Der auch in Europa tätige US-Elektroautobauer Lucid hat kürzlich einen Wechsel an der Unternehmensspitze bekannt gegeben. Der langjährige CEO und Technikchef Peter Rawlinson wechselt in den Verwaltungsrat. Der für das Tagesgeschäft zuständige Manager Marc Winterhoff führt die Marke, bis ein neuer CEO gefunden ist – mit Bloomberg sprach er über das weitere Vorgehen.
Lucid macht noch hohe Verluste. Nach der Premiumlimousine Air bringt das Start-up nun das Luxus-SUV Gravity auf den Markt. In einem Interview sagte Winterhoff, Lucid werde sich weiterhin darauf konzentrieren, die Auslieferungen und die Produktion des neuen Modells zu steigern, die Kosten zu kontrollieren, seine Technologie zu lizenzieren und ein für 2026 geplantes Mittelklassefahrzeug auf Kurs zu halten.
„Wir erfinden das Unternehmen nicht neu“, erklärte der Interimschef. Der Vorstand sei in die Entscheidung von Rawlinson zum Rückzug von der Unternehmensspitze einbezogen worden. Winterhoff merkte an, dass die Prioritäten des Saudi-arabischen Staatsfonds PIF, der 2019 die Mehrheit an dem Unternehmen übernommen hat, unverändert blieben.
Auf der Karriere-Onlineplattform LinkedIn erklärte Rawlinson, nach dem Start des Gravity sei es nun an der Zeit abzutreten. Er sei „unglaublich stolz auf die Leistungen“ des Teams. Lucid habe sich „von einem winzigen Unternehmen mit großen Ambitionen zu einem weltweit anerkannten Technologieführer im Bereich nachhaltige Mobilität entwickelt“.
Rawlinson wird den Angaben nach dem neuen Chef bis 2027 als technischer Berater zur Seite stehen, aber nicht in das Tagesgeschäft von Lucid eingebunden sein. Mit der Suche nach einem längerfristigen Nachfolger wurde eine Personalberatung beauftragt. Schon jetzt ist laut Winterhoff in diesem Jahr ein „viel mutigerer Ansatz für das Marketing als je zuvor“ geplant.
Lucid produzierte im zurückliegenden Jahr 9.029 Elektroautos, was der Jahresprognose von circa 9.000 Einheiten entspricht. Ausgeliefert wurden 10.241 Fahrzeuge. In diesem Jahr will man etwa 20.000 Stromer an Kunden übergeben. Der Umsatz belief sich 2024 auf 807,8 Millionen Dollar, im Jahr zuvor waren es noch 595,3 Millionen US-Dollar. Der Verlust betrug rund 2,7 Milliarden US-Dollar, 2023 waren es etwa 2,8 Milliarden US-Dollar.
Tadeky meint
Lucid wird gar nichts mehr machen. Die Mittelklassewagen kommen nicht mehr und bei Premium ist die Luft auch eng.
Umsonst ist der CEO nicht weg. Erinnert alles stark an Fisker und Lordstown. Das Ende kennt man.
Tudor Niki meint
Der schrullige Ceo Peter Rawlinson wurde durch die saudischen Investoren gefeuert, da selbst die nervös geworden sind. Pro 1 Euro Umsatz 4 Euro Verlust.
Lucid ist jetzt schon faktisch pleite, da sie keine Gewinne erwirtschaften und Verluste nur durch zusätzliches Geld externer Investoren ausgleichen können.
Future meint
Fast niemand ist profitabel mit den Elektroautos.
Das ist aber kein Problem, solange man seine Rechnungen bezahlen kann.
Tudor Niki meint
Sie können ihre Rechnungen eben nicht bezahlen, da aus dem Umsatz nicht genügend Gewinn für Betrieb, Entwicklung und Material generiert wird. Sondern nur Schulden mit neuen Schulden bzw. Kreditlinien der Investoren aus Saudi-Arabien bezahlt werden.
Vom den 150 chinesischen Herstellern macht kein einziger Gewinn mit BEVs. Umsonst gehen da nicht jede Woche Teslakiller wie Aiways, Hiphi, Evergrande und wie sie alle heißen. In den USA sieht es nicht anders aus. Lordstown, Nikola, Fisker, Faraday Future. Rivian pfeift auch nur noch aus dem letzten Loch ohne die VW Milliarden und von Amazon.
Future meint
Es gibt ja das Gerücht, dass selbst die alten Autohersteller in Europa keinen Gewinn mit den Elektroautos machen. Nur Ford gibt das öffentlich zu. Das ist wohl nicht so einfach, damit Geld zu verdienen.
Andererseits ist es bei jedem Startup doch so, dass jahrelang Verlust gemacht wird. Amazon ist dafür doch ein gutes Beispiel. Investoren und Banken verdienen meistens gut daran. Nicht jedes Startup wird zum Wirecard – siehe Amazon.
Dieseldieter meint
Wenn sie die Rechnungen nicht mehr bezahlen könnten wären sie insolvent.
Dagobert meint
Das Prinzip Elektroauto: Gutem Geld schlechtes hinterher werfen…
Die Wahrheit meint
Das bessere Model S vielleicht ja, aber zu einem aberwitzigen Preis, da blieben die Käufer aus. Ob der Gravity besser läuft bleibt abzuwarten.
Der Taycan hatte ebenfalls das überhöhte Preusproblem. Dazu gesellten sich Akkuprobleme, schlechten Navigation und andere Makel. Viele Käufer haben auf das Model S zurück gewechselt, weil es das bessere Infotainment und ein klar besseres Preis-/Leistungsverhältnis hat.
Der Taycan konnte und nicht an die Erwartungen und an das Image von Porsche anknüpfen. Der Absatz brach auf über 50% ein.
Kaiser meint
Kein Taycan Fahrer wechselt freiwillig auf ein Model S, höchstens unter Androhung von Guantanano.
M. meint
„Die Wahrheit“ ist hier nur ein anderer Name für „das habe ich jetzt schnell erfunden:“
Thorsten 0711 meint
In den USA könnte das schon zutreffend sein, die sind da pragmatischer.
Zum Beispiel verkauft sich drüben Lexus ziemlich gut.
Lexus had quite a year – in fact, the brand’s best ever on record. 2024 was the best-ever year for sales and Lexus reclaimed the #1 spot in the luxury car sales race in the United States.
Dan meint
Der Taycan ist ein rotes Tuch für Elektroautohater und besonders für Tesla-Fans. Kein Fahrzeug hat Tesla mehr Image gekostet als der Taycan. Denn er ist objektiv besser und es sind fast 200.000 Stück zu einem Wahnsinnspreis verkauft worden. Er hat gezeigt, dass hohe Preise möglich sind, wenn das Auto begehrlich ist.
Er wird sicher mittelfristig in eine Nische fallen, weil SUV und Sportwagen im Luxussegment gefragter sind. Aber in den Annalen wird er für immer das erste Elektroauto bleiben, bei dem sich Köpfe der Passanten umdrehten.
Auch er ist Teil des Unglücks von Lucid. Denn er war und ist preislich teilweise deutlich günstiger. Aber er hat Image, Design, Service und Kunden.
Future meint
Warum gibt es dann dieses Absatzminus von 50 Prozent, wenn der Taycan so super sein soll? Hat das mit diesen Akkuproblemen zu tun?
Kaiser meint
Accuprobleme gab es nur bei einem Kontingent des Vorfacelift Modells.
Dan meint
Es gab wohl vorher einen ungewöhnlichen Zuwachs, so ist das wohl eher zu sehen. Der Taycan ist ein elektrischer Panamera. Damit ist er zu vergleichen und da ist er klar vorne. Luxuslimousine ist bei Porsche eine Nische. Trotzdem läuft er gut, im Februar war er in etwa gleichauf mit dem Model 3. Was nichts Gutes für das Model 3 bedeutet.
Kaiser meint
So ist es, die Absatzziele wurden nach Start der Taycan Produktion um das dreifache übertroffen, dass so eine Steigerung im Luxussegment nicht dauerhaft zu erzielen sein wird, vor allem nicht im momentanen Umfeld, sollte klar sein. Dennoch behauptet er sich weiterhin gut im Markt.
Dieseldieter meint
Hä? Der Air kostet in der günstigsten Ausführung in Deutschland 85.000€, 25.000€ weniger als das günstigste Model S.
Gernot meint
Lucid muss wohl hoffen, dass wirklich etwas von seiner Technologie Wert hat und sie von einem der Großen geschluckt werden. Rivian ist mit 2,8 Mrd. USD bewertet. VW steckt z.B. 5 Mrd. in Rivian, um Elektronik-Architektur und Software abzugreifen. Das ist von der Größenordnung also nicht unrealistisch.
Mit 10.000 Autos im Jahr hat Lucid ansonsten null Überlebenschance. U.a Mercedes und BMW adressieren auch das Premiumsegment, verkaufen aber 20 mal mehr Autos. Das gibt denen irre Skalenvorteile.
Die Saudis pampern bislang Lucid, weil sie eben unbedingt eine Autoproduktion im eigenen Land etablieren wollten und nur Lucid das (auf Sparflamme) angeboten hat. Aber die Saudis sind weder so reich, wie die meisten hier immer denken, noch sind sie dumm. Die haben kein Interesse, dauernd nur Geld zu verbrennen. 2024 hat Lucid aber erneut über 3 Mrd. verbrannt. Der Führungswechsel ist ein indiz, dass da langsam der geduldsfaden reißt.
David meint
Sie sind kein Technologieführer. Sie waren angetreten, das bessere Model S zu bauen. Das ist gelungen. Nur hat das Model S keinerlei Bedeutung mehr.
Die Fahrten durch Amerika zeigten, bei Geschwindigkeiten deutlich über 100 km/h war die Sparsamkeit dahin und bei Ladestopps wurde die Ladegeschwindigkeit zum Problem. Da ist man vom Taycan deutlich abgehängt worden. Wenn dieses Jahr Fahrzeuge der nächsten Generation, z.B. der CLA herauskommen, ist man definitiv abgehängt.
Bei der Fahrzeugarchitektur bietet man auch nichts besonderes, sondern diese Mischung aus Zentralarchitektur plus Steuergeräten, wie sie Tesla auch hat. Bei Tesla war sie aber wenigstens historisch gewachsen und man weiß gar nicht, warum Lucid da nicht mutiger war.
Warum sollte man also bei Lucid irgendetwas kaufen? Sie müssen also alleine zurechtkommen und das geschieht ja nur mit arabischen Fördergeld. Bei vierstelligen Absatzzahlen dürfte etwas mehr nötig sein als ein mutiges Marketing.
Jörg2 meint
Das ist ein gut treffende Beschreibung der VW Group. Inklusive der Abhängigkeit von arabischem Geld (Qatar: 10% Aktie, 17% Stimme)
„Taycan“ vielleicht noch durch irgendein chinesisches Modell von Nio, Geely, BYD, XPeng… ersetzen. Und es passt zu 100%.
Future meint
Tesla wurde früher immer vorgeworfen, dass sie kein Marketing machen und dass Elektroautos auch deshalb so elitär wahrgenommen würden. Nun, Lucid macht das als Startup anders und sieht klar die Bedeutung des Marketings. Das ist auch gut so. Der größte Vorteil der reinen Elektroautohersteller ist deren gute Klimabilanz gegenüber allen anderen Herstellern, die fast nur Verbrenner verkaufen. Das ist auch schon mal ein ganz wichtiger Punkt fürs Marketing.
David meint
Sie trugen das stolz in die Öffentlichkeit: Haha, sind wir so geil, volle Bestellbücher und nichts für Werbung ausgegeben! Das änderte sich vor etwa zwei Jahren. Da war die Story over und man stümperte sich fortan mit Rabatten, die man ja eigentlich nie geben wollte, von Quartal zu Quartal. Insofern ist schon richtig, da kann man draus lernen, das Marketing doch wichtig ist.
Nur hat Lucid auch nicht viel zu bieten. Ich bin nicht einmal sicher, ob man die Limousine mit 118 kWh für 50.000 € an den Mann bringen könnte. Denn es bleibt die Unsicherheit zum Service und ob es die Firma überhaupt noch morgen gibt. Und so geil ist das Fahrzeug nun wirklich nicht.
Future meint
Genau das ist der Punkt: Ohne genügend Händler und Servicenetz entsteht kein Vertrauen. Das ist das Problem von allen neuen Playern am Markt. Deshalb hoffe ich ja, dass der Rivian R3 in Europa von VW vertrieben wird. VW hat jedes Dorf.