Trendforscher Lars Thomsen vergleicht den Wandel der Autoindustrie von konventionellen Antrieben hin zum Elektroauto mit einer Pfanne voll Mais auf offener Flamme. Lange passiert nichts, doch sobald das Öl eine Temperatur von 163 Grad erreicht, geht alles ganz schnell: der Mais ploppt plötzlich zu Popcorn auf.
Das erste Maiskorn und der Beginn einer unumkehrbaren Trendwende, so der Zukunftsforscher, sei der Erfolg von Tesla, wie WirtschaftsWoche Green berichtet. In Nordamerika verkauft Tesla im Luxus-Segment mehr Autos als die Konkurrenz. Mehr als 10.000 Elektroautos der Marke wurden dort im ersten Halbjahr 2013 verkauft. Zum Vergleich: Mercedes verkaufte nur etwa 6000 Modelle der S-Klasse, Audi nur 3600 Exemplare des A8. Und auch in Norwegen steht Tesla mittlerweile an der Spitze der Neuzulassungen, noch vor dem VW Golf.
„Die Automobilindustrie verändert sich derzeit mehr als in den vergangenen 50 Jahren“, sagt Thomsen, der sich darauf spezialisiert hat, sogenannte Tipping-Points vorherzusagen. Also Punkte, an denen sich komplette Industriezweige nachhaltig verändern. Verschlafen Konzerne einen Tipping-Point, kann dies ihr Aus bedeuten: Das ließ sich zum Beispiel auf dem Handymarkt bei Nokia beobachten, oder an Pleiten deutscher Fernsehhersteller, die den Trend zum Flachbildschirm verpassten. Oder beim analogen Photo-Riesen Kodak, der durch digitale Fotografie überflüssig wurde.
Die Skepsis von heute ist die Pleite von morgen
„Viele Industrien haben sich in der Vergangenheit eingeredet, dass sich eine Technologie nie durchsetzt, die Konsumenten sie nicht wollen und man unanfechtbar ist“, sagt Thomsen. Doch die Skepsis von heute könne sehr schnell die Pleite von morgen bedeuten, sagt der Trendforscher und zieht Parallelen zur Autoindustrie.
„Bereits 2016 wird die Nachfrage nach Verbrennungsmotoren massiv zurückgehen“, prophezeit Thomsen. Denn dann seien wesentliche Probleme der Stromer – der hohe Preis und die verringerte Reichweite – ausgeräumt; dank technologischem Fortschritt und fallender Preise.
Eine Batterie könnte 2016 nur noch 120 Dollar pro Kilowattstunde kosten. Tesla verbaut derzeit noch zu einem Preis von 200 Dollar, was sich bei einer 60-kWh-Batterie schnell auf Mehrkosten von fast 5000 Dollar summiert. Außerdem gebe es 2016 deutlich mehr Ladestationen für Elektroautos. Tesla beginnt gerade, erste Supercharger in Deutschland aufzustellen und auch BMW baut Stromtankstellen entlang der Autobahnen.
Ein konventioneller Antrieb hätte spätestens 2016, so Thomsen, keine Vorteile mehr.
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