US-Elektroautobauer Tesla hat es im Mutterland des Automobils nicht leicht: Mindestens 1000 Model S pro Monat wollte Firmenchef Elon Musk in Deutschland eigentlich an den Mann bringen. Aber leider wurden es im ganzen Jahr 2014 nur knapp mehr als 800.
Tesla ist noch lange nicht da, wo es sein wollte, schreibt das manager magazin online. „Es hat länger gedauert, ein eigenes, direktes Vertriebssystem zu etablieren, als wir es uns gewünscht haben“, räumt Tesla-Deutschland-Chef Philipp Schröder dem Magazin zufolge ein. „Wir sehen aber nach wie vor das Potenzial für den deutschen Markt von 1000 Autos im Monat“, sagt Schröder.
Besonders schwer sei es, so Schröder, den Flottenmarkt zu erobern, der von Mercedes, Volkswagen und BMW dominiert sei. Immerhin gebe es erste kleine Erfolge zu vermelden: So sei Tesla in der Führungsetage von Lidl stark vertreten, mit zahlreichen Dax-Firmen gebe es bereits Rahmenvereinbarungen für den Kauf von Dienstwagen.
In anderen europäischen Ländern allerdings sehe es ganz anders aus, so manager magazin online: „In den Niederlanden, in Norwegen und Dänemark hat der Elektroautobauer 2014 die deutschen Luxusmarken auf die Plätze verwiesen. So wunden In Holland in den ersten drei Quartalen des abgelaufenen Jahres 956 Model S zugelassen, aber nur 294 S-Klassen.“ Und im Heimatland des Model S liegt Tesla in der Oberklasse schon seit 2013 vor der deutschen Konkurrenz.
An Teslas bisher „bescheidenen Verkaufszahlen“ in Deutschland sei auch die „zaghafte Politik der Bundesregierung in Sachen E-Mobilität“ nicht ganz unschuldig, zitiert das Magazin den Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer, der auf die Bundeskanzlerin verweise: „Das liegt an Frau Merkel“.
Denn in den Ländern, in denen das Model S der deutschen Konkurrenz Paroli bieten kann, fördert der Staat Elektromobilität großzügig.
smartadvisor meint
Das Problem für Tesla in Deutschland zeigt sich in der einseitigen und unsachlichen Berichterstattung von auto-motor-sport in 2014 und von den Stuttgarter Nachrichten beim Dienstwagen von Frau Nicola Schelling. Tesla ist ein Tabubruch! Es gibt anscheinend eine Art Selbstzensur in der Presse, was deutsche Autos betrifft. Dazu kommt das ungeschriebene Gesetz in der Medienlandschaft „wes Brot ich ess, des Lied ich sing“, auch das hat Tesla unterschätzt, da hilft es ein paar Jahre lang jede Woche Anzeigen und Fachartikel zu platzieren. Der technische Vorsprung ist dagegen drittrangig. Aber Nokia wurde ja auch nicht auf dem heimischen Markt zuerst abgestraft, da kann sich Tesla ruhig auf weniger verfilzte und geschützte Märkte konzentrieren, bevor die Marke, vielleicht mit einem Werk in Deutschlan, auch hier erfolg hat.
Gegendenstrom meint
Nicht Tesla „schwächelt“, sondern Deutschland
Die Verhinderer lassen Güssen: deutsche Autoindustrie, Mineralölindustrie
Die korumpierte Deutsche Regierumg
Dr.M. meint
Es kommt halt drauf an, was man mit dem Auto machen will:
Wer ohne Zwischenstop über 1000 km Autobahn fahren will, der kauft eben einen Diesel. Wer aber eher ein Auto für mittlere Strecken braucht, das viel Platz und geringe Fahrtkosten bietet, der wird mit dem Model S schon eher glücklich werden. Und das dürften vor allem Privatkunden sein, bei deren üblichem Streckenprofil sind Elektroautos wie der Tesla ideal. Und wenn es mal in Ferien geht, dann hat man auch Zeit um mal am Supercharger Pause zu machen – dafür ist das ja auch kostenlos. Die Zeit haben Geschäftsreisende eher nicht – auch wenn diese das macnhmal auch nur meinen.
Das Gesamtangebot von Tesla mit der achtjährigen Garantie und den Superchargern ist sehr gut und für das Gebotene ist das Model S auch nicht zu teuer – aber es ist halt noch immer ein Haufen Geld, selbst wenn das Benzin nicht so billig wäre wie im Moment, rechnet sich die Sache rein wirtschaftlich – leider – nicht wirklich.
Zumindest in meinem Bekanntenkreis scheitert es bei den allermeisten ganz schlicht am nötigen Kleingeld und nicht an der Frage, ob das Model S jetzt nun zuverlässig ist oder nicht oder auch geladen werden kann. Alle, die das Auto mal gefahren sind, sind begeistert – wenn da nicht das berühmte Problem des „the price tag“ wäre, dann hätten viele schon eines.
Die Ankündigung von Elon Musk von vor einem Jahr mit den Absatzzahlen für Deutschland hielt ich schon damals für etwas sehr hochgegriffen – Deutschland ist ein extrem schwieriger Markt, das haben ja auch GM mit Opel und Saab aber auch WalMart feststellen müssen. Und gerade bei Autos, tja, Tesla ist ein Newcomer aus den USA – und US-Autos haben nun einmal keinen besonders guten Ruf, den muss sich Tesla erst aufbauen.
Da das Model S für die allermeisten schlicht zu teuer ist, warten alle auf das Model 3 – aber wenn sich das auch so verzögert wie das Model X, dann dürfte Tesla ein wirkliches Problem – auch mit seinen Aktionären – bekommen, weil die Konkurrenz ja langsam aufwacht. Und einfach zu sagen: Jedes Elektroauto ist prima, egal von wem es kommt, Teslas Aufgabe also nur als Katalysator auf diesem Weg zur Elektromobilität zu sehen und nach Erreichen des Ziels den Laden dann zuzumachen, das wäre ja schon etwas schade – und für potentielle Kunden abschreckend, denn was hat man dann von seinen acht Jahren Garantie?
Anstelle von Tesla würde ich meine Energie weniger in sicher schicke, aber nicht wirklich zwingend erforderliche und anscheinend technisch schwer umzusetzende Falcon Wing Doors beim Model X als vielmehr in das Model 3 und die dafür erforderliche Gigafactory stecken, dass dieses besser morgen als übermorgen zu den angekündigten Preisen auf den Markt kommt. Auch eine baldige Vorstellung eines Prototypen des Model 3 wäre sicher strategisch nicht ungünstig.
Die in DE praktisch fehlende Förderung – gut, das ist ein Problem, klar, eine Art Abwrackprämie beim Kauf eines E-Autos wie 2008 bei alten Verbrennern wäre was (vgl. z.B. im Tessin in der Schweiz, dort gibt es angeblich was um die 5’000.– CHF), aber so wirklich rettet das auch nichts; auch ein Erlass der 19% MwSt hilft nur Privatkunden und im Preissegment des Model S sind es eben eher gewerbliche Käufer. Das zeigen ja auch die Zulassungen vergleichbarer BWM, Audi und Mercedes-Modelle. Da das Model X preislich wohl noch etwas über dem Model S liegen soll, dürfte sich da auch Ende 2015 mit dessen Markteinführung kaum etwas ändern – zumindest bei Privatkunden.
Es bleibt da nur eins: Her mit dem Model 3, aber vor der Inbetriebnahme der Gigafactory wird das wohl nichts werden. Und wenn der Euro weiter so fällt gegenüber dem Dollar, dann sollte Tesla die Produktion des Model 3 gleich nach DE verlegen, sonst wird der Preisvorteil durch die Gigafactory wieder vom Wechselkurs aufgefressen – siehe die Preiserhöhungen beim Model S aus genau diesem Grund.
Tom meint
Die Falcon Wing Türen sollen wohl nicht die Hauptursache bei den Verzögerungen des Model X sein. Tesla sagt auch selber, dass das Model X bzw. ein schnellstmögliches einführen des Model X nicht unbedingt strategisch notwendig ist. Strategisch notwendig ist die Gigafactory, und damit sieht es eigentlich bislang sehr gut aus. Die Vorstellung des Model 3 ist für 2015 angekündigt, hoffentlich bleibt es dabei…