US-Wissenschaftler Daniel Sperling ist Mitglied des California Air Resources Board (CARB), das im US-Bundesstaat Kalifornien die Regeln zur Luftreinhaltung erlässt. Im Gespräch mit Zeit.de sprach er ausführlich über Elektromobilität, Tesla und die Auto-Pläne von Unternehmen aus dem Silicon Valley. Die deutsche Automobilindustrie habe laut Sperling „Glück, dass der Wandel Zeit braucht“. Dies könnten die Hersteller dazu nutzen, neue Lieferketten und Partnerschaften aufzubauen.
Bei Elektroautos dreht sich derzeit alles um Batterie-Systeme, aber auch Wasserstoff-Antriebe haben Sperling zufolge noch eine Zukunft – vor allem in großen Fahrzeugen. „Batterien sind zu schwer, zu groß und zu sperrig. Für Autos mag das in Ordnung sein, aber für große Lastwagen ergeben Batterien keinen Sinn“, so der Wissenschaftler. Der parallele Aufbau von Ladestationen und Wasserstoff-Tankstellen werde langfristig ein „stärker fragmentiertes Energiesystem“ hervorbringen, sagte Sperling voraus.
Den aktuellen Elektroauto-Branchenprimus Tesla sieht Sperling zwiespältig. Die angebotenen Stromer, von denen er selbst einen in der Garage stehen hat, findet er „beeindruckend“ und „stylisch“, den Innenraum „sehr ästhetisch“. Die Software-Updates über das Internet bezeichnete Sperling als „eine echte Innovation“. Allerdings sei Tesla „dem Tod schon oft von der Schippe gesprungen“, Sperling halte es für „erstaunlich, dass sie immer noch Erfolg haben“. Er fürchtet: „Jeder nächste Schritt von Tesla kann schiefgehen.“
Dass deutsche Unternehmen Tesla nicht nur bei der Elektroauto-Technik, sondern auch bei der Software in vielen Bereichen noch nicht das Wasser reichen können, liegt laut Sperling an dem konservativen Vorgehen der etablierten Autohersteller. „Die anderen tun so etwas nicht, aus Angst, sonst die Kontrolle über die Technologie zu verlieren – ein Dilemma.“
Das verstärkte Engagement großer Autokonzerne wie Ford, General Motors, BMW oder Daimler bei „der Idee von Mobilität als Dienstleistung“ ist Sperling nach von der Angst getrieben, dass Firmen aus dem Silicon Valley einen großen Teil der Wertschöpfung übernehmen könnten. Dass Tech-Giganten wie Google oder Apple in direkte Konkurrenz mit etablierten Autobauern treten wollen, glaubt Sperling aber nicht. „Beide Konzerne wollen sicher nicht Automobilhersteller werden. Das ist zu schwierig und zu teuer. Sie werden sich auf die Software konzentrieren.“
Nik meint
Herr Sperling fürchtet sich vor der Zukunft! Das geht im Bericht eindeutig hervor. Er ist genauso einer wie viele, die einfach nicht glauben dass Elektromobilität die Zukunft ist, oder er verkündet mit Absicht dass Elektromobilität nicht das Ding ist. Eines ist jedenfalls klar, gäbe es Elon Musk nicht, wo stände dann heute die Elektromobilität? Gott sei Dank, dass es ihn gibt! Er ist ein Genie, einer der was anpackt und keine langen Diskusionen führt, er hat das richtige Gespühr und vor allem zur richtigen Zeit, denn es ist höchste Zeit uns von den Stinkerautos zu erlösen. Die Menschen haben bereits bewiesen, dass wir der Umwelt zuliebe und den Kindern von morgen noch eine Zukunft ermöglichen müssen. In diesem Sinne, möge es den Zweiflern der Elektromobilität endlich die Stimme verschlagen, damit endlich schwung in die Umsetzung kommt.
Matthias meint
Daimler meint ja sogar das die Tesla Semi Zahlen frei erfunden sind.
Porsche 911 meint
Frei erfunden vielleicht nicht, aber welche Optionen hat Musk denn? Realistische Zahlen zu bringen und die Anleger zu enttäuschen? Dann hat er weniger Kapital und weniger Zeit zu liefern, denn andere werden ebenfalls auf den Markt drücken.
Ich kann es aus politischer Sicht absolut nachvollziehen einen unrealistischen Roadster zu announcen und den Tesla Semi maximal in den Himmel zu loben. Mit Vollgas gegen die Wand ist besser als die Wand gar nicht zu erreichen. ;)
Hans Meier meint
Ich würde eher meinen, MB und der Rest der German Automakers müssen den Aktionären langsam erklären, wo sie denn in 10 Jahren „Marktführend“ sein wollen. Zur Zeit sieht es eher aus, als würden die Autobauer längerfristig zu Assemblierer. Und die ganz Jungen Leute von heute wollen sich ein e-Auto kaufen oder gar keins. Von daher… :) Es entwickelt sich alles in die richtige Richtung.
Fritz! meint
Naja, es gibt KEINEN Hinweiß darauf, daß Elon Musk sich die Zahlen vom Semi auch nur ansatzweise ausgedacht hat. Bisher hat Tesla IMMER alle technsichen Vorgaben, die sie selbst gemacht haben, eingehalten. Oft sogar besser als angekündigt. Zugegebenerweise manchmal mit leichter Verzögerung.
Aber es spricht doch sehr gegen das technische VErmögen von Daimler, wenn die sich das nicht vorstellen können. Nur, weil Daimler es nicht kann, heißt doch schon lange nicht mehr, daß andere es nicht doch können. Daimler mag bei Verbrenner-Motoren gut sein, aber von E-Motoren und Akkus scheinen sie soviel Ahnung wie von Fischbrötchen oder Klavieren zu haben…
Rainer Zufall meint
Es geht nicht darum wer was nicht kann sondern wer was nicht will/darf mit Rücksicht auf die Bilanzen und Renditen. Nochmal: Tesla ist kein Zauberer, kenne genug deutsche Ingeniere die dort gearbeitet haben, das mal nur vorneweg, weil hier gerne behauptet wird wir hier in D wären zu blöd dafür.
Es bleibt dass Tesla pokert, denn seine Zielwerte für Roadster und den LKW sind mit FeststoffZellen gerechnet, nicht mit aktuell verfügbarer Chemie.
Beim Roadster bleibt, dass man man ab einem gewissen Limit eine Batterie darauf auslegen/definieren muss ob sie nun weiter in Richtung Performance ODER Reichweite optimiert wird, denn selbst bei gleicher Batteriemasse kann man die Batterie dann leider nur auf das eine oder das andere auslegen. Mit ner Batterie die 1000kW drückt wird er keine 600+km Reichweite haben. Im gleichen Auto mit anders aufgebauter Batterie kann er die 600+ km (mit der anversierten Batteriechemie welche aktuell bei weitem keine Serienreife hat und bis dahin vermutlich keine wirtschaftlich attraktive Serienreife, eventuell nicht mal vor Kunde) erreichen, aber keine 1000kW.
Die Leute hier aber lesen diese Werte und hinterfragen nichts. Bei jedem Thema das ihnen nicht in den Kram passt schreien sie „Lügenpresse“ aber wenns der eigenen Ideologie dient, ist alles ungefragt richtig.
Tesla/Musk hat etwas richtig cooles gemacht, nämlich der auf Rendite orientierten und die VKM ewig melkenden Fahrzeugindustrie gezeigt was geht wenn man will und hat sie düppiert, erst recht mit seinen Marketingfähigkeiten.
Das hat aber nichts mit dummen Ingenieuren zu tun, im gegenteil, deutsche Dienstleister und Zulieferer tragen gerade einen nicht vernachlässigbaren Anteil daran dass Tesla eben nicht gegen die Wand fährt.
Wie sehr er auf der Kippe steht merkt man an seinem Umgang mit den Mitarbeitern, an jenen die dort noch arbeiten wie auch jenen die er gekündigt hat. Hätte VW das gemacht wäre hier im Forum der Teufel los gewesen, im Falle Tesla….nichts. Auch sein unterstützen des Themas Strafzölle spricht Bände dass er nach jeden Steigeisen greift das er bekommen kann. Diese persönliche und technische Huldigung ist unverhältnismäßig. Die Leute hier drin benehmen sich teilweise wie kindische Fans von den Backstreet Boys. Blinde Liebe pur :-)