Die Elektroinstallationen der Bestandswohngebäude sind großteils weder tauglich für die Energiewende noch für Elektromobilität. Zu diesem Ergebnis kam Ende 2015 der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) auf Grundlage der Studie Zustandserhebung elektrischer Anlagen für Gebäude, die im Auftrag des Verbands von der Fachhochschule Südwestfalen in Soest und der Leuphana Universität in Lüneburg durchgeführt wurde.
1360 Befragungen von Mietern und Eigentümern haben ergeben, dass 70 Prozent der Gebäude die vor 2006 errichtet wurden, nicht die heutigen, in einer Norm festgelegten Anforderungen an eine Mindestausstattung erfüllen. Solche, die zwischen 1950 und 1979 errichtet wurden, kommen am schlechtesten weg. Diese Gebäude machen den größten Teil der heutigen Wohngebäude aus. Viele noch ältere Gebäude wurden bereits elektrisch saniert, jüngere – ab 1980 errichtet – haben modernere Ausstattungen.
Bei Renovierungen wird vielfach lediglich der sichtbare Teil der Installation – Schalter und Steckdosen – erneuert, die Verkabelung bleibe die alte. „Wenn Nutzungsänderungen wie beispielsweise die Integration von Batterie- oder Warmwasserspeicher, Photovoltaik-Anlagen oder Ladesäulen für Elektromobile hinzukommen, sinkt die elektrische Sicherheit der Installation“, stellt Andreas Bettermann fest, Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands Elektroinstallationssysteme. „Die Elektroinstallationen in vielen Wohngebäuden sind eindeutig nicht energiewendefähig und häufig haben sie die normale Lebensdauer längst überschritten.“ Mehr als zwei Drittel der installierten Elektrik sei älter als 35 Jahre.
Scheitern Energieeffizienz, Digitalisierung und Smart Home an alten Gebäuden?
Heute würden deutlich mehr Stromverbraucher die Elektroinstallation mit einer anderen Lastcharakteristik als zur Zeit der Bauphase belasten. Die veraltete Technik sei zudem nicht in der Lage, Messwerte zu erfassen, sei nicht regel- und steuerbar. „Daher laufen im Gebäudebestand auch Smart-Meter- und Smart-Home-Funktionalitäten wie Preissignale vom Netzbetreiber oder Einspeisesignale vom Gebäude kommunikativ ins Leere“, moniert Betterman: „Ich stelle mir die Frage: Scheitern Energieeffizienz, Digitalisierung und Smart Home an den existierenden Elektroanlagen in Wohngebäuden?“
Bettermann fordert die Politik auf, die Elektroinstallation als „das vergessene System“ in den Fokus zu rücken. Unter dem Schlagwort „Bestandsschutz“ sende die Politik bisher das falsche Signal, den Status Quo zu erhalten. Bettermann kritisiert: „Es besteht aus unserer Sicht die Gefahr der Fehllenkung von Investitionen, wenn KfW-Fördersysteme nur Sanierungsmaßnahmen der Gebäudehülle und der Heizungsanlage berücksichtigen. Desgleichen wenn das Erneuerbare Energiegesetz (EEG) die Integration von Photovoltaik-Anlagen und Batterien fördert, aber keine strukturierte Anlagenüberprüfung vorsieht.“
newchie meint
Schon wieder eine Fachkraft die Verwirrung stiften will!
In der Regel haben alle Gebäude eine Einspeisung mit mind. 4x16mm², abgesichert mit 3x35A.
An dieser kann man mit 3x16A bzw 11kW laden (1×32 A ist definitiv nicht zu empfehlen, ist auch nicht VDE konform).
Natürlich sollten sie dafür eine neue 5x4mm² NYM oder NYY legen lassen, auch sollte ein Elektromeister die E-Verteilung prüfen.
Wo ist das Problem?
Beratender Ingenieur E-Technik
Starkstrompilot meint
Wird wieder mal ein Problem definiert, wo gar keines ist. Das Laden eines Elektroautos dürfte für die meisten Eigenheimbesitzer dazu führen, dass sie sowieso ihre Elektroinstallation am Autoabstellplatz um einen Starkstromanschluss erweitern müssen, also eine neue Leitung verlegen.
Mein erstes Elektroautojahr 2012 verlief per Notladekabel mit 2kW auf der alten Leitung von 1976. Alles ohne Probleme. Nicht mal warme Kabel. Dann für max. 22kW neue Drehstromleitung verlegt. Die Zuleitung ins Haus ist auf doppelt so viel ausgelegt und ab Sicherungskasten liegt die neue Leitung.
Wo sollen also hier Probleme mit alten Kabeln auftreten?
Neu installierte Solaranlagen bekommen auch eine neue Verkabelung vom Dach zu Invertern, Hausbatterien, Absicherungen etc.. Also auch alles neu.
Hier wird doch wieder Verwirrung gestiftet, um interessierte Laien zu verunsichern und die Energiewende der Privatleute weiter hinaus zu zögern.
Die Elektriker haben wohl zu wenig zu tun. Klingt mal wieder ziemlich nach Lobby-Innungs-Gequatsche.
Jansen meint
Man kann nur hoffen, dass die Politik nicht auf Herrn Bettermann hört und etwa eine Erneuerung der Elektroinstallation nach 35 Jahren vorschreibt. Im Erfinden immer neuer Kostentreiber für neue und bestehende Gebäude ist die Politik ohnehin nicht untätig, alles nur unter dem Deckmantel des Klimaschutzes. Wer soll das alles zahlen? Und dabei wird ständig bezahlbarer Wohnraum gefordert.
Ralf Lippold meint
Interessanterweise werden bei Sanierungen im Jahr 2013 und später noch immer manuell zu steuernde Heizungsventile, Lichtschalter und nicht vom Nutzer direkt auslesbare (oder nur gegen teure Entgelte des Netzbetreibers) Stromzähler eingebaut.
Eine wirklich positive und notwendige Veränderung wie im Bericht beschrieben kann ich hier ebenso nicht erkennen.
Vorschriften und Regelungen, die dem entgegenstehen?