Trotz immer größerem politischen Druck und in Aussicht gestellter staatlicher Förderung wagen bisher weder deutsche noch europäische Autobauer oder Zulieferer den Aufbau eigener Batteriezellproduktionen. Nach dem chinesischen Unternehmen CATL hat dafür nun ein weiterer ausländischer Akkufertiger einen Europa-Standort angekündigt.
Farasis Energy, eigenen Angaben nach einer der weltweit führenden Entwickler und Hersteller von Lithium-Ionen-Batterien, -Modulen und großen Akkusystemen, konnte in einer neuen Finanzierungsrunde über eine Milliarde US-Dollar einsammeln. Mit dem frischen Kapital will das Unternehmen die Expansion seiner internationalen Fertigungsinfrastruktur für Kfz-Batterien beschleunigen – auch in Deutschland.
Im Juli errichtete Farasis Energy ein neues Fertigungszentrum in Zhenjiang, China, mit einer geplanten Jahreskapazität von 20 GWh. Parallel begann das Unternehmen mit dem Bau eines Fertigungszentrums in Europa und eröffnete eine Zweigstelle in Stuttgart. Das neue Werk von Farasis Energy soll ab 2021 große Kfz-Hersteller in Europa beliefern.
„Wir freuen uns sehr, dass wir einen offiziellen Hauptsitz in Europa eröffnen können und sind im Begriff, den endgültigen Standort für ein großes Fertigungswerk für Lithium-Ionen-Zellen, -Module und -Systeme in der Europäischen Union auszuwählen“, erklärte Farasis-Energy-Chef Yu Wang. „Kfz-Hersteller in Europa sind bereits führend in der Entwicklung von Elektrofahrzeugen und batteriebetriebenen Technologien“, ergänzte Technikchef Keith Kepler. „Europa ist das nächste Ziel einer phasenweisen Expansion, damit wir alle unsere Kunden weltweit besser bedienen können.“
Farasis Energy teilte weiter mit, dass „dank der steigenden Nachfrage von Kunden und der soliden Unterstützung seiner Aktionäre“ 2018 und 2019 weitere weltweite Expansionsprojekte angekündigt werden sollen.
nilsbär meint
Stelle mir gerade vor, wie in einigen Jahren ein chinesischer Parteifunktionär bei Yu Wang, dem Chef von Farasis Energy, anruft: Der verehrte Genosse möge doch so zuvorkommend sein und die Bruderfirmen (BYD, Geely, Byton, Chery …) mit Sonderpreisen für die Batteriezellen erfreuen und gleichzeitig die Lieferzeiten für die ausländischen Kunden etwas (oder auch stark) verlängern.
Alles für den großen Plan, die Eroberung der Spitzenposition in der weltweiten Automobilindustrie.
Peter W meint
Unsere Autobauer glauben immer noch fest daran, dass eine Investition in ein Batteriewerk unrentabel ist. Sie wollen ihre Motorenwerke auslasten und rechnen noch mindestens 20 Jahre mit florierenden Absätzen. 5 oder 10 % E-Autos (in erster Linie Plug-ins) reichen für die Flottenverbrauchswerte.
Dass dann bald Andere (Koreaner, Japaner, Chinesen, Tesla) das Geschäft machen scheint kaum vorstellbar. Die Stimmung in der Bevölkerung kann oft sehr schnell kippen. Wenn mal jeder mit einem E-Auto gefahren ist, kann der Wandel sehr schnell gehen. Hochmut kommt vor dem Fall und wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.
Jürgen Kohl meint
Wenn ich sehe, was Elon Musk mit Tesla und der Gigafacory in Nevada geschafft hat, dann müssten sich die europäischen Hersteller so was von schämen. Und die werden ihre Quittung bekommen, und das ist auch richtig!
jpo234 meint
Tesla fertigt auch keine Batteriezellen selbst. Die kaufen sie von Panasonic. Der einzige Unterschied zu den europäischen Herstellern ist, dass Panasonic im gleichen Gebäude sitzt wie Tesla’s Pack-Produktion.
nilsbär meint
Es gibt einen wesentlichen Unterschied: Panasonic ist der einzige Batterielieferant von Tesla. Eine vertrauensvolle Geschäftsbeziehung hat in Japan einen hohen Stellenwert. Niemals würde sich Panasonic von Tesla trennen, nur weil ein anderer Autohersteller 10% mehr bietet für die Zellen. Bei 50% mehr würde Panasonic vielleicht abspringen, aber der Chef würde sich vor Elon Musk verbeugen und sich entschuldigen. Das Gesicht zu verlieren ist für Asiaten besonders schlimm. Wenn VW u. Co. glauben, die asiatischen Zellenproduzenten gegeneinander ausspielen zu können und mal hier, mal da zu kaufen und den Preis dadurch zu drücken, wird das nicht zu belastbaren Geschäftsbeziehungen führen.
Priusfahrer meint
Das ist eine schallende Ohrfeige für die etablierten Konzerne. Recht so!
Das Schlimme daran ist, daß die Akkus dann von unseren KFZ-Erbauern
teuer gekauft werden, und jede verkaufte Zelle die chin. Wirtschaft stärkt.
Nicht nur kein lokaler Umsatz, sondern auch noch zusätzliche Stärkung für
die Konkurrenz. Na toll !
150kW meint
Warum sollen die teuer sein?
In Europa gibt es dann LG, Samsung, SK, CATL, Farasis Energy, Northvolt,.. Und die wollen alle keine Aufträge haben oder sind bereit so hohe Preise zu verlangen das evt. die Konkurrenz den Zuschlag bekommt? Zudem kann man auch wie bisher Zellen aus Asien importieren.
Für die KFZ Hersteller sehe ich da (monetär) nur Vorteile.
Jörg meint
Wenn die aufgezählten Zellenhersteller es so machen, wie unsere Autoindustrie, dann gibt es schnell runde Tische bei denen. Eine „eOPEC“.
DANN können sich alle Käufer warm anziehen.
150kW meint
Die Chinesen, die das koreanische Zell-Geschäft bekämpfen arbeiten plötzlich zusammen? Glaub ich kaum.
BeatThePete meint
Monetär nur wenn Nachfrage <> Angebot , kalkulatorisch werden Mehrkosten die Fabrikbaukosten irgendwann egalisieren.
Über Innovationen oder Technologievorsprung durch eigene R&D in Produktion haben wir noch gar nicht gesprochen.
BeatThePete meint
Oky .. da hat die Forensoftware zeichen und Sätze verschluckt ..
Wenn Nachfrage deutlich geringer als Angebot dann ja.
Wenn Nachfrage deutlich grösser als Angebot, dann fressen Mehrkosten irgendwann Baueinsparungskosten auf, sofern Angebot und Nachfrage sich nicht normalisieren.
jpo234 meint
Eine schallende Ohrfeige für welche Konzerne? In Deutschland gibt’s eigentlich keinen großen Batteriehersteller…
BeatThePete meint
Automobilhersteller!
Die Batterie ist der „Motor“ des EAutos.
Das ist so als wenn heute Audi, VW & Co ihre Motoren alle von BMW beziehen würden ;)
Fotolaborbär meint
Nein der Motor ist der Motor. Die Batterie ist der Energie Lieferant. So ähnlich wie Benzin oder Diesel. Ich habe noch immer nicht gehört, dass die Ölprinzen Zellfertigung anstreben oder in PV und Wind einsteigen.
Leotronik meint
US Unternehmen mit chinesischer Führung. Die Asiaten sind doch viel engagierter. In Allem.
MiguelS NL meint
Gute Nachricht!