Mercedes-Benz hat vor einigen Jahren die Hälfte von Smart an den chinesischen Geely-Konzern verkauft. Seitdem finden die Entwicklung und Produktion der nur noch rein elektrisch angebotenen neuen Modelle in der Volksrepublik statt. Damit ist die Marke von den jüngst festgezurrten Strafzöllen der EU auf in China gebaute Stromer betroffen. Das macht die E-Smarts teurer.
Seit November muss Smart beim Import seiner bisher ausschließlich in China gefertigten Modelle nach Europa 18,8 Prozent an Zusatzzöllen entrichten. Inklusive des normalen Pkw-Einfuhrtarifs in Höhe von zehn Prozent werden Gebühren von 28,8 Prozent fällig. Diese Kosten wird Smart weitergeben.
Für die restlichen Wochen dieses Jahres wolle man die Zoll-Mehrkosten noch in seiner eigenen Bilanz verbuchen, sagte Smart-Europachef Dirk Adelmann dem Handelsblatt. „Im Januar 2025 müssen wir jedoch voraussichtlich die Preise für alle Modelle des Smart #1 und des Smart #3 um etwa 2000 Euro brutto erhöhen.“ Das wäre ein Aufschlag von fünf bis sechs Prozent.
Der #1, ein SUV im Kompaktsegment, kostet aktuell ab 34.990 Euro. Für das etwas längere SUV-Coupé #3 verlangt das Unternehmen mindestens 38.490 Euro. Für das kommende Mittelklasse-SUV #5 mit Outdoor-Anleihen wurde noch kein Preis kommuniziert.
Die EU wirft China vor, seinen Elektroautobauern durch umfangreiche staatliche Unterstützung einen unfairen Vorteil zu verschaffen – deshalb gibt es künftig Strafzölle auf China-Importe. Der Smart-Europachef hofft darauf, dass die EU und China sich noch auf eine gemeinsame Lösung im Zollstreit verständigen. „Bleibt diese Lösung aus, werden wir 2025 wohl noch mal die Preise erhöhen müssen, und zwar dann etwas deutlicher“, kündigte Adelmann an.
Produktion außerhalb Chinas möglich
Smart könnte einen Teil seiner Produktion in Länder außerhalb Chinas verlagern. Denkbar wäre hier laut dem Bericht eine Zusammenarbeit mit europäischen Auftragsfertigern. Vorgefertigte Bausätze und Komponenten oder fast fertige Fahrzeuge könnten dann angeliefert und in der EU endmontiert werden.
„Wir reden hier mit allen Akteuren in der Branche, auch mit unseren Eigentümern“, erläuterte Adelmann. Bei Mercedes etwa droht mit der Einstellung der A- und B-Klasse ab 2026 eine Kapazitätslücke in der Fabrik in Rastatt. Smart könnte hier dem Handelsblatt zufolge helfen, sofern es zu Auslastungsproblemen kommen sollte. Es würde aber mindestens 18 bis 24 Monate dauern, bis eine weitere Produktionsstätte organisiert und in Betrieb genommen wäre. „Solch ein Schritt würde die aktuelle Belastung durch Zölle nicht gänzlich ausgleichen“, merkte Adelmann an.
Vielleicht ist die Ausweitung der Produktion auf Länder außerhalb Chinas aber gar nicht nötig: In den vergangenen Tagen gab es Signale der Entspannung. Laut dem Vorsitzenden des Handelsausschuss des Europäischen Parlaments könnte sich China dazu verpflichten, seine Elektroautos in der EU künftig zu einem Mindestpreis anzubieten.
M. meint
Gestern hieß es hier noch, die Zölle könnten entfallen, wenn „China“ sich verpflichtet, dass die Autos mindestens 30.000 Euro kosten würden.
Auch wenn das eine mehr als schwachsinnige Regelung ist – was ist daraus geworden? Schon wieder vom Tisch?
Mike meint
Mein Mitleid dafür, dass das Geschäftsmodell „in Billiglohnland produzieren und im Hochlohnland teuer verkaufen“ nicht mehr funktionieren könnte, hält sich in Grenzen.
NeutralMatters meint
Stimm ich absolut zu!
Die CN-BEVs von Geely für Mercedes, BMW und Volvo dienten nur dem Ziel der CO2-Flottenwertminderung – daher ist das Gejammere nun bei den Beteiligten groß.
Auch ein Beispiel wie Management und Entscheidungsfindung nicht funktioniert.
Gernot meint
Mit dem bei ihm üblichen strategischen Totalversagen hat Källenius 100,0% seines Einsatzes bei Smart auf China gesetzt. Das es zunehmend Handelskonflikte mit China geben wird, war zwar nicht das einzig mögliche Szenario, aber seit Jahren ein zunehmend wahrscheinlicher werdendes Szenario. Trotzdem null Risikodiversifikation bei Källenius. Alles ausnahmslos auf die Karte China. Für seinen strategisch völlig unfähigen CEO zahlt Mercedes jetzt einmal mehr den Preis, in dem sie bei jedem verkauftem Smart draufzahlen. Der Strafzoll macht bei Geely knapp 20% aus. Natürlich ist das mit 5 oder 6% Preiserhöhung nicht kompensiert. Es dürften etwa 18% Preiserhöhung fällig sein, um den Strafzoll vollständig durch die Käufer refinanziert zu bekommen. Damit würde sich Smart aber aus dem Markt preisen. Tja.
Aber am Ende sind dann wieder die Arbeitnehmer schuld. Die Energiepreise. Und die Grünen. Die sind grundsätzlich schuld.
Jeff Healey meint
100% richtige Einschätzung.
RIP Smart.