Ferrari stellt die Technik seines kommenden ersten vollelektrischen Modells vor. Der „Elettrica“ markiert den offiziellen Einstieg der italienischen Sportwagenmarke in die reine Elektromobilität. Die neue Baureihe soll das bestehende Angebot aus Verbrennungs-, Hybrid- und Plug-in-Hybridfahrzeugen ergänzen.
Der Elettrica sei das Resultat einer über zehnjährigen Entwicklungsarbeit im Bereich Elektrifizierung, erklärt Ferrari. Diese begann mit dem 599-HY-KERS-Prototyp aus dem Jahr 2010 und setzte sich über den LaFerrari, den SF90 Stradale und den 296 GTB fort. Erst durch den technologischen Fortschritt sei es nun möglich gewesen, ein Modell zu realisieren, das den Anspruch an Emotion und Fahrdynamik gerecht wird.
Alle Kernkomponenten, einschließlich des Antriebsstrangs, wurden in Maranello entwickelt und gefertigt. Der circa 2.300 Kilogramm schwere Elettrica verfügt über zwei elektrische Achsen mit je zwei synchronen Permanentmagnetmotoren. Diese sind mit Halbach-Array-Rotoren ausgestattet, einer Technik aus der Formel 1.
Über 1.000 PS Leistung, mehr als 530 Kilometer Reichweite
Die Antriebseinheit an der Vorderachse leistet 210 kW/286 PS bei einer Leistungsdichte von 3,23 kW/kg und einem Wirkungsgrad von 93 Prozent. Die Hinterachse trägt mit 620 kW/843 PS den Großteil der Gesamtleistung und erreicht eine Leistungsdichte von 4,8 kW/kg bei gleichem Wirkungsgrad. Bei Bedarf kann der Vorderradantrieb vollständig deaktiviert werden, wodurch der Wagen ausschließlich mit Hinterradantrieb fährt. Von 0 auf 100 km/h soll es in 2,5 Sekunden gehen, bei Tempo 310 ist Schluss.
Das 800-Volt-Batteriesystem mit 210 Zellen in 15 Modulen wurde vollständig in die Fahrzeugstruktur integriert. Die Energiedichte ist mit knapp 195 Wh/kg laut den Italienern die höchste unter aktuellen Serienfahrzeugen. Die Reichweite soll mit dem 122-kWh-Akkupack bei über 530 Kilometern liegen, schnellladen lässt sich mit bis zu 350 kW. Das Batteriepaket trägt zur strukturellen Steifigkeit bei und ermöglicht ein Gewichtsverhältnis von 47:53. Der tief verbaute Energiespeicher senkt den Fahrzeugschwerpunkt um 80 Millimeter im Vergleich zu Verbrennermodellen.
Ferraris neuestes 48-Volt-Aktivfahrwerk der dritten Generation, bekannt aus dem SUV Purosangue, wurde für den Elettrica weiterentwickelt. Es regelt die Kräfte an jedem Rad präzise in drei Dimensionen und soll so Komfort mit der markentypischen Fahrdynamik verbinden. Ein elastischer Hilfsrahmen an der Hinterachse soll Vibrationen und Geräusche reduzieren, ohne die Steifigkeit zu beeinträchtigen.
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Über zwei Bedienelemente am Lenkrad – das bekannte Manettino und das neue eManettino – lassen sich Fahrdynamik und Energieparameter einstellen. Drei elektrische Fahrmodi („Range“, „Tour“, „Performance“) beeinflussen unter anderem die Leistungsentfaltung. Schaltpaddles ermöglichen fünf verschiedene Drehmomentstufen („Torque Shift Engagement“), die Beschleunigung und Rekuperation individuell anpassen.
Nachhaltigkeit & Klangkonzept
Auch auf Nachhaltigkeit wurde geachtet: 75 Prozent der Fahrwerks- und Karosseriekomponenten bestehen aus recyceltem Aluminium. Dadurch sollen rund 6,7 Tonnen CO₂ pro Fahrzeug in der Produktion eingespart werden. Das Fahrzeugdesign orientiert sich an klassischen Ferrari-Berlinettas mit kurzem Überhang und weit vorne liegender Fahrposition. Wie genau das erste E-Auto des italienischen Sportwagenherstellers aussehen wird, bleibt abzuwarten.
Ferrari betont auch das Klangkonzept des Elettrica. Anders als bei vielen Elektroautos wird der Motorsound nicht künstlich generiert. Stattdessen nutzt man die mechanischen Vibrationen des Antriebsstrangs als Klangquelle. Diese werden über Sensoren erfasst, verstärkt und über ein speziell abgestimmtes System wiedergegeben. So will man dem Fahrer weiterhin ein authentisches akustisches Feedback bieten.
Die Inverter-Technologie basiert auf Siliziumkarbid (SiC), was ein hohes Leistungsgewicht ermöglicht. Der vordere Inverter ist in die Achse integriert, wiegt nur neun Kilogramm und liefert bis zu 300 kW. Eine neu entwickelte Schaltstrategie erhöht den Entwicklern zufolge die Effizienz und erweitert die Reichweite bei Autobahnfahrten um etwa zehn Kilometer, ohne die Leistung zu beeinträchtigen. Die Reifen wurden speziell für den Elettrica konzipiert. Sie reduzieren den Rollwiderstand um 15 Prozent, ohne Einbußen bei Traktion oder Nasshaftung.
Das vollständige Design, der Innenraum und der finale Modellname des Ferrari-Elektroautos sollen in der ersten Jahreshälfte 2026 präsentiert werden. Der Marktstart wird kurz darauf erwartet. Insidern zufolge ist ein um die 500.000 Euro teures Fahrzeug geplant. Anschließend soll ein etwas erschwinglicheres zweites E-Auto starten, das in größeren Stückzahlen verkauft wird.
Anti-Brumm meint
Dazu gibts die dreitönige Tricolore-Vuvuzela, damit der Motorsound nicht auf der Strecke bleibt.
:-)