Während die großen und etablierten Autohersteller sich gegenseitig nur hinter vorgehaltener Hand kritisieren, werden Automobil-Startups von ihnen meist recht schnell und deutlich als technisch unerfahren, stümperhaft oder gar chancenlos hingestellt.
Wenig überraschend war daher auch der vor wenigen Monaten von Audi veröffentlichte Blog-Eintrag mit der (frei übersetzten) Überschrift “So toll ist Tesla auch wieder nicht”.
Ausschlaggebend für die ungewöhnlich direkte öffentliche Kritik des deutschen Premiumherstellers an Tesla Motors waren Berichte, dass deren Elektrolimousine Model S in den USA die Fahrzeuge der deutschen Premiummarke bei den Verkaufszahlen zeitweise überholt hatte. Die VW-Tochter schrieb unter anderem:
“Tesla muss erst noch beweisen, dass sie mit einem einzigen Produkt, das sich zudem die meisten Autokäufer gar nicht leisten können, dauerhaft profitabel bleiben können. Auch besteht die Frage, ob sie ihre Auftragsbücher voll halten können und ob die Anzahl der Käufer von Elektroautomobilen nicht doch eingeschränkt ist.”
In einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin Bloomberg zeigte sich der Audi-Top-Manager in den USA, Scott Keogh, nun versöhnlich und nannte Tesla sogar „cool“. Das „Stadtgespräch“ sei der kalifornische Elektroautohersteller gab Keogh zu.
Er lobte Tesla sogar noch weiter und gestand dem von Elon Musk geführten Unternehmen zu, mittlerweile ein ernstzunehmender Wettbewerber im Premiumsektor für Audi zu sein. Besonders den Willen zur Innovation sieht der Audi-Top-Manager als wichtige Lehre aus dem steilen Aufstieg Teslas an:
„Was die Branche insgesamt von ihnen (Tesla, Anm. d. Redaktion) lernen kann, ist Innovationen zu fördern, nicht aufzuhören neue Herausforderungen zu suchen.“
Doch nicht nur Lob hat Audi für die Kalifornier übrig, Teslas Vertriebsstrategie mit Umgehung bestehender Händlernetzwerke stößt auf Ablehnung. Hintergrund: Tesla ist überzeugt, dass etablierte Händler nicht ausreichen motiviert seien, ihren Kunden Elektroautos als Alternative zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor anzubieten und möchte daher seine Produkte exklusiv über eigene Händlerstandorte anbieten.
Keogh erklärte, dass er die persönliche Verbindung, die seiner Meinung nach nur ein örtlich ansässiger und meist seit Jahren in der Gemeinde verwurzelter Händler anbieten könne, für einen sehr wichtigen und vorteilhaften Aspekt beim Autokauf halte.
Audis Elektroauto lässt auf sich warten
Ob Audi aufgrund des Erfolgs von Tesla nun doch schneller als geplant einen rein elektrischen Pkw auf den Markt bringen wird, verriet der Audi-Manager leider nicht. Während der Ingolstädter Autohersteller über die Jahre diverse interessante Hybrid- und Elektroauto-Konzepte vorgestellt hat, scheint der Dieselmotor nach wie vor Priorität für das Unternehmen zu haben.
Damit bleibt der 2014 kommende Audi A3 e-tron wohl vorerst der einzige Plug-in-Hybrid in Serienfertigung aus dem Hause Audi.
Hilarius meint
Audis „Vorsprung durch Technik“ beschränkt sich noch auf die Spaltmaße beim Autobau und die Materialauswahl bei der Ausstattung.
Seit Quattro und TDI hat sich die letzten -zig Jahre nichts mehr getan.
Die Chance, mit der bei der letzten Olympiade vorgestellten e-tron-Technologie Vorreiter zu werden, haben die Ingolstädter gründlich versaut – da war sogar Opel innovativer und mutiger!
Mein nächstes Fahrzeug wird ein Elektroauto – ev. auch mit RangeExtender.
Auf keinen Fall aber ein Audi – egal wie effektiv die Lüftungsdüsen dann arbeiten.
ecomento.de meint
Einige Ideen und Konzepte der e-tron-Reihe sahen wirklich vielversprechend aus. Wahrscheinlich hat intern aber zu lange der Mut zu erneuter Innovation und Umsetzung gefehlt und man muss jetzt Schadensbegrenzung leisten…
VG
ecomento.de
Martin Glaubitz meint
Es ist gerade das Gesamtkonzept, das Tesla so erfolgreich macht. Nicht nur ein Alleinstellungsmerkmal wie die grosse Reichweite, sondern zudem noch das erste Elektroauto, das ein wirklich chices Design hat, das nicht ein Kleinwagen ist, sondern in der Oberliga spielt, das das Konzept zu Ende denkt und ein Netzwerk von Ladestationen anbietet, so dass man in Zukunft nicht mehr zu Tankstellen muss (ausser um sich selbst etwas zu Trinken zu kaufen), sehr viel weniger zu Werkstätten muss, weil kein Motor einen Ölwechsel, kein Getriebe und kein Abgassystem eine Wartung brauchen, und dass man auch ohne Zwischenhändler auskommt, sondern auch das Auto im Onlinehandel angekommen ist und dieses Auto vor die eigene Haustüre ausgeliefert wird und über eine Onlineverbindung aktualisiert und gewartet werden kann, alles das ist neu und macht das Gesamtkonzept so reizvoll. Die Kunden lieben genau das alles und deswegen ist der Wagen so erfolgreich, denn wer dieses Konzept erst ein mal vollständig realisiert hat und bei dem es dann „klick“ macht, der will dieses Auto einfach nur noch haben und fängt an sich zu überlegen, wie er die finanziellen Mittel locker machen kann.
ecomento.de meint
Zu schön um wahr zu sein – das haben wir eigentlich die letzten Monate immer wieder gedacht, wenn neue Meldungen von Tesla veröffentlicht wurden. Mittlerweile muss man/will man aber davon ausgehen, dass das Unternehmen tatsächlich die richtige Strategie gefunden hat, um langfristig erfolgreich zu bleiben.
VG
ecomento.de
Starkstrompilot meint
Ja Audi, habt Ihr tatsächlich gedacht, dass eine Technologie, die auf einer endlichen Energiequelle aufbaut und diese auch noch verheerend schlecht nutzt, sich nie ändert? Das ist nicht Euer Ernst. Es ist immerhin gut, dass Ihr das jetzt bemerkt habt. Man kann ja auch nicht jedem Trendchen hinterherrennen. Bisher, als man als Hersteller so unter sich war, lief das mit der Blockade neuer Techniken ja auch ganz gut. Man hat was ausprobiert, ein paar Prototypen hergestellt, aber so richtig ernst hat man es nie gemeint.
Jetzt jedoch ist ein neuer Player aufgetaucht. Der meint es ernst, ist keine Hinterhofklitsche mehr und wartet auch nicht mehr auf staatliche Subventionen bei irgendwelchen neuen Treibstoffnetzen oder kommt mit sonstigen Ausreden wieso diese tolle neue Technik jetzt doch nicht etabliert werden kann.
Es ist aller höchste Eisenbahn, sonst macht Ihr den Nokia. Und Euer Mutterkonzern wird Euch nicht fangen können. Der macht das Gleiche, wenn er weiterhin so halbherzig mitspielt.
Und stampft endlich Eure Hybriden ein. Das geht an alle. Wie man sieht, geht’s doch auch ohne Verbrenner. Macht es doch diesmal gleich richtig, nachdem Ihr jetzt über 100 Jahre auf einer Übergangstechnologie rumgeritten seid.
Haltet Euch ran
Euer Starkstrompilot
ecomento.de meint
Der Nokia-Vergleich ist gut – erschreckend, aber gut! Hoffen wir für Deutschland (und VW), dass Piëch noch ein paar frische Ideen auf Lager hat. Wie man hört, hat er sich mittlerweile ein Tesla Model S zur näheren Betrachtung auf den Hof stellen lassen…
VG
ecomento.de