Rennboliden mit Elektropower: Ab 2014 soll eine Formel-E-Serie als ökologische Version der Formel 1 starten. Mit Rio de Janeiro und Rom stehen die ersten Rennstrecken bereits fest, knapp 15 weitere Städte bewarben sich ebenfalls aus Austragungsort. Die Elektrorenner werden wohl nicht lautlos über die Pisten breschen: Laut dem spanischen Formel-E-Promoter Alejandro Agag sollen sie wie futuristische Kampfjets klingen.
Formel-1-Teams zeigen Interesse
Langsam konkretisieren sich die ehrgeizigen Pläne für die neue Rennserie Formel E. An etwa zehn Rennwochenenden sollen die Rennen stattfinden, zehn Teams könnten dabei mit je zwei Fahrern antreten. Das erste Team steht schon fest: Der Rennstall Drayson Racing des ehemaligen englischen Wissenschaftsministers Lord Paul Drayson. Da schon längere Zeit Verbindungen zur Formel 1 bestehen, könnten auch Rennställe aus der Königsklasse des Motorsports teilnehmen. Laut Agag wird derzeit mit mindestens zwei Formel-1-Teams verhandelt.
Einer der größten Fans der kommenden Elektro-Rennserie ist ein langjähriger Funktionär der Formel 1 – Jean Todt, der Vorsitzende des Automobilweltverbandes FIA. Er bezeichnet die Formel E als visionäre und gleichberechtigte Rennserie neben der Formel 1:
„Diese spektakuläre Serie wird sowohl Unterhaltung als auch eine neue Gelegenheit bieten, die Werte der FIA wie saubere Energie, Mobilität und Nachhaltigkeit mit einer breiten Öffentlichkeit zu teilen“
Die Hochgeschwindigkeitsmeisterschaft wird von der FIA, die als Initiator der Formel E gilt, finanziert werden. Der Geschäftsführer der Formel-E-Holding, Agag, schreibt dem alternativen Rennzirkus entscheidenden Einfluss auf die Popularität der Elektromobilität zu und hofft darauf, dass 2014 die ersten Rennen in den Metropolen der Welt stattfinden können:
„Die Leute sollen Elektroautos als sichtbare Lösung für ihr Leben präsentiert bekommen.“
Das wäre das Besondere an der Formel E: Die Rennen sollen nicht auf herkömmlichen Rennstrecken ausgetragen werden, sondern mitten in den Städten, wie beispielsweise das Formel-1-Rennen in Monaco. In dem kleinen Fürstentum am Mittelmeer soll es auch schon Pläne für ein Formel-E-Rennen geben.
Erlebnis Formel E
Die Formel E wird so oder so zum Erlebnis. Da die Motorengeräusche viel leiser sein werden, nehmen die Zuschauer eine nie erlebte Akustik wahr und hören auch Wind- und Reifengeräusche. In der Formel 1 werden diese von den dröhnenden Motoren deutlich übertönt.
Aus einer Not macht die Formel E eine Tugend: Da die Elektroboliden, deren elektrische Antriebe von McLaren stammen, wie auch die alltäglichen Elektrofahrzeuge ein Reichweitenproblem haben und die geplante Renndistanz selbst vollgeladen nicht absolvieren können, drohen der Elektro-Rennserie Einbußen bei der Vermarktung. Das soll mit einem spektakulären Rennrhythmus und Fahrzeugwechseln umgangen werden.
Jeder Fahrer der Formel E wird über zwei Fahrzeuge verfügen. Nach etwa 25 Minuten, wenn sich die Akkuleistung dem Ende neigt, steht der erste Boxenstopp an. Schnell wechselt der Fahrer in das vollgeladene Fahrzeug, fährt den zweiten Wagen wieder 25 Minuten und steigt dann nochmals in das erste Fahrzeug, dessen Akku bis dahin wieder zur Hälfte für zehn weitere Rennminuten aufgeladen sein soll. So ist eine Renndistanz von einer Stunde angedacht. Reifenwechsel soll es bei den Rennen nicht geben.
Von 0 auf 100 in drei Sekunden
Spannung ist vorprogrammiert, denn selten hatte eine Rennserie so ähnliche Voraussetzungen für alle Teilnehmer. Alle Fahrer fahren das gleiche Fahrzeugmodell, das von der Formel-E-Holding gestellt wird. Im Gegenzug profitiert diese teilweise von den Sponsorengeldern. Die Teams haben zwar noch nicht genauer definierte Spielräume für Modifikationen bei den McLaren-Motoren und den Batterien, Chassis und Aerodynamik dürfen jedoch nicht verändert werden.
Als Basis für das Fahrzeug ist der französische Elektro-Monoposto Formulec EF 01 im Gespräch. Die Fahrleistungen des Protoypen können sich sehen lassen. In drei Sekunden beschleunigt er auf 100 km/h. Und erst bei 250 km/h ist Schluss.
Wie wird die erste Formel-E-Saison beginnen? Welche Fahrer mit welchen Teams in welchen Städten antreten werden, ist noch unklar. Doch bei den Austragungsorten scheint der Veranstalter mehr Gewissheit zu haben. Promoter Agag gab bekannt, dass neben den Rennen in Rio und Rom auch zwei großen US-Metropolen auf dem Plan stehen. Auch mit Berlin, Hongkong, Shanghai, Peking, Mumbai, Sydney, Kapstadt, Moskau und Mexico City soll es erste Gespräche gegeben haben.
Auch wer in den Elektroboliden seine Runden drehen wird, ist noch nicht entschieden. Es gilt als möglich, dass ehemalige Topfahrer in der Formel E stilvoll ihre Karriere ausklingen lassen könnten und nebenbei Werbung für die ökologische Sache machen. Promoter Agag bemüht sich dennoch, auch junge Talente zu gewinnen:
“Wir denken, dass die Sportler dies als gute Karrieremöglichkeit sehen, wenn sie einmal einen bestimmten Punkt erreicht haben.”
Für viele potenzielle Formel-E-Teams dürfte vor allem der finanzielle Aspekt interessant sein. Eine Saison mit einem Formel-1-Rennwagen kostet einen Rennstall derzeit etwa 190 Millionen US-Dollar. Ersten Schätzungen nach wird eine Formel-E-Saison bereits mit etwa fünf Millionen US-Dollar zu Stemmen sein.