Stellantis, Anfang des Jahres aus der Fusion der Autogruppen Fiat Chrysler und PSA hervorgegangen, intensiviert mit Milliardeninvestitionen seine Elektrifizierung. Die beim „EV Day 2021“ vorgestellte Strategie des weltweit viertgrößten Automobilherstellers sehe „aufregende, in ihrer Klasse führende Fahrzeuge für die ikonischen Marken des Unternehmens“ vor. Man werde internes Know-how, Partnerschaften und Joint Ventures nutzen, um fortschrittliche Technologie zu erschwinglichen Preisen zu liefern.
„Der Kunde steht bei Stellantis stets im Mittelpunkt. Mit diesem Investitionsplan von mehr als 30 Milliarden Euro geht unser Bekenntnis einher, ikonische Fahrzeuge anzubieten, die sich mit Blick auf Performance, Funktionalität, Stil, Komfort und elektrischer Reichweite nahtlos in den Alltag unserer Kunden einfügen“, sagte Stellantis-Chef Carlos Tavares. „Die heute hier vorgestellte Strategie lenkt die richtige Investitionssumme auf die richtige Technologie, um den Markt zur richtigen Zeit zu erreichen und sicherzustellen, dass Stellantis die Freiheit der Mobilität auf die effizienteste, erschwinglichste und nachhaltigste Art und Weise ermöglicht.“
Stellantis beabsichtigt, Marktführer bei emissionsarmen Fahrzeugen (Low Emission Vehicels, kurz LEV) zu werden. Bis 2030 soll der LEV-Mix des Unternehmens für Pkw in Europa auf über 70 Prozent wachsen. Bei elektrischen Nutzfahrzeugen will Stellantis Weltmarktführer sein. Die Beschaffungsstrategie für E-Fahrzeug-Batterien sieht dazu vor, bis 2025 Kapazitäten von über 130 Gigawattstunden (GWh) und bis 2030 mehr als 260 GWh zu sichern. Die Nachfrage nach Energiespeichern und Komponenten für E-Fahrzeuge soll mit insgesamt fünf Großfabriken in Europa und Nordamerika gedeckt werden, ergänzt durch zusätzliche Lieferverträge und Partnerschaften.
Weiter heißt es: „Zusätzlich zu den Beschaffungsstrategien werden das technische Know-how von Stellantis und Synergien in der Fertigung die Kosten für Batterien reduzieren. Die Kosten für Batterie-Packs von Elektrofahrzeugen sollen von 2020 bis 2024 um über 40 Prozent und bis 2030 um weitere 20 Prozent gesenkt werden. Alle Aspekte des Batterie-Packs spielen eine Rolle bei der Kostensenkung – Optimierung des Gesamtpacks, Vereinfachung des Formats der Module, Vergrößerung der Batteriezellen und Verbesserung der Batteriechemie.“ Stellantis betonte, die Nutzung von Batterien durch Reparatur, Wiederaufbereitung, Second-Life-Nutzung und Recycling maximieren sowie ein nachhaltiges System aufbauen zu wollen, das Kundenbedürfnisse und Umweltbelange in den Vordergrund stellt.
Alle Marken werden elektrifiziert
Bis 2026 will Stellantis die Gesamtbetriebskosten für Elektroautos denen von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor angleichen. Alle 14 Marken des Unternehmens sollen „erstklassige“ elektrifizierte Lösungen anbieten und dies so tun, „dass die DNA der jeweiligen Marke gestärkt wird“. Neue Claims sollen die zukünftige Ausrichtung vorwegnehmen:
- Abarth – „Heating Up People, But Not the Planet“
- Alfa Romeo – 2024 wird Alfa Romeo zu „Alfa e-Romeo““
- Chrysler – „Clean Technology for a New Generation of Families“
- Citroën – „Citroën Electric: Well-Being for All!“
- Dodge – „Tear up the streets… But Not the Planet“
- DS Automobiles – „The Art of Travel, Magnified“
- Fiat – „It’s Only Green When It’s Green for All“
- Jeep – „Zero Emission Freedom“
- Lancia – „The Most Elegant Way to Protect the Planet“
- Maserati – „The Best in Performance Luxury, Electrified“
- Opel/Vauxhall – „Green is the New Cool“
- Peugeot – „Turning Sustainable Mobility into Quality Time“
- Ram – „Built to Serve a Sustainable Planet“
- Nutzfahrzeuge – „The Global Leader in e-Commercial Vehicles“
Reichweite und schnelles Laden seien der Schlüssel für eine breite Verbraucherakzeptanz von Batterie-Elektroautos, so Stellantis. Der Konzern stelle sich dieser Herausforderung mit Modellen, die Reichweiten von 500 bis 800 Kilometern und eine Schnellladefähigkeit von 32 Kilometern pro Minute liefern werden. Flankierend seien eine breite Palette von Lösungen für Privat-, Geschäfts- und Flottenkunden zur Vereinfachung der Fahrzeugnutzung geplant. Hierzu zählten die Bereitstellung von intelligenten Ladeangeboten aus grünen Energiequellen, die Nutzung bestehender Partnerschaften zum Ausbau von Lademöglichkeiten und die Beschleunigung der Smart-Grid-Nutzung.
Vier Plattformen mit Batterie-Fokus
Das Rückgrat der elektrifizierten Fahrzeuge der Stellantis-Marken bilden vier auf Batterie-Antrieb zentrierte Plattformen. Dazu der Konzern: „Die Plattformen wurden mit einem hohen Maß an Flexibilität (Länge und Breite) und unter gemeinsamer Nutzung von Komponenten konzipiert und bieten Größenvorteile, da jede einzelne von ihnen die Produktion von bis zu zwei Millionen Einheiten pro Jahr unterstützen kann.“ Die vier Plattformen sind:
- STLA Small mit einer Reichweite von bis zu 500 Kilometern
- STLA Medium mit einer Reichweite von bis zu 700 Kilometern
- STLA Large mit einer Reichweite von bis zu 800 Kilometern
- STLA Frame mit einer Reichweite von bis zu 800 Kilometern
Der Antrieb umfasst eine Familie von drei elektrischen Antriebsmodulen (EDM), die Motor, Getriebe und Inverter kombinieren. Diese EDM sind laut Stellantis kompakt, flexibel und lassen sich leicht skalieren. Sie können für Front-, Heck- und Allradantrieb sowie für 4xe (Plug-in-Hybrid) konfiguriert werden. Die Kombination von Plattformen, EDM und Batteriepaketen mit hoher Energiedichte soll „Fahrzeuge mit klassenbester Leistung in Bezug auf Effizienz, Reichweite und Ladung liefern“.
Ein Programm von Hardware-Upgrades und „Over-the-Air“-Software-Updates soll die Lebensdauer der Plattformen bis weit in das nächste Jahrzehnt hinein verlängern. Stellantis will Software und Steuerungen betriebsintern entwickeln, „um die einzigartigen Eigenschaften jeder Marke zu erhalten“.
Batteriesysteme will Stellantis für eine Vielzahl von Fahrzeugen individuell aufbauen – von kleineren Stadtautos bis hin zu energiedichten Packs für Hochleistungsfahrzeuge und Trucks. Bis 2024 ist der Einsatz von zwei Batteriechemien geplant, um verschiedene Kundenanforderungen zu unterstützen: eine Option mit hoher Energiedichte und eine kobaltfreie Nickel-Alternative. Bis 2026 soll die erste wettbewerbsfähige Festkörper-Batterie eingeführt werden.
Stellantis „im vollen Umsetzungsmodus“
„Unsere Elektrifizierungs-Reise ist möglicherweise der wichtigste Grundstein, den wir legen müssen, um – nur sechs Monate nach der Entstehung des Unternehmens – mit der Enthüllung der Zukunft von Stellantis zu beginnen. Heute befindet sich das gesamte Unternehmen im vollen Umsetzungsmodus, um die Erwartungen aller Kunden zu übertreffen. So beschleunigen wir unsere Rolle bei der Neudefinition der Art und Weise, wie sich die Welt fortbewegt“, so Tavares abschließend. „Wir haben die Größe, die Fähigkeiten, den Willen und die Nachhaltigkeit, um zweistellige angepasste operative Margen zu erzielen, die Branche mit Benchmark-Effizienz anzuführen und elektrifizierte Fahrzeuge zu liefern, die Leidenschaft entfachen.“