führt Mercedes-Benz Trucks die Modelle eActros 300/400 aus der ersten Generation zum Ende des Jahres nicht weiter fort.
Stina Fagerman, Leiterin Marketing, Vertrieb und Services Mercedes-Benz Trucks: „Unsere eActros Modellfamilie wächst mit den Bedürfnissen unserer Kunden: Flexible Konfigurationen bei Kabine, Batteriepaketen oder Fahrgestell bieten den Transportunternehmen passgenaue Lösungen. Ergänzt wird unser Angebot durch digitale Dienste, TruckCharge-Ladelösungen und ein gut ausgebautes Servicenetz – für zuverlässige Begleitung auf dem Weg zur Elektromobilität.“
Die neuen Varianten des eActros 400 sind mit zwei LFP-Batteriepaketen à 207 kWh ausgestattet, die zusammen 414 kWh installierte Batteriekapazität liefern – daher die Bezeichnung 400. Die unterschiedlichen Konfigurationen des eActros führen zu ebenso unterschiedlichen Reichweiten und variieren je nach Fahrzeugklasse und Einsatzprofil. Ein eActros 400 6×2 mit Trockenkofferaufbau für den klassischen Einsatz im schweren Verteilerverkehr erzielt teilbeladen bei einer Umgebungstemperatur von 20 Grad Celsius beispielsweise eine Reichweite von bis zu 480 Kilometern.
Der eActros 600 hat wie bisher drei Batteriepakete mit insgesamt 621 kWh installierter Batteriekapazität – daher die Bezeichnung 600. Das ermöglicht eine Reichweite von 500 Kilometern ohne Zwischenladen – je nach Ausstattung, Fahrweise, Strecke sowie weiteren Einflussfaktoren auch „deutlich mehr“, so Mercedes. In der verbrauchsgünstigsten Kombination kann der eActros 600 mit drei Batteriepaketen im klassischen Fernverkehrseinsatz und 40 Tonnen Gesamtzuggewicht eine Reichweite von bis zu 560 Kilometern erreichen. Ist die eActros-Sattelzugmaschine mit bewährtem L-Fahrerhaus und nur zwei Batteriepaketen ausgestattet, erreicht sie im gleichen Einsatz und unter vergleichbaren Rahmenbedingungen eine Reichweite von bis zu 330 Kilometern.
Geladen werden können eActros 400 und eActros 600 mit bis zu 400 kW über die serienmäßige CCS2-Ladebuchse auf der linken Fahrzeugseite hinter dem Fahrerhaus. Optional ist eine zweite CCS2-Ladebuchse auf der rechten Fahrzeugseite bestellbar. Zwei Batteriepakete benötigen rund 46 Minuten um von 10 auf 80 Prozent zu laden, bei drei Batteriepaketen beträgt die Ladezeit rund 70 Minuten. Neben dem CCS-Laden soll der für den Fernverkehr geeignete eActros 600 mit ProCabin später auch das Megawattladen ermöglichen.
Sowohl im eActros 600 als auch im neuen eActros 400 ist eine E-Achse mit zwei Elektromotoren und Vier-Gang-Getriebe verbaut. Die E-Motoren generieren eine Dauerleistung von 400 kW/544 PS sowie eine Spitzenleistung von 600 kW/816 PS. Bei vorausschauender Fahrweise lässt sich durch Rekuperation elektrische Energie zurückgewinnen, die in die Batterien zurückgeführt wird und im Anschluss wieder für den Antrieb zur Verfügung steht. Situationsabhängig kann der Fahrer zwischen fünf verschiedenen Rekuperationsstufen wählen.
Im digitalen Cockpit lässt sich auf dem Touchscreen auch das One-Pedal-Driving aktivieren, also die Verzögerung per Rekuperation mit reduzierter Betätigung der mechanischen Bremse. Der eActros verfügt über die auf den E-Antrieb abgestimmte Tempomat- und Getriebesteuerung Predictive Powertrain Control. Die vorausschauende Antriebsstrangregelung berücksichtigt automatisch Topografie, Straßenverlauf und Verkehrszeichen für eine möglichst effiziente Fahrweise. Dabei werden nun auch die Routeninformationen des Navigationssystems mit einbezogen, um eine bessere Erkennung vorausliegender Streckenereignisse zu ermöglichen. So soll der Fahrer unnötiges Bremsen und Beschleunigen vermeiden und die Batterieenergie effizienter nutzen können.
Jensen meint
Passend zum anderen Artikel könnte sich der Verkehrsminister samt seinem Verbrennerdienstwagen ja zu einer Fortbildung in Sachen aktueller Stand der batterierlektrischen Transportlogistik einladen lassen. Dann kann er vielleicht besser einordnen, was Stand der Dinge ist. Den Scania mit Batterie und Stromerzeuger per Verbrenner sollte er sich merken, denn davon dürfte schon in naher Zukunft keine Rede mehr sein.
Mary Schmitt meint
Man muss respektvoll anerkennen, die 500 km Reichweite sind sehr konservativ angegeben. Das ist schon ein sehr taugliches Fahrzeug, denn mehr als 1 MWh wird man realistisch nie benötigen und da ist er schon auf gutem Wege. MCS kriegt er ja auch.
CaptainPicard meint
Bin auf das Review vom Elektrotrucker gespannt.
eBikerin meint
Wieso? Das ist exakt der selbe LKW wie der eActros 600 – nur halt mit nur 2/3 Batterie.
Was soll da im Review neues kommen?