Laut Datenblatt hätte der neue Wagen nur wenige Liter Diesel auf 100 Kilometer verbrauchen sollen. Nach den ersten 1000 Kilometern wird dem Neuwagenbesitzer klar: Den vom Hersteller angegeben Wert kann ich nicht erreichen, im Alltag steht immer eine Sechs vor dem Verbrauchs-Durchschnittswert.
Dieses Szenario kennen viele Neuwagenkäufer. Schuld an den Differenzen zwischen Werksangaben und Realität ist unter anderem ein Messverfahren, der sogenannte Fahrzyklus, das Verbrauchswerte liefert, die oft nicht mit denen im Alltagsverkehr zu vergleichen sind.
Nun soll der Fahrzyklus erneuert werden. Die deutsche Autoindustrie wehrt sich dagegen. Sie befürchtet, dass die Einführung des neuen Verfahrens eine Verschärfung der Auflagen mit sich bringen könnte.
2017 will die Europäische Union den neuen Fahrzyklus namens WLTP installieren – und damit auch schärfere Emissionsauflagen für die Autobauer. Das Verfahren könnte bei den geprüften Fahrzeugen einen um bis zu 25 Prozent höheren Verbrauch bewirken. So drohen den Herstellern Strafzahlungen, die bei 95 Euro pro Auto und für jedes Gramm CO2 über dem Grenzwert liegen.
Daimler-Chef Dieter Zetsche sagte der Automobilwoche: „Als die CO2-Zielwerte für 2021 definiert wurden, hatten wir das klare Verständnis, dass eine mögliche Veränderung des Testzyklus nicht zu einer Verschärfung dieser Ziele führen darf. Das ist im Moment nicht ganz so eindeutig“. Audi-Chef Rupert Stadler äußerte ebenfalls Bedenken: „Wir respektieren die 95 Gramm und arbeiten uns an dieses Ziel heran, unter den damals besprochenen Rahmenbedingungen. Es ist nicht zielführend, diese Bedingungen jetzt wieder ändern zu wollen“.
smartadvisor meint
Aus meiner Sicht wäre es ein brauchbarer Kompromis:
– sofortige Einführung von WLTP für mehr Transparenz
– Erfüllung der CO2 Ziele bleibt, aber Termin ist erst 1.1.2025
Dann hätten alle Hersteller deutlich mehr als einen Modellzyklus um sich umzustellen, wer zu spät kommt, zahlt dann. Ich fürchte aber, dass die Politik selbst das nicht gegenüber der Lobby durchsetzen wird. Ich warte schon auf die Anzeigenkampagne „Autofahren muss bezahlbar bleiben“ von der Initiative neue Soziale Marktwirtschaft, die sich schon so gut für unseren billigen Strom und die Erhaltung der Arbeitsplätze eingesetzt hat.
Rüdiger Schäfer meint
Der Verbrennungsmotor, dessen Prinzip aus der Kolbendampfmaschine (aus dem 18. Jahrhundert!) abgeleitet ist, ist ein absoluter Anachronismus.
Die Kraft muss zunächst von einer Hin- und Her- in eine Drehbewegung umgesetzt werden.
Nur mit erheblichstem Aufwand – Zündung/Elektronik, komplizierte Kraftstoffeinspritzung, hochkomplizierte Ventilsteuerung, Turboaufladung, innere Schmierung und Kühlung durch einen diffizilen Ölkreislauf, immer aufwändigere Getriebe, aufwändige Abgassysteme, um nur ein paar Beispiele zu nennen – wurde dieses technische Altertum in die Neuzeit gerettet.
Das bedeutet eine Unmenge von vorzuhaltenden Ersatzteilen, abgesehen vom Arbeitsaufwand bei der Herstellung und Wartung.
Die gesamte Lobby der Autoindustrie und der Energiewirtschaft wird diese Einsicht zu verhindern wissen.
Und man wird für gutes Geld die “richtigen” Experten finden.
Starkstrompilot meint
nicht zielführend ist, dass man noch weit in die 20er-Jahre mit Emissionen ein Problem hat. Alle wollen sie Elektroautos auf den Markt bringen. Wo ist dann ihr Problem? Oder etwa doch nicht? Ist alles wieder eine Luftnummer wie in den vergangenen Jahrzehnten?
Die heutigen Problemchen der Autobauer werden ein Witz sein gegen das, was kommt, wenn sie die nachhaltige Elektrifizierung gegen die Wand fahren und damit eine ganze Branche vernichten. Eigentlich sollten sie sich freuen über härtere Grenzwerte, denn dann werden sie alle gezwungen, etwas zu ändern und müssen alle investieren.