Daimler Truck hat den Serienstart des Mercedes-Benz eActros 600 für den Fernverkehr im Werk Wörth bekannt gegeben. CEO Karin Rådström: „Der Beginn der Serienproduktion unseres eActros 600 ist ein weiterer Beweis unserer Ambition, die Branche zu verändern. Mit einer Reichweite von 500 Kilometern mit einer Batterieladung zielt unser eActros 600 auf das Langstreckensegment in Europa, das für zwei Drittel der CO2-Emissionen im schweren Straßengüterverkehr verantwortlich ist.“
Der eActros 600 wird auf der bestehenden Montagelinie der Wörther A-Baureihen-Produktion gefertigt, parallel neben den Lkw, die einen Dieselantrieb bekommen. In dieser Produktionshalle erhält er auch alle elektrische Komponenten. Am Ende des Bands erfolgt die Inbetriebnahme des Gesamtsystems. Ab dann ist der Lkw fahrbereit und durchläuft schließlich den Finish-Prozess und die Endabnahme wie die anderen Lkw auch.
Der eActros 600 ist der erste elektrische Lkw aus Wörth, dessen kompletter Aufbau in einer Produktionshalle stattfindet. Die bisherigen Elektro-Lkw Modelle eActros 300/400 und eEconic verlassen für die Montage der elektrischen Antriebskomponenten die Produktionshalle, um im Wörther Future Truck Center elektrifiziert zu werden.
Die Daimler Truck Werke Mannheim, Kassel und Gaggenau liefern die für den batterieelektrischen Antrieb des eActros 600 notwendigen Komponenten wie die E-Achse, Getriebekomponenten sowie die Frontbox, welche zahlreiche Hochvolt- und Niederspannungskomponenten bündelt und im ehemaligen Bauraum des Verbrennungsmotors sitzt.
Das Werk Wörth arbeite intensiv daran, am Standort eine klimafreundliche Produktion zu erreichen, betont Daimler Truck. Seit 2022 fertige der Standort bilanziell CO2-neutral, unter anderem durch den Bezug von CO2-freiem Strom aus Solar-, Wind- und Wasserkraft sowie durch den Bezug von Kompensationszertifikaten. Neben dem Einkauf von Grünstrom treibe das Werk auch die Eigenerzeugung von Energie für die Produktion voran, beispielsweise durch den Einsatz von Photovoltaik. 2023 hat Daimler Truck mit der EnBW und der Stadt Wörth am Rhein das Joint Venture „WärmeWerk Wörth“ gegründet, das die Möglichkeiten einer klimaneutralen Energieversorgung des Werks Wörth sowie der Stadt Wörth am Rhein durch Geothermie ausloten soll.
Zukünftig soll im Werk Wörth auch die Fertigung von Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lkw erfolgen. Der zuerst in die Serie startende rein batteriebetriebene eActros 600 für den Fernverkehr feierte Ende 2023 seine Weltpremiere. Die Akkukapazität von über 600 Kilowattstunden (kWh) sowie eine neue, auf Effizienz ausgelegte elektrische Antriebsachse ermöglichen eine Reichweite von 500 Kilometern ohne Zwischenladen.
„Diese Reichweite wird unter sehr realistischen, praxisnahen Bedingungen mit 40 Tonnen Gesamtzuggewicht erreicht und kann je nach Fahrweise und Strecke auch deutlich übertroffen werden“, heißt es. „Der eActros 600 wird am Tag sogar weit über 1.000 Kilometer zurücklegen können. Zwischenladen während der gesetzlich vorgeschriebenen Fahrerpausen – selbst ohne Megawattladen – macht dies möglich, sofern die Lademöglichkeiten vorhanden sind. Der eActros 600 wird neben dem CCS-Laden mit bis zu 400 kW später auch das Megawattladen (MCS) ermöglichen. “
Die in den ersten Monaten in Wörth in Serie gefertigten Fahrzeuge sollen im Schwerpunkt als Vorführfahrzeuge an Niederlassungen und Händler gehen. Hauptsächlich aufgrund von staatlichen Förderungsmöglichkeiten für Kunden in Deutschland sollen noch 2024 einige Kundenfahrzeuge gefertigt und zugelassen werden.
Futureman meint
Im Bereich kostensensibler Mobilität wird der Wandel zur Elektromobilität viel schneller gehen. Denn es zählen die Kosten pro Kilometer. Und die sind bei Elektro-LKW unschlagbar. Wenn dann noch die Spediteure anfangen ihre Lagerhallen mit PV zu belegen, wird es noch günstiger. Da kann die FDP noch so für Technologieoffen sein.
Andi EE meint
@Futureman
„Im Bereich kostensensibler Mobilität wird der Wandel zur Elektromobilität viel schneller gehen.“
Das ist so, aber das ist ein ganz grosser Nachteil für alle Lkw die pro Tag kürzere Strecken fahren. Diese BEV-Lkw die fast 3x so viel wie ihre Diesel-Pendants kosten, sind doch da im Nachteil. Das ist doch verrückt was die für Preise aufrufen, bis man das wieder auf der Kurzstrecke drin hat …
Als Beispiel die Frachtflugzeuge sind die ältesten, ineffizientesten Kisten die sich im Flugbetrieb befinden. Je länger das Be- und entladen dauert, desto unwichtiger ist die Energieeffizienz, desto wichtiger der Kaufpreis. Wie das bei den LKWs ist, weiss ich nicht, wahrscheinlich sehr unterschiedlich. Aber wenn es viele LKWs gibt, die Kurzstrecke fahren, muss der Kaufpreis massiv runterkommen, sonst wird sich das nicht durchsetzen.
Gunnar meint
Volvo und Renault werden ab 2025 jeweils ihren neuen Langstrecken-LKW mit bis zu 600km Reichweite an den Start bringen. Da kommt richtig Bewegung rein.
Mit nur einem Ladestopp an einem gewöhnlichen 350kW-Lader ist man mit den neuesten eLKWs keine Sekunde langsamer als mit einem Diesel-LKW. Der limitierende Faktor sind die Lenk- und Ruhezeiten.
4,5h * 90km/h (absoluter Theoriefall, wird niemals eintreten) = 405km
In 45 Minuten sind 250 km wieder nachgeladen. Mit den verbleibenden 195 km Reichweite sind das 445 km Reichweite, die für die zweite Schicht zur Verfügung stehen.
Macht also 40 km Rest nach 9h Fahrzeit mit dauerhaft 90km/h.
Mit 80km/h im Mittel, was auch schon ziemlich ideal ist, sind es nach 9h Fahrzeit noch lockere 130 km Restreichweite.
Mit 70km/h im Mittel, was wohl deutlich praxistauglicher ist, sind es nach 9h dann 220km, die noch übrig sind.
Ossisailor meint
Ausweiselich der Zahl der ACEA wurden per September in diesem Jahr bereits 2.394 batterieelektrische LKW über 15 t in der EU zugelassen, ein Plus von 41,2 % YoY. In Europa (EU+EFTA+GB) waren es 3.087 (+ 38,2 %). Daimler-Trucks ist ja auch nicht das erste Unternehmen, dass serienmäßig schon schwere E-Trucks fertigt und liefert, sogar in den USA.
Tesla ist mit dem Semi nicht annähernd soweit wie die anderen führenden europäischen Hersteller. Auf dem Markt sind längst Daimler-Trucks Volvo, Traton (Scania, MAN, Navistar) u.a.
Jensen meint
Man darf gespannt sein, zu welchem Termin mehr E-Actrosse als Diesel die Hallen verlassen. Ich tippe mal auf „früher als 2030“.
Swissli meint
„Der zuerst in die Serie startende rein batteriebetriebene eActros 600 für den Fernverkehr feierte Ende 2023 seine Weltpremiere.“
Hier hab ich mich gefragt, ob der Tesla Semi eigentlich sowas wie eine Weltpremiere hatte. Und wenn ja, wann das war. Oder waren das immer nur Ankündigungen von Jahr zu Jahr.
Jedenfalls hatte Tesla Semi noch keine Weltpremiere im Sinn von: das ist er nun, definitive Version. Kann ab sofort bestellt werden zu verbindlichen Preisen und wird in 6-12 Monaten geliefert.
Knolle meint
eActros in Serie vor Semi – wer hätte das 2017 noch gedacht. Die Time tellt halt noch die besten Geschichten.
Gurke meint
Habe ich mir auch so gedacht. Obwohl die das natürlich auch clever machen, je nach Auftragslage werden auf dem Band weiter Diesel-LKWs gebaut. Kann man nicht in solche Probleme kommen wie eqs und andere Sorgenkinder.
Beim Blick über den Teich zeigt sich ja, das es bei Daimler nicht so richtig vorangeht, was Absatz und Stückzahlen der BEV-Trucks (große und kleine frightliner) angeht. Das wird man genau beobachtet haben, man kommt ja konzernintern an die Zahlen. Bleibt zu hoffen, dass dieser Produktionsstart auch für die Mitbewerber ein Wecksignal darstellt.
Gurke meint
Habe ich mir auch so gedacht. Obwohl die das natürlich auch clever machen, je nach Auftragslage werden auf dem Band weiter Diesel-LKWs gebaut. Kann man nicht in solche Probleme kommen wie eqs und andere Sorgenkinder.
Andi EE meint
@Knolle
In „Serie“ kann man alles bringen, ob es sich am Markt durchsetzen wird, ist eine Preisfrage. Wenn man etwas aus Pkw-BEV-Markt lernen kann, dann das … analysiert, der Preis dominiert, man kann noch so viele Modelle auf den Markt schmeissen, das ist alles nutzlos und schadet den Unternehmen, wenn man die Fahrzeuge nicht so verkaufen kann, dass sie nachhaltig Gewinn erzeugen können.
@Gurke
Die Lage ist genau gleich wie beim BEV-Pkw. Ich denke, wenn man die Kostenreduktion nicht durch das ganze Fahrzeug umsetzen kann, wird es genau gleich wie beim Pkw ablaufen. Die OEMs geraten in grosse Schwierigkeiten, weil sie mit den Preisen der Konkurrenz nicht mithalten können. Kommt die (Lade)Infrastruktur noch hinzu, auch da muss man es auf die Spitze treiben, denn die Kosten sind alles beim Fuhrwerk. Kommt noch dazu, dass die Markentreue ganz bestimmt deutlich tiefer als beim Pkw ist.
ID.alist meint
So viele Annahmen und keine Bestätigung.
All diese Ankündigungen, zuerst sollten die alten OEMs so verschwinden wie damals NOKIA, was nicht passiert ist, und jetzt sollen LKW-Hersteller es noch schwieriger haben als PKW-Hersteller.
E-LKWs funktionieren in Europa jetzt schon ganz gut, und das alles ohne die Hilfe von Elon Unser.
Gurke meint
Bin mir sicher, Elon ist zumindest die Initialzündung zu verdanken. Klar, kann man auch leugnen. Mal seher, wer sich als erster meldet.
M. meint
Ne, da stimme ich zu,
Musk ist da auf jeden Fall der Aufbruch zu verdanken. Ohne ihn wäre das alles nicht gekommen, vor allem nicht in diesem Tempo.
Umso schmerzlicher, was ihm in der Zwischenzeit noch so alles zu verdanken ist.
Michael meint
Beim LKW geht es viel mehr ums Geld. In dem Moment (also heute) wo Elektro billiger wird als Diesel stellen alle um.
David meint
Besser kann man es nicht zusammenfassen.
Gurke meint
Der ist nur für den Fernverkehr in Wörth? Oder kann der auch woanders fahren? 😀
David meint
Die dicke Kabeltrommel ist nun einmal in Wörth eingesteckt.
M. meint
Ne, nur im Werk, nicht in ganz Wörth.